Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#32
Hallo Janina,

habe dein Buch nun fertig gelesen und möchte dir sagen, das es mir echt gut gefallen hat! Du kannst echt stolz auf dich sein. .
Waren auch gute Tipps dabei, die ich mir rausgeschrieben habe. Was ich auch gut fand war, das du deine Gedankengänge so gut beschreiben konntest. Hab mich darin voll wiedergefunden, aber kann das nicht so beschreiben..

Gratuliere dir, super !

LG shine
*________________*
Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung!

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#33
Hallo zusammen,

heute melde ich mich wieder mit einem Stück Text zurück, das ihr auch hier finden könnt: http://janinamichl.bplaced.net/G1.htm

Aber erstmal ein ganzes Liebe DANKE an Shine :)

Und zwar habe ich ein paar meiner Gedanken zum Thema "Körper" aufgeschrieben. Dabei bin ich mal absichtlich nicht auf den schwierigeren Umgang mit dem Körper von Essgestörten eingegangen, sondern habe versucht von möglichst "weit weg" zu schreiben - um damit vielleicht mal eine ganz andere, unabhängige Perspektive zu ermöglichen.



Mein Körper – mein bester Freund




Die liebe Norm

In der jetzigen Gesellschaft gehört es doch schon zum guten Ton, seinen Körper nicht leiden zu können. Denn wie viel Prozent aller Frauen und Männer hört man tatsächlich mit Ja, aber klar doch antworten, wenn man sie fragt, ob sie sich und insbesondere ihren Körper denn eigentlich mögen würden.
Ein freundschaftliches Verhältnis oder auch nur ein gesundes Verständnis sind die Ausnahme.

Manchmal habe ich fast das Gefühl, die ganze westliche Welt ist essgestört. Eine gesunde Norm gibt’s nicht mehr – es gibt nur Übertreibung (in meinem Mittagessen müssen genau 12,6 g Eiweiß enthalten sein) und Untertreibung (mir doch egal, was ich esse, solang ich davon satt werde) und natürlich: „Gott, ich muss ich echt mal wieder ne Glyxdiät machen oder besser gleich fasten, ich seh ja furchtbar aus.“
Schlankheitswahn überall und trotzdem immer dickere Menschen. Sich gut zu fühlen, ist ein absolutes Unding geworden. Eines der wichtigsten Dinge, die man daraus lernt:
Normal ist ganz und gar nicht gleichbedeutend mit gut!


Da wohnt meine Seele drin

Als Frau definiert man sich ja oft gerne über sein Aussehen. Was man bei dem Ganzen Ausgesehe aber meistens übersieht: Man IST nicht sein Körper, man ist ein Mensch.
Einen Körper hat man. Da gibt es den schönen Satz: Der Körper ist die Behausung meiner Seele.
Dieser Körper wird dir mit deiner Geburt ganz frei zur Verfügung gestellt, einfach so. Das ist eigentlich ziemlich nett vom Universum, denn der Körper ermöglicht einem die ultimative Freiheit – nur durch ihn kann man über die Erde hüpfen, wie man gerade lustig ist. Man kann kommunizieren, tanzen und kuscheln – singen, rennen und schlafen. Da weiß man gar nicht, wo man mit dem Aufzählen anfangen soll.

Fakt ist außerdem: Der Körper versucht dir auch IMMER alles recht zu machen. Er ist darauf ausgelegt, dich mit allen Mitteln am Leben zu halten. Alles, was er dafür im Gegenzug verlangt, ist ein bisschen Bereitschaft ihm auch mal zuzuhören – weil irgendwoher muss die Energie schließlich kommen, die man tagtäglich beim Leben verbraucht.


Essen, um zu leben

Essen ist Energie. Man isst, um zu leben. Und weil der Körper so nett ist, ist Essen auch noch was richtig schönes, essen macht Spaß! In unserer Kultur ist Essen folglich auch ein wichtiger Bestandteil: Es stärkt die Gemeinschaft, es verschafft Lust und Befriedigung.
Wenn man dem Körper nun also eine angemessene Ernährung ermöglicht, bekommt man das umgehend in folgender Form zurück: Man ist gesund, man fühlt sich fit und wohl in sich.

