Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie nicht?

#1
Hallo,

bitte versteht mich nicht falsch-ich hasse mein Leben, wie es jetzt verläuft. Ich genieße die Zeiten, in denen ich nicht fresse und kotze- und doch breche ich nach 2-3 kotzfreien Tagen immer wieder ein und das Verlangen nach Fressen und Kotzen wird zu groß, als dass ich es kompensieren könnte.
Ich schäme mich dafür und ich verstehe mich selbst nicht, da es mir am ende eines Fresstages so schlecht geht, dass ich gar nicht verstehe, wie ich nach sowas verlangen haben kann.

Nun mache ich mir vor allem auch vorwürfe, dass ich überhaupt das verlangen hab und zulasse und dass ich zu schwach bin, es auszuhalten. Aber das ist wohl die Krankheit:/

Kennt ihr das auch...dass irgendwie manchmal das Fressen und Kotzen gar nicht als lästig erscheint, sondern im ersten moment etwas "schönes"/"erlösendes" ist? Das man sich ausmalt, was man nacheinander in sich hineinschlingt und was auch gut schmeckt?

Und kennt ihr auch das allgemeine Gefühl irgendwie nichts erreicht zu haben, im Vergleich zu gleichaltrigen unheimlich uncool zu sein? (man kanns ja nicht verdenken...wenn man den ganze Tag in der Bude hockt...allein...woher sollen da groß Freunde kommen...während andere am WE weggehen und spaß haben, kenne ich nichtmal genug/die richtigen Leute um wegzugehen...es fragt keiner nach, ob ich mitkommen- wenn ich frage sind alle schon verplant oder müssen arbeiten oder wie auch immer...)
und selbst wenn ich dann mal weggehe kann ich nicht so richtig ausgelassen sein...und fühle mich uncool und unbeliebt und überhaupt...ach keine ahnung.

ansich würde mich nurmal interessieren, ob es euch auch so geht..und ob ihr ein mittel habt dagegen vorzugehen..irgendwie

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#2
hey hoffnungsvoll :)

Ja natürlich ich denke viele hier kennen dieses Gefühl.
Wir wollen es glaube ich alle ändern und hassen es, deswegen sind wir hier.
Doch irgendeine stimme im kopf sagt uns manchmal auch dass es etwas gutes ist dieses fressen und wieder raus damit.
Ein großer Grund bei mir ist einfach , dass mich das nicht Ko*** richtig anstrengt. Ich merke an kotzfreien tagen wie müde ich abends bin, weil ich ständig drüber nachdenken muss, mich anstrengend zusammenreißen muss und mich zügeln muss. Ich hasse diese Regeln. Wie viel darf ich essen? Wie groß muss man sein? Wie gut muss ich ind er schule sein?
Alles so vorgaben.
Und ich fühle mich dann nach dem kotzen auch so erleichtert weil ich diese zwänge einfach nicht an mich ran kommen lasse...
KLar ist die erste zeit schwer, aber wir dürfen nicht denken, dass es nie besser wird. die aufgabe ist ja dieses "verlangen" wegzubekommen...

Versuche einfach daran zu denken, wie es die nach dem k**geht und wie anstrengend es wieder wird über der toilette..denk daran was du den tag noch machen willst. Plane dann alles voll, dass du gar keine zeit hast zu k***. Und wenn du dann eben doch mal mehr isst..lass es drin! versuch es einfach mal. ess am nächsten tag weniger.
Mach dir immer wieder klar, dass dir diese stimme nur einreden will, dass du das verlangen danach hast. sei dein eigener herr :) Und viel erfolg!

