Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#2
Hey,
na du stellst aber krasse Fragen :shock:
Ich möchte dazu eigentlich nicht schreiben, weil ich selbst wenn ziemlich viel schlimmes in meiner Familie passiert ist, mir niemals anmaßen würde einen von denen den Tot zu wünschen. Und für sich klar zu haben dass es besser wäre, wenn einer tot ist, kommt dem wünschen schon sehr nah finde ich...

Aber mich würde es mal interessieren, warum du dir solche Fragen stellst und wie du das siehst ?
Was bewegt dich das hier zu fragen ?

LG
Knisie

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#4
Danke für deine Ehrlichkeit, Papperlapapp. (Warum dieser Nick, wenn ich fragen darf?)

Vom Gefühl her wäre es mir auch eine ungeheure Erleichterung meine Mutter nicht mehr mir im Nacken sitzen zu wissen. Ich weiss nicht wie es in Real ist. Es gibt nur zwei Varianten von Tod oder Leben, nämlich entweder das Eine oder das Andere. Ich habe sehr sehr sehr das Gefühl, dass sie mich am Leben hindert. Bisher habe ich gelernt, dass meine Gefühle nicht "falsch" sind. Auch wenn mir, vor allem von meiner Mutter, immer widersprochen wurde wenn ich meine Gefühle zum Ausdruck brachte, WEISS ich jetzt, das meine Gefühle richtig und wichtig sind. Wenigstend DAS haben die vielen vielen Therapiestunden gebracht, in die ich investiert habe.

Ich habe eine Wut auf meine Mutter, die sie nie verstehen würde. Sie hat mich als Kind und Jugendliche dermaßen vernächlässigt. Sie hat sich um arme, alte und einsame Menschen und Tiere gekümmert, sie hatte nur Augen für meine Schwester, sie hat alles gemacht, damit mein Vater ein angenehmes Leben hat. Nur mich hat sie nicht gesehen. Ich war da wie das fünfte Rad am Wagen.

Diese Wut auf die Eltern macht mich zur Zeit ziemlich fertig. Ich kann nicht damit umgehen. Und ich habe ein sehr schlechtes Gewissen, denn man muss doch seine Eltern lieben und ehren. War das das 3. Gebot der 10 Gebote? "Du sollst deine Eltern lieben, achten und ehren". Aber haben sie mich geliebt, geachtet, und geehrt? Nein, das haben sie nicht! Für mich, meine Mutter, und die Familie wäre es besser gewesen wenn sie mich nicht gekommen hätte. Mit dieser Schmach MUSS ich leben.

Knisie, du stehst für viele, viele andere Meinungen stellverstretend da. So reagieren die Leute normalerweise wenn ich mit solchen Fragen daherkomme. Ich denke wenn meine Mutter nicht mehr da ist, werde ich freier sein, freier über meine Immobilien verfügen können, freier mit meiner Schwester reden können, freier für meinen Vater sein. Meine Mutter kontrolliert viel zu viel, spielt immer Puffer zwischen mir und meinem Vater. Statt mit mir gemeinsam über die Immobilien zu entscheiden, hat sie mir einen Knebelvertrag auferlegt. Sie hat das Fruchtgenussrecht, ich bin Eigentümerin. Ich bin normalerweise ein Mensch, dem materielle Güter egal sind. Leider sind materielle Güter das Einzigste, das ich je von den Eltern bekommen habe. Wenigstens das will ich haben solange ich noch geistig und körperlich dazu fähig bin. Verstehst du das?

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#5
Hey!

