Es ist ja nicht nur der körperliche, sondern auch der psychische Hunger. Eine Entkopplung von Gastrointestinaltrakt und mesolimbischem, dopaminergem System. Ein Mangel an Dopamin und Serotonin, oder zu viele Rezeptoren, die besetzt werden müssen. Irgendwie auch Gewohnheit, das diese beruhigt, eine Scheinstabiltät vorgaukelt.

Dann ist da noch die Tatsache, dass man durch die Krankheit auch so viel verliert. Irgendwann hat man dann kaum mehr was anderes, und fällt folglich darauf zurück. Das Zurückfallen lässt noch mehr verlieren, entfremdet immer weiter von der "normale Welt", und kostet die Kraft, die nötig wäre um sich wieder so etwas wie ein alternatives Leben aufzubauen.

Das Leben eines jeden Menschen hat gewisse Fixpunkte, um die es sich dreht. Diese zu wechseln ist extrem schwer. Und man muss sich immer um einen drehen, wie es scheint. Der erste war die Uni; das erschöpft sich irgendwann. Und wenn man nur einen anderen starken Fixpunkt hat, den stärkeren vielleicht, dann gleitet man logischerweise auf den zurück.

Bei mir denke ich mir auch, dass sich wohl so auch ein Junkie fühlen muss. Aber ein Junkie ist auch ein Mensch, und es gibt auch erfolgreiche Entzüge. Und Neurotransmitter lassen sich substituieren. Prinzipiell denke ich, dass das Problem lösbar ist; dass wir noch keine Lösung gefunden haben bedeutet nicht, dass es keine gibt. Nur eben keine bekannte, aber das kann sich ändern. Das schlimmste was passieren kann ist Angst vor Neuem, davor andere Verhaltensweisen zulassen und ausprobieren zu können; das kann nach hinten losgehen, aber nur so hat man die Aussicht nach vorne zu fliehen, aus der Sucht raus. Im Grunde ist der eigentliche Feind ein starres Verhaltensmuster, eine Routine, in der man gefangen ist.

Jeder ist in irgendeiner Routine gefangen, nur unsere führt dazu dass wir uns schlecht fühlen, nicht nur, weil sie gesellschaftlich nicht akzeptiert ist, sondern auch weil sie krank macht, und das eine mag mit dem anderen zu tun haben, denn prinzipiell ist der Mensch ein Tier das überleben will. Meistens zumindest.

Hallo,

hm über deinen Text habe ich eine Weile nachdenken müssen. Klar die Routine ist manchmal schon da vorallem wenn ich unter Stress stehe. Dann ist Essen mein Anker, meine Belohnung aber nur solange ich den Mund voll habe. Danach fühle ich mich wirklich schlecht.
Das Substituieren von Neurotransmittern geht das auch ohne Medikamente?

lg
Fireball

boa das kenn ich, ich bin auch mal zittternd in die küche gekrochen nach der schule um auf dem fußboden sitzend das letzte glas erdnussbutter zu FRESSEN... wie eine blöde bin ich röchelnd mit der halben hand da rein, löffel suchen war nich mehr drin. hab dann generell festgestellt dassn löffel erdnussbutter etc bei sowas schon wunder wirkt... bevor man den laden ausräumt

Hi schnuetchen,

ja es wäre sinnvoller gewesen wenn ich direkt nach Hause gegangen wäre. Der Umweg um den Supermarkt hätte ich mir wirklich sparen können.
Und ich lieeeebe Erdnussbutter aber die habe ich wirklich nicht zuhause. Da wäre ich verloren aber wirklich jeden Tag. Ich hatte schon bestimmt ein Jahr lang keine mehr.

lg
Fireball

Was mir dazu noch eingefallen ist, Du könntest deine Ärztin ja auch mal auf eine Ernährungsberatung ansprechen, vielleicht kennt sie jemanden, der dir diesbezüglich (primär was die Unverträglichkeit(en) angeht) ein bisschen unter die Arme greifen könnte.

Hallo Hermelin,

das ist gar nicht mal so eine blöde Idee. Das habe ich mir tatsächlich noch nie überlegt. Einzige Angst von mir ist jetzt, die HA ist aber total nett eigentlich, das sie mich auslacht und für verrückt hält. Aber sie weiß ja auch nicht von der Bulimie aber falls ich es ihr erzählen würde könnte sie ja auch meinen das mir das ja gar nichts bringt. So das war irgendwie irrational. Aber ich mache morgen beim Rezeptabholen mal einen Termin bei ihr aus. Mal schauen

lg
Fireball