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Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 21:41
von Rudi
Ich bin sehr verzweifelt. Ich habe über 3 Monate lang die Guidelines der folgenden webside befolgt, um endlich die Bulimie zu besiegen. {edit}
Tatsächlich bin ich nun auch schon 79 Tage kotzfrei, davor 12 Tage, davor 42 Tage.
Man sollte meinen, mein Ziel hätte ich erreicht, oderwäre zumindest auf dem besten Wege dahin.

Aber.
Ich bin so fett geworden. Ich war nie nie nie niemals in meinem Leben dick, zuletzt gerade mal unteres NG.Aber durch diese 3 Monate habe ich mich gewichtsmäßig bald ins Übergewicht katapultiert.
D.h. ich weiß es nicht, da ich meine Waage weggeworfen habe, aber ich habe mir ein komplettes Set neuer Kleider kaufen müssen - die inzwischen auch schon recht eng werden. Größen, die ich früher mich Abscheu betrachtet habe!
Teilweise dachte ich, dass ich halt ne Körperschemastörung habe, aber wenn ich mich auf Fotos sehe, ist es einfach nicht zu leugnen. Ich bin fett. Im Gesicht, vor allem am Bauch, an den Oberschenkeln, Hintern, überall.
ICh fand meine Figur immer sehr schön - aber jetzt bin ich einfach nur noch ein unförmiger Fettklumpen.

Am Anfang war es ok - ich habe viel mit anderen gemacht, war unbefangen und ausgelassen, habe aus tiefstem Herzen gelacht und habe mich so frei gefühlt wie seit Jahren nicht mehr.
Aber jetzt - traue ich mich nicht mehr andere Menschen zu treffen, weil ich soo fett bin. Ich habe sogar Angst meine Eltern wiederzusehen, die ich nur einmal im Jahr gesehen habe und die mich nur dünn oder zumindest schlank kennen.
Mein s*x**ll* Interesse ist gleicht Null.

Alle (vor allem wohl ich selbst) denken, dass ich faul und undiszipliniert bin und deshalb bin ich auch überhaupt nicht stolz auf diese ganzen Tage ohne kotzen.
Ich habe einfach nur gefressen. Jeden Tag, und mich so gut wie nicht bewegt.
Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kommen konnte, dass es für mich so funktionieren könnte.

Und ich bin ratlos. Am Liebsten würde ich nun wieder anfangen abzunehmen, mich wieder auf meine Ausgangsgewicht herunterhungern.

Aber wo das enden wird weiß ich ja selbst. Back to Bulimie?
Dünn und krank oder dick und gesund? Muss es so sein?

Ich bin nur am Heulen den ganzen Abend und weiß nicht weiter.

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 22:04
von aisle
"Am Liebsten würde ich nun wieder anfangen abzunehmen, mich wieder auf meine Ausgangsgewicht herunterhungern."

mach das nicht. es hatte ja einen grund, dass du aufgehört hast mit dem wechsel aus hungern und erbrechen, oder? du wolltest es nicht mehr, du wolltest was anderes. das hast du jetzt. es ist noch nicht optimal, aber überleg doch mal, was du bereits geschafft hast: 80 tage ohne erbrechen. davon können viele im anfangsstadium im vorgehen gegen die bulimie nur träumen.

du schreibst selbst, dass du viel gegessen und dich wenig bewegt hast. habe selbst seit ca. 3 monaten meine ernährung umgestellt/mit dem erbrechen aufgehört. ich war/bin noch ziemlich geschwächt, hatte und habe daher keine lust auf sport und sehe es auch nicht ein, mich dahingehend zu kasteien. stattdessen baue ich bewegung eher natürlich so oft wie möglich in meinen tagesablauf ein... gehe möglichst alle wege (und flott), sodass ich wenigstens auf eine stunde gesteigerte aktivität pro tag komme. zwing dich bloß zu nichts! dadurch die lust zu verlieren und in alte muster zu verfallen,wäre viel schlimmer, als langsam, aber beständig voranzukommen. und das tust du gerade, auch wenn du dich momentan noch mit dem gewicht quälst.