Also ich hab ja auch ein problematisches Mutterverhältnis aber ich habe das für mich selbst gelöst, ohne dass jemand sterben müsste, damit es mir besser ginge. Meine Mutter kann mich mal auf Deutsch gesagt "am Arsch lecken". So und nicht anders. Ich bin auch lange genug hinter etwas hergerannt, was einfach mal schlichtweg nicht möglich ist. Warum und wieso ist im Grunde völlig egal. Fakt ist, es ist wie es ist und ich habe (nur für mich) meine Konsequenzen daraus gezogen. Hat wirklich lang genug gedauert, aber irgendwann war ich es wirklich leid. Und ich bin konsequent. Und soll ich Dir was sagen: Ohne sie geht es mir weitaus besser als hinter diesen Erwartungen herzurennen. Ich meine damit Erwartungen, die im Grunde einfach Selbstverstänlichkeiten wären. Sachen über die Kinder mit "normalen" Mütter nichtmal nachdenken würden. Aber es is nunmal wie es ist und irgendwann habe ich eben gelernt, zu tun, was für mich das Beste ist und fertig. Und das Beste ist in diesem Fall: Kein Kontakt mehr zu meiner Mutter.

Soll ich Dir meine ehrliche Meinung sagen? Du hörst Dich in meinen Ohren sehr sehr verbittert an. So verbittert, dass es mit 42 wirklich wirklich traurig ist. Du rennst hinter etwas her, was nie da war und was auch nie da sein wird. Und soll ich Dir sagen, wen Du mit dieser Verbitterung triffst? Ausschließlich DICH. Für Deine Mutter isses ok wie es ist und für den Rest auch. Nur Du leidest darunter. Und darf ich nochmal offen sein? Es gibt immer einen der "was macht" und den anderen, der es sich gefallen lässt. Es ist an Dir selbst das Ganze für Dich zu ändern. Das ist nicht einfach, ich weiß aber sicherlich lohnenswerter als mit einer derarten Lebensverbitterung rumzulaufen. Denk immer dran: Du bestrafst Dich nur selber!

LG Nadine

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#6
Hallo Verena! Ich kann Nads nur zu 100 prozent zustimmen und ich rede nicht nur einfach daher, ich hatte auch meine Kindheit und habs dann mit 15 nicht mehr ausgehalten, habe flott ne Ausbildung angefangen um mich raumlich erstmal von meinen Eltern zu trennen und finanziell mich alleine durch zu schlagen. Daraus wurden dann 300 km dann spaeter 1200 km und mitlerweile koennen Sie mich nur noch mit dem Flugzeug antreffen.
Das ist meine Loesung und mein Abstand uns so kann ich bestimmen wo die Grenzen aufhoeren und anfangen und so konnte ich eine Loesung fuer mich mit meinen Eltern finden, die fuer mich so ertreaglich ist und ich weiss aus tiefsten Herzen, dass meine Eltern damals nicht diese Grenze bei ihren Eltern gezogen haben oder nicht an sich gearbeitet haben und deshalb den ganzen ungesunden Dreck an ihre Kinder weiter gegeben haben . Daher habe ich sogar so etwa wie verstaendniss fuer Sie und lieben tue ich sie auch aber ich gebe immer immer ordentlich KOntra und seit dem wurde unser Verhaeltniss auch besser, sicher auch weil ich erwachsen bin und so weit weg... :shock: Und auch ich habe in der Therapie erstmal gelernt was Gefuehle ueberhaupt sind und das man sich fuer sie nicht schaemen muss. Wir sind mitlerweile Erwachsene Menschen und sind selber dafuer veraentwortlich was wir aus unserem Leben machen und was wir an unsere eigenen Kinder weiter geben wollen. Und ich sagte ja schon es ist nicht einfach, aber moeglich und wenn dir deine Mutter nicht gut tut ist es auch kein Verbrechen deine eigenen Grenzen zu ziehen, damit es dir besser geht, denn wie Nads bereits sagte, damit baust du dir nur selber STeine in den Weg!
Viel Erfolg
leilah

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#7
Ich gebe zu - über diese Frage habe ich auch schon oft drüber nachgedacht.
Teilweise habe ich es mir schon sogar gewünscht. (in sehr sehr dunklen, trostlosen Zeiten)
Und ich schäme mich richtig dafür.

Würde es mir helfen?
Würde es meinen Vater helfen?
Würde es meiner Schwester helfen?