Dazu noch eine wichtige Erwähnung: Der Körper REagiert immer nur! Der Körper ist nicht derjenige, der einen einfach so dick oder hässlich macht, der einfach nicht funktionieren will: Nein, der Körper wartet nur, welchen Input er von dir bekommt und reagiert dementsprechend. Und wie wir ja bereits wissen – er versucht auch immer direkt das Beste daraus zu machen, um Leben zu erhalten.


Der Körper ist nicht selbstverständlich!

Körper und Seele sind eine Symbiose: Der Eine braucht den anderen. Der Körper baut darauf, dass man sich anständig um ihn kümmert und er wird alles tun, um der Seele ein schönes Leben zu ermöglichen. Wenn du ihn dauernd schlecht behandelst, hat er keine andere Wahl, als Einbußungen zu machen. Er kann nicht ohne deine Hilfe überleben!
Ernährt man sich also falsch, unregelmäßig oder schlicht zu wenig, wird man zwangsläufig irgendwann müde, kränklich, kriegt Haarausfall oder poröse Knochen, splitternde Fingernägel, rissige Haut, wird unfruchtbar – kurzum: Man verbaut sich seine körperliche Freiheit, Schönheit und Gesundheit.
Und nein, daran ist nicht der Körper schuld! Der ist nicht doof, nicht hässlich und nicht schuld. Schuld ist derjenige, der sich nicht darum gekümmert hat.
Denn wer behauptet eigentlich immer, dass der Körper selbstverständlich ist? Noch so eine Unart der Gesellschaft heute; man bekommt überhaupt nicht mehr vermittelt, welch ein Geschenk so ein Körper ist. Man ist nicht einmal dankbar. Nein, die meiste Zeit ärgert man sich auch noch über ihn.

Mittlerweile dürfte vor allem Eins klargeworden sein – was auch immer man meint, der Körper 'mache' falsch, die Wahrheit ist: Das macht man selber. Der Körper ist niemals schuld, der reagiert ja nur. Das Tolle daran: Man kann selber einfach so agieren, wie man die Reaktion haben möchte.


Von Verständnis …

Zum Glück hat die Natur uns ein gewisseses Grundverständnis für den Körper mit in die Wiege gelegt, ein bisschen Instinkt und Trieb. Wenn man zuhört, erzählt der Körper einem, was er braucht. Das Zuhören hat man leider meistens verlernt, aber man kann es mit ein wenig Aufmerksamkeit und Wille auch wieder erlernen. Und zwar zu hundert Prozent! Dann muss man sich auch keine Gedanken mehr um sein Essen machen, weil man das „drin“ hat, so wie kleine Kinder. Die holen sich auch, was sie brauchen.
Das Ganze hat dann etwas mit Gefühl zu tun und nicht mit Kalorientabellen.


Bewegung, Bewegung, Bewegung
Dazu gehört übrigens nicht nur die Ernährung, sondern auch die Bewegung – auch wenn ich das jetzt nur am Rande erwähne; Bewegung und Ernährung gehören zusammen!
Sich um den Körper zu kümmern, bedeutet nicht nur regelmäßig essen, sondern auch regelmäßig bewegen. Denn wenn man seine Muskeln, Sehnen und Sinne nicht nutzt, hat der Körper auch keinen Anreiz sie weiter auszubilden bzw. aufrechtzuerhalten. Wenn du sie nicht benutzt ( = nicht brauchst), dann wäre es schließlich ziemlich unsinnig vom Körper dafür weiter Energie zu verschwenden. Der Mensch ist aber ein Bewegungstier, der braucht das, der will das. Bewegung ist Leben. Damit meine ich aber keinen Hochleistungssport, sondern verwende bewusst das Wort Bewegung (auch beim Atmen arbeiten schon Muskeln).


… und Freunschaft

Aller Anfang ist eine neue Einstellung zum Körper. Ich hoffe, ich konnte die Sichtweise aller Lesenden wenigstens um ein paar Aspekte erweitern – denn mein Körper ist mein bester Freund. Man muss also nicht in dem Sinne „auf die Figur achten“, sondern viel mehr wieder lernen, was ein Körper bedeutet, was er braucht und wie man sich am besten um ihn kümmert.

