Gefühle vor-während-nach dem FA?

#1
Hallo ihr lieben
ich weiß nicht, ob sich noch jemand an mich erinnert? Also, wenn ja, da bin ich wieder :wink:
Ich bin seit einigen Wochen wieder in Therapie, die ich für ein paar Monate unterbrochen hatte. Das Problem sit aber, dass wir im Moment überhaupt nicht vorankommen. ´die Therapeutin will immer was über meine Gefühle wissen, aber ich weiß ja selbst nix!

Bei mir ist es so: Ich habe seit Jahren gelernt, meine Gefühle zu unterdrücken. klar, irgendwo ganz tief in mir drin sind sie, aber sie kommen nicht in meinem Kopf an. Ich stell es mir so vor, dass die Gefühle in meinem Bauch sind, und ich bau eine Mauer aus Essen zwischen ihnen und meinem Kopf auf, nur um dann Essen+Gefühle zusammen zu erbrechen. Damit sind die Gefühle weg. PUNKT.
Ich finde es auch schwer, zuzuordnen, welche Gefühle ich vor einem FA hab, weil FAs keine direkte Reaktion auf etwas bestimmtes sind, sondern eine Gewohnheit, vll. sogar ein Zwang.

Ich würd mir gern ein paar Denkanstöße bei euch holen ;) Was löst bei euch einen FA aus? Was denkt ihr danach? Was denkt ihr währenddessen?

Schön wieder da zu sein, schneefee
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: Gefühle vor-während-nach dem FA?

#2
Hallo Schneefee,
so ähnlich gehts mir auch. Außerdem hast du das sehr anschaulich beschreiben finde ich.
Ich sag meist so Sachen wie " ich war allein in der Wohnung" bis ich darauf aufmerksam gemacht werde, dass das kein Gefühl ist... :wink:

Was mir daher eher hilft ist auf körperliche Sachen zu achten und darüber dann rückschlüsse auf die Gefühle zu ziehen, z.B. Nacken verspannt, Puls schnell und komischerweise bei mir kalte Füße-> alles anzeichen für Stress, ich fühle mich also wahrscheinlich angespannt...mhhh das kommt ja auch wegen einem Gefühl fällt mir grad auf..also die Anspannung ist ja da wegen einem wahrscheinlich unterdrücktem Gefühl...das überleg ich noch mal. Aber zumindest erkenne ich ich körperlichen Warnsignale und kann evt was anderes machen um den Stress abzubauen.

Unmittelbar davor:sogar ein bisschen Vorfreude :oops:
Während des FA: größtenteils glücklich, geborgen, aber immer noch angespannt, gierig, zum Teil kommen da auch schon paar Selbstvorwürfe was für ein "schwein" ich doch bin..
Während des Kotzens: Natürlich die nötige Portion Selbsthass :wink: , Angst, teilweise auch "rationale" Gedanken die ich sonst aber verdränge (in Bezug auf Familie, Freund), aber auch Euphorie, die Freude am "sich selbst fertig machen"(verwechsle sadismus und masochismus immer..was ist nochmal das wo man sich selbst quält?).
Unmittelbar danach (meist):Tiefenentspannt, Ruhe im Kopf, evt Müde,k.o.; bisschen Selbstvorwürfe, aber hauptsächlich: endlich Ruhe...d.h. keine Gefühle, weder glücklich nich unglücklich

Wie du siehst, hab auch ich meine Probleme damit...aber ab und zu analysiere ich es im Nachhinein, z.b. vermute ich dann dass es eben oft bestimmte, d.h. oft gleiche, Gefühle sind und erkenne dann "gefahrensituationen" im vorraus und versuche die zu umgehen/mich darauf vorzubereiten. Nur Fühlen fällt mir auch schwer, ich arbeite da eher mit logischen Rückschlüssen: ich allein in Wohnung ->einsamkeit-> Angst, Trauer, evt Wut (aus Kindheit?!?).
Manchmal ists aber auch "einfach": Stress->FA; einfach weils so gut (kurzfristig) funktioniert, da muss noch nicht mal ein Gefühl hinterstehen (bzw "einfachster Fall": körperlicher Hunger->FA)
EVt hilft es dir (und mir wie ich grad merke evt auch) mal alle Gefühle die man so kennt aufzuschreiben und sich ggf mehrmals am tag fragt wies einem geht. Stelle ich mir grad echt schwer vor, aber wenns dann evt auch nur einmal die Woche klappt, ist das doch schon gut..