Aber nach genauerer Überlegung bin ich zum Entschluss gekommen:
Nein, würde es nicht.
Das ewige Hin und Her, Auf und Ab, Gut und Böse wäre endlich vorbei, aber das macht
es nicht besser/erträglicher.
Mit dem ständigen Gefühl "Versagt zu haben" weiterzuleben, es nicht geschafft zu haben zu helfen,
das würde mich tot unglücklich machen.
Der Verlust. Der Schmerz. Die Schuldgefühle. - Ich könnte damit nicht leben!

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#8
oh, mir ginge es wohl sehr, sehr schlecht, alleine bei diesem gedanken,... oft hat die mutter nie gelernt, liebe zu zeigen und kann so einfach nicht aus ihr heraus. abgrenzen heisst, das gefuehl des verlassenseins nicht weiter zu verfolgen. nichts zu erwarten und sein leben in die hand zu nehmen. oft geht es einem besser, wenn man die eltern so akzeptiert, wie sie sind.

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#9
Nein, es würde nichts ändern an der Situation, außer, dass wenn du Frieden geschlossen hast mit der Vergangenheit und endlich deine Zukunft selbst gestaltest, du es vielleicht bereuen könntest, keine Mutter mehr zu haben.

Du bist jetzt erwachsen und selbst für dein Leben verantwortlich. Dein kleines Kind in dir ist wahnsinnig verletzt und ja, ich stimme Nads zu, du als erwachsene Person klingst verbittert.

Du kannst ihr ja sagen, was dir nicht passt, oder???

LG

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#10
v_rena hat geschrieben: Es gibt nur zwei Varianten von Tod oder Leben,
Dann solltest du vielleicht nochmal eine Therapie in Angriff nehmen, denn es gibt noch mehr Varianten, die die anderen hier schon beschrieben haben.
v_rena hat geschrieben: Sie hat sich um arme, alte und einsame Menschen und Tiere gekümmert, sie hatte nur Augen für meine Schwester, sie hat alles gemacht, damit mein Vater ein angenehmes Leben hat. Nur mich hat sie nicht gesehen. Ich war da wie das fünfte Rad am Wagen.
Das erkenne ich irgendwie wieder, in meiner Kindheit war auch ziemlich viel los, so dass ich auf mich alleine gestellt war und alles mit mir selber ausgemacht habe um meine Eltern nicht zu belasten.
Meine Mutter war ziemlich egoistisch, brauchte viel Aufmerksamkeit, war essgestört und hat mich oft rücksichtslos behandelt.
Und ja man sollte seine Eltern trotzdem lieben und ehren aber gleichzeitig darf man auch auf sie wütend sein. Sie sind auch Menschen mit einer Vergangenheit die bei meinen Eltern sehr bewegend war. Und genau aus diesem Grund habe ich ihnen verziehen, sehe aber trotzdem die Fehler und Konsequenzen daraus. Aber hey deine Mutter ist nicht für dein jetziges Leben verantwortlich. Du bist erwachsen und kannst dich abgrenzen. Wenn nicht solltest du wirklich noch einmal gucken, ob dir ein Therapeut dabei helfen kann, denn der Tod kommt früh genug.
Und das Schlimme, wenn deine Mutter tot ist, wirst du nie wieder irgendetwas mit ihr klären können, vieles wird ungesagt bleiben, jetzt hast du dazu noch die Chance, vielleicht nicht heute und morgen, aber in ein paar Jahren. Manchmal bringt es die Zeit mit sich, dass man sich näher kommt oder die Lebensverhältnisse sich drastisch ändern und man kann plötzlich miteinander reden.
v_rena hat geschrieben:Würde es dir helfen wenn deine Mutter, oder dein Vater, oder beide, oder eine Schwester oder ein Bruder, tot wären?
Mein Vater und mein Bruder sind tot und meine Mutter ist an Alzheimer Demenz erkrankt. Ich finde es ganz schrecklich, dass du so leichtfertig mit dem Wort Tod umgehst. Das ist kein Mittel, um seine Wut an den Eltern auszulassen, denn der Tod ist endgültig und damit sollte man nicht so leichtfertig umgehen :roll:
v_rena hat geschrieben:werde ich freier sein, freier über meine Immobilien verfügen können, freier mit meiner Schwester reden können, freier für meinen Vater sein.

