Es kann auch aufwärts gehen...:)

#1
Ihr Lieben,

ich schreibe nun seit Jahren (ich glaube seit 2007) mehr oder weniger regelmäßig hier mit.
Seit 20 Jahren leide ich unter ES, 14 Jahre davon an Bulimie. "Cleane" Phasen hatte ich immer nur, wenn ich auf Diät war, ob gesund oder hungernder Weise...
Ich möchte jetzt zur Abwechslung mal etwas positives vermelden:
Ich habe mich seit über 4 Wochen nicht mehr übergeben - ohne zu hungern, ohne übermäßig auf mein Essverhalten zu achten, ohne exzessiv Sport zu treiben. Und das, obwohl ich mich momentan in einer absoluten Krisensituation befinde - frisch getrennt, nach Monate langem hin und her und immer wiederkehrendem verletzt werden. Ich muß mein zu Hause aufgeben und (vorerst) auch meine Träume von einer Familie in absehbarer Zeit. Im Job läuft es auch eher bescheiden momentan.
Und trotzdem funktioniert es; ich kann es selbst gar nicht glauben :shock: .
Ich denke es liegt daran, das ich für mich etwas ganz wichtiges nicht nur vom Verstand her begriffen habe, sondern endlich auch emotional akzeptieren konnte: ICH BIN NICHT SCHULD.
Ich habe mich dauernd wegen allem schuldig gefühlt. Das meine Eltern nicht gut mit der ES umgegangen sind (was muß ich auch immer so kompliziert sein?), das mein Freund mich schlecht behandelt hat (da war ich wohl einfach nicht gut genug, um auch gut behandelt zu werden), das es im Job nicht wie gewünscht klappt (warum bin ich so mies/dämlich/faul?) etc....
Aber irgendwie hab' ich scheinbar was kapiert. Es liegt nicht alles an mir.
Wenn meine Eltern ein Problem mit meiner ES haben, ist es ihre Hilflosigkeit oder Unsensibilität, und ich habe das Recht, mich gegen verletztende Äußerungen zu wehren. Wenn mein Freund mich mies behandelt, liegt es an ihm; weil er seine Depressionen nicht behandeln läßt und alles auf mir ablädt (das hat er jetzt auch erkannt - leider erst nachdem ich mich getrennt habe). Ich habe das Recht mich zu schützen und einfach zu gehen, wenn man mich wiederholt verletzt.
Und das im Job nicht immer alles klappt ist a) so gar nicht wahr, da ich in den letzten Jahren mehr erreicht habe, als ich mir je vorgestellt hätte, und b) ganz normal, da ich mich mit schwierigen Thematiken befassen muß, und es all meinen Kollegen genauso geht.
Ich bin nicht schlecht. Ich brauche mich nicht permanent zu bestrafen. Ich kann auch mit einem nicht perfekten Körper ein liebenswerter Mensch sein.

Ich bilde mir nicht ein, nach 14 Jahren Bulimie geheilt zu sein; dafür war die Krankheit zu lange Teil meines Lebens und Ventil für alle möglichen Gefühle, mit denen ich nicht umgehen konnte/kann. Dennoch habe ich das Gefühl, gerade einen wichtigen Schritt in Richtung normales Leben zu gehen.
Das wollte ich gern mit euch teilen. :)

Alles Liebe.
Bela

Edit: Ich habe übrigens nicht zugenommen und fühle mich körperlich viel besser - es lohnt sich... :D
Zuletzt geändert von Bela am Di Mär 13, 2012 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#2
Liebe Bela,

das ist so groß, was Du da gerade schaffst! Ich wünsche Dir sehr, dass es lange anhält. Was Du schreibst, strahlt viel Kraft und Motivation auf mich aus.
Das Thema Schuld ist, glaube ich, ein äußerst zentrales bei der B..
Auch wenn diese Umbruchphase bewegend, anstrengend ist, so bedeutet sie sicher eine Befreiung für Dich. Du beginnst Dich wieder ernst zu nehmen und Dich selbst zu lieben. Diese Basis macht Dich unendlich stark.

Ich trage wohl auch latent ein Schuldgefühl mit mir herum, bemerke es oft garnicht bewusst bzw. erst, wenn die betreffende Situation schon vorbei ist.

