Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich wohne momentan in einer Dreierwg und habe wie Ihr euch denken könnt Bulimie. Bisher habe ich es irgendwie geschafft das von den anderen zu verbergen, aber es ist schon anstrengend. Es ist auch seit ich in der wg bin schlimmer geworden,weil einfach auch das Essen von den Anderen immer da ist. Jetzt muss die WG aufgelöst werden,weil der Vermieter die Wohnung selber braucht und nun stelle ich mir die Frage,ob ich wieder in eine WG oder doch lieber in eine eigene Wohnung ziehen soll. Was denkt ihr denn, was gesundheitsfördernder ist? Alleine oder in einer WG?

Danke schonmal :)

Liebe grüße

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#3
ich denke was jetzt direkt GESÜNDER ist, kann man so nicht sagen, jedoch kann ich dir nur sagen ( ich wohne alleine) wenn niemand da ist, wo man sich sorgen machen könnte, das ers mitbekommen könnte, sind die hemmungen auch geringer, folglich kannst du viel öfter dich zb einem FA hingeben ohne gestört zu werden. Zwar hast du auf der anderen Seite in einer WG die Angst "erwischt" zu werden, aber ich glaube es lenkt auch besser ab, wenn man Menschen um sich hat mit denen man trotzdem über vieles reden kann...

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#4
Hallo,

sicher ist es einfacher sich in der eigenen Wohnung einfach hinzugeben, weil man sich vor niemanden verstecken muss.
Allerdings wird es auch in WGs immer wieder Situationen geben wo du alleine bist oder dich alleine fühlst. Man hat vielleicht weniger Möglichkeiten das Ganze auszuleben, aber rein psychisch gesünder ist man deshalb leider nicht. (rein körperlich vielleicht, wenn die Häufigkeit dadurch geringer ist.)

Aber ob du lieber in eine WG ziehst oder allein wohnst würd ich eher davon abhängig machen wie du unabhängig von der Bulimie leben willst. ;)

glg, Mowjie

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#6
Hallöchen,
deine Frage kommt mir ja wie gerufen. Ich bin schon ewig auf der Suche nach dem Forum, wo ich Sie mit ebenfalls essgestörten thematisieren kann. Beantworten kann ich sie allerdings nicht, weil ich mir genau die selbe Frage stelle, nur anders herum. Soll ich in eine WG ziehen oder wieder in eine Wohnung für mich alleine?
Es stimmt, dass es eine starke Belastung sein kann, immer Essen zu verstecken, sich selber zu verstecken, zu warten, dass man essen kann oder die Blicke der anderen auszuhalten, wenn sie es rausbekommen haben, dass man Bulimie hat. Großes Kopfkino halt. Ich bin nicht froh alleine zu sein. Derzeit überlege ich, ob und wo ich eine Anzeige schalten kann, in dem ich mich als Essgestörte bemühe, mit einer ebenfalls essgestörten Person eine WG zu gründen. Mit zwei Bädern! Es soll keine Therapie-WG sein. Ich bilde mir ein, dass es mir das Gefühl gibt, geduldeter zu sein, nicht so alleine und nicht immer nur als Kranke zu gelten. Aber vielleicht mache ich mir auch etwas vor. Meinen Kopf kann ich nicht abstellen.
Du hast bisher Deine Essproblematik verheimlicht. Hätte es an Deiner Situation etwas verändert, wenn Du es den anderen offen gesagt hättest? Hat es Dich mehr Kraft gekostet die Bulimie zu verstecken, als das es das Aushalten des Gefühls von Alleine-Sein gekostet hätte? Frag Dich doch (schon wieder sollst Du Dich was fragen, sorry!), ob Du der Ansicht bist, dass Du freier leben kannst und Deinen Vorhaben (das was neben essen noch wichtig für Dich ist) besser nachgehen kannst, wenn Du nur noch von der Essstörung und nicht mehr zusätzlich von anderen Menschen kontrolliert werden würdest.
Ich hätte da aber auch noch eine Frage: hast Du einen Therapeuten mit dem Du dieses Thema schon einmal besprochen hast und was meint er oder sie? Also, bis bald und alles Liebe!