und das gefühl kennt hier sicher jeder... dein körper hat jetzt vermutlich vernünftig reagiert und reichlich gebunkert, nach der hungerphase. es dauert seine zeit, bis dein stoffwechsel sich normalisiert hat. vielleicht würde es dir helfen, dir mal von einem arzt die zusammenhänge erklären zu lassen und einen ernährungsplan aufzustellen? es gibt viele leckere gesunde sachen, an denen man sich satt essen kann ... mit denen wirst du kcal-mäßig unter deinem tagesbedarf bleiben bzw. diesen abdecken. dann nimmst du nicht mehr zu.

ich weiß, es klingt einfacher, als es ist ... ich suche auch noch beständig nach dem richtigen mittelweg. aber was ich mittlerweile weiß: es bringt gar nix, sich noch mehr stress zu machen. und hungern ist stress pur. ewig hält das niemand aus und dann holt der körper mit seinem 0-er stoffwechsel sich alles doppelt un dreifach zurück,als wenn du jetzt die ernährung umstellst.
du darfst also nicht nur essen, du solltest es sogar unbedingt. aber eben "gute" sachen und die richtigen mengen. da kann dir wie gesagt vielleicht eine ernährungsberatung helfen, bis du dann wieder auf dich selbst vertrauen kannst.

alles gute!

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 22:15
von Rudi
Danke für deine Antwort!
Ja, mein Problem ist ein wenig komplex. Auf der zitierten website hat man einen Minimumintake von 2500 kcal (ab 25; 3000kcal unter 25Jahre) zu essen, und dabei zu ruhen, bis das Gewicht stagniert (man seinen setpoint erreicht) Kurzfassung.
Ziel ist Ängste vor bestimmten Nahrungsmitteln abzubauen, weshalb es kein "gutes" und "schlechtes" Essen gibt. Man soll essen, wonach einem ist, nur eben nicht weniger als das Minimum.

Aktiv in den Metabolismus einzugreifen, und weniger als meinen Tagesbedarf zu essen, oder z.b. fettarm um wieder abzunehmen o.ä. widerspricht ganz extrem dieser Theorie (die wissenschaftlich fundiert ist), wenn ich die Essstörung besiegen will.

Also irgendwie gibt es wohl nur zurück in restriktives Essverhalten (aka "Ernährungsumstellung", und nicht mehr essen was ich will - und riskiere damit einen Rückfall in die Bulimie) oder ich arrangiere mich mit dem Gewicht und esse weiter was ich will. Beides erscheint mir gerade völlig unmöglich.

Ich bin echt frustriert :(

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 22:20
von Hirngespinst
Dünn und krank oder dick und gesund? Muss es so sein?
nein, so muss es verdammtnochmal nicht sein.

manche leute fahren gut damit, zu essen, was, wann und soviel sie wollen, für andere ist es hilfreicher, sich an bestimmten plänen zu orientieren.

außerdem bezweifle ich, dass du tatsächlich so tierisch fett geworden bist, selbst wenn du non-stop frisst, ist es anatomisch garnicht möglich derart aufzuquellen, wie du es hier beschreibst.
du solltest immer im hinterkopf behalten, dass ein nennenwerter aspekt der bulimie die körperschema störung ist.
und es kann sehr gut sein, dass du dich auf den fotos anders wahrnimmst als der rest der welt es tun würde.

es ist völlig normal, ersteinmal zuzunehmen, wenn man aufhört mit der kotzerei, dein stoffwechsel wird vermutlich gelitten haben, dein körper bunkert wasser und energie und was weiß ich noch alles weil er die ganze zeit befürchten musste, zu kurz zu kommen.
das pendelt sich wieder ein, genau wie das hunger-sättigungsgefühl, nur geht das eben nicht auf knopfdruck, so etwas braucht zeit.

vielleicht wirst du wieder auf dein altes gewicht zurückkommen, vielleicht liegt dein set-point auch anderswo.

gesundwerden ist kein spaziergang, die frage ist, ob du bereit bist, dafür ein paar opfer zu bringen.

dein körper ist bestimmt überglücklich, endlich die nährstoffe zu bekommen, die er braucht.
und wenn du ihn gut behandelst, dann wird er dir das über kurz oder lang auch danken, ganz sicher.
nur vielleicht auf andere art und weise, als du jetzt denkst, vielleicht nicht durch eine size zero sondern durch mehr fitness, kräftigeres haar, elastischere haut, einen gesünderen tein...

also, weitermachen (mit dem gesundwerden meine ich jetzt), es lohnt sich!

