"keine Lust" auf Hilfe?

#1
Habe einer Freundin, die wie eine Schwester für mich ist, letztens alles erzählt.
Sie war richtig "sauer" auf mich, dass ich mich mit meinem 17 Jahren so kaputt mache und wollte sich "darum kümmern".
Sie wollte mit mir zu einer Therapiestelle gehen usw.

- aber (es ist mir sogar peinlich das so zu sagen) ich möchte irgendwie gar keine Hilfe?
Ich finde es so unglaublich lieb, dass sie mir helfen möchte, aber ich will es einfach nicht.
Irgendwie möchte ich keine Hilfe. Ich verstehe mich selbst nicht. Was ist da los?

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#2
Huhu!

Was sind denn die Gründe, warum Du keine Hilfe willst?
Angst nicht ernst genomnmen zu werden?
Angst vorm Kampf dagegen?
Davor, dass es zu anstrengend ist?
Scham?
Die Krankheit (noch) nicht loslassen zu können?

Ich finde die Gründe, warum Du das nicht willst, wären schonmal eine Analyse wert, oder?
Es bringt ja nix, jemandem helfen zu wollen, der es nicht will. Aber da Du ja hier schreibst, zeigt das ja, dass dir dein eigenes Denken darüber ja auch nicht so geheuer ist, oder?

Liebe Grüße Nadine

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#3
Das deine Freundin sauer auf dich ist, ist vielleicht ein wenig übertrieben. Ich finde, man sollte da eher erstmal froh sein, dass einem sowas anvertraut wurde. Worauf sie sauer sein kann ist, dass du keine Hilfe möchtest.
Natürlich ist das jetzt KEIN Vorwurf, auf garkeinen Fall. Du weißt ja schließlich selbst nicht warum.
Aber kennst du diesen Spruch? Ich weiß nicht mehr genau wie er geht, aber ungefähr: Wahre Stärke ist es, Schwäche zuzulassen.
Die Schwäche ist in diesem Fall Hilfe anzunehmen.
Warum möchtest du keine Hilfe?
Du weißt aber was passieren kann, wenn es so weitergeht, oder? Mach' dir das nochmal klar und denk' gründlich über alles nach.
Es gibt Menschen, die dir helfen wollen und können. Du solltest diese Hilfe wirklich annehmen, bevor es zu spät ist.
perfectly unperfect.

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#4
Gerade keine Lust auf Hilfe bzw. darauf, sich aus der ES zu kämpfen, zu haben, kann ich total verstehen.

Die ES gibt uns ja schließlich irgendwas und hilft uns, den Tag zu überstehen. Für mich war die ES jahrelang eine Krücke bei dem Versuch mein leben zu Leben. Damit aufzuhören bedeutet dann eben auch eine große Anstrengung auf sich zu nehmen.

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#5
habe gerade wenig zeit,

aber ich verstehe dich...

ich bin seit 11 Jahren krank und stecke immer wieder in der situation die du beschreibst.


trotzdem: hilfe ist gut! ( auch wenns manchmal sehr schief geht, da kann ich auch ein lied von singen :roll: ) und ohne hilfe ist es fast unmoeglich da raus zu kommen...

aber wie gesagt...manchmal will man die ES einfach nicht loslassen...

sie hilft einem ja auch, deswegen hat man sie entwickelt.

und dann kommt man wieder an den punkt an dem man kaempfen will! und das muss man auch...


ich meine nur: versuch heraus zu finden warum du die bulimie brauchst , und versuch es zu ueberwinden und zu verarbeiten.

Liebe Gruesse,

wollsocke

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#6
hmm ich versteh total was du meinst. mir geht es da nämlich ähnlich. es ist irgendwie so, dass ich mich im laufe dieser (für mich) sehr langen zeit schon dran gewöhnt habe. ich habe seit nunmehr sieben jahren bulimie und habe das gefühl, sie ist zum teil meiner persönlichkeit geworden. es ist meine art und weise, mit den dingen umzugehen und ein großes feld in meinem bewusstsein. manchmal macht es mich krank, aber...hm, sie ist nunmal einfach "da".
(das dass eigentlcih unfug ist muss mir jetzt keiner sagen, das weiss ich natürlich selbst, ich freue mich aber, dass ich damit nicht alleinstehe und musste das deswegen mal loswerden ;))

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#7
viel zu lang, aber vielleicht bringt es dir was...