Lg Ritaro
Teil dir das Leben gut ein, sonst ist es schneller vorbei als du gucken kannst-

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#3
Hach es tut so gut zu hören, dass ich damit nicht allein bin.
Ich fühl mich wie ein versager- und auch wenn es mir mitlerweile oft gelingt zu unterscheiden, dass diese innere stimme KRANK ist- ich erwische mich, wie ich mir sage: halte noch einen Tag durch- wenns morgen nicht besser ist, dann fress und kotz halt..und schwupp bin ich im supermarkt und geb das ganze geld aus, was ich mir hart erarbeite in nebenjobs (womit ich mir u.a. den Tag vollstopfe, um abgelenkt zu sein)...außer die WE und die sind am schlimmsten.

Und klar gehts mir schlecht, nach dem Kotzen- und das sins auch immer die MOmente wo ich sage: ab hier und nicht weiter...aber dieses schlechte Gefühl gerät in Vergessenheit, wenn es nicht unmittelbar noch fühlbar ist:/

Noch dazu kommt das schlechte Selbstwertgefühl...es ist schrecklich..ich misstraue jedem, weil ich mir denke: was soll der oder diejenige auch mit mir wollen...gerade mit mir..Ich fühle mich furchtbar "uncool"..ich weiß nicht, ob ihr auch das kennt- aber ich hab das gefühl alle haben freunde, können locker sein- aber wenn ich mal weggehe, dann bin ich furchtbar unlocker fühle mich angespannt und auch so als könnte mich eh keiner hübsch finden und gut (ich weiß auch meist nicht, was ich sagen soll und noch dazu fehlts mir ja eh an leuten zum weggehen...freunden eben).

Sind das ALLES begleiterscheinungen der Krankheit? Was kann ich dagegen tun? (außer natürlich gesund werden...)

LG

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#4
DU BIST NICHT ALLEINE! :wink:

Ich werde dir jetzt mal ein großes Geheimnis verraten:
Es geht vielen so!
Und weißt du was?! Es geht nicht nur uns ES´lern so, sondern durchaus den ein oder anderen "gesunden" Menschen auch.
(Aber wer ist heutzutage schon gesund?! Nach der Definition der WHO nämlich niemand. :wink: )

Auch andere kennen das Gefühl der Unzulänglichkeit, der Anspannung, der Einsamkeit, etc.
Ich denke nicht, dass diese Gefühle reine Begleiterscheinungen der Bulimie sind, sondern, dass diese schon viel früher
da waren und deine Erkrankung alles nur noch verstärkt.

Wenn wir unser letztes bisschen Selbstwert tagtäglich dem Klo herunter spülen, uns ins dunkelste Kämmerchen
verbarrikadieren nur um zu Essen und dies anschließend wieder los zu werden, uns von der Außenwelt abschoten
und in Selbstmitleid baden, dürfen wir uns nicht wundern, warum wir uns schlecht, einsam, nichts wert, schlapp,
desinteressiert und lustlos fühlen.

Natürlich ist unsere Psyche mächtig angeknackst und oftmals, eigentlich sehr oft, spielen bei Essstörungen auch
Depressionen eine große Rolle, die mächtig auf unser Gefühlsleben und auf unseren Antrieb einwirken.

Aber trotzdem liegt unser Wohlbefinden in unsere Hand!
Wir können es hinnehmen, uns von der Bulimie ganz einvernehmen lassen und in unseren Depressionen ersticken
oder wir sind bereit daran etwas zu ändern, machen uns endlich auf den Weg und gehen Schritt für Schritt in die
richtige Richtung.

Es ist nicht leicht. Wirklich nicht.
Ich denke es hat jeder für sich seinen eigenen riesen großen Berg zu erklimmen.
Aber vor dessen Größe sollen wir nicht zurückschrecken, sondern uns einfach die entsprechende Ausrüstung dafür
holen und uns endlich auf die Reise machen! Und wenn wir ganz großes Glück haben, finden wir jemand, der uns
sogar auf diesen Weg begleitet :)

