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Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 16:37
von Kittycat82
Hi ihr Lieben!
Ich bin emotional so am Ende. Die Therapie hat alles nur noch schlimmer gemacht und ich weiß gerade überhaupt nicht, wie es weiter gehen soll. Ich habe das Gefühl im luftleeren Raum zu schweben. Ich hab Angst davor mit dem Weinen anzufangen, weil ich fürchte, dann nie wieder damit aufhören zu können. Eine Freundschaft ist gestern für immer zu Ende gegangen und ich habe gemerkt, dass ich doch nur wieder ausgenutzt worden bin, MAL WIEDER.
Der einziger Rettungsanker scheint mir nun, so blöde das auch klingt, das Abnehmen und Hungern zu sein, einfach um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich hab' Angst wieder total abzurutschen, Angst davor, dass die Depressionen wieder schlimmer werden, Angst in einem bodenlosen Loch zu versinken.
Ich möchte mein Leben genießen und alles mitnehmen, was es gibt, aber ich schaffe nichts. Stehe schon wieder erst nachmittags auf und schaffe kaum was. Lieber Forumsmitglieder, bitte schreibt mir was Aufmunterndes, ICH BIN SO VERDAMMT ALLEIN!
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, fange ich auch schon wieder an, mich gedanklich mit allem zu Quälen, was mir einfällt!
Hilfe!!!
Kitty
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 16:47
von Nightmare
Hallo Kitty,
ich weiß nun nicht, in wiefern du das Gefühl hast, dass die Therapie alles schlimmer gemacht hat - das könntest du noch erläutern, wenn du möchtest...aber ich weiß, dass ich auch immer wieder in Situationen gerate, in denen mir Hungern der einzige Ausweg scheint.
Hungern, um weniger zu werden, um damit scheinbar (?) die Probleme zu reduzieren oder sie zumindest auf die Frage, wie man all den Nahrungsmitteln aus dem Weg gehen soll, einzugrenzen. Hungern, um irgendwann zu verschwinden und sich der kräfteraubenden, deprimierenden Realität nicht stellen zu müssen.
Aber ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass diese Linderung nur eine vorübergehende ist.
Nicht nur, dass irgendwann die FAs wiederkommen, nein, dann kehrt mit brachialer Gewalt alles zurück, was man während der Hungerphase so wunderbar weit weg geschoben und fast schon gelöst zu haben glaubte.
Man begibt sich lediglich in eine Scheinsicherheit von Kontrolle, in eine Art Parallel-Universum, das ganz einfach gestrickt ist: Verzicht.
Ausklinken aus allem, was Leben bedeutet, denn Leben bedeutet Essen und die Annahme, dass man ohne Essen dauerhaft aus allem herauskommt, ist ein Trugschluss.
Wenn man es bis zum Exzess treibt, dann ist man irgendwann weg, aber dann wird man auch nicht weniger alleine sein.
Was ich hier schreibe ist die rationale Seite meiner Person, ich kenne sehr sehr gut diese Hungergedanken und werde auch immer wieder von ihnen überfallen, führe sie aus, weil man vorübergehend damit klar kommt.
Doch wie gesagt: damit schafft man sich keine Freunde. Im Gegenteil, aufgrund des permanenten Vermeidungsverhaltens distanziert man sich nur immer wieder vor allen 'gefährlichen' Situationen, in denen man essen müsste und das sind nunmal soziale Situationen, weil diese schon normativ in irgendeiner Form mit Nahrungsaufnahme verbunden sind.
Könntest du dir vorstellen, eine Beratungsstelle aufzusuchen?
Irgendetwas, das schnell anzugehen ist und keinen monatelangen Vorlauf braucht?
Gibt es Freunde, die du treffen könntest? Menschen, bei denen du dich mal so richtig über die Person, mit der die Freundschaft in die Brüche gegangen ist, auslassen kannst?
Liebe Grüße,
Nightmare
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 16:55
von steppenwoelfin
Hallo Kittycat,
am liebsten würde ich dich jetzt auffangen, dich in den Arm nehmen und dir sagen, dass es wieder gut wird. Dir die Angst nehmen vorm Weinen, weil ich weiß, dass die Tränen wieder versiegen werden und das es dir danach besser gehen wird. Liebe Kittycat ich fühle mit dir. Du bist hier nicht allein. Ich selbst breche gerade auch ein und obwohl es niemanden gibt (im RL) dem ich all die schlimmen Dinge, die mir durch den Kopf gehen erzählen kann, so weiß ich doch, dass hier immer ein offenes Ohr auf mich wartet. Gerne bin ich für dich da und höre zu. Im Augenblick ist es aussichtslos, nur das bleibt nicht. Es wird wieder anders. Hab keine Angst, wir unterstützen dich.