Was gab Dir den Ruck, neue Wege zu beschreiten? Warum jetzt? Wie gehst Du mit Schuldzuweisungen um, die ungerechtfertigt sind?

Sei herzlich gegrüßt und mache weiter Dein Ding! :wink:

g.
Ich bin lieber ganz als gut. C.G. Jung

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#4
Ich bin beeindruckt! Genau nach so einem Beitrag suche ich seit meinem Eintritt- das motiviert!
Ich kenne das Gefühl sich für alles schuldig und verantwortlich zu fühlen und find es wahnsinn stark und bewunderswert von dir das zu erkennen!
Mach ja weiter so und vergiss deine geniale Erkenntnis nie!!

Falls dir mal die Motivation ausgehen sollte- würd ich dir gerne was abgeben du hast in mir gerade einen Vorrat angelegt ;)

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#5
Hey ihr lieben,

neues von der Optimisten-Front :D .
Donnerstag Abend hatte ich leider einen Rückfall. Kein Riesen-FA, einfach zu wenig zu Abend gegessen, dann zu viel Wein getrunken, Heisshunger, dann etwas mehr gegessen als ich eigentlich wollte, und zack - den Porzellangott angebetet... :roll:
ABER: ich habe mich nicht davon verunsichern lassen.
Freitag Abend habe ich eine Veranstaltung mit 6 verschiedenen (!!) Buffets besucht, eine Speise verlockender als die andere.
Und habe ganz normal gegessen, alles drinbehalten, obwohl es sich zunächst gar nicht gut anfühlte. Ich habe es durchgestanden und nach einer halben Stunde was das ungute Gefühl des "gefüllt seins" gar nicht mehr schlimm.
Danach bin ich noch schön tanzen gegangen und habe fröhlich bis morgens gefeiert.
Gestern dann Geburtstagsessen mit Familie bei meiner Mutter; Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Wieder ganz normal gegessen, mit einem guten Gefühl. Und das obwohl es mir gestern echt mies ging wegen der Trennung, ich mußte sogar zwei Mal zum Heulen ins Bad verschwinden, weil es mir so mies ging...Aber es ging trotzdem alles gut mit dem Essen!
Anschließend hatte ich noch ein langes und sehr inniges Gespräch mit meiner Mutter, was uns beiden viel gebracht hat (die anderen waren schon gegangen, bzw. im Bett).
Heute habe ich erst die ganze Wohnung geputzt, dann Fotos von allen Räumen gemacht um die Wohnung im Internet besser anpreisen zu können (im April werde ich wegen der Trennung ausziehen und hätte gern für Mai neue Mieter) und bin anschließend zu meinem Bruder gefahren, um ihm beim Haus renovieren zu helfen. Das erste Mal Schlitze für Stromkabel kloppen, mann, tun mir die Arme weh...Aber es hat gut getan, körperliche Arbeit zu machen, das hat mich abgelenkt von meiner Trauer um die vergeigte Beziehung.
Danach habe ich mir ein schönes Schaumbad gegönnt und mir Pasta mit Lachs und Gemüse gemacht. War lecker und ist ebenfalls noch bei mir und nicht in der Kanalisation. :wink:
Ich fühle mich heute stark und bin zufrieden mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich hoffe das Gefühl bleibt mir erhalten, denn es ist einfach schön.

@Goldregen:
Hm, gute Frage, was war eigentlich der Auslöser...?
Ich denke, ich war einfach an einem Punkt wo ich mich geweigert habe, schon wieder alle Schuld mir selbst zu geben. Leider war das nicht die erste Beziehung, in der ich lange unter dem nicht zu verstehenden Verhalten meines Partners gelitten und die für mich unerträgliche Situation viiiiiel zu lange ausgehalten habe. Immer habe ich gedacht, ich sei nicht gut genug, hätte mich nicht genug angestrengt... Diesmal wollte ich das einfach nicht mehr, ich denke es war ein ganz schlichtes: ICH HAB DIE SCHNAUZE GESTRICHEN VOLL.
Ich will mich nicht mehr selbst bestrafen für das, was andere Menschen verbocken. Es reicht. Wenn ich jemandem nicht wichtig genug bin, um mich anständig zu behandeln, dann soll er seine Beziehungsneurosen doch bitte woanders ausleben.
Ich will nicht meine ganzes weiteres Leben lang jemandes Fußabtreter sein - und fertig.
Will ich gut behandelt werden, dann sollte ich mich gefälligst auch selber gut behandeln; wer sollte sich wohlwollend um mich kümmern, wenn ich selbst es nicht tue?
Das versuche ich momentan zu beherzigen.