Ich versteh dich auch gut. Das dachte ich mir auch die letzten 15 Jahre- die meiste Zeit jeden Falls. und auch jetzt wo ich in Therapie bin denke ich mir wieder mal: warum soll ich was ändern? bzw. glaub ich auch nicht wirklich daran, dass sich noch mal was ändert- wie auch, wenn man sich nicht sicher ist. und doch stirbt die Hoffnung zu letzt...

Aber das Hauptproblem liegt wohl darin, dass es eine Gewohnheit wird- eine Gewohnheit, die einem weiter nicht stört, abgesehen davon, dass man sein Leben danach richtet und nicht anders kann und will.
und diese Gewohnheit wird schleichend zur Sucht und so wie man sich zB als Raucher nach nichts mehr sehnt, als dass man einen kräftigen Lungenzug zieht und dabei endlich das Gefühl hat zu atmen und somit zu leben, genauso ist das mit dem übergeben. Es erfüllt einen mit einer Geborgenheit, die man nur zu gut kennt und erlöst einen von all seinen Gedanken, weil man ganz mit sich selber ist. Und warum sollte man das ändern? Warum ist das so schlimm?
Denn ein bisschen Haarausfall geht einem auf die Nerven stört aber nicht weiter. Die Haut wird rau- dann muss man sie halt eincremen, die Zähne werden schlecht- muss man halt öfters zum Zahnarzt, etc. ... Stück für Stück gewöhnt man sich daran und es wird normal... es ist nicht wie mit Fieber, das auf einmal da ist und man ist krank. MAN MERKT NICHT WIE MAN ERKRANKT...

und weil man das nicht merkt sucht man euch erstmals keine hilfe und will auch keine, denn dann fehlt ja auf einmal ein stückchen ICH, welches man sich so hart erkämpft hat, denn auch übergeben ist ein lernprozess (so wars auf jeden fall anfangs bei mir)

aber, big ABER, deine Freundin hat schon etwas ganz wichtiges geschafft: DU BEFASST DICH MIT DEM THEMA "HILFE"!! und nun befasst du dich, ob du doch was ändern solltest, obwohl du nicht willst. und vielleicht merkst du jetzt gerade das du süchtig bist? (wenn du das nicht schon gewusst hast...? )

und ich kann dir nur raten, auch wenn du mir nicht glaubst, das hier liest und wieder aus deinem Kopf streichst und lieber an das denkst was ich oben v geborgenheit und teil von ICH geschrieben hab, geh zu nem/r Therapeuten/in!!!
Red mit dem/ihr und sag ihr dass du keine Hilfe willst, aber auch nicht weißt warum... das ist ein Anfang!!! Denn umso länger du wartest umso mehr wird es zur Last, umso schwieriger wird es davon weg zu kommen (auch wenn du das vielleicht nicht glaubst) und umso normaler wird es.

Mit jedem Jahr kommen neue Probleme und Schwierigkeiten im Leben auf dich zu und mit jedem Jahr musst du dich mehr und mehr übergeben und wirst dadurch abhängiger von dem Ganzen, weil das die einzige Methode ist mit Problemen, etc umzugehen... und das macht es so verdammt schwer davon weg zu kommen.

Also genieß es, dass du so eine tolle Freundin hast und sag ihr auch, dass du überlegst, aber das sie dich nicht zu sehr drängen soll und gib dir einen Ruck und du was.

wie oft muss man den was im Leben machen, was man nicht will???
Also warum nicht deiner Freundin ne Freude bereiten und dort hingehn.
die psychische Beratungsstellen f Schüler u Studenten sind zB kostenlos und grandios!!!
also hingehn und schreib uns wie es war!!!