Hunger verschafft dir keinen klaren Kopf. Hunger ist ein intensives Gefühl, dass es dir erlaubt von den eigentlichen Emotionen wegzuschauen. Aber du bist nicht dumm und weißt wie kurz das alles anhält. Auch, dass es dir anschließend schlechter geht als zuvor.
Darf ich fragen, ob du eine Nachbetreuung in Anspruch nimmst? Für mich hört es sich so an, als ob in der Therapie viele Wunden aufgerissen worden sind und du jetzt blutend alleine dastehst. Das soll nicht so sein. Das kann man gar nicht alleine schaffen.
Liebe Grüße
Die_Woelfin
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 17:52
von Louve
Oh mann, Kittycat, fühl dich mal ganz fest in den Arm genommen!!!
Tut mir leid, dass das mit der Therapie so ausgegangen ist, vor allem weil du so darauf gewartet hast

Konntest du gar nichts mitnehmen davon? Wenn du nicht darüber reden magst, was schief gegangen ist, ist es aber auch vollkommen verständlich!
Aber du bist auf keinen Fall alleine!
Alles Liebe,
Louve
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 21:08
von Bente
hej kittycat,
mir hat meine erste therapie auch überhaupt nicht geholfen.
habe mich total unverstanden gefühlt und irgendwie schwach, weil ich doch auf ihre hilfe angewiesen war! und bin.
habe am 28. einen termin bei einer therapeutin, allerdings einer anderen.
wir sind alle immer für dich da und ich glaube fest daran, dass du und all die anderen hier, den weg aus der bulimie finden.
auf unsere weise und mit so viel zeit wie wir eben brauchen.
wenn ich den mut verliere hör ich immer ein lied aus meiner kindheit:
http://www.youtube.com/watch?v=BwMb_6cVMlg
mir hat es schon manchmal geholfen, wenn ich keinen ausweg mehr gesehen habe.
du bist nicht allein, wir fühlen alle mit dir !
fühl dich umärmelt! :*
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: Do Nov 17, 2011 21:34
von Hirngespinst
hey,
das tut mir leid!
sowas ist hart, wenn eine freundschaft auf einmal kaputt geht.
magst du erzählen, was passiert ist?
ich denke auf jeden fall an dich!
Re: Hungern als Ausweg?
Verfasst: So Nov 20, 2011 14:43
von Kittycat82
Hi ihr Lieben!
Erstmal viele lieben Dank für eure netten Worte, die haben mich wirklich getröstet!
Was die Therapie betrifft, konnte ich zwar einige wenige Dinge für mich mitnehmen, aber was mich dort so heruntergezogen hat, war der Kontakt unter meinen Gruppenleuten. Da gab es eine total fürchterliche Gruppenbildung in Raucher und Nichtraucher und es wurde PERMANENT gelästert und gemobbt, so dass ich bald gar nicht mehr hingehen wollte. Wurde das angesprochen, hieß es, alles sei doch ok (so ein Schmuh). Ich habe keine Nachbetreuung und bin gerade mal wieder auf der Suche nach einem neuen Therapeuten. Aber die Sache mit der Frauenberatungsstelle werde ich mal morgen angehen (Danke, für den Tipp).
Die Freundschaft, deren Bruch mich so fertig gemacht hat, ist sehr unschön auseinander gegangen. Sie hat mich beleidigt und fertig gemacht, obwohl ich ihr immer geholfen habe. Mir scheint, sie kann immer noch nicht das kleinste Bisschen wahre Nähe aushalten und hat deshalb zum Generalschlag gegen mich ausgeholt.
Ich habe momentan nicht das geringste Hungergefühl und zwinge mich zum Essen, auch wenn ich am liebsten nie wieder was anrühren würde. Die Verlockung mich in die "sichere" Hungerwelt zurückzuziehen ist sooooo groß, auch wenn ich rational weiß, dass es Unsinn ist.
Es klingt so doof, aber mit Hungern hätte mein Leben wenigstens wieder einen Sinn!
Kitty