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Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 19:58
von Paperdoll
Hallo ihr Lieben ! ...

mich würde interessieren wie Ihr damit umgeht, ob ihr es verheimlich oder darüber redet, ob ihr hohe Kosten dadurch tragen müsst und in welchen Situationen es am stärksten ist.
Wie kam es dazu?

Bei mir kam es durch eine Diät bei der ich ***kg abnahm und Angst hatte diese wieder anzuessen. Ich blieb daran bis heute (3 Jahre später) hängen. Eine Therapie brachte mir nichts... einige Wochen kam ich durch starken Willen davon ab, aber fiel immer wieder in mein Essverhalten hinein... Davon wissen meine Eltern und mein Freund. Das Bedürfnis zu erbrechen habe ich nur bei stark kalorienhaltigem Essen wie zB Schokolade, Chips, Burger, etc. ... genau das besorge ich mir aber zum Genuss und anschließenden Erbrechen... ich weiß genau es ist falsch, aber habe das Gefühl das ich es brauche. Da es mir peinlich vor anderen ist zu schlingen, verstecke ich mich oft, damit es niemand erfährt...
Ich frage mich deshalb immer, wie es bei anderen dazu kam und damit umgehen, da ich sonst niemanden kenne.

Liebe Grüße

Paperdoll

edit von joliana: du bist ja hartnäckig... ;) ;)

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 20:09
von joliana
hallo Paperdoll!

ich habe deine gewichtsangabe editiert, solche angaben sind hier im forum verboten (siehe forumsregeln im neu-forum). ;)

meine bulimie, die mich mittlerweile 5 jahre begleitet, kam wie bei dir über eine diät. ich war seit der pubertät übergewichtig und habe seitdem auch oft aus langeweile oder frust gegessen. mit 17 fing ich schließlich an, über gesunde ernährung und dann das kalorienzählen abzunehmen. es ging mir zu langsam und ich aß immer weniger. natürlich hatte ich bald FAs und irgendwann kam ich auf die idee, dass ich diese einfach wieder loswerden könnte. ich wollte zuerst noch weiter abnehmen, inzwischen will ich es nicht mehr, aber die bulimie ist leider noch da und manifestiert sich in FAs, die oft nach einer normalen mahlzeit kommen. meist ist die situation so, dass ich mich gerade langweile, ich im stress bin oder irgendetwas anderes mich belastet - dann fühle ich mich im essen geborgen und will einfach nicht aufhören, will doch noch etwas anderes probieren, und spüre gar nicht, ob ich satt bin oder nicht. und entweder ich bekomme dann noch die kurve und höre auf, oder es wird zu einem richtigen fressflash mit anschließendem erbrechen.

mein leben wird durch die bulimie gar nicht so sehr beeinflusst. ich kann einen FA mit erbrechen haben und kurz darauf mit freunden weggehen oder zu meinem freund fahren, ohne dass ich noch viel darüber nachdenke. eingekauft habe ich für einen FA noch nie, ich wohne noch daheim - als ich vor kurzem ein semester lang allein gewohnt habe, hatte ich tatsächlich in meiner eigenen wohnung keinen einzigen FA. ich kann nur nicht damit umgehen, dass hier bei mir daheim alles mögliche an essen ständig greifbar ist.

und bei mir weiß es niemand außer meinem freund - dem habe ich es mal vor 2 jahren gestanden, er hat es aber denke ich nicht wirklich begriffen, jedenfalls kam das thema nie wieder zur sprache, obwohl wir wirklich eine sehr innige beziehung haben und über fast alles reden. ich bin im moment noch froh darüber, die vorstellung darüber zu sprechen, macht mir große angst. wenn ich es nicht bald aus eigener kraft da raus schaffe, muss ich es tun, das ist mir klar... aber noch geht es nicht.

was empfindest du denn, wenn du mal wieder in der situation bist, dass du dir extrem fettes essen kaufen und es fressen willst (sorry für den ausdruck, aber ich denke, bei dir ist das dann auch kein genussvolles essen mehr)? was suchst du in diesem essen? verbietest du dir vielleicht ansonsten zu viel?