ich glaub an dich!
lg Jo eh

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#9
Danke für die lieben und vielen Antworten!
Ich war irgendwie zu überfordert mit mir selber, um das alles hierzu beantworten. Möchte mich dafür entschuldigen..
Ich habe bei einer Psychotherapeutin angerufen und habe ihr von der v*rg*wa*ig*, der Vermutung, dass ich Borderline habe, der Essstörung und den Problemen in meiner Familie erzählt.
Ich hoffe ich bekomme schnell einen Platz, ich werde hier noch verrückt.
Habe mich in den letzten Tagen unnormal oft über der Kloschüssel gesehen und meine Freundin möchte ich auch nicht die ganze Zeit nerven, auch wenn sie sagt, dass es nicht so ist.
Die Reaktion auf den Satz "und da war so ein Kerl, der hat mit mir Sachen gemacht, die ich nicht wollte" geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Sie hat so ein erschüttertes Seufzen von sich gegeben und hat mich nach meiner Handynummer gefragt.
Ich hoffe jeden Tag darauf, dass sie mich anruft und ich will, dass das so bleibt. Nicht, dass ich wieder keine Hilfe möchte und dann mein Abi verkacke. Kann mich keine 5 Minuten konzentrieren ohne an was anderes zu denken...

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#10
Hey Adnil!

Find ich ganz ganz toll, dass du bei einer Therapeutin angerufen hast und ihr das auch gleich alles erzählen konntest! Drück dir die Daumen, dass du bald einen Platz bekommst!

Und was das vorige Thema mit "keine Hilfe wollen" angeht - für mich klingt es so, als wolltest du unbewusst die ganze Zeit Hilfe. Oder warum hast du es dann deiner Freundin überhaupt erzählt?
Ich hab mich damals auch meiner Großcousine anvertraut (also allgemein, dass es mir nicht gut geht aber innerhalb kürzester Zeit hat sie alle Details draußen gehabt) und sie hat mich ebenfalls gezwungen, mir Hilfe zu holen. Ich musste damals bei einer THerapeutin anrufen. Und bin dann auch hingegangen. Hab die ersten Male quasi nix geredet, weil ich ja auch "keine Hilfe wollte" und ja ach so keine Probleme habe über die man reden müsste und ohne es zu merken, hab ich irgendwann doch begonnen zu reden.
Und ich bin so dankbar, dass meine Großcousine mich eben dazu gebracht hat hinzugehen und dann auch später, dass ich es meinen Eltern erzählen musste.
Also was ich sagen will: Probier es als Chance zu sehen, dass dich deine Freundin da so untestützen möchte!

Lg
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#11
Dass man keine Hilfe will ist laut Lehrbuch ja gerade Teil des Krankheitsbilds. Das macht es so schwer davon wegzukommen; man ist besessen, einfach nur besessen, kann sich kein anderes Leben vorstellen, so als ob das dann kein Leben mehr wäre. Man weiß theoretisch, dass die Tatsache, dass man es sich nicht vorstellen kann, nicht bedeutet dass es auch nonexistent ist, aber man kann es nicht glauben.

Und ich wage durchaus zu behaupten dass viele Hilfe annehmen, in Therapie gehen, ohne, wenn sie ganz ehrlich sind, je wirklich davon wegkommen zu wollen. Deshalb sind so viele Therapieversuche erfolglos; dass jemand sich nichts mehr vorlügt, wäre ja eher ein Schritt in die richtige Richtung; denn auch ein Sich-Anlügen ist Teil des Krankheitsbilds, hält es aufrecht. Und seine Meinung ändert man schneller und leichter, als dass man aufhören kann sich selbst zu belügen; das ist eben auch so ganz nebenbei zu bemerken.

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#13
nelly naturmaedchen hat geschrieben:
Mallory Weiß hat geschrieben:Und ich wage durchaus zu behaupten dass viele Hilfe annehmen, in Therapie gehen, ohne, wenn sie ganz ehrlich sind, je wirklich davon wegkommen zu wollen. Deshalb sind so viele Therapieversuche erfolglos;
Ich gehe schon seit 3 1/2 Jahren in Therapie, insgesamt schon fast 1 1/2 Jahre stationär und ich will nicht davon weg, weil ich die Krankheit noch "brauche". Ich bin da ganz ehrlich zu mir.
Oh ja, so war es bei mir auch ;)

Immer brav zur Selbsthilfegruppe gehen, stationär gehen, "gesund werden wollen", dabei habe ich weitergek* :roll:

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: "keine Lust" auf Hilfe?

#15
equilibre hat geschrieben:
CoCoRiCo hat geschrieben:Immer brav zur Selbsthilfegruppe gehen, stationär gehen, "gesund werden wollen", dabei habe ich weitergek* :roll:
und wie stehst du heute dazu ?
Ich habe daraus gelernt, dass Therapie ohne wirklich guten Willen nichts bringt ;)

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.
cron