Druck durch Partner

#1
Folgendes möchte ich los werden, da es mich gerade extrem nervt:

--> mein Freund meint immer wieder vorwurfsvoll, dass ich doch meiner Familie und Freuden von der Bulimie erzählen soll!!! Das ist doch meine Entscheidung und ich möchte das definitiv nicht! Ich vertraue mich meinem Therapeuten, Ärzten und meinem Partner (der teilweise nicht damit umgehen kann; jetzt hat er eine Phase in der er gar nix versteht und mir nur Druck machen will) an.

--> wenn ich einen Anfall habe meint er danach ich hätte mich nicht bemüht, ich soll endlich einen Essensplan machen, Tagebuch führen usw. Er setzt mich unter Druck.

DAS NERVT!!!

Re: Druck durch Partner

#3
Danke, Saltwater!
Saltwater hat geschrieben:ich glaube, er ist einfach total überfordert! Böse meint er´s bestimmt nicht! Aber er fühlt sich hilflos und hat Angst um dich!
Ja, so wird's sein. Er beschäftigt sich mit Bulimie und möchte sogar auch eine Therapie anfangen, damit er besser damit umgehen lernt. In dem Institut für Essstörungen, in dem ich bin, gibt es derzeit leider keine Treffen für Angehörige.

Re: Druck durch Partner

#4
Hallo Victress,

ich kann Deinem Freund wirklich empfehlen eine Therapeutin/Therapeut für sich zu suchen, wenn er sich sehr damit beschäftigt. Dh ja nicht dass er gleich eine Therapie machen wird, sondern sich mit jemandem austauscht, der für ihn und seine Gedanken/Ängste/Sorgen da ist.
Mir hat es sehr geholfen viele Gedanken/Aktionen/Reaktionen mit denen man manchmal überfordert ist, etwas besser zu verstehen.

Und wem Du davon erzählst, ist natürlich Deine Sache.
Aber wenn es ihm so geht wie mir, dann war es so, dass ich mich kein bißchen für die Essstörung geschämt habe und daher wahrscheinlich noch offener damit umgegeangen bin.

Viel Glück für Euch
Vulcaus

Re: Druck durch Partner

#5
Danke, Vulcanus! :)
Vulcanus hat geschrieben:ich kann Deinem Freund wirklich empfehlen eine Therapeutin/Therapeut für sich zu suchen, wenn er sich sehr damit beschäftigt.
Ja, er hat demnächst zwei Termine mit Therapeuten welche u.a. mit Essstörungen vertraut sind.
Vulcanus hat geschrieben: Und wem Du davon erzählst, ist natürlich Deine Sache.
Eben und das sollte man akzeptieren und nicht z.B. den Eltern erzählen. Er hat dies nämlich seinen eigenen Eltern, nachdem er es von mir erfahren hat, erzählt, obwohl ich ihm gebeten habe, dass NIEMAND davon erfahren darf. Das war natürlich ein "Weltuntergang" für mich. Er hat ihnen dann aber zu verstehen gegeben, dass wir das schon schaffen. Seitdem haben sie nicht mehr nachgefragt und es ist jetzt so als wäre nichts gewesen. Gut so, sonst hätte ich definitiv kein Interesse mehr zu den Eltern meines Freundes mitzukommen.

Re: Druck durch Partner

#6
Hallo Victress,

Ich gebe Saltwater Recht.
Er ist überfordert und weiß nicht, wie er dir helfen soll. Er hats sicherlich auf alle möglichen Arten versucht, dir beizustehen. Mal auf die nette, verstädnisvolle Art, die wahrscheinlich auch nicht gewirkt hat. Jetzt versucht ers mit Kontrolle. Das muss nicht einmal bewusst passieren.

Mein Mann hat mich auch kontrolliert, als ich damals noch krank war. Zu dieser Zeit war ich wahnsinnig genervt. Heute weiß ich, dass er Angst um mich hatte und mir nur helfen wollte.

Er bemüht sich ja wirklich sehr. Er setzt sich mit dem Thema auseinander und will sogar eine Therapie machen um dich zu unterstützen.
So jemanden findet man sicherlich nicht so einfach!

Hast du ihm schon einmal versucht zu erklären, dass es absolut nichts bringt, wenn er dich unter Druck setzt???

Re: Druck durch Partner

#7
Jersey hat geschrieben:Er bemüht sich ja wirklich sehr. Er setzt sich mit dem Thema auseinander und will sogar eine Therapie machen um dich zu unterstützen.
So jemanden findet man sicherlich nicht so einfach!
Ja, das schätze ich sehr. :) Unsere Liebe ist sehr stark und ich verstehe ihn. Schließlich möchte er mit mir das Leben verbringen, eine Familie gründen und uns etwas schaffen. Das geht natürlich nur wenn ich gesund bin. Das möchte ich auch nur mit Druck überfordert er mich.
Jersey hat geschrieben: Hast du ihm schon einmal versucht zu erklären, dass es absolut nichts bringt, wenn er dich unter Druck setzt???
Ja und darauf meinte er, dass ich nicht konsequent genug sei, mir alles egal sei und das man Druck braucht. Das stimmt aber nicht. Es ist sehr hart und durch diesen Druck wird alles nur schlimmer.