sehr schwerwiegende Gründe, der Mutter den Tod zu wünschen :shock:
Zuletzt geändert von Christinel am Mo Okt 31, 2011 23:15, insgesamt 1-mal geändert.
„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“
Albert Schweitzer

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#11
mir ist noch nie eingefallen, dass meine mutter sterben sollte damit es mir besser geht und ich meinen frieden finde. ich habe mir nur immer den tod gewuenscht...

ich habe mich ein halbes jahr nicht bei meinen eltern gemeldet. sie haben nie gefragt was los ist oder wie's mir geht. dann habe ich einen brief geschickt in dem ich schrieb wie's mir geht, dass ich denke, dass sie schuld sind, weil sie sich u.a. nie gekuemmert haben und dass ich ihr verhalten nicht laenger tolerieren kann und deshalb den kontakt abbreche.
erst ueber eine woche spaeter kam eine antwort (ich hatte nicht mehr damit gerechnet). sie waren sehr geschockt und koennen es sich nicht erklaeren, blabla, sie wollen mir helfen.
daraufhin war ich nun wieder total geschockt und regelrecht erschlagen von noch mehr schuldgefuehlen. ich fuehlte mich wie der teufel!! bis dann noch eine mail von meiner mutter kam. jeder satz war voll von anschuldigungen, beleidigungen, neid, luegen, etc gut versteckt zwischen 'wir lieben dich und machen uns sorgen'.. da habe ich meine wut wiedergefunden. sie hatte ihr wahres gesicht gezeigt und mir bewiesen, dass sie sich nicht ein bisschen veraendert hatte und auch nichts verstanden hatte. sie will mir nicht helfen, sie will mich kontrollieren und manipulieren. ich hasse sie.

also kurz und knapp, du kannst auch den kontakt abbrechen, wenn es hoffnungslos ist. der schmerz ist unbeschreiblich, aber mit solchen menschen in seinem leben wird einem ja auch nur weh getan...

ich denke auf jeden fall, dass mich der tod meiner mutter sehr sehr traurig machen wuerde. nichts waere besser.
ich schwanke selbstverstaendlich weiter zwischen 'ich hasse sie' und 'sie hat es nicht so gemeint/ sie wusste es nicht besser, eigentlich bin ich schuld'. naja..... so viel schmerz und verwirrung. :cry: :cry: :cry:

ich denke uebrigens nicht, dass man verzeihen muss oder dass man solche menschen ehren muss! ganz bestimmt nicht. vor allem, wenn es keine einsicht gibt. ich bin natuerlich gern bereit ihr zuzuhoeren, wenn sie auf mich zukommen will... immerhin gibt es diese hoffnung noch... aber bisdahin wird es keinen kontakt geben. den ertrage ich nicht laenger.
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#12
WAS ist das denn für eine Frage :roll: aber wir sind hier im www, da kann man solche Fragen ungeniert stellen :evil:

Nein, du musst dein Leben selbst in die Hand nehmen und sowieso ohne sie leben. Ihr jetzt noch in deinem Alter für quasi alles die Schuld zu geben, finde ich mehr als unfair! Jemand muss seinen Kopf hinhalten, damut DU es besser hast?

Und wenn sie erst mal tot ist, dann wirst du es bereuen! Weil du nun endgültig keine Möglichkeit hättest, mit ihr ein klärendes Gespräch aufzusuchen und diese Schuldgefühle, die kannst du jetzt noch nicht ermessen, glaube mir, sie werden unerträglich!!

Und eine Mutter hat weder den Arsch zu lecken (denn es ist und bleibt trotzdem die Mutter!), noch hat sie zu sterben!
Egal was war, sie hatte bestimmt ihr bestmöglichstes gegeben!

