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Hallo
Ich habe mich in letzter Zeit sehr viel mit den psychologischen Hintergründen meiner Bulimie beschäftigt und ein bestimmter, oder auffallender Punkt bei dem Genesungsweg in der Bulimie ist, dass man schon fast wieder komplett normal essen kann, auch nach Plan und Vorgaben. Jedoch manchmal, isst man nur etwas mehr von dem was auf dem "Plan steht" ( in einer Therapie bekommt man zb. solche Essenspläne mit Mengenangaben ect.) und man denkt " Oh Gott, das war jetzt etwas zu viel, ich muss es wieder los werden, also esse ich dann doch noch etwas mehr, damit sich das "kotzen" wenigstens lohnt."
Warum ist das so ? Ich verstehe das nicht. Alles ist gut, keine Angstgefühle beim essen, nichts schlimmes passiert, aber sobald man/ ich über diesen bestimmten Punkt hinaus gegessen habe beginnt man sich zu strafen und alles ist auf einmal egal. Geht es hier vielleicht jemandem ähnlich ?

Klingt für mich absolut logisch und nachvollziehbar:

a) auch wenn man "normal" ist (und meiner Meinung nach ist nach Plan essen absolut noch nicht normal..), ist man ja lang noch nicht gesund!
b) das ist das typische bulimische Verhalten, das sich schon lange Zeit bei einem eingeschlichen hat: "oh Gott, ich werd zunehmen, fett und hässlich sein. Ich muss kotzen gehen. Aber wenn ich das eh schon beschlossen habe, dann kommt's eh nicht mehr drauf an und ich kann mal wieder so richtig zulangen. Auf den Hüften landet's eh nicht."


Du sprichst ja scheinbar aus eigener Erfahrung.
Für mich klingt es so, als wärst du noch sehr sehr weit am Anfang der Genesung.
Wie oft "passiert" dir denn sowas?
Geh's Schritt für Schritt an, übereil es nicht!

kenne Planessen nur aus der Klinik zum Zunehmen ..
wie sieht das denn aus?
deine Therapeutin hat dir gesagt wieviel kalorien du essen darfst/musst , bei Hauptmahlzeiten und Zwischenmahlzeiten?
dann bist du doch "wieder" nur am Rechnen

ja, ich kenne das auch sehr gut. eigentlich hab ich dieses gefühl bei jeder fressattacke. wenn sich in mir die erkenntnis breit macht, dass ich zu viel gegessen habe, dann esse ich noch was und dann gibts kein halten mehr. ich esse immer schneller und schlinge alles in mich hinein, süßigkeiten und lebensmittel, die ich mir sonst normal nicht erlaube. immerhin weiß ich dann schon, dass es sowieso wieder raus muss, da kann ich es mit weit weniger schlechtem gewissen essen, als wenn ich mir es nur so einmal gönne und es drin lasse.

bei jeder fressattacke bin ich wieder verwundert über diese denkensweise, aber sie gehört einfach schon dazu.

Also der Essplan besteht aus Bausteinen. Man darf eine bestimmte Menge an Bausteinen täglich zu sich nehmen, also haben verschiedene Lebensmittel eine bestimmte Anzahl von Bausteinen. (Komplizierter Satz ) Meine Therapie ist schon einige Zeit her, aber wie das oft der Fall ist war sie nicht auf Dauer erfolgreich. Deshalb esse ich im Moment wieder nach diesem Plan. es hilft mir eigentlich ziemlich gut, nur ich ärgere mich immer wenn dieser "Zeitpunkt" erreicht ist und ich denke "oh, jetzt war es etwas zu viel des guten, ich muss es los werden" In meiner Therapie sagte man mir das es bei der Bulimie verschiedene Heilungsphasen gibt. Wenn man sich schon größtenteils an seinen Plan halten kann ohne zu erbrechen befindet man sich in der Genesungsstufe 4-5. das manchmal noch Rückfälle passieren können ist kein Beinbruch. Es kommt darauf an wie man damit umgeht.
Man kann sich reinsteigern und es immer wieder tun oder man sagt sich, ok, es ist zwar echt sch***, aber gut, Rückfälle gehören nun mal dazu, beim nächsten mal ändere ich etwas oder versuche es anders zu machen. Ich hasse diesen Punkt an dem man denkt "ach, jetzt ist es eh egal, ich stopfe mich einfach noch weiter voll." Aber nun gut, es geht mir nicht alleine so, da müssen wir nunmal durch.

Darf ich fragen was genau du für eine Therapie gemacht hast?