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 20:34
von Paperdoll
im Prinzip ist es bei mir genau wie bei Dir... aus langeweile oder wenn ich im Prüfungsstress bin... bei mir kommt es auch nie zur Sprache über das Thema, als wäre es Tabu? Ich möchte aber auch nicht mit dem Thema anfangen, obwohl ich gerne mit jemanden darüber sprechen würde der mich versteht, da ich das noch nie jemand konnte :( .. ich bin 1,73 m und wiege ***kg) .. ich fühle mich zu dick an manchen Körperstellen, obwohl alle sagen "Du spinnst" etc. ... Wobei ich dann denke-das selbe würde ich auch sagen um Freunde oder sonstige nicht zu verletzen ..

Bei mir ist es auch nach einer Mahlzeit nach der ich nicht aufhören kann... Es ist zwar ein "Fressen", aber ich genieße es und bin nach dem Erbrechen entspannt ...

Ich denke es ist die Langeweile.. und eine Abreagierung über die Tatsache das ich niemals perfekt sein kann...

edit: keine gewichtsangaben!

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 20:38
von Wollsocke
...

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 20:40
von joliana
dann sollte dein erster schritt sein, zu versuchen, dich in deinem körper zu akzeptieren. wie gesagt, du darfst hier keine gewichtsangaben machen - aber du bist normalgewichtig. dein körper ist gut so, wie er ist! und deine freunde sagen das bestimmt nicht nur, um dich zufriedenzustellen. wieso sollst du nicht gut aussehen, nur weil du kein magermodel bist? ich kann schon mal sagen, dass ich mehr wiege als du und mich trotzdem attraktiv finde (und das auch gesagt bekomme). ;)

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 20:44
von Paperdoll
Ja das weiß ich .. ist aber nicht so einfach, wie ich finde ... Ich weiß auch nicht wo dieser Knacks herkommt ... vermute durch die Medien, was ein Schönheitsideal ist und was nicht

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 21:19
von darki000
mein problem beeinflusst meinen ganzen Tag, jeden Tag aufs neue.
seit ich mit 16 ** wog und mich dann dazu entschlossen habe, abzunehmen und auch auf einem normalen weg innerhalb 6 monaten abgenommen habe, habe ich totale komplexe mit meinem körper und habe bei jedem bissen panik, dass es sich auf die figur niederschlägt. Bescheuert, weiss ich ja selber, aber auch ich bekomme es einfach nicht in den griff. ich hab tägliche heisshungerattacken und bekomme sie nur selten gestopt und den ganzen tag drehen sich meine gedanken nur um ein einziges thema: Essen.
ich war bereits zweimal stationär, wobei mir aber dies bzgl auch nicht wirklich geholfen werden konnte und jetzt warte ich auf einen ambulanten therapieplatz.
bereits wenn ich morgens die augen öffne überlege ich, was ich denn jetzt esse was mir genug energie gibt um die arbeit zu starten, jedoch nicht ansetzt. ich kann nichtmal ein stück torte oder einen burger essen ohne das ich diese panik wieder habe, dick zu werden. gerade eben habe ich mir in einem anderen forum körperliche folgen durchgelesen... erst jetzt habe ich realisiert, dass wenn man so weiter macht, die krankheit einen bis in den tod treiben kann.
Doch ob die umsetzung und das tägliche in den griff bekommen der fressattacken jetzt besser funktioniert, wage ich zu bezweifeln!

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Di Jul 10, 2012 21:57
von minka_ly
wie sehr es mein leben beeinfluss weis ich nicht... ich weis nicht wie es waere wenn ich nicht so viel zeit haette...