Und wenn du Mutter wärst, wie wäre es fpr DICH, wenn deine Tochter, dein Sohn einen Thread in einem FForum eröffnet, mit dem heimlichen Wunsch, die Mutter unter der Erde 1,80meter tief zu sehen????????

Jetzt allgemein: wem taugt es, zu wissen, dass ein anderer denkt, er wäre froh, wenn man tot ist, nur damit dieser sein Leben dann endlich ungestört leben kann???

Das geht nicht auf! Du wirst mit schlimmen Schuldgefühlen leben.
Zuletzt geändert von light-up am Mi Nov 02, 2011 11:39, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#13
light-up hat geschrieben:WAS ist das denn für eine Frage :roll: aber wir sind hier im www, da kann man solche Fragen ungeniert stellen :evil:
ja, gut dass wir hier in einem forum sind in dem man seine meinung (abgesehen von triggern) frei äußern kann, und zwar auch diejenigen, die man mit niemand anderem teilen würde - nicht wahr?

light-up hat geschrieben:Und eine Mutter hat weder den Arsch zu lecken (denn es ist und bleibt trotzdem die Mutter!)
offensichtlich hast du nicht erfahrungen der art gemacht, die hier schon viele machen mussten. ich finde nicht dass du das recht hast, jemanden dafür zu verurteilen, dass er von seiner mutter nichts mehr wissen will, wenn sie einem das leben zur hölle gemacht hat oder immer noch macht.
und dass jede mutter "ihr bestmöglichstes" gibt, das ist doch wohl nur eine schöne wunschvorstellung.



liebe v_rena... ich kann ein bisschen nachvollziehen wie du dich fühlst - nicht weil ich es selbst erlebt habe, sondern weil ich wie gesagt schon oft von anderen gehört habe, wie schrecklich eltern sein können und wie sie einem einfach das ganze leben versauen können. da fühlt man sogar als nicht-betroffene eine unglaubliche wut. aber: ich glaube weder, dass dir der tod deiner mutter helfen würde, noch dass es hilft, darüber nachzudenken.
ich denke es würde dir nicht helfen, wenn sie tot wäre, weil sie - wie hier schon oft geschrieben wurde - dann einfach nur komplett aus der welt und nicht mehr vorhanden wäre. du kannst den kontakt abbrechen, du kannst dich entscheiden auf nichts mehr zu reagieren und nichts mehr zu hören. aber es gibt immer noch die option, dass du irgendwann wieder auf sie zugehen kannst. vielleicht nur um ihr nochmals die meinung zu sagen - auch das kann befreiend sein... und besser als einen grabstein anzuschreien.
und auch der gedanke daran ist schwierig... wie gesagt ich verstehe ihn ansatzweise, aber was hilft er dir? deine mutter wird nicht sterben weil du es dir wünschst. sie wird wahrscheinlich noch länger nicht sterben, wenn sie noch fit genug ist dich weiter zu quälen. sie lebt und du tust es auch... und du musst das so akzeptieren, musst andere auswege finden.