Konkret gesagt:
Es ist harte Arbeit wieder gesund zu werden. Vermutlich wirst du es alleine auch nicht schaffen, weil du nicht das
entsprechende Werkzeug (Problembewältigungsstrategie, Selbstwert, Selbstvertrauen, etc.) dafür hast.
Dies kannst du dir im Rahmen einer Therapie alles aneignen und an dir und deinem Essverhalten arbeiten.
Außerdem solltest du dir eine Begleitung mit ins Boot holen, die dich stützt und auffängt - denn das wirst du
sicherlich brauchen! :)


Liebe Grüße,
A :D

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#5
Hi!
Nur gerade den Eingangsthread gelesen....
Kaum Zeit aber darauf muss ich einfach antworten!
Ich kenne das zu 100% auch, genau so wie du es beschreibst. Ich fühle mich auch mies, nach "verkotzen" Tagen.
Manchmal brauche ich es aber einfach als Kompensation, denke dann ich gehe kaputt, wenn ich es nicht mache. Freu mich teilweise auch drauf. Wo ein anderer denkt: "Heute Abend nehm ich zur Entspannung ein heißes Bad", und sich drauf freut, denke ich dann "Wow, heut Abend ess ich das und das und das....und das...und danach kotz ich und fühl mich wieder schön dünn.". Das ist eine Krankheit.
Manchmal will ich es auch garnicht loswerden, weil es mich - so bescheuert der Gedanke ist - zu etwas "Besonderem" macht. Natürlich ist es nichts besonders tolles, wenn man zuhause sitzt, frisst und kotzt, während andere sich amüsieren, Spaß mit Freunden haben oder einem sinnvollen Hobby nachgehen. Aber es ist mein kleines Geheimnis, was mich von anderen distanziert. Auch meine Erhabenheit. Wo eine Bekannte jammert, dass sie gerne Plätzchen isst und zunimmt, grinse ich in mich rein.
Und dann kenne ich es auch, dass ich mich so uncool und ausgegrenzt fühle, wenn ich am WE nichts schönes mit Freunden unternehme, weil ich erstens wenig Freunde habe und die auch nicht immer Zeit haben. In der Situation treibt mich dann die Einsamkeit dazu erst recht zu fressen, was den Teufelskreis schließt....
Liebe Grüße, Nachtigall

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#6
Es ist echt ein riesen Trost die ganzen Posts hier zu lesen - gut zu wissen, dass andere Leute ähnliches durchmachen!
Ich kenn diese Gefühle sehr gut und ertapp mich manchmal wie ich mir denk: "Hoppa - der Beitrag da könnte genauso gut von mir stammen!"
Aber irgendwie macht es mich auch traurig: in all den Posts hier stecken so viele Emotionen drinnen, und wir alle ermutigen und unterstützen einander um endlich von der Bulimie wegzukommen - rein rational gesehen macht das einen doch zu einem liebenswerten Menschen, oder? Und trotzdem hängt das Selbstwertgefühl von BMI, Gewicht, K*tzen und ähnlichen ab..
Ich wünschte es gäbe einfach einen Knopf mit dem man diese ganzen (dummen!) Gedanken abschalten könnte :(

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#7
achja wie recht doch alle haben... wir fühlen alle so oft das gleiche und jeder versucht dem anderen hoffnung zu geben aber selbst schafft man es auch nicht.
manchmal fühle ich mich sos chlecht wenn ich jemand hier einen ratschlag geben und denke dann " ach du bist doch selbst noch schlimmer, wer will von dir schon einen rat" ..

oft geht es mir auch so dass ich mich so minderwertig fühle dass ich denke keiner findet mich hübsch etc..
klar hab ich freunde das weiß ich auch aber ich trau mich nie eine wirklich enge beziehung aufzubauen - schlechte erfahrungen- und dann wenn ich jemanden brauche merke ich erstmal dass ich niemanden habe der immer zeit für mich hätte :/

nach kotz tagen ist das selbstwertgefühl am schlechtesten wenn man aufsteht... da weiß mn schon was man den tag vor sich hat wie man kämpfen muss..dann bin ich schon richtig deprimiert und denke ich schaffe das nie.
und dann halte ich es auch nur kurz durch und das ganze geht von vorne los... ich verstehe manchmal nicht wie manche menschen einfach sagen " nein ich esse jetzt nichts, weil ich halt gerade nichts habe oder weil es später was gibt..." warum ist das normale für uns so abnormal?
Teil dir das Leben gut ein, sonst ist es schneller vorbei als du gucken kannst-