Und der Körper belohnt Einen wirklich hoch – HOCH! dafür, wenn man ihn gut behandelt. Mit Gesundheit, Lebensfreude und Schönheit.
Wann habt ihr euch zuletzt mal so richtig bei eurem Körper bedankt?
Zuletzt geändert von Janina Michl am Di Jul 02, 2013 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#34
hej Julia,

echt schöne Gedanken. Ich habe auch (leider spät erst- so nach 8 Jahren ES) mein Verhältnis zu meinem Körper geändert und diesen "Kampf" in dem ich mich immer befunden habe zu beenden.
Vor allem, warum und für wen denn? ... hab ich mich gefragt. Dass der Körper nicht perfekt ist, und ich z.B. von natur aus einen kräftigen Körperbau (hab bei der Geburt schon 4300 gr. gewogen) habe, ist das nunmal so, und die "Norm" bin ich halt dann nunmal nicht, wennich meinem Körper das gebe was er braucht.

Zwischenzeitlich habe ich das mit aller Macht versucht meinen Körper zu "bearbeiten", aber ich war nicht glücklich. Im Gegenteil.
Ja und da denke ich mich: was ist das für eine Leben dann?
Ich finde der Preis, sich der "Norm" (Größe S, flacher Bauch... usw. Ihr wisst das alles nur zu gut) anzupassen, aber dann unglücklich zu sein ist doch viel zu hoch. :!:

Mittlerweile bin ich sogar, wenn es mir gut geht sehr stolz darauf, mich "für mich" und gegen die "Norm" entschieden zu haben. Na dann hab ich halt ne Speckrolle. So what? Und ich bin trotzdem nicht dick (auch wenn ich Größe M trage). Wenn ich dann Blicke sehe, die früher quasi ohne Widerstand zu meinem Selbstbewusstsein vorgedreunegn wären, ja so freue ich mich jetzt, denn ich merke dass ich, im Gegensatz zu den "Blickenden" mich nicht mit anderen Vergleichen muss und mich einen Schönheitsideal unterordne. Aus diesem Blickwinkel sehe ich erst, dass ich es eigentlich bin, die frei ist, und die Anderen eben nicht.

Viele liebe Grüße!
Zuletzt geändert von Apfelbaum am Mi Jul 03, 2013 15:04, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#35
Hey,

Ja und da denke ich mich: was ist das für eine Leben dann?
Ich finde der Preis, sich der "Norm" (Größe S, flacher Bauch... usw. Ihr wisst das alles nur zu gut) anzupassen, aber dann unglücklich zu sein ist doch viel zu hoch. :!:
Stimme absolut zu! Es ist doch immer wieder der alte Kampf darum, einfach genauso angenommen zu werden, wie man eigentlich ist. Und was in den vielen Fällen wohl unter diesem Konflikt begraben liegt, ist doch meistens, dass man sich selber gar nicht so annehmen kann, wie man ist.
Ich hab auch das Gefühl, dass wenn ich ausstrahle, dass ich mich mag - dass andere das viel schneller akzeptieren, als wenn man gleich merkt, dass die Person sich (mit sich selbst) gar nicht sicher ist. Man merkt schon deutlich, wenn sich jemand wohl in sich fühlt. Und ich denke, wenn man schon unbedingt jemanden beneiden will, dann doch bitteschön diese Menschen. :lol:

Mittlerweile bin ich sogar, wenn es mir gut geht sehr stolz darauf, mich "für mich" und gegen die "Norm" entschieden zu haben. Na dann hab ich halt ne Speckrolle. So what? Und ich bin trotzdem nicht dick (auch wenn ich Größe M trage). Wenn ich dann Blicke sehe, die früher quasi ohne Widerstand zu meinem Selbstbewusstsein vorgedreunegn wären, ja so freue ich mich jetzt, denn ich merke dass ich, im Gegensatz zu den "Blickenden" mich nicht mit anderen Vergleichen muss und mich einen Schönheitsideal unterordne. Aus diesem Blickwinkel sehe ich erst, dass ich es eigentlich bin, die frei ist, und die Anderen eben nicht.
Noch so ne schöne Aussage :) Seh ich ganz genauso.
Ich hab ja auch meine Haare grün getönt, einfach weil mir die Farbe gut gefällt. Daaa durft ich mir vielleicht ein Gerede anhören^^ Von "du siehst aus wie ein Stück Rasen" bis "Ist da etwa ein kleiner Unfall passiert?"
Dann antwortest du: "Ich mag die Farbe einfach."
Und bei den anderen fängt das Gestottere an - weil hä und wie und versteh ich nicht. Wie leicht man die Menschen aus dem Konzept bringt, wenn man nicht ganz der Norm entspricht. Und ja, das macht frei. Weil man merkt, wie nicht-open-minded die meisten Menschen doch (leider immer noch) sind und wie es einen selbst immer weniger berührt, was andere alles an superschlauen Kommentaren zum eigenen Aussehen doch zu sagen haben.
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#36
Hallo,