angefangen hat es dass ich mehr gegessen habe als ich meine bachelorarbeit geschrieben und meine abschlusspruefungen hatte.. ich hatte keinen nerv fuer die arbeit und zu lernen... und statt produktiv zu sein habe ich was gegessen.. bzw um eine pause machen zu koennen... so nahm ich einige *kg zu... fuehlte mich zu dick.. und wollte das wieder los werden... nun weis ich gar nicht mehr so richtig wie das war.. ob wohl das nur etwas laenger als ein jahr her ist... ich glaub ich achtete auf meine kcal menge die ich zu mir nahm.. ich fing an wirklich sport zu machen... und manchmal habe ich dann ueber den tag verteilt meiner meinung nach doch zu viel gegessen..und dann eben am ende erbrochen... bis es irgendwann zu wirklichen FAs kam.. das lief denn eine weile so das es ab und an da zu kam... dann war ich wegen was anderem in einer klinik.. da ging das mit dem essen super.. also ich habe immer noch kcal gezaehlt soweit das ging.. weil ich da mein gewicht halten musste... und wenn ich gesehen habe das es weniger wurde habe ich mich eben in der drauffolgenden woche bemueht mehr zu essen... als ich wieder heim kam ging es noch eine weile lang... aber es dauerte nicht lange bis es wieder so war wie vor der klinik... dann trennte ich mich endgueltig von meinem freund.... ich hatte grosse probleme einen therapieplatz nach der klinik zu finden.. obwohl ich dringend ambulante nachsorge gebraucht haette ... (und nun habe ich ab ende august einen therapie platz) ... und dann hatte ich noch erfahren das mein studium was ich mir sehr gewuenscht habe nicht klappte... die ganzen sachen fuehrten dazu das es schlimmer wurde... und ich dann teilweise taeglich FAs hatte... und nun versuche ich davon wieder los zukommen...

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Fr Jul 13, 2012 21:03
von Nachtigall
Hallo Paperdoll!
Bei mir wurden die Wurzeln der Bulimie gaaaaaaaanz früh gelegt...
Als kleines Kind war mein Spitzname "Kartöffelchen", obwohl ich nie dick, sondern einfach nur ein "gesundes" Kind war.
Mein kleines Bäuchlein wurde liebevoll "Buschtrommel" genannt. Da ich sehr intelligent bin, hatte ich auch sehr früh die Fähigkeit mich mit anderen zu vergleichen. Mit ca. 5 Jahren schämte ich mich für meine "Buschtrommel", ganz besonders erinnere ich mich an die Scham, die ich bei einem Foto empfand, auf dem ich mit einem sehr dünnen Mädchen abgebildet war, das ich im Hotel kennen gelernt hatte. Wenn mein Papa brüllte "Du hast eine Buschtrommel" und spielerisch auf meinem Bäuchlein trommelte, dann lachte ich und schrie "Ich bin keine Buschtrommel"....dabei wusste ich ganz genau, was der Unterschied zwischen "haben" und "sein" ist. Es war mir nur zu peinlich. So stellte ich mich lieber dumm. Da war ich nicht einmal 6...
Mit ca. 10 Jahren hatte ich begriffen, dass man gegen "dick sein" etwas tun kann, schließlich musste ich es nur so machen wie Mama -> Diäten und Sport.
Und so diätete ich....und trieb Sport. Als mir irgendwann Brüste wuchsen und zwar rasant, hatte ich nicht nur mit der "Buschtrommel" zu kämpfen, sondern auch noch mit der zunehmend sichtbaren Weiblichkeit. Und als Älteste von 3 Geschwistern war es mir ziemlich peinlich, dass mein Körper immer mehr von dem meiner jüngeren Geschwister unterschied.
5 Jahre ging alles noch gut -mehr oder weniger. Mit 13 steckte ich mir das erste Mal eine Zahnbürste in den Hals. War doch alles ganz logisch!!! Wenn man gerne isst aber nicht gerne dick ist, dann kotzt man halt nach dem Essen. Aber es kam nix.
Ich probierte es lieber wieder mit hungern. Hin und wieder. Mit 15 schaffte ich es mal fast eine ganze Woche nichts zu essen. Bis ich höllische Verstopfung hatte. Mit 15 einhalb war es dann "endlich" soweit. Als ich versuchte absichtlich zu erbrechen funktionierte es. Ich hatte nun die Lösung all meiner Probleme, das Rad erfunden...so ähnlich fühlte ich mich.

