und es fängt wieder von vorne an...

#1
Hallo meine Lieben!

Ich bin seit ein Paar Monaten hier im Forum angemeldet, dann aber wieder verschwunden. Eine Zeit lang habe ich versucht, alleine damit klar zu kommen, hab ich mir jedenfalls selbst eingeredet, aber ehrlich gesagt war ich einfach nur zu feige um meine Rückfälle zuzugeben. Ich bin relativ stolz auf mich gewesen und habe mich schon langsam selbst in die Schublade "fast ehemalig" gesteckt und darum vermutlich auch die Enttäuschung darüber, dass ich nicht stärker war/bin.
Wie dem auch sei.
Ich kann meine Situation schwer beschrieben, ich fühle mich gerade so unglaublich verfettet und aufgeschwommen. Aber egal was ich mache- Sport, hungern, FAs- ich fühle mich nicht besser. Ich schaue schon gar nicht mehr in Spiegel, weil es mich wahnsinnig macht, aber schon wenn ich mich bewege und meine Jeans leicht verrückt- ZUM IRRE WERDEN!
Alles in allem bin ich ein wirklich netter Mensch- hört sich doof an, aber ich weiß selbst, dass ich viel zu sensibel bin, um gemein zu sein. Da ich selbst immer alles persönlich nehme, kriege ich auch schnell ein schlechtes Gewissen (ohh Himmel, ich höre mich an wie der letzte Vollidiot >.<). Worauf ich hinaus will: ich merke selbst, dass sich die Fehler, die ich mache oder die wenigen Male, in denen ich wirklich zickig war (und dann wochenlang von einem schlechten Gewissen geplagt werde- ich bin nicht sehr gut im gemein sein ;) ) sich für mich "addieren". Es ist nicht wirklich eine Art Liste, nur eine Unmenge an Gründen, wieso ich schlecht, unnormal, blöd und sonst was bin. Ich kann allerdings leider nichts mehr von dieser (nenne ich es jetzt doch mal so) Liste streichen. Ich weiß, dass das ungesund ist, aber ich bin natürlich auch nur ein Mensch und alles schlechte häuft sich und wird mehr und mehr und ich kann versuchen noch so umsichtig und zuvorkommend zu sein- die Wut auf mich selbst wächst.
In letzter Zeit habe ich viel um die Ohren, eine nahe Verwandte ist schwer krank geworden, ich hab meinen Job verloren (inzwischen aber einen neuen) und finanzielle Schwierigkeiten.
Ich weiß nicht genau, was der Auslöser ist, aber ich merke wieder, wie mein nächste Tiefphase anrollt. Blöderweise hab ich keine Ahnung, was ich dagegen tun soll. Und es ist mir auch ehrlich gesagt etwas peinlich, weil ich mich selbst schon viel weiter gesehn hatte.
Was nun?

Liebe Grüße
Taschenuhr

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#2
Ich kann meine Situation schwer beschrieben, ich fühle mich gerade so unglaublich verfettet und aufgeschwommen. Aber egal was ich mache- Sport, hungern, FAs- ich fühle mich nicht besser. Ich schaue schon gar nicht mehr in Spiegel, weil es mich wahnsinnig macht, aber schon wenn ich mich bewege und meine Jeans leicht verrückt- ZUM IRRE WERDEN!
hey, das kommt jetzt vllt. etwas spät, aber meiner erfahrung nach, kann man in so einer phase rein gar nichts machen außer: sich nicht kirre machen zu lassen. es ist wirklich NUR eine phase. zumindest ich merke, dass es mir leichter fällt, meinen körper zu akzeptieren, wenn ich ihn, auch wenn er mir gerade gar nicht gefällt, nicht zu kontrollieren versuche. und schon gar nicht, ihm nahrung zu entziehen... und rein rational betrachtet kann man ja, sofern man ein halbwegs ausgewogenes essverhalten hat - und sollte das auch nur bedeuten, dass sich FAs und hungern die waage halten :( - in so kurzer zeit gar nicht derartig viel zulegen. aber klar, daran nicht glauben zu können ist gerade die krux bei der bulimie... wir können echt nur versuchen, durchzuhalten.

ach ja: wenn es mir so geht, versuche ich viel wasser zu trinken und sage mir dann: das ist alles nur wasser!! ;) hilft tatsächlich ein bisschen.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#3
Hey!

Ja, kann mich meiner Vorschreiberin nur anschließen, das mit dem Körpergefühl ist etwas, was man wirklich nur aushalten und durchstehen kann! Das vergeht auch irgendwann und dann passt es wieder!

Zu dem "immer nett sein", das ist verdammt schwer da raus zu kommen und sich nicht mehr so schuldig zu fühlen, wenn man mal nicht so nett/lieb sein kann...
Ich leide da auch drunter, versuche halt auch immer super nett und absolut liebenswert zu sein, auch, wenn ich mir selbst damit schade, oder zumindest nicht gut tue...
:-( Und ich bin schon 4,5 Jahre (!!) clean.