Wenn du schon in einer so "fortgeschrittenen Phase" bist, dann wäre doch ein kluger Schritt zu lernen, es auszuhalten, wenn du ein bisschen zu viel gegessen hast.
Das tun Normalos schließlich auch oft, essen dann bei der nächsten Mahlzeit halt nur ne 3/4 Portion oder so.
mE klingt das sehr nach einer Art Ausrede, das Fressen und Kotzen noch behalten zu können. So nach dem Motto: "Ich wollt mich ja an den Plan halten, aber es hat halt nicht geklappt - gut, dann hab ich halt wieder einen Essanfall"

Also als Ausrede sehe ich das jetzt nun wirklich nicht. Alles andere was ich will ist das "kotzen" zu behalten. Ich wollte lediglich darüber austauschen wie es bei anderen so ist mit diesem "Punkt". DU hast aber recht, ich muss lernen das Gefühl auszuhalten und ich weiß das ich es auch schaffen werde. Nur manchmal fängt halt noch die Gedankenspirale an sich zu drehen und ich komme dort nur schwer raus. Seltsam ist auch, dass ich dieses Bedürfnis zu erbrechen meißt nur Abends habe, also wenn ich zb. morgens etwas mehr esse, kann ich es gut aushalten, es macht mir nichts aus, da ich ja noch den ganzen Tag vor mir habe und mich auch viel bewege. Komischerweise hilft es ebenfalls mich zu bewegen wenn ich Abends das Gefühl habe " boa, es war wiede zu viel " Ich kann mir auch nicht erklären warum ich Abends oft das Verlagen nach etwas deftigem zu essen habe obwohl ich den ganzen Tag über wirklich genug gegessen habe. Naja.
Ich habe damals eine ambulante und 2 Jahre später eine Stationäre Therapie gemacht. Der Essplan stammt aus der ambulanten Therapie.

Hallo,

Ich kenne auch diese Gedanken und muss ehrlich sagen, dass ich in solchen Momenten Angst habe, zuzunehmen. So wie es wahrsch. jeder 3. in Deutschland denken würde, nur machen es nicht alle mit erbrechen rückgängig, sondern akzeptieren es, machen Sport, essen am nächsten Tag weniger.

Aber ich glaube nicht, dass es bei mir irgendeine Ursache in der Kindheit oder so, hat. Ich habe ja auch schon mehr gewogen und es war okay. Aber leider blitzt häufig auch der Wunsch durch, schlank zu sein & bewundert zu werden , also wenn man irgendwo weggeht oder so.

Naja, jetzt ist sowieso "Pause" angesagt, ich werde jetzt sowieso wieder zunehmen (müssen), aber das passt schon

Ich wünsche Dir/euch noch alles Gute & Gelassenheit, die uns leider noch fehlt :/

Hallo Zusammen

Ich kenne dieses Gefühl auch. Ich habe sofort den Eindruck, wenn ich etwas mehr gegessen habe, nehme ich zu und werde dick. Dabei ist das sicher nicht der Fall! Aber denoch hat sich dieser Gedanke in meinem Kopf eingebrannt. Ich war eine lange Zeit lang "clean" und es ging mir recht gut bis mein damaliger Freund mir sagte "du hast auch schon ein wenig straffer ausgesehen". Ich bin mir sicher, er meinte es nicht böse, aber es war der Auslöser für den Rückfall und seit dem kämpfe ich wieder damit - das war vor mehr als vier Jahren. Ich habe immer mal wieder gute Phasen und dann denke ich "scheiss drauf, wieso überhaupt aufhören?". Es ist ein Kampf mit sich selber - aber es tut gut zu lesen, dass ich nicht der einzige Mensch auf Erden bin, der daran leidet.

Liebe Grüsse und viel Kraft!

oh ja, ich habe in solchen Momenten wirklich Angst zu zunehmen. Man fühlt sich so voll und aufgedunsen und die Gedanken kreisen nur darum und man denkt "oh man, morgen wiege ich mindestens *kg mehr". Ich hasse diese Gedankenspirale einfach. Klar kann man nicht von dem einen auf den anderen tag *kg zunehmen und auch nicht wenn man sich einmal überisst, aber die Angst davor ist da. Natürlich denke ich auch, wie wahrscheinlich viele mit der Erkrankung übers Aussehen nach. Wenn es uns egal wäre würden wir nicht erbrechen und auch keine Angst haben ein paar Pfunde mehr auf den Rippen zu haben. Ich habe an mir beobachtet das es mich wahnsinnig nervös macht wenn ich mich "zu voll" fühle. ich bekomme Angst, mein Herz beginnt zu klopfen und ich fühle mich einfach total unwohl in meiner Haut. Es ist dann wirklich manchmal eine Herausforderung nicht zu kotzen. Naja, aber das kennt ihr ja alle selber