@Cherry:
Danke für Deine aufmunternden Worte.:) Wie läuft es denn zur Zeit bei Dir? Was machen die abendlichen Ablenkungsstrategien?

@Banane:
Schön das ich Dir mit meinem Post ein bißchen Motivation weitergeben konnte, ich hoffe das wirkt noch ein bißchen nach! Wenn ich nen Hänger habe werde ich auf Dein Angebot zurückkommen.:)

So, jetzt gehe ich schlafen. Ich habe mir selbst wunderschöne neue Bettwäsche geschenkt; die ist frisch gewaschen und wartet darauf, das ich mich in sie hineinkuschele...

Alles Liebe.
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#6
Hey meine Lieben,

ich bin immer noch clean :D .
Zwar hatte ich schon wieder Konfrontationen mit meinem weinenden Exfreund, was mich extrem runtergezogen hat, aber ich bleibe standhaft. Gestern und heute habe ich so richtig gemerkt, wie stark ich auf emotionalen Stress mit Freßdruck reagiere.
Ich rede mit meinem total fertigen Ex - und will den ganzen Tag nur noch Dinge in mich reinschaufeln. Ich habe ein Mißerfolgserlebnis auf der Arbeit - ich giere nach Schoki und Keksen...
Heute Abend habe ich zwar gefühlt zu viel gegessen (rational betrachtet war es gerade noch im Rahmen, denke ich), aber ich habe versucht mir zu sagen, das es total okay ist, das jetzt zu brauchen. Momentan stürmt soviel Negatives auf mich ein, da brauche ich ein wenig Wohlgefühl, und wenn ich das durch ein oder zwei lecker belegte Brötchen bekomme, ist es doch in Ordnung! (Hoffe in diesem Kontext ist die Mengenangabe okay, wenn nicht, sorry und editieren).
Dafür bin ich jetzt seit Stunden satt und zufrieden und denke nicht dauernd darüber nach, ob ich noch was essen darf/sollte.
Scheiß drauf, dann esse ich halt die nächsten Tage mehr Gemüse. Oder auch nicht, je nachdem, wie es sich anfühlt.
Nieder mit dem Bulimie-Diktat! :wink:

Ich hoffe es geht auch gut und wünsche eine angenehme Nacht...

Alles Liebe,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#9
hallo bela!

würde mir gerne eine "scheibe" von dir und deiner stärke abschneiden. habe bisher immer nur wenige tage durchgehalten und dann ging der teufelskreis von vorne los :( wie machst du das bloß? wie hälst du das alles aus? die ängste, zweifel, der fressdruck bei stress... es ist unglaublich toll, wie du das meisterst :) mach weiter so!

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#10
Hallo an alle,

vielen Dank für eure lieben Antworten, es ist soooo schön zu lesen, dass ich einigen von euch ein bißchen Hoffnung geben kann, indem ich meinen Weg aus der Krankheit (den ich hoffentlich langsam, aber stetig weiter gehen kann und werde) hier niederschreibe.

