Aussage eines Profs über Bulimie

#1
hallo ihr!

ich muss hier meine verärgerung rauslassen und bitte bitte um eure meinungen fragen!

ich habe vorlesungen bei einem sehr renommierten professor / psychiater / therapeuten, den nicht nur ich sehr bewundere und schätze, weil er wahnsinnig gut unterrichtet, sehr sehr viel im psychiatrische bereich erlebt und verbessert hat und ein wirklich inspirierender und wissender mensch ist. er kennt sich in der psychiatrie aus wie niemand anderer und ist einfach der allerbeste prof den ich je hatte.
doch heute in der vorlesung, als es um magersucht und bulimie ging sagte er
" aus bulimie wächst man heraus " (aus magersucht nicht)
und ich war BAFF !!! und verärgert !!!
ich selbst habe mehr als 20 bücher über ES gelesen und alle möglichen filme und co gesehen und finde diese aussage dieses (eigentlich unglaublich guten!!!) professors echt zum kotzen !!! :( :cry: :arrow: :| :evil: :? :!:

was denkt ihr darüber? vlt auch leute die im psychologischen, medizinischen bereich arbeiten und somit auch von der anderen (nicht selbst betroffenen) seite essstörungen erlebten.

bin schon gespannt auf antworten! liebe grüße, hannah
Zuletzt geändert von wasserwesen am Fr Nov 11, 2011 18:01, insgesamt 1-mal geändert.

Re: MedProf über Bulimie !?

#3
Auch ich bin entgeistert, wenn sowas von einem unterrichtenden Prof kommt (magst du mir den Namen per Pn nennen, vielleicht kenne ich ihn ja auch? Natürlich nur, wenn du magst...), v.a., weil das ja dann die Studenten als "die eine Wahrheit" unüberprüft übernehmen. Allerdings muss ich sagen dass auch ich im Med-Studium schon einige Profs gehört habe, deren Meinung über Psych-Patienten einem die Haare aufstellen lässt. Am "besten" finde ich immer, wenn die Profs aus den "Körper"-Fächern sagen "bei der Pat. hat niemand etwas gefunden, sie war sogar schon beim Psychiater" (von ebendiesen Profs verwendet als Synonym für "ihnen hat keiner mehr geglaubt.") *grrr* Psychosomatische Beschwerden sind auch ernstzunehmende Beschwerden!!!
Zuletzt geändert von kleines Ich-bin-ich am Fr Nov 11, 2011 18:11, insgesamt 1-mal geändert.
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: MedProf über Bulimie !?

#4
hannnah hat geschrieben:ps: diese aussage war für mich gemeint wie: ja magersucht ist wirklich eine krankheit, aber bulimie haben mal junge leute aber wenn sie erwachsen sind nicht mehr... wie ein trend !!?? :evil:
Muss bisschen schmunzeln. Zum einen, weil ich mich wieder mal bestätigt fühle, dass hier viele überempfindlich sind und alles auf die Goldwaage legen. Zum anderen, weil hier immer die Angst zum Vorschein kommt, nicht als genügend krank eingestuft zu werden und sich gegenüber Magersüchtigen minderwertig zu fühlen. Woher kommt das?

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#6
also, ich bin jetzt nicht aus dem medizinischen bereich aber ich habe so spontan an diese theorie gedacht, dass jede suchtkrankheit, auch bulimie, im grunde eine borderlinestörrung ist.
Und als ich in der klinik war haben sie zu mir gesagt, dass man die diagnose "borderline" eigentlich erst ab 25 jahren stellen kann weil man bis (ungefähr) dahin noch keine vollständig ausgereifte persönlichkeit hat und viele bordeline symptome sogar normal für die pupertät sind und sich halt tatsächlich von selbst auswachsen.
also, es kann, muss aber nicht und muss auch nicht vollständig geschehen aber die möglichkeit besteht wohl immerhin.
ich weiß aber auch, dass es viele ärzte, besonders in handelüblichen psychiatrien, gibt die einfach altersunabhängig mit solchen diagnosen um sich werfen.
das heißt jetzt nicht, dass ich deinen prof verteidigen will, das sind nur meine gedanken dazu.
meine eigene erfahrung ist, dass man von beidem schwer loskommt, in meinem fall würde ich die bulimie sogar als hartnäckiger betrachten.

ps.: hörnchen, wenn du mal groß bist will ich bitte deine patientin werden! :)
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#7
hannnah hat geschrieben:" aus bulimie wächst man heraus " (aus magersucht nicht)
Die Äußerung ist wirklich irgendwie zweifelhaft. Würde an Deiner Stelle wirklich mal per Mail nachhaken (er muss ja nicht wissen, dass Du betroffen bist). Ich glaube sogar, irgendwo mal gelesen zu haben, dass Magersucht eher in jüngerem Alter auftritt und Bulimie später. :? Da muss es doch irgendwelche Studien dazu geben. (Wenn Du es ganz sachlich machen willst, kannst ja mal fragen, auf welche Studie er sich damit bezogen hat. Du würdest gern mal nachlesen. ;) )

Kann aber Deine Reaktion gut verstehen! Es nervt tierisch, wenn man tagein tagaus gegen diesen Mist ankämpft und dann einer daher kommt und behauptet: "Ach, is' doch nix weiter!".
Lass Dich von ihm -- Professor oder nicht -- nicht entmutigen und geh Deinen Weg weiter! Du schaffst das! Und irgendwann kannst Du dann vielleicht mal Lehrmeinungen verbreiten. Und dann sind es die, die Dir passen und entsprechen. :)
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#9
weirdFairy hat geschrieben:Ich glaube sogar, irgendwo mal gelesen zu haben, dass Magersucht eher in jüngerem Alter auftritt und Bulimie später.
Hab ich auch mal gelesen.
Und es ist ja auch sogar relativ häufig, dass ehemalige Magersüchtige später in die Bulimie rutschen.
Steht sogar auf manchen Infoseiten für Bulimie, dass oft eine Magersucht-Vorgeschichte dabei war.

Außerdem finde ich das auch deshalb fragwürdig, weil ich kürzlich in einer Selbsthilfegruppe war, mit hauptsächlich Bulimie-Kranken und größtenteils über 40. Bei denen hat sich das auch nicht ausgewachsen. Nur eine war schon ein paar Monate clean, weil sie sich das aufgrund eines Herzinfarkts nicht mehr leisten konnte.
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#10
Ich glaube eher, dass man in die Bulimie hineinwächst, denn sie setzt ein gewisses Maß an Fähigkeit zum Reflektieren (woraus sich einige Probleme für einen selbst erst schrittweise auftun) voraus. Wie sie dann umgekehrt dazu m*ssb**ch* wird, alles Mögliche an Negativgedanken zu unterdrücken, das ist nochmal ein anderes Kapitel.
Solch eine Aussage von einem noch so renommierten Professoren finde ich ziemlich kurzsichtig.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#13
hey ihr! danke für die vielen antworten :)

ja, ich übernehme seine worte eh nicht direkt bzw seine meinungen. nur bin ich ganz hin&her gerissen, weil ich den wirklich schätze und bewundere und einfach weiß was der für erfahrungen hat in dem bereich. (namen&info edit) und er ist ein unglaublich netter und toller und guter (der beste) prof, noch dazu aber wahnsinnig erfahren, intelligent, nett, null arrogant. und deswegen schätze ich seine lehrmeinugen sehr!
aber diese eine aussage war eher eine watschn ins gesicht...

ich persönlich denke nicht, dass bulimie und weitere einfach zu borlderline gezählt werden können. gibt je einige unterschiede nicht nur im krankheitsbild sondern am patienten direkt... es gibt sicher die ur hohe komorbidität, aber bulimie ist bei borderlinern ja auch oft ein "untersyndrom" der krankheit. (mir kommt grad vor ich kann mich nicht ausdrücken :lol: )
aber egal, da streiten sich vermutlich die wiss. meinungen :wink:

ich glaube, wenn er gemeint hätte bulimie als borderline und deshalb frühestens ab 18.lj diagnostiziert, hätte er nicht gesagt man wächst aus bulimie raus sondern bulimie wird als syndrom von borderline später als dieses diagnostiziert.oder so..
auch glaub ich wenn er hätte sagen wollen, bulimie fängt ein paar jahre später an oder tritt oft nach der magersucht auf, hätte ers so gesagt...
ich denke mir nur: er ist kinder&jugend-psychiater, das heißt er HAT NUR leute von ?-18 ...und das ist sein spezielgebiet! aber: er ist trotzdem ein oberwissender mann in dem ganzen bereich der psychiatrie und sollte genauso über 18+ krankheitsbilder bescheid wissen (was er sicher auch tut).

es war auch so arg, er erzählte von einer frau die jahrelang bulimie hatte, bis sie heiratete und jetzt ist sie verheiratet und hat kinder und gsund is :roll:
und über magersüchtige hat er ganz ganz lang erzählt, wie schlimm das krankheitsbild ist, die lügen, usw.
und ja, ich reagiere hier empfindlich weil ich weiß dass man nicht einfach aus bulimie herauswächst. ich seh ja hier im forum wie viele viele viele leute schreiben, wie viele über 18jährige, ja auch über 40 oder was weiß ich, hier schreiben und auch, dass es verdammt nochmal lebensgefährlich ist! ( :( )

wegen ihm schreiben, hab ich mir auch überlegt aber: ich würd ihm auch so gern schreiben wie gut er ist. er unterrichtet wirklich die einzigen fächer wo ich für mich, fürs leben lerne und nicht für prüfungen...
und wenn ich meinem idol :wink: nur schreibe wegen diesem kritik/frage-punkt und er für mich der könig der welt :lol: ist, ui ui ui... und: ich wollte eig in seiner station mein praktikum machen, aber haben keine plätze mehr...würde voll voll gerne bei ihm arbeiten und mit ihm reden, und so eine mail wäre da komisch irgendwie... oder?

ich find eure antworten voll interessant und super :D dank euch!
Zuletzt geändert von wasserwesen am So Nov 13, 2011 12:16, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#14
also das wuerde mich jetzt total interessieren was er dir antworten wuerde! schreibe ihm doch bitte! :)
doch doch, schreib ihm wie sehr du ihn schaetzt und wie sehr dich deshalb sein kommentar irritiert hat und ob er das belegen kann und wo man so etwas denn nachlesen koennte. schreib, dass du da ganz andere erfahrungen gemacht hast (also nicht deine eigenen natuerlich, sondern nachgelesen oder bei jemandem...).
er wird deine mail sicher schaetzen!
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Aussage eines Profs über Bulimie

#15
hannnah hat geschrieben: wegen ihm schreiben, hab ich mir auch überlegt aber: ich würd ihm auch so gern schreiben wie gut er ist. er unterrichtet wirklich die einzigen fächer wo ich für mich, fürs leben lerne und nicht für prüfungen...
und wenn ich meinem idol :wink: nur schreibe wegen diesem kritik/frage-punkt und er für mich der könig der welt :lol: ist, ui ui ui... und: ich wollte eig in seiner station mein praktikum machen, aber haben keine plätze mehr...würde voll voll gerne bei ihm arbeiten und mit ihm reden, und so eine mail wäre da komisch irgendwie... oder?
liebe hannah,

ich klink mich auch mal kurz ein - ich finds enorm toll wie genau und aufmerksam du so vieles beobachtest, auch in deiner art zu schreiben merkt man das voll (: , und ich glaube, wenn du in einem mail alles gut darstellst, also deine begeisterung von ihm und dein empfinden von dieser aussage vor den kopf gestoßen worden zu sein, zeigt es nur von engagement deinerseits, einem wachsamen wesen, und kaeme absolut nicht ungut bezueglich einer eventuellen arbeit mit ihm (: . auch solche idole sollte man nicht kritiklos hinnehmen, ob und wie er auf deine anmerkungen eingeht koennen fuer dich wertvolle "beleuchtungen" seiner persoenlichkeit sein, du lernst ihn dadurch besser kennen mein ich.

ich wuerd sagen: probiers ! das ist eine ganz spannende sache (: .
sun will set