ich schreibe nun seit Jahren (ich glaube seit 2007) mehr oder weniger regelmäßig hier mit.
Seit 20 Jahren leide ich unter ES, 14 Jahre davon an Bulimie. "Cleane" Phasen hatte ich immer nur, wenn ich auf Diät war, ob gesund oder hungernder Weise...
Ich möchte jetzt zur Abwechslung mal etwas positives vermelden:
Ich habe mich seit über 4 Wochen nicht mehr übergeben - ohne zu hungern, ohne übermäßig auf mein Essverhalten zu achten, ohne exzessiv Sport zu treiben. Und das, obwohl ich mich momentan in einer absoluten Krisensituation befinde - frisch getrennt, nach Monate langem hin und her und immer wiederkehrendem verletzt werden. Ich muß mein zu Hause aufgeben und (vorerst) auch meine Träume von einer Familie in absehbarer Zeit. Im Job läuft es auch eher bescheiden momentan.
Und trotzdem funktioniert es; ich kann es selbst gar nicht glauben

Ich denke es liegt daran, das ich für mich etwas ganz wichtiges nicht nur vom Verstand her begriffen habe, sondern endlich auch emotional akzeptieren konnte: ICH BIN NICHT SCHULD.
Ich habe mich dauernd wegen allem schuldig gefühlt. Das meine Eltern nicht gut mit der ES umgegangen sind (was muß ich auch immer so kompliziert sein?), das mein Freund mich schlecht behandelt hat (da war ich wohl einfach nicht gut genug, um auch gut behandelt zu werden), das es im Job nicht wie gewünscht klappt (warum bin ich so mies/dämlich/faul?) etc....
Aber irgendwie hab' ich scheinbar was kapiert. Es liegt nicht alles an mir.
Wenn meine Eltern ein Problem mit meiner ES haben, ist es ihre Hilflosigkeit oder Unsensibilität, und ich habe das Recht, mich gegen verletztende Äußerungen zu wehren. Wenn mein Freund mich mies behandelt, liegt es an ihm; weil er seine Depressionen nicht behandeln läßt und alles auf mir ablädt (das hat er jetzt auch erkannt - leider erst nachdem ich mich getrennt habe). Ich habe das Recht mich zu schützen und einfach zu gehen, wenn man mich wiederholt verletzt.
Und das im Job nicht immer alles klappt ist a) so gar nicht wahr, da ich in den letzten Jahren mehr erreicht habe, als ich mir je vorgestellt hätte, und b) ganz normal, da ich mich mit schwierigen Thematiken befassen muß, und es all meinen Kollegen genauso geht.
Ich bin nicht schlecht. Ich brauche mich nicht permanent zu bestrafen. Ich kann auch mit einem nicht perfekten Körper ein liebenswerter Mensch sein.
Ich bilde mir nicht ein, nach 14 Jahren Bulimie geheilt zu sein; dafür war die Krankheit zu lange Teil meines Lebens und Ventil für alle möglichen Gefühle, mit denen ich nicht umgehen konnte/kann. Dennoch habe ich das Gefühl, gerade einen wichtigen Schritt in Richtung normales Leben zu gehen.
Das wollte ich gern mit euch teilen.

Alles Liebe.
Bela
Edit: Ich habe übrigens nicht zugenommen und fühle mich körperlich viel besser - es lohnt sich...