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#8
OMG als hätte ich den Beitrag geschrieben!! :shock:
Ich kenne das was du meinst GANZ GENAU, um ehrlich
zu sein hab ich das monatelang mitgemacht.
Das Problem bei mir war bzw ist dass essen so ziemlich,
wie soll ich das beschreiben, das beste ist was ich momentan
habe. Ich meine der Wunsch abzunehmen ist immernoch da,
deshalb denkt sich mein Unterbewustsein bestimmt :
"Kuck mal wieviel ich gegessen habe, und ich hab NICHT zugenommen, hehehehe.."
klingt i-wie krank, aber na gut.
und das mit dem uncool sein kenne ich SO gut.
wenn ich ein gutaussehendes, schlankes Mädchen sehe denke ich nur
"so werde ich niemals sein" oder wenn ich mit einem Jungen rede "ob er mich hübsch
findet? ach was, ich brauch mir garnichts vormachen, als ob der MICH hübsch finden würde!"
um ehrlich zu sein war das schon immer so, seid ich denken kann, früher war ich sehr schüchtern,
jetzt komme ich zwar selbstbewuccter rüber, mache Scherze und so weiter, aber diese
Gedanken sind geblieben...
aber das ist ein fehler, ich glaube die ES kam auch bzw. hat sich dadurch verschlimmert, von
diesem sich selbst nieder machen, das darf man nicht, oder sollte man besser nicht.

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#9
Ein ganz liebes Forenmitglied hat mir einmal ein Lied geschickt, das genau das ausdrückt, was du beschreibst:

http://www.youtube.com/watch?v=xOdmvtb7 ... re=related

...und wenn es da sogar ein Lied drüber gibt, bist du sicher nicht die einzige, die so denkt. Ich selbst kenne das zur Genüge... :oops:
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#10
Ja das ist halt eben alles nicht so einfach.
wir müssen versuchen uns auf andere sachen zu konzentrieren. ich versuche wenn ich zeit habe viel wegzugehen um gar nicht kotzen zu können. Das essen darf einfach nicht das wichtigste sein.
und es gibt glaube ich immer jemanden der zu einem hält. am besten man vertraut sich jemandem an und dann hat man auch jemanden der einen nachvollziehen kann.

natürlich stärkt diese krankheit nicht so as selbstbewusstsein.
ich fühl mich immer so ..anders.. und so ausgeschlossen..weil das ja keiner verstehen kann sor ichtig und weil man deswegen viel im leben verpasst. Ich hasse es, dass meine ganze Jugend dafür draufgeht :/

was auch ganz schwierig ist, ist dass man ja auch immer denkt man möchte auf keinen fall zunehmen,aber eigentlich geht es nicht darum oder? ist es nicht viel wichtiger nicht alles wieder in der toilette zu lassen?
ich will dann immer erst alles drin lassen auch wenn es mal zu viel nahrung war. einfach um mir zu beweisen das es auch anders geht aber dann habe ich so eine angst dass ich das gewicht nie wieder runter bekomme :(
Teil dir das Leben gut ein, sonst ist es schneller vorbei als du gucken kannst-

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#11
HUi, dass so viele gleich denken, hätte ich echt nicht erwartet.