Re: Druck durch Partner

#8
Liebe Victress,

ich kann dich gut verstehen. Mein einer Freund war auch ein bisschen so wie deiner. Aber bei ihm hatte ich auch immer das Gefühl, dass ich ihm total wichtig bin und dass er mich wirklich total liebt. Auf der anderen Seite hat mich diese Kontrolle auch unter Druck gesetzt und in dem Moment wollte ich das natürlich nicht. Manchmal will ich Unterstützung/etwas Druck, manchmal nicht. Aber als Fazit kann ich sagen, beides hat mir nichts gebracht. Deshalb weiß ich nicht, was der richtige Weg ist.
Mein jetziger Freund kontrolliert mich nicht besonders. Er fragt von sich aus weniger. Aber wenn wir drüber sprechen, sagt er, er wird mich unterstützen und wir schaffen das gemeinsam. Allerdings merk ich davon irgendwie wenig. Für die Beziehung ist dieser Weg natürlich leichter. Aber ändern tut sich irgendwie auch nichts. Mich stört es aber nicht, denn ich weiß, dass er einfach andere Dinge im Kopf hat.

Ich glaube, wie es der andere macht, passt es nicht, oder? Doch irgendwie war mir das strengere ein bisschen lieber.
Auf der anderen Seite sagte mal eine Therapeutin zu mir, dass ich selbst erwachsen sein soll und die Verantwortung nicht auf andere schieben soll. Bei mir ist es nämlich immer so, wenn einer ganz streng zu mir ist und mir genau sagt, was ich machen soll, funktioniert es wie ein Wunder auf einmal für ein paar Tage, ohne dass es schwer für mich ist. Aber länger hält es dann auch nicht an.

Re: Druck durch Partner

#9
Mir geht's leider nicht gut.

Ich fühle mich unter Druck gesetzt und bin überfordert.

Habe mich etwas auf Drängen meines Partners schon damit angefreundet meiner Famile über Bulimie in Kenntnis zu setzten. Immerhin haben sie durch ihr eigenes gestörtes Verhältnis zu Essen (Übergewicht) auch ihren Teil dazu beigetragen und vor allem meine Mutter wie sie mich als Kind behandelt hat. Warum möchte ich mein Leiden also für mich behalten und andere damit nicht belasten???

Dann weiß ich zwar schon ca. wie es ab September ausbildungs- und arbeitstechnisch weiter gehen soll nur ich habe einfach Angst. Denn jetzt könnte ich mich noch entscheiden und weiß noch nicht ob alles so funktioniert wie es soll. Könnt auch so weiter machen, nur das ist eine wahnsinns Belastung.

Abgesehen davon mache ich mir selbst auch Druck. Möchte mich gut ernähren und ohne Kotzen leben.

Dann habe ich erst einen Labortest machen lassen. Alle Werte bis auf "Amylase" (sehr erhöht) befinden sich im Normalbereich. Den morgigen Arzttermin muss ich wegen der Arbeit verschieben, hoffe aber dass mir meine Ärztin auch am Telefon sagen kann was das bedeutet?!

Meinen nächsten Teraphietermin habe ich erst nächste Woche. Hätte gerne jede Woche einen Termin, nur beim Therapeuten geht's ab 18 Uhr nur jede zweite. Hoffentlich ändert sich das bald (September).

Freu mich über Austausch/aufbauende Worte :)

Liebe Grüße

Victress

Re: Druck durch Partner

#10
Liebe Victress,

es tut mir Leid, dass es dir nicht gut geht und dein Partner deiner Meinung nach zu viel von dir verlangt.
Ich gehe jedoch wirklich davon aus, dass er es gut meint.
Aber was sagt er denn dazu, wenn du ihn darum bittest, dir Zeit zu geben. Es bringt absolut nichts, dich unter Druck zu setzen.

Ich weiß nicht wirklich, was ich dir noch raten könnte.
Mit deinem Partner reden - das hatten wir ja schon. Und es hat leider nichts gebracht.
Schade!
Ich würde es womöglich immer und immer wieder versuchen....



Liebe Grüße
und einen schönen Abend!

Re: Druck durch Partner

#11
Hallo Victress,

Hat Dein Freund denn mittlerweile seinen eigenen Gesprächspartner (Therapeut) gefunden?
Die Offenheit von Dir ihm gegenüber ist ein toller Schritt und ich bin mir sicher, er weiß das auch absolut zu schätzen. Und dennoch ist er wahrscheinlich mit einer Krankheit konfrontiert, die er nicht kennt und vor allem auch nicht einschaetzen kann, wie intensiv sie ist.

Vielleicht ist dies sein Versuch damit umzugehen, hast Du ihn das schon mal gefragt?