Jetzt, 7 Jahre später, zwischenzeitlich schon 2 Jahre in Therapie gewesen, schwankt mein Zustand zwischen komplett gesund und komplett bulimisch. 2 Wochen gesund, paar Tage kriselts, 1 Woche Bulimie, Tiefpunkt, aufraffen, Staub abklopfen und aufräumen, wieder 2-3 Wochen symptomfrei sein.
Aber ich habe schon sehr viel Macht drüber, wie lange die bulimischen Phasen dauern, wie tief ich dann falle und ich weiß mir sehr gut zu helfen. Das habe ich in der Therapie gelernt.
Ich gebe leider in bulimischen Phasen einen Haufen Geld aus, und mir geht es dann ziemlich schlecht. Bin sehr müde und ausgelaugt, fühle mich schwer und träge.
Die bulimischen Phasen sind auch so unterschiedlich. Mal essen mit direkt erbrechen, dann nur essen und danach hungern, dann eher binge-eating...mein gewicht schwankt sehr unangenehm.
Die Bulimie bestimmt mein Leben gott sei dank weniger als früher, aber immernoch merklich. Wenn ich Essanfälle ohne Erbrechen hatte, dann kann ich mich mit niemandem treffen, weil ich mich so unförmig und unwohl fühle. Wenn ich erbreche, dann bin ich oft aber nicht immer zu müde und will am liebsten nurnoch schlafen.
Manchmal werde ich dann auch depressiv und kann mich zu nichts aufraffen.
Und dann, in symptomfreien Phasen will ich so viel es geht unternehmen und erfreue mich meines lebens umso mehr, als hätte ich etwas nachzuholen. für diese phasen bin ich dankbar...
ich lebe das alles ziemlich alleine durch. nach außen hin bin ich relativ konstant.
das belastet mich etwas. ich habe ansprechpartner, aber ich bin ja doch die einzige, die weiß was mir aus der misere hilft. jammern ist nicht so mein ding, ich handle lieber...
ich beobachte seit jahren diesen prozess, bulimie bekämpfen, die stadien der "geistigen reife" bei mir selbst. und eines tages werde ich frei sein von bulimie. aber bis dahin muss ich noch ein ganzes stück gehen...

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Sa Jul 14, 2012 10:26
von Wollsocke
liebe nachtigall,

das schlimme ist ja, dass deine familie es bestimmt garnicht boese meinte...

noch heute spricht meine mutter von mir als "die dicke" obwohl ich immer so am untergewicht kratze...das meint sie nicht boese... und es stoert mich auch nicht mehr (naja meistens)

ich passe 2 mal die woche auf einen kleinen jungen auf den auch alle speckbacke nennen... obwohl er nicht dick ist... er ist halt nicht duerr... und alle meinen das eben nur "niedlich"

und da ich es genauso erlebt habe wie du mache ich mir doch schon sorgen um den kleinen :/...

liebe gruesse,

wollsocke

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Sa Jul 14, 2012 12:21
von bellablah
Hey an alle :)

wollte mich hier auch mal einklinken.
Also die Bulimie hat mein Leben schon ganz schön beeinflusst. Ich rede nicht viel drüber, meine Mutter weiß es z.B. garnicht. Sie hat es nur einmal fast gemerkt, aber ich konnte - worauf ich nicht stolz bin - eine total absurde Notlüge erfinden. Deshalb bin ich sowieso total sauer, ständig dieses Lügen. Es weiß nur meine Therapeutin, dass ich mich ab und zu erbreche...
Ich hab' deshalb schon einige Male Treffen abgesagt, gelogen, bin zu spät gekommen, etc. Zwar kleine Dinge, die aber doch ganz schön was ausmachen können und die eigentlich total unnötig sind.

Schreckliche Krankheit!

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Mo Jul 16, 2012 3:42
von dolly20
Mein Tagesablauf im Moment, aufgrund der sommerferien: aufstehen in der früh, kotzen bis am Abend, duschen gehen , zahne putzen, schlafen... Hilfe...

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Mo Jul 16, 2012 11:53
von Dreamdancer
Die Bulimie hat mein Leben massiv beeinflusst.
Oder die Flucht vor der Bulimie :roll:
Vielleicht wars auch irgendeine andere Macke in meinem Kopf... Depression oder Borderlinetendenz oder was auch immer, hab noch nicht endgültig herausbekommen, was ich denn nun habe.

Bin 2010 vor der beginnenden Bulimie (ein paar erfolgreiche Kotzversuche nach schon jahrelanger Essstörung mit Ess- und Diätphasen) ins Ausland geflohen, weil ich dachte, da würde es besser, bin aber da erst richtig reingerutscht.
Und hab das dann nach einem halben Jahr wieder abgebrochen, weil der Leidensdruck unerträglich wurde und Suizidgedanken dazukamen.
Konnte dann mein Studium nicht mehr fortführen, weil ich mich so schlecht fühlte, und weil ich eh glaube, dass es nicht das Richtige für mich ist, und falsche Entscheidungen mich weiter in die Bulimie getrieben haben.
Versuche mich gerade neu zu orientieren.