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 22:28
von aisle
also bei mir war es so, dass ich, als ich die ersten tage ohne bulimie überstanden hatte, so froh war, überhaupt wieder essen zu können, dass gerade die ganz simplen, eher naturbelassenen lebensmitte wie obst, gemüse, echtes vollkorn etc. mich sehr zufriedengestellt haben ..das meinte ich mit "gesund" bzw."ernährungsumstellung".

sich alles erlauben, was man möchte, sollte man auf jeden fall. aber: wenn dieses "möchten" dazu führt,dass man solche mengen zu sich nimmt, die einen übergewichtig und/oder unglücklich machen, stimmt eben mit dem bedürfnis noch etwas nicht ... ich denke, niemand braucht solche mengen an bspw. mit industriezucker versetzten nahrungsmitteln oder solchen mit weißmehl (eben die klassischen "dickmacher"), dass er davon so stark zunimmt. es sei denn, man versucht eben dadurch, einen anderen mangel auszugleichen.

man sollte sich mMn also alles gönnen (dann reguliert sich, wenn körper und psyche einigermaßen im gleichgewicht sind, die häufigkeit und damit die potenzielle gewichtszunahme nämlich von selbst) , aber hellhörig werden, wann der appetit zu einseitig wird bzw.in keiner relation mehr zur körperlichen betätigung steht. und das scheint mir bei dem von dir verfolgten programm der fall zu sein...

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Fr Aug 03, 2012 22:52
von Rudi
Hi Hirngespinst,
das sind klare Worte, ich glaube die hab ich gebraucht, einen Tritt in den Arsch.
Tatsächlich bin ich ziemlichüberzeugt, dass meine Gewichtszunahme nicht übertrieben dargestellt ist (und frage mich immer noch, ob es sinn macht, mich einfach mal zu wiegen, um Gewissheit über den IST-Zustand zu haben.

Ich habe mich wirklich vielen Ängsten gestellt in den letzten Wochen, viele angstbesetzte Lebensmittel in meinen Alltag integriert und wurde dafür auch reichlich belohnt.

Aisle, also der Grund für die "Extrakalorien" ist. dass der Körper für Reparaturen an Knochen, ORganen, im Hormonhaushalt etc. extra Energie braucht. Würde ich nur den Grundumsatz essen, würde ich zwar bis zu meinem Setpoint an Gewicht zunehmen ohne jedoch die nötigen Reparaturen zu machen.

Ich schätze ich sollte mich nicht wundern, ich bin bis vor 3 Monaten Marathon gelaufen, da gibt es viel zu reparieren und der Köper lagert dann natürlich erst recht viel ein - weil er ja nicht weiß, dass ich von jetzt an immer ausreichend essen will :wink:.

Sprich - ich muss wohl einfach ein bisschen mehr Geduld haben. Hach. Da hat man 15 Jahre lang ne Essstörung und will sie in ein paar Wochen einfach so los sein, ohne einen Preis zu zahlen.
Das ist unrealistisch. Das muss ich zugeben.
Danke euch!