Heute ist es recht anstrengend. Ich habe immer noch ein starkes Bedürfnis nach "Trost-Essen". Zu Hause kann ich mir Schoki und Co. gut verkneifen, weil ich es einfach nicht kaufe. Gut, da sind immer noch meine geliebten Schinken-Käse-Brötchen...Aber besser als kiloweise nährstoffarmer Zuckerschrott. Auf der Arbeit ist das schwieriger; dort sind viele Süßigkeiten-Liebhaber, und es wird fast jeden Tag etwas für die Allgemeinheit mitgebracht. Da kann ich nicht immer nein sagen, gerade im Moment fällt mir das sehr schwer.
Eigentlich wollte ich heute Abend mit einer Freundin zum Sport, aber ihr Abendtermin hat länger gedauert und dann war es schon so spät, das wir beide keine Lust mehr hatten. Weil ich mir dachte: "Och, Du gehst ja eh noch Kalorien verbrennen, dann kannste auch was mehr essen...", habe ich dann auch etwas mehr gegessen. Und fühle mich gerade total wabbelig; eigentlich schon den ganzen Tag über. Etwas zugelegt, die Tage nahen, die Hose kommt einem auf einmal so spack vor...Naja, ihr kennt das garantiert alle.
Ich bin gerade sehr froh, dass ich absolut nichts wirklich leckeres mehr zu Haus habe, weil ich nicht weiß, ob ich mich ansonsten beherrschen könnte.
Aber ich werde auf keinen Fall noch einkaufen gehen - AUF KEINEN FALL.
Es wird mir bei nichts helfen, wenn ich jetzt Geld ausgebe, das ich besser in meine neue Wohnung investieren sollte, davon ungesunden Scheiß kaufe, ihn genußlos verschlinge und im Klo entsorge. Es wird meinen Schmerz (und meine Wut) über meine verlorene Beziehung nicht lindern. Es wird mir nicht bei der Entscheidung helfen, ob ich meinem Ex noch eine Chance geben soll (er hat mir heute schon wieder einen dreiseitigen Liebesbrief geschrieben...).
Es wird mir nicht helfen, mich selbst zu akzeptieren oder lieb zu haben - ganz im Gegenteil. Wenn ich fresse und kotze werde ich ein aufgedunsenes Gesicht bekommen, einen aufgeblähten Bauch, Schmerzen in Hals und Kopf. Ich werde mich häßlicher finden als vorher. Ich werde davon nicht abnehmen. Ich werde mich elend fühlen, wie ein totaler Versager, weil ich mich mal wieder nicht beherrschen konnte. Fakt ist doch:
Die Bulimie hilft mir bei gar nichts - wirklich überhaupt nichts. Sie nimmt mir die Kontrolle über meine Gefühle, mein Leben. Sie nimmt mir die Freude und die Motivation. Sie nimmt mir meine Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Und dabei will sie mir auch noch einreden, das sie die einzige Konstante in meinem Leben ist, der einzige wirkliche Freund, der mich nie verlassen wird. WAS FÜR EINE LÜGE!

Also, Madame B.:
Ich falle auf Deine Einflüsterungen nicht mehr herein. Verzieh Dich dahin zurück, wo Du hergekommen bist, am besten löst Du Dich ganz in Luft auf. Ich zumindest brauche Dich nicht mehr.

Gute Nacht :)

Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#11
Ich mal wieder.:)

Harte Woche...Wie immer Frustrationen im Job. Liebesbrief-Bombardements vom Exfreund. Zweifel, Angst, das volle Programm... :(
Samstag war ich bei meinem besten Freund und habe den ganzen Tag gekocht. Das war mein Geburtstagsgeschenk an seinen Freund, der von Samstag auf Sonntag reingefeiert hat. Eigentlich war das auch sehr schön; ich koche gern und freue mich, wenn es allen schmeckt.
Abends hatte ich nach der ganzen Kocherei keine Lust auf's Essen. Statt dessen habe ich Sekt getrunken - leider zuviel... Ich bekam furchtbare Sehnsucht nach meinem Ex, wollte ihn soooo gern anrufen, nur um seine Stimme zu hören, und wurde immer deprimierter.
Hab's mir aber zunächst noch ausreden können. Dann habe ich mich doch zum essen gezwungen (weil ohne ist ja auch nicht gut), und schwupps: oh, dass war jetzt aber zuviel. :evil:
Danach war mir hundeelend; weil ich "versagt" hatte, weil mein bester Freund (er weiß von der Krankheit) "es" gemerkt hat und ich mich schuldig fühlte...und schon hing ich am Telefon, rief ihr-wißt-schon-wen an und heulte wie ein Schloßhund. :roll:

Und trotzdem: ich mache weiter. Sonntag habe ich tagsüber normal gegessen und mir abends noch etwas leckeres gekocht. Heute genauso. Ich bin wieder in der Spur und werde weiterhin darum kämpfen, mir selbst die Wertschätzung zu geben, die ich brauche.
Jeder Tag ohne Fressen und Kotzen ist ein Geschenk, das ich mir selbst mache. Wenn ich zwischendurch hinfalle - was soll's:
mein neues Motto: Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen. :D SO wird's gemacht!

In diesem Sinne euch allen eine gute Nacht...

