Angst vor der Zukunft

#1
Hallöchen

Ich habe ein Problem bzw. mehrere, die aufeinander aufbauen und weiß nicht mehr, wie ich das alles bearbeiten soll und hoffe, dass mir vielleicht jemand einen Denkanstoß geben kann.
Das belastendste ist wohl zur Zeit, dass ich enorme Angst vor der Zukunft habe. Eigentlich gäbe es so viele Möglichkeiten, mein Leben einigermaßen sinnvoll (!) zu gestalten, aber ich kann und will mich nicht für eine bestimmte Richtung entscheiden, weil ich dann Angst davor habe, dass es anschließend nur noch diese eine Möglichkeit gibt, ich nicht zurück kann, alles falsch mache und mein gesamtes Leben im Eimer ist (das bisschen, was noch übrig ist).
Vor einem halben Jahr habe ich erst Abitur gemacht, allerdings nicht besonders gut, was mich sehr ärgert und für mich ein Beweis für meine unglaubliche Dummheit und Unfähigkeit ist.
Ich weiß, dass ich selbst daran Schuld bin, weil ich zu oft gefehlt habe, um gute Noten zu verdienen, mich oft geweigert habe, Vorträge zu halten, aus Angst nicht lernen konnte oder nur kurz davor, sodass ich alles noch irgendwie hinbekommen habe.
Die Situation war zu Hause sehr angespannt, weil viele Dinge zwischen meinen Eltern und mir ungeklärt waren (und immer noch sind), was zu vielen Konflikten führte, Isolation meinerseits und zu viel Unverständnis meiner Eltern. Hinzu kamen viele Todesfälle innerhalb der Familie, darunter auch Suizide, was mich immer wieder an meinen eigenen Wunsch zu sterben erinnerte, mich immer noch sehr betroffen, traurig und hoffnungslos macht.
Nun wohne ich seit einem halben Jahr nicht mehr bei meinen Eltern, sondern ca. 300 km weit weg und mache ein FSJ. Anfangs fühlte ich mich besser, hatte das Gefühl, endlich selbstständiger und handlungsfähiger zu werden, doch langsam stellt sich natürlich die Frage, was ich DANACH machen soll und ich verzweifle schon beim Gedanken daran, irgendwelche Prüfungen bestehen zu müssen, versagen zu können, dadurch gedemütigt zu werden o.ä.
Je mehr Zeit vergeht, desto heftiger stürze ich mich in Suizidpläne, ins Essen/Erbrechen und anderen Dingen, die mir eigentlich schaden. Meine Therapeutin ist zwar eine zuverlässige Person und deswegen in gewisser Weise auch ein Halt für mich, doch weiterhelfen konnte sie mir in dem Punkt bisher noch nicht.
Es stapeln sich immer mehr Dinge, die ich eigentlich mit Freunden und auch Familienmitglieder klären müsste, doch ich finde die Kraft dafür einfach nicht. :(
Vielen Dank schonmal fürs Lesen, würde mich sehr über Antworten freuen und wünsche euch allen einen schönen, sonnigen Tag!
Liebste Grüße
Zuletzt geändert von La Speranza am Sa Feb 25, 2012 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
Unser Morgen wird anders sein,
wenn wir das Heute verändern!

Re: Angst vor der Zukunft

#2
Hallo meine Liebe!!!

ich sitze gerade am Schreibtisch und verzweifle über meiner Docarbeit... und bin auf deinen Eintrag gestossen :)
Ich werde dir leider keine konstruktiven Ratschläge geben können, aber möchte dir das Gefühl geben, mit deinen Problemen nicht alleine zu sein.
Ich bin überwiegend symptomfrei ( habe manchmal nur kleine Fa´s, übergeben habe ich mich nie) aber worauf es ankommt ist die Anfälligkeit für Fa-Gedanken ( so nenne ich es einfach mal) in Situationen in denen ich total unter Stress komme und Angst habe zu versagen.
Letztes Jahr war es mein Examen, nun ist es die Docarbeit und die Angst vor der Zukunft ( werde ich meinen hohen Erwartungen gerecht? Perfekt im Job, sportlich vital und gesund, beliebt und immer gut drauf? wie wird es finanziell aussehen wenn ich nun auf eigenen Beinen stehen muss???????)

Mit diesen Gedanken quälen wir uns doch oder?
und wir werden immer neue Punkte finden die uns einschüchtern und zu Ablenkungsmanövern greifen lassen wenn wir es nicht schaffen den Hebel in unserem Kopf umzulegen.
Mich macht das sehr oft wütend!!!

Du hast dein Abi!!! das ist doch toll :mrgreen:
Du ärgerst dich über den Schnitt, aber ganz ehrlich...es ist ne super Leistung und du würdest immer einen Haken finden, weil du danach suchst.

Es ist so leicht zu schreiben und so schwer umzusetzten, das weiß ich selbst auch ( schau, ich sitze hier über all meinen Daten und denke: Das wird doch niiiiieeeee was.... :roll: )

Aber wir werden es schaffen uns zu Optimisten zu mausern!