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#7
Hallöchen,
ja die Frage hab ich mir auch schon öfters gestellt. Ich habe bis jetzt mehr oder weniger immer in einer WG gewohnt, die letzten Jahre. Aber für mich waren die Wochen wenn mein Mitbewohner zB im Ausland war einen Monat lang am schlimmsten. Es kommt natürlich auf deinen Charakter an, wieviel alleine sein tut dir gut? Bei mir ist, es so dass ich zwar mein eigenes Zimmer brauche aber ich unbedingt jemanden brauche, der einfach da ist, auch wenn es nicht unbedingt zum reden ist. Mein jetziger Mitbewohner weiß auch nichts von irgendwelchen Essstörungen, er weiss zwar dass es mir nicht gut geht, aber von früheren Klinikaufenthalten usw. auch nicht. Meistens bin ich froh darüber, weil ich dann nicht drüber reden muss. Aber ich habe mich schon seit langen meiner besten Freundin anvertraut, der ich auch ganz ehrlich sagen kann, he ich war heut schon 3 mal kotzen, können wir einfach nur reden, oder kannst du mich ablenken? Bei wievielen Menschen das geht, würd ich mir nicht sicher sein, weil wir uns wirklich sehr innig verstehen, wir sind wie eine Familie. Aber wir suchen gerade eine größere WG, eben zu Dritt und ich denke schon dass mir das gefallen würde, weil ich heil froh bin für jeden Moment, in dem ich nicht alleine bin und in Versuchung komme nicht zu kotzen. Das ist natürlich nur mein Standpunkt, ich kenne genauso die andere Seite, mit Sachen wegessen/nachkaufen, Klo ständig putzen, Geheim halten usw. aber für mich ist es um einiges Besser als alleine zu sein, vielleicht kannst du es ja 2 Wochen oder so irgendwo ausprobieren, so hab ichs rausgefunden.
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#8
Hallo korniweckerl,
ich möchte Dir gerne zustimmen in dem was Du geschrieben hast. Ich würde das Toilette sauber machen oder eben nicht überall essen rumstehen zu haben und Sachen nachkaufen zu müssen auch eher in Kauf nehmen, als dieses Alleinesein. Es reicht die Gewissheit, das da einer ist. Der muss mich nicht therapieren, aber man begegnet sich, kann von anderen vielleicht was abgucken und man ist eben nicht alleine. Die unergründliche Leere in mir ist alleine noch schlimmer zu ertragen. Bisher hab ich noch niemanden gefunden, dem ich mich zumuten könnte. Mal abwarten. Ich probiere weiter. Danke für Deinen Eintrag.
Aida

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#9
Aida hat geschrieben: Bisher hab ich noch niemanden gefunden, dem ich mich zumuten könnte. Mal abwarten. Ich probiere weiter. Danke für Deinen Eintrag.
Aida
Also zu dem kann ich auch was sagen. Als ich meinen letzten Ex Freund aus der Wohnung schmiss, brauchte ich eben unbedingt einen Mitbewohner, weil ich sie mir alleine nicht leisten könnte. Also hab ich total verzweifelt alle meine Freunde gefragt ob sie nicht irgendjemanden kennen der eine Wohnung sucht und siehe da, hat sich jemand gemeldet, den ich vorher nicht kannte. Und jetzt verstehen wir uns richtig richtig gut, in den letzten 6 Monaten die wir zusammenwohnen sind wir Freunde geworden, also manchmal macht der Zufall alles aus!
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#10
für mich würde WG absolut nicht in Frage kommen, weil die Angst erwischt zu werden, viel zu groß ist.
irgendwie ist es noch mehr stress dann, wenn man immer darauf achten muss, nicht laut zu sein, immer gescheid sauber zu machen und so...

aber das ist jedem selbst überlassen

ps. wenn richtig schlimm is mit der bulimie, dann scheißt man schlussendlich auch drauf, ob jmd. da is oder nicht, man geht kotzen. - ist halt eine gewöhnungssache

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#11
ich glaube auch, eine WG könnte insofern riskant sein, als dass man nie weiss, ob man nicht durch die krankheit so dermaßen mit den anderen aneckt, dass man sich bald wieder auf die suche nach was neuem begeben muss. als ich eine zeit lang zusammen mit meinem freund eine wohnung hatte hatten wir oft streit, weil ich an seine lebensmittel ging etc. es ging so weit, dass er sich sein essen einfach mitnahm wenn er das haus verliess weil er mir nicht traute (zurecht!) und wenn es so erst einmal unter mitbewohnern aussieht wars das einmal mit der WG..
und ich glaube auch, wenn die krankheit ihren zenit erreicht, findet man IMMER wege, um zu erbrechen. irgendwann hält dann auch der plastikbeutel im eignen zimmer dafür her.

ich weiss, dass WGs verlockend klingen, meine mutter und ich reden auch wieder darüber, aber ich glaube, um als bulimiker in einer wg zurecht zu kommen gehört einiges dazu.