Alles Liebe.
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#12
Liebe Bela!
Schön was von dir zu lesen.
Und trotzdem: ich mache weiter. Sonntag habe ich tagsüber normal gegessen und mir abends noch etwas leckeres gekocht. Heute genauso. Ich bin wieder in der Spur und werde weiterhin darum kämpfen, mir selbst die Wertschätzung zu geben, die ich brauche.
Jeder Tag ohne Fressen und Kotzen ist ein Geschenk, das ich mir selbst mache. Wenn ich zwischendurch hinfalle - was soll's:
mein neues Motto: Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen. SO wird's gemacht!
YEEEEEEAH! Das Motto gefällt mir so mega gut!!! Du kannst verdammt stolz auf dich sein, denn darin besteht wahre Stärke: wieder aufstehen zu können. Wer niemals hinfällt, hat einfach Glück. Leider bin ich in der Vergangenheit so oft hingefallen (Kindheit, Jugend -> partnerschaftliche Enttäuschungen), dass ich mich nun selbst hinwerfe (Bulimie). Das eine löst aber nicht das andere und auch da muss ich einfach wieder aufstehen. Sag dir selbst auch, dass es seinen Grund hat, wenn du hinfällst und verzeihe dir die Rückfälle daher, aber steh wieder auf! Umso toller finde ich, dass es Sonntag und heute gleich wieder geklappt hat. Wow, das motiviert mich richtig : )

edit:
Ich denke es liegt daran, das ich für mich etwas ganz wichtiges nicht nur vom Verstand her begriffen habe, sondern endlich auch emotional akzeptieren konnte: ICH BIN NICHT SCHULD.
Diese tiefgreifend emotionale Veränderung trägt vermutlich auch maßgeblich zu deiner (allgemeinen) deutlichen Verbesserung der Bulimie-Symptomatik bei. Freut mich total, dass du so mehr mit dir ins Reine kommst und die Krankheit weniger brauchst.

Was ich dich noch fragen wollte: Ich leide, kämpfe, falle, stehe wieder auf ja auch schon seit vielen Jahren mit der Bulimie herum... ich hatte ja mal richtig heftig letztes Jahr diese episodische Buli von mehreren FA's am Tag oder über wirklich viele, viele Stunden hinweg. Das zumindest hat sich deutlich gebessert, aber es kommt eigentlich noch immer fast täglich zum Erbrechen. In Krisen auch länger andauernde FA's. Das zieht mich schon sehr runter, aber ich möchte versuchen die Gesundung nicht so schwarz-weiß sondern prozesshafter zu betrachten und mir dementsprechend die Zeit lassen gesund zu werden. Daher habe ich vor langfristig die FA's zu reduzieren, so dass es in ein paar Monaten vlt schon ein Erfolg ist "nur" noch einmal pro Woche rückfällig zu werden. Meine Frage nun an dich: Ist es bei dir auch so gewesen, dass sich die Heftigkeit der Bulimie über die Jahre verbessert hat (z.B. infolge von Therapie) ? Oder war es ein immer gleichbleibendes Problem?
Zuletzt geändert von flieder am Mo Mär 26, 2012 23:20, insgesamt 1-mal geändert.
Ich schaue in den Himmel:
die Nacht ist sternenklar,
im Mondlicht singt die Wahrheit
es ist so wunderbar

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#13
Hallo meine Lieben,

wieder kann ich einen erfolgreichen Tag verbuchen :) .
Habe zwar gefühlt viiiieeel zu viel gegessen den Tag über, aber was soll's?! Heute Abend lecker Salat gemacht und ihn auch genossen. So muß das laufen. Wen stören schon die paar Kalorien zuviel, wenn sich ansonsten alles alles besser anfühlt: kein dickes Kotzgesicht, keine verquollenen Augen, kein rauher Hals, kein Versagergefühl...Es lohnt sich wirklich! :)