So, nach einem wieder viel zu langem Roman, hoffe ich dir trotzdem ein bisschen geantwortet haben zu können. In der Schule lief sowas unter "Themaverfehlung" denk ich :roll: . Mir ist grad selbst aufgefallen, dass ich mich das evt auch mal öfter fragen sollte

Lieben Gruß

Re: Gefühle vor-während-nach dem FA?

#3
Liebe Schneefee,

ich erinnere mich noch an Dich. :)

Ich habe momentan eine Phase mit sehr wenigen FAs und Brechattacken. Weil das fressen und kotzen momentan keine Gewohnheit ist merke ich immer mehr, was die Auslöser für dieses Verhalten sind.

Nr. 1 in den Top Five:
Schuldgefühle. Sei es, weil sie mir jemand einredet (der selbst nicht Schuld an einer Situation sein möchte :evil: ) oder weil ich mir selber Druck mache; zu wenig geleistet, einen Fehler gemacht, mich blöd benommen etc..
Nr. 2:
Unterdrückte Wut. Weil ich ungerecht behandelt wurde zum Beispiel.
Nr. 3:
Selbstentwertung. Kommt meist direkt im Anschluß an Nr. 1 und 2, wenn ich mich meinen Schuldgefühlen ergebe oder meine Wut gegen mich selbst wende.
Nr. 4:
Ohnmachtsgefühle. Wenn Dinge passieren die mich verletzen, ohne das ich etwas dagegen tun kann.
Nr. 5:
Überforderung und sich allein gelassen fühlen...

Während des FAs fühle ich eine Mischung aus Selbstverachtung und Erleichterung, dass ich dem inneren Druck endlich nachgeben darf.
Beim Brechen einfach nur Panik: bring es raus, das ganze Zeug muss raus aus mir, unbedingt...
Danach Scham, Wut über mein Versagen und meine Dämlichkeit, alles überlagert von totaler Erschöpfung, weil ich enorme Kraft aufwenden muß um das ganze Essen überhaupt wieder loswerden zu können. Und schlußendlich das wunderbare Gefühl von absoluter Taubheit - endlich nichts mehr fühlen müssen.

Liebe Grüße,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Gefühle vor-während-nach dem FA?

#4
hallo ihr beiden,
dankeschön für die Antworten!

Hatte gestern den ersten FA-/brechfreien Tag seit 8 Monaten ungefährt wooop :mrgreen:

Also zum eigentlichen Thema:
hope, ist die Vorfreude nicht normal? Wenn man es unmittelbar vorher nicht "gut" fände, würde man es ja vermutlich nicht machen, oder? Wobei ich manchmal auch FAs habe, ohne Hunger/Lust/sonst was zu haben. Nur plötzlich ist das Essen in meinem Mund :shock:

Ich hab oft das Gefühl, das dieser ganze Ablauf zu 99% aus Gewohnheit besteht. Schule, heim, einkaufen, FA, erbrechen. das geht schon so lange so, dass ich es gar nicht anders kenne. Nach der Schule diese Ungeduld (OMG, ich muss sofort heim, ich hab Hunger, hmmm was ess ich denn jetzt?), auch von vornherein die Angst vor Langeweile oder Einsamkeit, während dem FA die totale Entspannung und nach dem Erbrechen einfach gar nix mehr. Einfach nur leer. Wenn ich das meiner Therapeutin sag, ist sie aber nicht zufrieden :wink: Was ich oft feststelle ist dieser Zwang. Wohnung leer? ab in die Küche. Egal, ob ich will oder nicht. Vielleicht Angst vor Einsamkeit? Letztendlich der Auslöser für die ES war schließlich die Erkenntnis für mich, dass mich mein Vater im Stich gelassen hat, ohne mich auch nur zu kennen.
Mir fällt es aber auch schwer, mich der Therapeutin zu öffnen, aber es wird besser :) .

Ein anderer Auslöser für die FA ist auch Stress, grade wenn ich viel für die Schule machen müsste, werden die FAs länger, häufiger, heftiger. Um noch mehr Zeit zu schinden.

Ich frage mich, wie es sich anfühlt, zu fühlen. Mir ist nicht ganz klar, wie ich damit umgehen soll, ich habe Angst vor einer Suchtverschiebung. Vom Hungern zum starken SVV zum FA/brechen. Was kommt dann? Hatte am Freitag eh mal wieder nen svv Rückfall :oops: naja, egal, abgehakt und weiter gehts.

Ich würd mich über noch mehr Beiträge wirklich freuen! Kann bestimmt nicht schaden, über die eigenen unterdrückten Gefühle nachzudenken :)
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: Gefühle vor-während-nach dem FA?

#5
Hey, hey,
GRATULATION zum gestrigen Tag!!!!Super gut, vor allem nach 8Monaten!!!!
Weißt du denn warum du es gestern so toll hinbekommen hast? Was war evt anders als sonst?

Das nach Hause eilen in die tröstenden Arme des Kühlschranks kenn ich auch. Die Schritte werden immer schneller und ich kann es kaum erwarten bis die Tür hinter mir ins Schloss fällt...Besonders nach stressigen Unitagen, Klausuren, oder wenn ich mich schon in der Uni besonders komisch/einsam/fett/blöd etc fühle, oder immer wenn ich z.b. von Verabredungen/EVents etc nach Hause komme, bei denen ich glücklich/stark/schön/intelligent/selbstbewusst gespielt habe, aber eigentlich das Gegenteil fühle.Und natürlich wenn ich davor zu wenig gegessen habe.
Alles total logisch erklärbar: z.B. braucht das Gehirn nach Konzentration Energie und macht alles damit es das bekommt (Gibt so ein Buch "Das gierige Gehirn", hab ich nicht gelesen aber was ich drüber gehört habe klang einleutend: das Gehirn ist das einzige Organ was nicht "abnimmt"; also es macht alles um sich selbst zu erhalten), daher versuche ich zumindest schon vor und in der Uni bissal was zu essen. Isst du in der Schule auch etwas?
Dem Gefühl in meine leere, leise Wohnung zu kommen und mit Einsamkeit, Langeweile, Pflichten (Lernen) konfrontiert zu sein, versuche ich mit einem Alternativplan zu begegnen. Z.B. plane ich am Vortag (wenn ich erkenne, dass der nächste Tag schwierig werden könnte), was mir gut tun würde. Sei es ein schöner Film , ein Buch etc. Lernen funktioniert eh erst wenn ich mich beruhigt habe. Außerdem stelle ich mir dann schon eine riesige Salatschüssel bereit, hab dann was zum essen, was relativ viel ist (von der Menge her), mir das Völlegefühl gibt das ich leider brauche, was ich aber auch drin behalten kann und man isst auch lange dran.
Anfangs hat es mir auch geholfen, erstmal einen Kaffe zu trinken, eine zu rauchen und das ganze so gut es ging rauszuzögern (auch wenn es anfangs nur 5Minuten waren).
Seit dem ich das alles mache, ist die Häufigkeit dieser FAs schon merklich zurückgegangen (Jetzt ist es eher planerisch geworden und nicht mehr ganz so sehr direkter Zwang. auch nicht besser, aber ich hab zumindest das Gefühl dem Ganzen nicht so ausgeliefert zu sein bzw gelingt es mir eher den Plan zu verschieben). Vielleicht hilft es dir auch? Aber wahrscheinlich kennst du diese Tipps schon zur Genüge... Aber trotzdem nie aufgeben!!Hätte mir das vor 2 Jahren niemals vorstellen können und es passiert mir immer noch, ist aber nicht mehr ganz so zwanghaft, bzw hab ich schon diesen Moment indem ich Zögere, nachdenke, kurz innehalte..
Und ich weiß, dass du das auch kannst! Hat ja schon der gestrige Tag gezeigt!!
Lieben Gruß

Re: Gefühle vor-während-nach dem FA?

#6
Bei mir sind es folgende mögliche Gefühle vor FA:

gedrücktes Selbstwertgefühl, nicht das zu bekommen, was ich will, langweile bzw in dem Zusammenhang allein zu sein, Stress mit jmd. oder etwas.

Beim Essen:

hm... weiß gar nicht... da denk ich wenig....bzw an schlechte Dinge... die mich beschäftigen, dann wird der FA meist halt immens....

beim Kotzen:

Erleichterung von dem Druck
Erleichterung von dem Gefühl der vielen kalorien
Erleichterung dass bestimmte Sachen wieder rauskommen
Wut weil nicht alles rauskommt (scheinbar)
Hass, dass ich kotzen muss und es nicht anders hinbekomme

Danach:
Erschöpftheit, Nüchternheit, Traurigkeit, Gefühlslosigkeit