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#12
Ich kram den Thread mal wieder hervor weil ich das erste mal echt am überlegen bin doch alleine in eine Wohnung zu ziehen...
Bisher hab ich immer gesagt, alleine wohnen wäre bulimisch mein Untergang, aber jetzt hab ich ne Zeit lang mit 2 weiteren in einer Wohnung gelebt und hab die Bulimie auch ziemlich ausgelebt...
Eigentlich wollte ich im September mit einer Studienkollegin die von meiner ES und all dem weiß zusammenziehen, aber deren Mietebudget is so gering, dass ich bezweifle, dass wir was finden. Jetzt hätte sich aber die Möglichkeit aufgetan vllt alleine eine kleine Einzimmerwohnung zu bekommen...und jetzt die Frage für mich...such ich mir trotzdem lieber eine bestehende WG in der Hoffnung dass mich eine aufnimmt, oder nehm ich mir alleine eine kleine Wohnung.... Is es fair mit der Krankheit bei fremden Menschen einzuziehen? Tut es mir vllt auch gut, wenn ich echt einen Raum nur für mich hab? Bin sowieso fast den ganzen Tag auf der Uni vllt ist es da ja auch gut eine eigene Wohnung zu haben? Oder brauch ich Abends auch jemanden mit dem ich reden kann?
Waaaaaaaah ich hab so keine Ahnung was die richtige Entscheidung ist - Tatsache ist dass ich nach Wien will.
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#13
Hey :)

Ich kann gut verstehen, dass dir die Entscheidung nicht leicht fällt...

Ich brauche Menschen um mich herum, das weiß ich jetzt. Alleine wohnen hat bei mir zwar immer ohne Erbrechen geklappt, weil ich die Krankheit nicht dahin auch noch mitnehmen wollte und sie nur am Wochenende daheim ausgelebt habe. Aber ich hab mich alleine nicht wohl gefühlt.

In den WGs wars vom Gefühl her bisschen besser aber nicht viel, weil mir die Leute nie nahe standen und das auch kein zu Hause für mich war/ist.

Ob es fair ist mit der Krankheit zu fremden Menschen zu ziehen ist schwer beantwortbar... Ich persönlich würde es nicht machen, wenn ich mir sicher bin, dass ich dort auch erbreche... Wahrscheinlich weil ich mich selbst davor ekle und es extrem grauslich finde (ja obwohl ich es auch ab und zu noch mache) und ich möchte das keinem anderen zumuten. Natürlich putzt jeder, aber ich möcht nicht dass es jemand hören muss oder riechen oder sonst was. Daheim ist das leichter zu machen als in einer WG, für mich zumindest.

Wie sieht es denn aus bei dir? Wenn es in der WG passen würde von den Menschen her, könntest du dir vorstellen, dass es dir möglich wird weniger/nicht zu erbrechen?
Also mir helfen andere Menschen da immer total, deshalb frage ich dich :)

Alles Liebe =)
auf Urlaub

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#14
Danke für deine Antwort :)

Ich glaub schon, dass ich weniger erbrechen würde, in der Wohnung selber. ABer ich kenn mich mittlerweile - ich würde genug andere Orte finden :oops:
Und ganz ohne erbrechen glaub ich kaum dass ich es schaff...
und mir gehts auch um die depressiven Phasen und so. Ob ich die jemanden antun will/kann, der mich nicht wirklich kennt. Bzw müsste ich dann ja in der WG auch immer was vorspielen...
im großen und ganzen glaub ich aber fast dass eine wg trotzdem gescheiter wäre, weil ich hab es auch jetzt genossen dass leute da sind am abend.
werd das ganze aber noch mit meiner thera nächste woche besprechen... meine größte angst ist halt dass ich das niemanden antun will und dass ich leichter eine singlewohnung find als ne wg...
wah blödes gedankenchaos^^

llg
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!

Re: Eigene Wohnung oder doch wieder WG?

#15
Das ist auch grad mein Thema - alleine in eine eigene Wohnung ziehen: ja oder nein?!
Ich hab in den letzten Jahren so ziemlich alles Wohnformen ausprobiert und weiß, dass es überall Vor- und Nachteile gibt. Sowohl, was die Bulimie an sich betrifft als auch in anderen Lebensbereichen und alltäglichen Situationen.
Während meines Studiums habe ich in drei verschiedenen WGs gewohnt. Die Bulimie ist dadurch nicht weniger und auch nicht mehr geworden - nur anders. Wie schon beschrieben, findet man immer einen Weg, dieser elenden Sucht nachgeben und nachgehen zu können. Ich hab es meinen WG-Jahren immer geschafft, dass die Mitbewohner nix gemerkt haben. Aber leicht war das für mich nicht. Das dauernde schlechte Gewissen und die Angst entdeckt zu werden, die Sorge darüber, was die vielleicht über den Inhalt meines Kühlschrankfachs denken könnten, meine Rückgezogenheit ab und zu usw. Außerdem hatte ich auch immer Angst, dass ich erwischt werde - beim Futtern oder beim Kotzen. Und sonst war auch nicht viel mit gemeinsamen Koch-Ess-Abenden, weil ich Panik davor hatte. Auch DVD gucken oder so, war meist mit Essen oder Chips und co. verbunden, so dass ich mich da eh rausgezogen habe. Das war eher, was die anderen gestört hat und nicht die Bulimie an sich.

Danach habe ich einige Zeit alleine gewohnt, was für mich erstmal eine unglaubliche Erleichterung war, weil ich nichts mehr verstecken, verheimlichen oder nachkaufen musste. Ich hab richtig gespürt, wie ganz viel Stress, Anspannung und Last von mir abgefallen ist. Natürlich hatte ich da dann auch "freie Bahn" was die Bulimie angeht, aber dadurch, dass sie mir quasi immer und zu jeder Zeit möglich war, verlor das ganze so ziemlich an Macht. Ich wusste, ich könnte immer und ständig essen und brechen, wenn ich wollte und "musste" nicht warten, bis alle weg waren oder Angst haben, sie könnten früher oder so wiederkommen. Das war ganz viel Stress, den ich somit nicht mehr hatte.
Das Wissen und die Sicherheit darüber, dass ich jder Zeit tun und lassen konnte, was ich wollte, sorge dafür, dass weniger Fressdruck hatte und meine Tage wieder nach Lust und Laune verplanen konnte und nicht nach den Uni- oder Freizeitplänen meiner Mitbewohner.
Mir hat das alleine wohnen sehr gut getan und die Bulimie stand viel mehr im Hintergrund als zu meinen WG-Zeiten.
Auch sonst war ich eigentlich wenig alleine, weil ich viel mit Freunden gemacht habe und diese auch da waren, wenn ich nicht allein daheim hocken wollte/konnte.

Aktuell wohne ich noch mit meinem Freund zusammen, was irgendwie son Zwischending zwischen alleine wohnen und WG ist. Verstecken aber doch auch mehr Freiheiten als in ner WG.
Dennoch habe ich jetzt eine super schöne Wohnung in Aussicht, die ich auch sehr gerne nehmen möchte. Angst davor habe ich trotz meiner guten Erfahrungen trotzdem. Vor allem, was das Geld angeht. Weil ne eigene Wohnung ja auch mehr kostet und die sch** Bulimie eben auch viel Geld "frisst". Aber das könnte ja auch ein Ansporn sein, der Bulimie weniger Raum zu geben. Ich möchte so gerne in diese Wohnung ziehen, stell mir schon vor, wie ich sie einrichten werde, und wer weiß, vielleicht schaff ich dort ja auch den Ausstieg?!

Mein Freund möchte nicht umziehen, aber er hat schon überlegt, vielleicht irgendwann nachzukommen. Sind drei Zimmer.

Soviel zu meinen Erfahrungen - die man, glaube ich, einfach selbst sammeln muss, weil jeder anders ist und jedem andere Dinge gut tun bzw. nicht gut tun.

LG
Schoko