Mein geheimer Alltag wird sehr von der Bulimie beeinflusst, Essensbeschaffung, hungern, wiegen, unerträgliches Chaos, weil ich nicht die Kraft zum Aufräumen habe, aber mein soziales Leben eigentlich nicht sehr, wenn ich mit anderen unterwegs bin, mache ich ganz normal mit und esse auch recht normal.
Aber dieses Doppelleben kostet unendlich Kraft, die mir dann für mich selber fehlt und mein Leben, das ich endlich selber gestalten möchte und dazu stehen, dass ich vielleicht andere Ziele habe, als meine Umgebung von mir erwartet (da ich ja ach so intelligent und wissenschaftlich begabt bin, könnte ich ja eine tolle Akademikerin werden, und alle glauben, dass ich das ja ganz leicht schaffen könnte, aber dass ich das gar nicht will und auch nicht kann, weil meine Talente letztendlich doch woanders liegen, merkt keiner und ich bin immer noch zu feige, um abschließend dazu zu stehen. )

Und mein Leben wird auch dadurch beeinflusst, dass ich viel mehr Geld für Nahrung ausgebe, als ich mir eigentlich leisten könnte :evil:

Und vielleicht beeinflusst die Bulimie mein Leben auch dadurch, dass es ein Ventil ist, um alles rauszubringen, das heißt, nach außen hin wirke ich sehr konstant und stabil, wo andere Probleme haben, nur habe ich eben deutlich mehr Anfälle, wenn es mal schwierig wird. Sodass ich oft höre, wie gelassen und selbstbewusst ich doch bin, während ich weiß, dass ich mich gerade wieder fast kaputt gekotzt habe, und nur eben alles mit mir selber im Untergrund ausmache, statt es nach außen zu tragen.

Bulimie gibt mir auch ein Gefühl der Entfremdung gegenüber anderen Menschen, weil es mich trennt, was ich in den letzten Jahren alles innerlich und äußerlich erlebt habe, was keiner mit mir teilt und miterlebt hat. Sodass mein Kontakt zu Familie und alten Freunden schwierig geworden ist, wenn wir uns mal sehen, starren wir uns wie Wesen von unterschiedlichen Sternen an.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Mi Jul 18, 2012 14:35
von schnuetchen
unabhängig davon, dass ich regelmäßig am rande des ruins lebe und nicht mehr ansatzweise ein vernünftiges verhältnis zum essen habe, hat es insofern viel einfluss auf mein leben genommen, als dass die menschen die ich liebe mich in einem anderen licht sehen. ich bin frisch mit einem mann zusammen der wahnsinnig gern kocht, momentan geniesse ich es noch, aber ich tröste mich immer damit, dass das schon irgendwann aufhören wird, oder dass ich eine möglichkeit finde, meine krankheit zu behalten und trotzdem das essen mit ihm zu geniessen.
meine besten freundinnen wissen davon, die eine versteht es nicht, ich glaube sie hält mich was das angeht für ziemlich willensschwach ("hör doch einfach auf"), und dass sie so von mir denkt ist schade. eine weitere freundin reagierte früher mit wut und ärger auf meine ignoranz was das thema anging, inzwischen hat sie aufgegeben, wir reden nicht mehr drüber, ich weiss aber, dass jedes mal wenn das thema aufkommt, sie stillschweigend ihren ärger unterdrückt.
meiner mutter sagte ich es auch, in einer phase in der es mir wahnsinnig schlecht ging und ich nicht mehr weiter wusste, aber ich habe das gefühl, sie hat nie begriffen, was das eigentlich ist. wir haben nie wieder drüber gesprochen, aber wenn sie im urlaub zu mir sagt ich wäre ganz schön drall gewesen oder sowas, dann frage ich mich, was zur hölle eigentlich in ihr vorgeht. bei jeder mahlzeit, bei jedem gespräch über neue klamotten etc, steht diese einstige beichte zwischen uns, obwohl ich mir fast sicher bin, dass sie es vergessen hat.

selbst, wenn also im alltag die bulimie mal schweigt, sie ist immer dabei, weil durch ein einziges wort, eine einzige beichte plötzlich alles anders ist.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

Verfasst: Mi Jul 18, 2012 15:16
von Idril
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