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: So Aug 05, 2012 16:00
von schneeflocke92
also erst mal muss ich dir sagen großen respekt für deine leistung..
den größten fortschritt den ich hatte, waren 3 monate lang nur einmal im monat zu erbrechen aber so ganz und gar nicht hab ich noch nie geschafft also sei verdammt noch mal stolz auf dich ;)

letztes jahr war ich kurz vor der einweisung weil ich nur mehr aus haut und knochen bestand. heute.. ein jahr später ist mein bmi kurz vorm übergewicht, in meine hosen pass ich nicht mal mit dem fuß rein usw. es ist als ob dir jemand dein lang gebautes kartenhaus zusammenschmeißt.

aber wie auch dich braucht es dich nicht wundern. wenn mal mal so ne lange zeit nur hungert und kotzt und dann aufeinmal normal isst, ist klar das der körper alles speichert was es gibt.. ich meine wenn wir ewig lang durch die wüste laufen und aufeinmal finden wir wasser trinken wir auch bis wir umfallen und behalten uns alles und auch das macht unser körper, aber das brauch ich dir ja nicht erklären.

ich habe jetzt angefangen regelmäßig sport zu machen und gesund zu essen.. ich gönne mir einmal in der woche (bei mir sonntag) den tag wo ich esse was ich will (was leider in letzter zeit immer öfter zu einer FA führt) aber ich nehme langsam wieder ab auch wenn es mir etwas zu langsam geht..
aber ohne gesunde ernährung und sport wird das nichts...

wir müssen aus unserem kopf rausbekommen das man nur abnimmt wenn man entweder nichts isst oder alles rauskotzt.. das stimmt aber nicht und im hintersten stübchen wissen wir es selbst. es geht viell schneller und erfordert weniger disziplin aber es ist nicht von dauer...

ich wünsche dir auf jedenfall alles gute :)

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: So Aug 05, 2012 16:48
von Rudi
Hi Schneeflocke,
Dass ich inzwischen kotzfrei bin - und nicht einmal mehr das Bedürfnis habe zu erbrechen verdanke ich meiner Entscheidung meinem Körper nun alles zu geben was er verlangt, wann immer er es verlangt. Ich habe Tage extremen Hungers erlebt, abertausende Kalorien gegessen und darauf vertraut, dass es aufhören wird.
Und es hat aufgehört. Ich habe inzwischen verlässliche Hunger-cues, d.h. irgendwo zwischen * und * pendelt es sich schon ein.
Wenn mein Körper Schokolade verlangt und ich gebe ihm Äpfel, Möhren, o.ä. hört er ja nicht auf nach Schokolade zu verlangen.
Also gebe ich ihm Schokolade. Und den Apfel gibt es, wenn ich Lust auf Apfel habe.

Ich habe mein Gewicht durch Sport und restriktive Essen auf einem Punkt gehalten, der zu niedrig war für mich. Und weil mein Körper ein kluges Kerlchen ist, habe ich dann Fressanfälle bekommen. Diese erbrochen.
Aber je mehr ich zugenommen habe und je mehr ich gegessen habe, desto weniger wurden die Anfälle. Und seit ich die Guidelines von Gwyneth Olwyn befolge, habe ich nicht mehr erbrochen.

Da ich alle Anzeichen habe, die man braucht:
1.) 3 aufeinanderfolgende Perioden
2.) keine Gewichtszunahme mehr trotz * kcal/Tag minimum und körperlicher Inaktivität
3.) keine Schwierigkeiten diese Mengen zu essen

werde ich nun wieder Sport in meinen Alltag integrieren und nur noch essen wenn ich tatsächlich Hunger habe.
Dann werde ich vielleicht auch wieder an Gewicht verlieren.

Ich allen nur empfehlen sich diese Webside mal anzusehen, es ist wirklich wirklich ein Geschenk des Himmels gewesen. Und vielleicht bin ich nun meine Bulimie tatsächlich für immer los :D :D :D

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Mo Aug 06, 2012 1:02
von schneeflocke92
das freut mich, wünsche dir weiterhin das beste :)

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Mo Aug 06, 2012 13:51
von Rudi
Warum wurde der Link entfernt?

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Mo Aug 06, 2012 14:10
von JaneDoe
Ich habe keinen Link entfernt.
Ich habe nur die Kalorienangabe entfernt.

Re: Back to Bulimie ?

Verfasst: Di Aug 07, 2012 8:40
von Rudi
HavaNads hat den Link aus dem ersten Post entfernt...
Und Entschuldige wegen der Kalorienangabe, das habe ich völlig vergessen gehabt :?