Wünsche dir viel Kraft!

LG, Colour
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#4
Hey :)

Vielen Dank eest einmal für eure Antworten :)
Und ihr hattet Recht: es war wirklich nur eine Phase. Inzwischen geht es mir viel besser und ich fühle mich richtig wohl. Ich versuche mich viel zu bewegen, gesund zu ernähren und hab viel Bewegung an der Arbeit. Ich bin gerade wirklich glücklich :) Zwar weiß ich auch, dass das mit meinem Körpervolumen zusammenhängt (und damit, dass ich über beide Ohren verliebt bin :))) was noch viel trauriger ist, da ich meinen Selbstwert weder an Gewicht noch an einer Beziehung festigen sollte o.O) und dass auf jedes Hoch ein... ach lassen wir das :) Ich genieß einfach die Zeit. Und ich kann super stolz verkünden: ich habe mich momentan sehr gut im Griff, weil ich kaum (najaaaaaa) das Verlangen habe, mich zu übergeben :)

Das mit dem immer lieb sein nervt mich alleridings immer noch :( Allerdings bekomme ich in den letzten Tagen sehr viel gutes Feedback dafür :)

Ist das schön, dass ich hier sowas positives verkünden kann :)

Ganz liebe Grüße :)
Taschenuhr

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#6
UUUUUND so schnell das Hoch gekommen ist, ist es auch schon wieder weg .___.
aber ich versuche jetzt eure Ratschläge zu befolgen, obwohl es nicht so leicht ist. Ich merke selbst, dass ich gerade sehr gefährdet bin, eine FA zu haben und mich dann zu übergeben. Kann ich allerdings nicht: winzig kleine Wohnung und mein Mitbewohner ist gerade auf Arbeitssuche, sprich 24/7 zu Hause.
Ich versuche es gerade mit einem Essprotokoll, damit ich genug esse, aber am Ende des Tages dennoch sehe, dass ich, auch wenn ich kein Hunger hab, keine FA hatte.
Und den Wassertrick wende ich an :D Es ist wirklich ein bisschen beruhigend und ich sag mir die ganze Zeit "davon kriegst du ganz tolle Haut" :D

LG
Taschenuhr

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#7
Hey Taschenuhr,

ich kenn da so ein Sprichwort: "abwarten und Tee trinken"... Ich glaube, mehr kannst du auch nicht tun im Moment!
Gibt es denn einen Grund, warum du jetzt so ein "Tief" hast? Denn wenn es einen geben sollte, dann könnte man den ja auch versuchen beiseite zu schaffen?
Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du durchhälst und die nötige Geduld aufbringst! (ich weiß wie schwer das sein kann - ich bin selbst nicht die Geduldigste - aber du weißt ja auch: Es kommen wieder bessere Tage!!:)

Viel Kraft!
Liebe Güße
Jamie

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#8
Hallo Jamie!

Also ich fürchte, dass das ganze bei mir allgemein sehr viel mit meinem Zyklus zusammenhängt (Gott, wie ich Wassereinlagerungen hasse!) und damit, dass ich wirklich zu sensibel bin. Ich nehme immer alles sofort super persönlich und gebe mir selbst die Schuld an allem -.-
Ich streite mich mit meinem Freund: meine Schuld! (obwohls eigentlich seine war)
Ich kriege Ärger von Chef: meine Schuld! (auch wenn ich gar nichts damit zu tun hatte)
Die Wohnung ist unordentlich: Meine Schuld! (obowhl ich die letzten 3x aufgeräumt und geputzt hab und mein Mitbewohnmer mal dran wäre)
usw. Hört sich jetzt alles nicht so schlimm an, aber wie oben erwähnt, summiert sich meine Fehlerliste in meinem Kopf dann immer... :roll: ich bin echt anstrengend manchmal...

Liebe Grüße
Taschenuhr

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#9
Hey Taschenuhr,

ach ja - das liebe "sich-selbst-die-schuld-geben". Ich hasse es... Aber ich versteh vollkommend, was du damit meinst. Ich habe auch solche Tage, wo ich mir für alles und jeden die Schuld geben könnte und leider auch gebe.
Wenn du weißt, dass es mit deinem Zyklus zusammenhängt, dann versuch doch mal dich vor deinen Tagen und währenddessen besonders gut um dich zu kümmern? Also, zu dir selbst ganz besonders lieb sein... (Ich bin auch gerade dabei an meiner Selbstakzeptanz und Selbstliebe im Allgemeinen zu arbeiten, auch wenn ich damit eher aus einem Perfektionismus-Muster ausbrechen möchte...funktioniert noch nicht so wirklich-.-) aber vllt hast du ja damit Erfolg:)

Liebe Grüße!:)

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#10
Taschenuhr hat geschrieben: Ich streite mich mit meinem Freund: meine Schuld! (obwohls eigentlich seine war)
Ich kriege Ärger von Chef: meine Schuld! (auch wenn ich gar nichts damit zu tun hatte)
Die Wohnung ist unordentlich: Meine Schuld! (obowhl ich die letzten 3x aufgeräumt und geputzt hab und mein Mitbewohnmer mal dran wäre)