Was mir grad für ein Gedanke kam war:

kann es sein, dass es uns genau deswegen so schwer fällt, aufzuhören? also dass es einfach nicht zu 100% lästig ist- wenn auch zu 98%...
Also kann es nicht sein, dass es eigentlich gar nicht so schwer wäre die Krankheit zu besiegen, wenn man es wirklich zu 100% wollen würde-

mich würde mal interessieren, wie das bei Ehemaligen war. Habt ihr die Bulimie/Magersucht oder was auch immer erst 100% lästig finden müssen, dass es funktioniert hat? Oder habt ihr gegen dieses innere Verlangen- diese innere Lust manchmal einfach alles zu fressen und zu kotzen ankämpfen müssen und dieses Gefühl unterdrücken müssen??

Wenn ihr es 100% lästig empfandet- wie seid ihr zu dem Gefühl gekommen? War es einfach irgendwann da? Geht diese innere Lust drauf nach ner Weile weg, wenn man es einfach aushält- oder wird der druck immer höher?

LG

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#12
hoffnungsvoll hat geschrieben: kann es sein, dass es uns genau deswegen so schwer fällt, aufzuhören? also dass es einfach nicht zu 100% lästig ist- wenn auch zu 98%...
Die Krankheit gibt einen auch unheimlich viel. Das ist Fakt, ansonsten würden wir uns nicht so daran klammern. :wink:
Ich finde es sehr wichtig sich darüber klar zu werden, warum man die ES aufrecht erhalten will. Was gibt sie uns?
Denn erst dann können wir dies erst durch andere Inhalte ersetzen. Ansonsten würden wir ziemlich im Dunkeln tappen.
Leider sind die "positiven" Seiten dieser Krankheit sehr, sehr trügerisch, einseitig und zerstörend.

Außerdem sind deine 98% lästig sehr hoch gesteckt. Bei den den meisten wird´s wohl eher so 50:50 sein. ;) Vielleicht sogar noch weniger.
Diese Ambivalenz ist eben sehr typisch für ES´ler. Es ist eben eine richtige Hass-Liebe.
Also kann es nicht sein, dass es eigentlich gar nicht so schwer wäre die Krankheit zu besiegen, wenn man es wirklich zu 100% wollen würde
Puhhh..gute Frage.
Ich denke dieses "Nicht-100%ig-Wollen" ist Teil der Krankheit.
Es ist eben genau diese Ambivalenz, die Krankheit los werden zu wollen, sich entfalten zu wollen, der Wunsch frei zu sein
und dann aber gleichzeitige die Angst vor der Ungewissheit, vor Veränderungen und teilweise auch ein klein wenig Identitätsverlust.
Meist definiert man sich auch über seine Essstörung. Man koppelt sein Selbstwertgefühl an die Zahl auf der Wage.
Wie kann man da einfach so dann damit aufhören?! Es ist eben nicht einfach! Es spielt so viel mehr mit als der Wille sich
nicht mehr über die Kloschüssel hängen zu müssen. ;)

Eine Essstörung hat definitiv Suchtcharakter. Das darf nicht unterschätzt werden!
Merkmal der Sucht wären ja Kontrollverlust, Starkes Verlangen/Zwang, Dosis-Steigerung, Wiederholungszwang, Interessensverlust.
Die Sucht wird immer wichtiger, das Leben immer inhaltsloser, einseitiger. Man fühlt sich somit immer leerer, einsamer, niedergeschlagener
und kompensiert dies wiederum mit seiner ES. Ein wahrer Teufelskreis! :evil:
Da ist es mit "Einfach gesund werden wollen" noch lange nicht getan!
Sicherlich muss man zuerst die Einsicht erlangen, dass man krank ist. Das man sogar sehr krank ist! Das alleine ist schon ein Prozess.
Und ja, es wird oft von einem selbst gesagt, dass wir krank wären, jedoch ist es nicht immer unsere innerliche Überzeugung.
Oftmals denken wir selbst, dass es einfach nur Spinnerei wäre, Willensschwäche, Charakterschwäche, unser Verschulden.
Ich denke, das Krankheitsgefühl vieler ES´ler ist noch nicht ganz ausgereift und bis dahin wird es auch keine Besserung geben.