gestern hatte ich ein Gespräch im Radio innerhalb der Sendung "Rakete" von SWR2 Tandem.
Es ging um mich, die Bulimie und das Buch. Ich habe auch ein Stück daraus vorgelesen.

Hier gibts den Mitschnitt (leider ohne Musiktitel) online: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml


Liebe Grüße,
Janina
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#39
Apfelbaum hat geschrieben:den mitschnitt gits auf der http://www.swr.de seite unter der sendung swr2 tandem auch als podcast in voller länge mit den ärzten, linkin park und der ganzen musik.

vielleicht funktioniert ja sogar dieser link zum podcast: http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html

hörs mir grad an ;)
Woah, dankeee! :D Ich habs schon so schade gefunden, dass die Musik rausgenommen wurde. Wenn man doch endlich mal im Radio bestimmen darf, was läuft^^
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#42
Ich wollte noch mal an die Lesung am Montag erinnern, ich glaube, die wird richtig kuschelig :)
Das ist eine Art Café, in dem ich mit Unterstützung des Stadtjugendrings lesen darf.

Außerdem ein paar Gedanken zum Thema GEWALT: http://janinamichl.bplaced.net/G2.htm
Da fällt einem natürlich erst die ein, die wir anderen Lebewesen antun - aber was gerade unter suchtkranken Menschen mehr hervorgehoben werden sollte, ist eine ganz andere Form:
Denn was ist mit dem, das man sich Tag für Tag selbst antut? Wieso wird da so wenig Wert draufgelegt; warum darf man zwar anderen nicht wehtun, aber sich selber schon?
Da fehlt mir einfach noch viel zu viel an Bewusstsein in der Gesellschaft, das fängt doch bei den Gedanken an, bei diesen furchtbar gewalttätigen Gedanken, die man schon so völlig selbstverständlich in seinem Kopf produziert. Und wieso scheint das so viel einfacher, als sich selber Mut zu machen?
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#44
Liebe Janina!

Wie war die Lesung? :)

Ich habe mir ernsthaft überlegt auch zu kommen, nur leider bin ich gerade knapp bei Kasse :/ weißt ja, wie teuer parken in Stuttg. ist :evil: :evil: :evil: & S-Bahn ist sowieso mega teuer :shock:

fände es aber schön, wenn wir uns (+ Apfelbaum? ;) ) wieder treffen würden/könnten ;)

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Erst frisst sie dich auf - dann kotzt sie dich aus

#45
Ganz liebes Danke an Petzi *drück* :)

CoCoRiCo hat geschrieben:Liebe Janina!

Wie war die Lesung? :)

Ich habe mir ernsthaft überlegt auch zu kommen, nur leider bin ich gerade knapp bei Kasse :/ weißt ja, wie teuer parken in Stuttg. ist :evil: :evil: :evil: & S-Bahn ist sowieso mega teuer :shock:

fände es aber schön, wenn wir uns (+ Apfelbaum? ;) ) wieder treffen würden/könnten ;)

LG
Huhu,

dass in der Zeitung steht, es würde 5 Euro kosten, war ein Fehler :? Das hat gar nich gestimmt, es war umsonst... meenno, wär voll schön gewesen, dich mal wieder zu sehen :)

Die Lesung war total schön, einfach weil die anwesenden Leute auch alle ernsthaftes Interesse am Thema hatten - da kommen immer so tolle Gesprächsrunden dabei raus, wenn alle wirklich mit dabei sind.

So wie ichs mitbekommen habe, ist Apfelbaum ja weggezogen von Stuggi, oder? Ansonsten wär nen Treffen schon ne tolle Sache :D ...und dir mal noch ganz herzlichen Glückwunsch, ne ;)
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.