Taschenuhr
jemand der sich selbst die schuld dafür gibt, würde sowas nie schreiben. du schreibst es ja direkt hin, wen du für schuldig findest. aber du hast nicht den mumm/ das selbstvertrauen dazu es auch zuzugeben.
du machst dir seber etwas vor, steckst dich in die opferrolle.

du versuchst dich selbst zu schützen, indem du der bulimie die schuld gibst für dein verhalten. aber solang du die bulimie als etwas böses außerhalb dir siehst und du dich als hilfloses opfer, wirst du da nicht vernünftig raus kommen. deine kurzen hochs entstehen allein durch flucht.

versteh mich nicht falsch, das ist nicht beleidigend oder so gemeint. ich hatte auch einmal ganz stark bulimie für mich war es schon ein absolutes wunder wenn ich "nur" ein zweimal am tag gekotzt hab. jetzt ist es die ausnahme.
bin zwar immer noch essgestört (deshalb bin ich ja hier) aber mmn geht es bei bulimie auch sehr um schuld und "das Böse" (ich weiß nicht wie ich es besser bezeichnen könnte).
I can't never go broke, trust me man, I know.
Wiz Khalifa feat Juicy - Gone

Re: und es fängt wieder von vorne an...

#11
@cassie:
also erstmal muss ich in dem Punkt wiedersprechen. Nur weil ich durchaus in der Lage bin eine Situation im Nachinein anders zu beurteilen, bedeutet das noch lange nicht, dass ich der Bulimie Schuld an meinen scheinbar zugesporchenem Mangel an Courage gebe.
Ich bin inzwischen an dem Punkt angekommen, an dem ich besser reflektieren kann, wie oder was eine FA bei mir hervorgerufen hat bzw ob ein Stimmungstief berechtigt war. Schuldgefühle und den Drag mich für etwas böses, dass ich getan habe, zu bestrafen, spielen bei mir eine große Rolle. Allerdings habe ich das erst durch meine Therapeutin realisiert.
Auch wenn ich zugeben muss, dass es mich Überwindung kostet, einen Streit mit meinem Freund nocheinmal zu überdenken, obwohl ich ihn eigentlich am liebsten vergessen würde, tue ich es. Und klar, es ist nicht immer seine Schuld. Aber wenn ich mich einen ganzen Tag mit Gewissensbissen geplagt habe und versuche die Situation neutral nochmal zu betrachten, und ich dann zu dem Schluss komme, dass ich mich unnötig fertig gemacht habe, ist es ja auch mein gutes Recht dies anzuerkennen. Ich habe niemals gesagt, dass ich nie die Schuld trage- aber halt auch nicht immer. Diese Reflektion zu erlernen war ein wichtiger Punkt in meiner Therapie und deshalb stecke ich mich nicht in irgendeine Opferrolle. Ich wollte im obigen Text nur ausdrücken, dass ich zumindestens im ersten Moment die Schuld an jedem negativen Ausgang einer Situation gebe, ganz gleich ob ich später erkannte, dass es evtl nicht meine Überreaktion war.
Bei der Arbeit ist das ziemlich leicht zu sagen. Wenn irgendwas zB zu Bruch geht, während ich nichtmal im selben Raum bin, kann ich das Glas wohl kaum vom Tresen gefegt haben. Zugegebner Maßen, schlechtes Beispiel, da ich diejenige hätte sein können, die es zu nah an den Rand gestellt hat, aber es sollte ja auch nur ein Beispiel sein. Der Punkt mit der Ordung in der WG ebenfalls.
Ich habe eine Weile gebraucht, um für mich selbst zu lernen, dass ich nicht immer die Schuld an allem trage und- wenn du es so formulieren magst- in diesem Falle "hilflos" war. Wenn mein Chef einen schlechten Tag hat oder mein Freund schlecht geschlafen tragfe ich keine Verantwortung dafür. Das sehe ich vielleicht erst eine Woche später ein, aber immerhin!
Es freut mich zu hören, dass es dir mit deiner ES scheinbar besser geht (wenn ich das richtig verstanden habe) :) Ich hoffe sehr, dass es noch weiter bergauf geht :)
Wie hast du deine Besserung denn geschafft? Also mit Therapie oder alleine?

@Jamie:
aber wie machst du denn das? :/ Also gerade wenn ich einen schlechten Tag habe, ist der Tag meistens schlecht, weil ich so super kritisch mit mir bin (nachträglich betrachtet).
Ich habe eine Zeit lang versucht, an diesen Tagen mal eine neue Frisur oder ein neues Makeup auszuprobeiren, aber das lief genau in die falsche Richtung (Memo an mich selbst: bloß nicht zu viel Zeit im Bad an diesen Tagen verbringen!)

Liebste Grüße!