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#14
Da kommt ja ganz schön viel rüber. So viele Antworten, so viele Emotionen.
Ich denke jeder braucht seine Familie. Ohne Familie stehst du ganz alleine auf der Welt da. Keiner kann Familie ersetzen. Die Familie sollte dir Halt geben, bestenfalls den Rücken stärken, sie stellt ein Fundament dar, und wenn das Fundament von schlechten Architekten, und schlechten Baumeistern entworfen und gebaut wurde, dann sind deine Chancen im Leben ziemlich schlecht. Ich komme immer wieder auf dieses Fundament zurück, diese Jahre prägen dich für dein ganzes Leben. Wenn es so wäre, dass wir essgestörten, depressiven, oder anders psychisch Kranken von Geburt an diese Störungen hätten, dann würde man uns das auch ansehen. Wir waren bei der Geburt vollkommen gesund, und waren die ersten Jahre lebenslustige Kinder. Erst dann, durch Einflüsse von außen sind wir zu diesen fragilen Wesen geworden, die wir jetzt sind.
Dass wir freie Menschen sind, einen freien Willen haben, und machen können was wir wollen, ist reine Theorie, die aus dem Kopf kommt. Klingt gut, jeder wird begeistert nicken. Praktisch ist es leider nicht so. Menschen sind soziale Wesen, und wer den sozialen Umgang mit seinen Mitmenschen nicht in der Familie gelernt hat, kann kein soziales Leben mehr leben. Ich habe einmal so ein Meerschweinchenexperiment gesehen. Eben ein Meerschweinchen, das den sozialen Umgang mit den anderen in der Gemeinschaft gelernt hat, und eines, das es nicht gelernt hat weil es isoliert aufgewachsen ist.
Es tut mir unendlich leid, dass ich zu der Gruppe gehöre, die den sozialen Umgang in der Familie nicht gelernt hat. Und es tut mir für alle leid, die ein ähnliches Schicksal haben/gehabt haben/haben werden.
Ich bleibe bei meiner Meinung, dass ich als Kind und Jugendliche total vernachlässigt wurde, die Grundbedürfnisse wurden gedeckt, mehr nicht. Meine Mutter hat es sicher nicht absichtlich gemacht, sie war physisch und psychisch mit der eigenen Familie überfordert, geprägt von ihrer Urspungsfamilie, es ist "passiert". Noch dazu hätte ich gar nicht auf die Welt kommen sollen. Sie hätte lieber ihr erstes Kind gehabt, einen Buben, den sie im 2. Drittel der Schwangerschaft verloren hatte. Und ich wurde als Spielkameradin für ihr heißgeliebtes erstes Kind, eben meine Schwester, erschaffen.
Natürlich sind das Geschichten von gestern, doch dieses Puzzlesteine ergeben erst ein Ganzes.
Dass wir nicht die glückliche heile Familie sind und waren, die sich meine Eltern, und vor allem meine Mutter, erträumt hatten, zeigte sich erst durch meine Krankheit. Noch immer wird nicht offen über meine Krankheit geredet. Sie versuchen mich zum Essen zu bringen, nur ich kann und ich will nicht. Damit würde ich ihnen zeigen, dass es doch die große heile Familie gibt, die sie sich erträumt haben. Es ist alles sehr schwierig, und meine Kinder mögen die Großeltern. Sie haben ein Recht auf ihre Großeltern.
Wenn es nur die Essstörung wäre...nein, dazu diese nicht wegzubringenden Depressionen, und eine ängstlich vermeidende, abhängige Persönlichkeitsstörung.
Ich sehe das alles als nicht enden wollende Verkettung unglücklicher Umstände, und ich bin ein Teil davon. Meiner Generation kann ich nichts dazugeben, im Gegenteil, ich koste nur. Ich hoffe natürlich auf die Kinder. Hoffentlich haben/hatten/werden sie es besser haben.
Wahrscheinlich schreibe ich nur für mich selber, ich habe kein Problem, bei dem ich von Außen Hilfe benötige. Es ist das Ergebnis aus vielen vielen Therapien, die ich im Laufe meiner Geschichte gemacht habe.

Re: Würde es helfen wenn die Mutter tot wäre?

#15
Egal was war, sie hatte bestimmt ihr bestmöglichstes gegeben!
mich aergert was du schreibst. du hast leider nicht recht mit deinen aussagen. nein, nicht jede mutter gibt ihr bestes. nicht jede mutter wuenscht dem eigenen kind gutes.

v_rena, ich verstehe sehr gut was du schreibst. ich sehe das aenlich! ich weiss auch, dass es mitleidig und noergelnd klingt und man kriegt dann ja auch immer schnell ein 'reiss dich zusammen' oder 'uebernimm verantwortung' zu hoeren (als wenn das helfen wuerde!)... aber wenn man mal aufhoert sich selbst etwas vorzumachen muss man schon einsehen, dass sie einem fuer's ganze leben geschadet haben. daraus kann man dann immernoch das beste machen...
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad