Sich für einen Lebensweg entscheiden...so viele Alternativen
Verfasst: Di Jan 10, 2012 11:45
Hallo an alle,
momentan versuche ich ja, mich mit mir und der Bulimie auseinanderzusetzen und lese deshalb auch ein paar Bücher zu dem Thema.
Nun bin ich im Buch von Maja Langsdorff ("Die heimliche Sucht unheimlich zu essen") über eine Aussage gestolpert, die mich ziemlich beschäftigt.
Vorweg gesagt: Das Buch basiert eher auf den subjektiven Erfahrungen der Autorin bei der Arbeit mit Bulimikern, als auf wirklichen statistischen Erhebungen oder psychologischen Theorien. Es stört mich ein wenig, dass meiner Meinung nach teilweise ein ziemlich stereotypes Bild von Bulimiekranken und der Erkrankung selbst gezeichnet wird (z.B. was das betroffene Geschlecht, die Altersgruppe, den familiären Hintergrund usw. betrifft). Bei mir trifft sie mit vielen Aussagen aber völlig ins Schwarze, bin wohl auch eine "typische Bulimiekranke".
Nun wurde irgendwo in dem Buch kurz (es waren wirklich nur zwei oder drei Sätze, finde es gerade nicht) erwähnt, dass Bulimikerinnen oft ein Problem haben, sich für einen Lebensweg zu entscheiden. Sie hätten das Gefühl, zwischen zu vielen Alternativen wählen zu müssen und nicht die richtige Entscheidung treffen zu können. Warum das so sei und wie dies mit der ES zusammen hängt, wurde nicht weiter erklärt. Aber ich habe ich quasi "ertappt" gefühlt, denn genau das ist ein Problem, das mich schon mein Leben lang beschäftigt und das nie jemand so deutlich artikuliert hat.
Ich hatte immer große Pläne, wollte mal Architektin werden, dann Lehrerin, dann zur Polizei, dann Mathe studieren oder Psychologie oder Soziologie oder Informatik oder Geographie oder oder oder.... am liebsten alles.
Ich habe immer Angst, etwas zu verpassen. Habe ein Studium begonnen und in möglichst vielen verschiedenen Fächern Vorlesungen besucht, in einem fremden Fachbereich als Hilfskraft gejobbt und dann mein Studium abgebrochen - wollte lieber was anderes machen. Hat zwar irgendwie auch Spaß gemacht und ich war ziemlich gut, konnte mir beim besten Willen ab nicht vorstellen, für immer in diesen Bereich zu bleiben. Habe mich um 180° gedreht und bin in einen völlig anderen Bereich gewechselt (Sowi- zu Ingenieursstudiengang), aber auch jetzt habe ich dass Gefühl, dass dies nicht das ist, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Ich bringe wieder recht gute Leistungen und es macht irgendwie auch Spaß, aber der Gedanke, für immer Ingenieurin zu sein deprimiert mich und macht mir Angst, was zu verpassen. Will ich nicht doch Ärztin werden? Oder Architektin? Oder sonstwas? Hätte ich doch bei meinem ersten Studium bleiben sollen?
Genauso geht es mir in anderen Bereichen, z.B. der Beziehung. Ich liebe meinen Freund, er ist großartig, aber oft kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht irgendwas verpasse. Ich verfalle (schon immer, auch vor meiner Beziehung) ziemlich schnell in Schwärmereien und Tagträume von romantischen Abenteuern. Ich bin mit meinem Freund fast dreieinhalb Jahre zusammen und natürlich sehne ich mich manchmal nach dem kurzlebigen "Kick", wenn man jemanden völlig neues kennenlernt.
Und ich denke das ist auch ein Motiv meiner Essstörung. Ich will möglichst viel essen, möchte ALLES essen, kompromisslos.
Mich interessiert, was ihr zu dem Thema denkt, geht es euch auch so?
momentan versuche ich ja, mich mit mir und der Bulimie auseinanderzusetzen und lese deshalb auch ein paar Bücher zu dem Thema.
Nun bin ich im Buch von Maja Langsdorff ("Die heimliche Sucht unheimlich zu essen") über eine Aussage gestolpert, die mich ziemlich beschäftigt.
Vorweg gesagt: Das Buch basiert eher auf den subjektiven Erfahrungen der Autorin bei der Arbeit mit Bulimikern, als auf wirklichen statistischen Erhebungen oder psychologischen Theorien. Es stört mich ein wenig, dass meiner Meinung nach teilweise ein ziemlich stereotypes Bild von Bulimiekranken und der Erkrankung selbst gezeichnet wird (z.B. was das betroffene Geschlecht, die Altersgruppe, den familiären Hintergrund usw. betrifft). Bei mir trifft sie mit vielen Aussagen aber völlig ins Schwarze, bin wohl auch eine "typische Bulimiekranke".

Nun wurde irgendwo in dem Buch kurz (es waren wirklich nur zwei oder drei Sätze, finde es gerade nicht) erwähnt, dass Bulimikerinnen oft ein Problem haben, sich für einen Lebensweg zu entscheiden. Sie hätten das Gefühl, zwischen zu vielen Alternativen wählen zu müssen und nicht die richtige Entscheidung treffen zu können. Warum das so sei und wie dies mit der ES zusammen hängt, wurde nicht weiter erklärt. Aber ich habe ich quasi "ertappt" gefühlt, denn genau das ist ein Problem, das mich schon mein Leben lang beschäftigt und das nie jemand so deutlich artikuliert hat.
Ich hatte immer große Pläne, wollte mal Architektin werden, dann Lehrerin, dann zur Polizei, dann Mathe studieren oder Psychologie oder Soziologie oder Informatik oder Geographie oder oder oder.... am liebsten alles.
Ich habe immer Angst, etwas zu verpassen. Habe ein Studium begonnen und in möglichst vielen verschiedenen Fächern Vorlesungen besucht, in einem fremden Fachbereich als Hilfskraft gejobbt und dann mein Studium abgebrochen - wollte lieber was anderes machen. Hat zwar irgendwie auch Spaß gemacht und ich war ziemlich gut, konnte mir beim besten Willen ab nicht vorstellen, für immer in diesen Bereich zu bleiben. Habe mich um 180° gedreht und bin in einen völlig anderen Bereich gewechselt (Sowi- zu Ingenieursstudiengang), aber auch jetzt habe ich dass Gefühl, dass dies nicht das ist, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Ich bringe wieder recht gute Leistungen und es macht irgendwie auch Spaß, aber der Gedanke, für immer Ingenieurin zu sein deprimiert mich und macht mir Angst, was zu verpassen. Will ich nicht doch Ärztin werden? Oder Architektin? Oder sonstwas? Hätte ich doch bei meinem ersten Studium bleiben sollen?
Genauso geht es mir in anderen Bereichen, z.B. der Beziehung. Ich liebe meinen Freund, er ist großartig, aber oft kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht irgendwas verpasse. Ich verfalle (schon immer, auch vor meiner Beziehung) ziemlich schnell in Schwärmereien und Tagträume von romantischen Abenteuern. Ich bin mit meinem Freund fast dreieinhalb Jahre zusammen und natürlich sehne ich mich manchmal nach dem kurzlebigen "Kick", wenn man jemanden völlig neues kennenlernt.
Und ich denke das ist auch ein Motiv meiner Essstörung. Ich will möglichst viel essen, möchte ALLES essen, kompromisslos.
Mich interessiert, was ihr zu dem Thema denkt, geht es euch auch so?