Im Vergleich zu dem was Ihr mit der Krankheit erlebt, ist das was man an der Seite mitbekommt wahrscheinlich wirklich nur ein Bruchteil..aber niemand hat einen darauf vorbereitet und ich weiß aus eigener Erfahrung dass diese Ohnmacht einen manchmal seltsame Wege geistig gehen lässt.

Frag ihn wirklich warum er so offen damit umgehen will und ich hoffe er findet bald seinen eigenen Ansprechpartner...das macht, wenn die Person gut ist, einen wirklich viel ruhiger und man bekommt dadurch den Druck für einen selbst etwas herausgenommen.

Ich hoffe Ihr bekommt es hin.
Alles Gute

Re: Druck durch Partner

#12
Die Amylaseerhöhung wird wohl von den Speicheldrüsen kommen, die vom Erbrechen in Mitleidenschaft gezogen sind. Hast du eine Speicheldrüsenschwellung ("Hamsterbacken")?
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Di Mai 15, 2012 22:44, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Druck durch Partner

#13
Hallo Victress,

es tut mir leid,dass es dir nicht gut geht und ich weiß es wird bei dir wieder bergauf gehen, also "aufstehen, Staub abwischen und weitermachen" woher das ist ist euch ja bekannt.

Ich habe den Thread erst jetzt gesehen und kann deinen Partner sehr gut verstehen, bin auch einer.
Was ich nicht verstehe, das um diese Krankheit so ein Geheimnis gemacht wird, da werden Lügengebilde aufgebaut, die dann aufrecht gehalten werden müssen und das kostet Kraft und gibt erst Druck, der meine Freundin unter anderem in einen FA stossen kann. Dein Freund möchte nur das Du durch Offenheit dir etwas Druck weg nimmst.
Bulimie ist doch keine Krankheit für die man sich schämen muß oder die ansteckend ist.
Es muß Aufklärungsarbeit geleistet werden, ähnlich wie bei Depressionen (da war früher auch die Meinung, das man Irre ist wenn man eine hat).
Und die beste Aufklärungsarbeit kann nur ein Betroffener machen meiner Meinung nach.

LG Ljus
Frage dich nicht was du erlebt hast, sei bereit für das was du noch erleben wirst!

Re: Druck durch Partner

#14
Guten morgen Lijus,

das ist vollkommen richtig und so denken wir, die keine ES haben.
Allerdings ist Scham ein Teil der Krankheit und verhindert genau das was Du, Victress Ihr Freund und viele andere Freunde gerne viel offener erzählen würde.
Wäre dem so wäre die ES viel bekannter, denn hochgerechnet sprechen wir wahrscheinlich von geschätzten 4-5 Mio Leuten, die betroffen sind, inkl. Familien, Freunden, Partnern, Ex Partnern...und dafür hört man doch sehr wenig davon, oder?

Viele Grüße
Vulcanus

Re: Druck durch Partner

#15
Danke, Euch :)
Vulcanus hat geschrieben: Hat Dein Freund denn mittlerweile seinen eigenen Gesprächspartner (Therapeut) gefunden?
Er hatte ein paar Erstgespräche. Die Therapeuten meinten angeblich, dass es ihm eh gut geht. Er weiß noch nicht ob er auf Dauer einen "Gesprächspartner" möchte. Ich würde das jedenfalls gut finden. :) Außerdem hätte er auch ein paar familiäre Dinge aufzuarbeiten. Er meint auch oft, dass er ohne mich keine Probleme hätte (das stimmt nicht; nur mein Problem würde ihn nicht belasten).

Vulcanus hat geschrieben: Vielleicht ist dies sein Versuch damit umzugehen, hast Du ihn das schon mal gefragt?
Er füllt sich wahrscheinlich hilflos und möchte Kontrolle darüber haben. Gestern hat er mich von einem Fressanfall abgelenkt. Das fand ich sehr positiv. Nach dem Abendessen habe ich das Essen auch in mir behalten und er hat mir gut zugeredet. Er war super geduldig und einfühlsam. Nicht ungeduldig und vorwurfsvoll wie meistens. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass er jetzt zwei Tage frei hatte und dadurch keinen Stress in der Arbeit hatte.

kleines Ich-bin-ich hat geschrieben:Die Amylaseerhöhung wird wohl von den Speicheldrüsen kommen, die vom Erbrechen in Mitleidenschaft gezogen sind. Hast du eine Speicheldrüsenschwellung ("Hamsterbacken")?
Nur manchmal. Derzeit eigentlich nicht. Heute bin ich um 12.30 Uhr bei meiner Ärztin.

Ljus hat geschrieben: Und die beste Aufklärungsarbeit kann nur ein Betroffener machen meiner Meinung nach.
Ja, nur frage ich mich was das bringt. Vergangenes kann sowieso nicht rückgängig gemacht werden. Irgendwie habe ich auch Angst davon. Es ändert doch nichts?!