Das du ein FSJ machst ist doch supi :-X) in welchem Bereich denn???

Es ist nie zu spät umzuplanen, ich habe auch zunächst Architektur studiert ( weil mein Abi zu schlecht war :wink: ) und habe festgestellt, nein! das ist es nicht....ich warte auf meinen Zahniplatz.....

Die Zeit habe ich mit diversen Praktika überbrückt, kam ins Auswahlgespräch und gerade der bunte Strauß an Erfahrungen die ich in der Zeit machen konnte erbrachten mir den Platz.
Das hätte ich vorher niemals in Erwägung gezogen, dachte es wird nie was.....und bin jetzt mit dem Job total glücklich :D ( im Alltag aber immer wieder: bist du wirklich gut, gut genug für deine immensen Ansprüche...könntest du nicht noch besser sein?... :evil: )

Hast du gezählt wie oft ich jetzt schon ´nie was´geschrieben hab? :!:

Wir stehen fest auf unseren zwei Beinen und müssen uns nur klar machen, dass nicht immer alles perfekt laufen wird und kann, aber wir werden jeweils in der Lage sein in jeder Situation die sich uns ergibt die für uns richtige Entscheidung zu treffen (die nicht die für immer endgültige sein muss).

Kopf hoch! Du bist nicht allein!!!!

Re: Angst vor der Zukunft

#3
Danke für deine Antwort, Zahnfee! :)
Ich hoffe, du kommst mit deiner Arbeit vorran... ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich sowas schaffen könnte (haaalt, gaaaanz schlechter Gedanke oô).
Natürlich weiß ich eigentlich(!), dass es nicht schlimm ist, wenn nicht sofort alles durchgeplant verläuft. Es ist völlig normal, wenn man sich auch mal umentscheidet oder etwas nicht kann. Es ist doch schön, wenn jemand vieles ausprobiert und schließlich herausfindet, was er wirklich will (und das kann man oft nur so erreichen). Schade, dass für mich andere Regeln gelten und ich mir sowas nicht zugestehe. Bei mir darf nichts schief laufen, weil ich sonst aus meiner Sicht keine Lebensberechtigung mehr habe. Ich versuche, mich dazu zu zwingen, trotzdem weiterzumachen und irgendwie nicht ganz hoffnungslos in der Gosse zu landen. Bisher habe ich darauf gehofft, dass schon alles gut werden würde, wenn ich zumindest nicht mehr bei meinen Eltern wohnen muss und das Abi hinter mir habe.
Leider hat es nicht so funktioniert, wie ich glaubte, aber dann muss ich wohl "einfach" weiterhin daran arbeiten...
Das FSJ mache ich übrigens auf einer Palliativstation. Man sollte meinen, dass ich dadurch sehe, wie wertvoll das Leben ist und dass man nicht so verschwenderisch mit der Zeit umgehen sollte. Das einzgie, was bei mir einsetzt, ist das schlechte Gewissen, weil andere gern leben wollen und es nicht dürfen und ich darf, aber nicht will.
Unser Morgen wird anders sein,
wenn wir das Heute verändern!

Re: Angst vor der Zukunft

#4
Meine Liebe,

schau, ist es nicht wenigstens schon ein Fortschritt, dass du erkannt hast manche Dinge bei anderen anerkennen zu können die du bei dir selbst vielleicht sogar als negativ beschreiben würdest?

Als ich in Therapie war musste ich meinen Tag immer aus meiner eigenen Sicht und dann aus der Sicht eines Beobachters niederschreiben.... das öffnet einem ganz schön die Augen! Denn eigentlich weiß man es, man geißelt sich nur zu gern selbst...

Bist du in Therapie?

Hör auf dir vorzuwerfen, dass du ein schlechtes Gewissen hast wegen deiner Gedanken bezüglich deiner Arbeit!!!
Ich selbst war ein Jahr lang in einem Hospiz ( sowohl für Kinder als auch Erwachsene) tätig und weiß welche große Leistung das ist!

Erkenne das an! es fordert viel Mut und Sensibilität, das letztere haben Menschen mit unserer Form der Störung meist im extremen Maß...unser größter Schatz und gleichzeitig der größte Feind.
Andere Menschen sind ´leichter glücklich und sorglos`weil sie viel weniger über die Dinge nachdenken von denen wir uns runter ziehen lassen...

Gehst du zur Supervision? mir hat das immer gut geholfen,...im Team nochmal psychologisch betreut die Fälle aufzuarbeiten....

Du schreibst : ich dachte: wenn ich erst...dann wenn....

So denke ich oftmals, ich ziehe in eine neue Wohnung und denke: niemals mehr ein Fa, ich habe Examen und denke : nie mehr Angst vor der Zukunft....

Wir bauen uns Luftschlösser und fallen dann aus allen Wolken wenn wir doch nicht glücklicher sind als vorher....

Glaube an Dich!!!! sei stolz auf die Arbeit die du momentan verrichtest und überlege bitte jetzt in diesem Moment mal was du heute geleistet hast....

Es gibt nicht viele Menschen die das Gleiche tun könnten :wink: