Motivationstief. Mir fehlt der Antrieb :(

#1
Ich glaub, ich brauch grad einfach mal ein bisschen Beistand. Liebe Worte, und wer Ratschläge hat darf sie auch gerne loswerden.

Die letzten Wochen waren soo gut. Mir gings so gut. Ich dachte echt, den Anfang und damit den Einstieg ins Leben gefunden zu haben. War so glücklich. Ich hab einfach gegessen, ohne mir großartig Gedanken zu machen. Worauf ich halt Lust hatte, egal ob kalorienreich oder nicht. Hauptsache es schmeckte und ich wurde satt. Klar hab ich dabei zugenommen, aber das hab ich vollkommen akzeptiert. Die ES wurde genau an DEM Punkt überflüssig, an dem ich angefangen habe, mich selbst so zu nehmen, wie ich eben bin. Das ich nicht Kindergröße * bin, war mir schon klar und deshalb die Zunahme auch vollkommen okay für mich.

Als das begann, war ich 2 Wochen unterwegs und wurde bekocht, musste mir also auch nicht großartig Gedanken darüber machen, was ich zu mir nehme, nicht einkaufen und nichts, was für mich eine ziemlich Entlastung bei der ganzen Sache war. Und ich hatte halt immer was zu tun, da war ich manchmal vielleicht auch gut abgelenkt.

Jetzt, wo ich nach und nach wieder im Alltag stehe, ist es nach und nach schlimmer geworden und die letzten Tage waren einfach nur furchtbar! Ich bin so deprimiert, weiß gar nicht wo ich ansetzen soll ... ich wollte so sehr an diesem Gefühl festhalten und jetzt bin ich einfahc nur sooo sehr am Fressen wie schon lange nicht mehr. Angefangen hat es immer als ich abends von der Arbeit heimkam. Dann die freien Tage. Einen ganzen Tag nur fressen und kotzen, das gibt es... Ich bin wieder so in meine alten Muster zurückgefallen, hier hortet sich der Müll und meine Klamotten, heute habe ich noch bis 1 Uhr im Schlafanzug verbracht und das Haus nur einmal verlassen um mir schnell was zum Fressen zu kaufen.

Ich weiß, dass diese deprimierten Gedanken es auch nicht besser machen. ABer wo fang ich an? Ich glaub ich könnte grad alles schlechtreden... :(
Zuletzt geändert von Jersey am Mo Okt 31, 2011 19:02, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Motivationstief. Mir fehlt der Antrieb :(

#2
Oh Mann, fühl dich zu allererst einmal ganz sehr gedrückt. es tut mir in der seele weh von deinem rückschlag zu lesen. Das muss eine sehr schmerzliche Erfahrung für dich gewesen sein. Aus eigener erfahrung kenne ich diese Megatiefs nach langen Hoch-Zeiten auch zu genüge und ich weiß, dass es oft genau jene sind, die am schlimmsten an einem nagen..

Trotz alledem bin ich auch davon überzeugt, dass du auf dem richtigen weg bist. Auch wenn alles gerade sinnlos erscheint, bedenke zumindest, dass Gesundwerden nie linear verläuft, sondern immer in wellen, also mit guten und schlechten Phasen, aber tendenziell doch immer besser. Hab Geduld mit dir!

Was du da rausgefunden hast, dass die ES da aufhört, wo man sich selber akzeptiert wie man ist: WOW! das finde ich genial! So irgendwie weiß man das vielleicht, aber das so konkret und auf den Punkt getroffen formuliert vor mir zu lesen, das war toll!

Und das war nicht das einzig Tolle an dem was du erlebt hast, du hast ja irgendwie auch gespürt, was du brauchst, damit es gut läuft, oder? Und du hast gesehen, dass es GUT laufen KANN. :-) Du kannst verdammt stolz auf dich sein.

Was glaubst du war das genau, was dich die letzten tage so sehr auf dem rechten weg gehalten hat?
War es die struktur? Die Beschäftigung? das Bekochtwerden? Oder noch was anderes?
Und was könntest du tun, damit du all dies auch im "normalen leben" wieder hast?
War es das Kochen, was dich überfordert hat oder wie erklärst du dir den plötzlichen Hänger? Würde es dir helfen, immer ganz genau zu planen, was du isst/kochst?

Du wirst auf jeden Fall was Gutes aus alle dem herausziehen! Ganz sicher. Bleib dran. :-)

Alles Liebe
Rachel

Re: Motivationstief. Mir fehlt der Antrieb :(

#3
Danke für deine liebe Antwort :) Heute geht es mir zum Glück schon wieder etwas besser. Die Tage davor war ich echt am verzweifeln ...

Ich glaube in meinem Kopf gibt es zwei verschiedene Stimmen: Die eine, die gesund werden möchte, und eben die andere, die mir sagt ich soll an der Krankheit festhalten. Gerade ist es ziemlich schwer, auf die richtige Stimme zu hören, aber ich denke immer an all die Dinge, weshalb ich daraus möchte.

Tatsächlich habe ich eine Sache schon geschafft: Ich habe nicht mehr so arg den Drang mit aller Kraft dünn bleiben zu müssen, habe ja auch zugenommen, und habe schon lang nicht mehr so "viel" gewogen. Und ich finds komischerweise überhaupt nicht schlimm. Ich seh doch gut aus! Es ist tatsächlich egal, was ich esse, so lange es mich satt macht und ich mich nicht überfressen fühle muss es nicht raus! Das wäre die letzten Jahre undenkbar gewesen, und wenn ich nicht erbrochen hätte hätte ich mich sooo schuldig gefühlt dass ich anderweitig Gegenmaßnahmen ergriffen hätte.

Was die Portionen angeht ist das noch ziemlich ungewohnt. Ich bin mehr so die Extreme gewohnt, total viel oder total wenig. Manchmal sagt mir dann irgendeine Stimme "Komm, wenn du es schon drinbehältst, dann kannste ja auch weniger nehmen". Ich muss mir dann immer wieder sagen, dass ich das tatsächlich DARF und das ist irgendwie komisch. Mein Hirn sagt mir dann eher: "Klar darfst du. Du darfst 100 Torten verspeisen, du musst sie nur wieder auskotzen."

Okay, gestern war ein doofer Tag, die Tage davor waren auch nicht gut, fang ich wieder an zu leben :)

Ich glaube, es ist wichtig, dass man weiß, dass es IMMER Rückschläge geben wird. Man sollte den Weg vor Augen haben und nicht das Ziel. Rückschläge sind okay, so lange man den Weg nicht aus dem Blick verliert und wieder aufsteht.

Ich muss mich also fragen: WANN habe ich Rückschläge und WAS könnte ich dagegen tun? Rückschläge beobachten und daraus Schlüsse ziehen. Eigentlich find ich sowas total nervig, aber vielleicht doch ein Ernährungstagebuch wo auch FA's drinstehen, und Gedanken und Gefühle darüber. Das hilft beim Beobachten.

Rückblickend kann ich zu den letzten Tagen beispielsweise sagen:

1) Ich habe gegessen, als ich von der Arbeit kam. Da war das Essen einfach mal Entspannung, eine Möglichkeit zum Abschalten.
-> Was könnte ich also tun? Bereits vorher den Abend planen, dann kann ich mich den Tag über auf die Entspannung freuen, die ich für den Abend eingeplant habe. (Kino, Baden, ... was noch?)

2) Ich habe lange vorm PC gegammelt und das Essen war mal etwas Aktives. Ich wollte einfach mal was tun.
-> anders aktiv sein, was besseres fällt mir da jetzt auch nicht ein.

3) Ich habe gegessen nach dem Motto "Jetzt ist es sowieso egal", fast schon vielleicht um mich in meinem Selbsthass zu bestätigen als würde man mir sagen: "Da hast dus doch! Siehste, schon wieder am Fressen. Du wirst das nie daraus schaffen."
-> Rückschläge einplanen und entsprechend vorbereitet sein, wissen, dass es Rückschläge gibt. Esstagebuch führen und Rückschläge als Anlass sehen, sich besser kennenzulernen und damit zu arbeiten. Hinterfragen und beobachten. Und gegen den Selbsthass..?!

Yeah, das waren voll gute Ansätze. Die hatte ich noch gar nicht, bevor ich den Beitrag hier verfasst habe. Ich hoffe, es hilft :)

Re: Motivationstief. Mir fehlt der Antrieb :(

#4
Das ist so typisch. Immer genau dann, wenn ich dabei bin gegen die ES anzukämpfen kommt er wieder, früher oder später: Der Selbsthass. Wenn ich nicht so krass den Wunsch verspüren würde einen Weg daraus zu finden, dann wäre es das angenehmste die Bulimie einfach hinzunehmen und weiterzumachen wie bisher. So habe ich immerhin mein Abi geschafft ... -.-