Wie du siehst, es wäre zu einfach zu sagen, dass wenn man nur 100% Wollen würde, man es dann auch leicht schaffen könnte. ;)
Es gehört noch so viel mehr dazu!

mich würde mal interessieren, wie das bei Ehemaligen war. Habt ihr die Bulimie/Magersucht oder was auch immer erst 100% lästig finden müssen, dass es funktioniert hat? Oder habt ihr gegen dieses innere Verlangen- diese innere Lust manchmal einfach alles zu fressen und zu kotzen ankämpfen müssen und dieses Gefühl unterdrücken müssen??
Ich würde mich noch lange nicht als ehemalig bezeichnen, aber als sehr reflektiert, einsichtig und auf dem Weg der Besserung.
Ich habe noch einen weiten und harten Weg vor mir. Bin erst ganz am Anfang. :wink:
Dennoch möchte ich dazu noch etwas sagen.
Klar muss man dagegen ankämpfen. Anfangs sehr stark sogar!
Und wenn man auf diesen Zeitpunkt warten will, bis einem die ES zu 100% lästig wird, dann kann man vermutlich sehr sehr lange warten.
Vielleicht auch vergebens.

Wenn ihr es 100% lästig empfandet- wie seid ihr zu dem Gefühl gekommen? War es einfach irgendwann da? Geht diese innere Lust drauf nach ner Weile weg, wenn man es einfach aushält- oder wird der druck immer höher?
Das Gefühl kommt einem nicht einfach zugeflogen.
Die Lust wird sich ebenfalls nicht einfach so in Luft auflösen. Denn es ist nicht einfach nur Lust oder Gier, sondern ein Zwang, eine Sucht - eine KRANKHEIT!
Man muss aktiv daran arbeiten und meist auch an mehreren Baustellen gleichzeitig. ;)
Am besten empfiehlt sich eine Kombination aus Psychotherapie, medikamentöse Unterstützung und Ernährungstherapie.


Jetzt habe ich wieder zu lange ausgeholt und euch fast zu Tode gequatscht. :oops:
Ich hoffe jedoch der ein oder andere kann etwas hilfreiches darin entdecken.

Liebe Grüße,
A :D

Re: Kennt ihr es?Man will es loswerden und doch irgendwie ni

#13
hallo leute,
der beitrag von aschenputtel hat mich enorm zum nachdenken gebracht.
Ich glaube tatsächlich dass ich mir nicht ganz bewusst bin, das ich
wirklich KRANK bin und nicht einfach nur willensschwach.
Sogar die Tatsache dass mein Verstand es nicht wirklich zu aktzeptieren scheint
obwohl ich es vom Theoretischen her weiß... der menschliche Verstand ist schon
verrückt...
Mal abgesehen davon muss ich mir eingestehen dass es wohl nie aufhören wird solange
man den Wunsch abzunnehmen nicht komplett aufgebe.
Ich meine damit nicht sich vollzustopfen und es dann drin zu lassen, sondern sich wirklich
gesund zu ernähren und sich nicht darum zu kümmern ob man zunimmt oder nicht.
und genau da liegt das Problem, ich kann das nicht. Ich kann´s einfach nicht.
In meiner Idealvorstellung vom Leben zählt eine perfekte Figur einfach zu den wichtigsten Dingen.
Ich kann mich zwar eine woche relativ normal ernähren, aber danach fühlt sich jeder bissen zu viel
an als würde er das fass zum überlaufen bringen.
Ich hab es noch nie so gesehen, die ES ist einfach ein zu großer, wichtiger Teil meines Lebens
geworden, selbst wenn ich nicht kotze dreht sich alles nur darum.
Ich glaube ich werde eine Therapie anfangen, alleine komme ich da wirklich nicht raus...
ich dachte ich könnte es, aber, ohne hilfe schaff ichs nicht.