@Flieder:
Schön das Du mir schreibst, ich verfolge schon lange Deinen Thread und habe ja auch schon mehrfach gesagt, wie sehr ich Deine Kämpfernatur schätze! :)
Zu Deiner Frage:
Ich hatte nie diese absolut heftige Form der Bulimie, so mit mehrfach FAs und Brechen am Tag oder über mehrere Stunden. Früher war ich professionelle Sängerin, da ging das einfach nicht mit täglich brechen, weil ich am Tag danach immer total heiser und furchtbar "verschleimt" bin (die Stimmbänder schätzen die Magensäure halt überhaupt nicht). Wirkliche FAs waren in den ersten 10 Jahren generell eher selten; ich habe immer relativ "normale" Mengen ausgebrochen, weil ich unbedingt dünner sein wollte (was aber auch nicht funktioniert hat). Das kam erst in den letzten Jahren, als ich zunehmend angefangen habe, die Bulimie bewußt als Ventil für Emotionen zu benutzen, mit denen ich nicht umgehen kann. Letztes Jahr wurde es dann immer extremer, in den Wochen vor meiner Disputation im Juni habe ich mehrfach täglich über'm Klo gehangen, konnte nicht mehr schlafen, war nur noch nervös...Danach wurde es etwas besser, um erneut zu eskalieren, als meine Beziehung immer brüchiger wurde.
Ich hatte in all den Jahren nur einmal eine recht lange cleane Zeit, und da war es genau so, wie Du es gesagt hast: ich habe eine Therapie gemacht bei einer wirklich fantastischen Therapeutin, und während dieser 2 Jahre habe ich kontinuierlich immer weniger gebrochen, bis es schließlich (für eine Weile) ganz aufhörte.
Ich glaube, der Prozeß des Aufhörens läuft bei jedem anders. Bei manchem läuft es über Reduzierung von FAs über einen längeren Zeitraum, andere hören von heute auf morgen damit auf. Ich gehöre definitiv nicht zur zweiten Gruppe, aber das ist okay so wenn mein Weg ein anderer ist dann muß ich ihn eben gehen, auch wenn er langwieriger und vielleicht schmerzhafter ist.

Was Dich angeht: ich finde es toll, wie Du Dich immer Laufe der Zeit immer mehr zu reflektieren lernst. Auch wenn die Bulimie Dich oft noch in ihren Klauen hat, gibst Du niemals auf, und das ist eine große Leistung! Ich glaube fest daran, dass Du auf diese Weise im Laufe der Zeit lernen wirst, auch ohne die Krankheit zurecht zu kommen. Sein geduldig und liebevoll mit Dir selbst - dann schaffst Du es auf jeden Fall. :)

Alles Liebe.
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Es kann auch aufwärts gehen...:)

#14
Hallo ihr Lieben,

heute ist es schwer, sooo schwer...seit Stunden denke ich an Essen. Was ich mir kaufen/machen könnte, in welcher Reihenfolge ich es essen würde, wie ich es am besten rausbekäme...Mann, kann ich meine freie Zeit nicht sinnvoller füllen? :evil:
Ich muß mich sehr beherrschen, keine Wut auf mich selbst zu entwickeln wegen dieser Gedanken. Ich weiß, dass genau das letztendlich zu einem FA führen würde - dieser Haß auf mich selbst.
Ich versuche wieder und wieder mir zu sagen, dass ich gut und liebenswert bin, genau so, wie ich eben bin, aber heute fühlt es sich mal wieder überhaupt nicht so an. Ich habe beinahe nichts von dem geschafft, was ich eigentlich tun wollte, und fühle mich faul und nutzlos. Tja, Selbstdefinition und -Wertschätzung über Leistung zu erlangen hat bekanntlich durchaus nachteilige Effekte. :(
Aber trotzdem: ich will nicht fressen, ich will nicht brechen.
Gut, ich rauche und trinke gerade zu viel, was auch nicht zu empfehlen ist - aber ein Schritt nach dem anderen. Erst mein Essverhalten in den Griff bekommen, dann meine "sekundären Süchte".
Den Tag über habe ich gut und reichlich gegessen, momentan habe ich ein großes Verlangen nach Kohlehydraten - ich fürchte, ich werde zum Spaghetti-Junkie. :) Aber egal, ich habe mir heute Nachmittag leckere Nudeln mit Gemüse-Thunfisch-Sauce gemacht und ausgiebig geschlemmt. Eigentlich sollte das doch reichen (es gab ja auch noch ein gutes Frühstück und einen Snack zwischendurch), aber trotzdem habe ich ein riiiiiesiges Loch in meinem Bauch, das ich nur zu gerne stopfen würde.
Aber nix da - ich werde durchhalten!

Alles Liebe,
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.