Der Haubenkoch und die Bulimikerin

#1
Ich habe nun schon seit 12 Jahren Bulimie und ich habe wirklich keinen Versuch ausgelassen dagegen anzukämpfen. Ich war bei 5 verschiedenen Psychotherapeutinnen, in stationärer Behandlung und habe Anti Depressiva genommen. Ich habe die ganze Liste von alternativen Heilmethoden durchprobiert. Angefangen von Kinesiologie über Bioresonanz über Nahrungsergänzungsmittel und Hypnose. Ich will gar nicht mehr wissen, wieviel Geld ich sowohl schon verkotzt habe als auch wieviel ich für Therapien ausgegeben habe. Gerade eben war ich bei einem Hypnotiseur der mich 1700 Euro in 2 Monaten gekostet hat...und was ist das Ergebnis? Ich kotze noch immer fröhlich vor mich hin. Es gibt Tage da kotz ich nicht - aber da kotz ich dann in meinen Gedanken, die Gedanken kreisen darum, sie lassen mich nicht mehr los und das einzige was ich will ist die Befriedigung spüren, die durch meinen Körper fließt wenn ich Esse und diesen kurzen Kick zu haben nachdem ich gekotzt habe. Dieses kurze Gefühl von Freiheit von der Möglichkeit zu atmen sich zu spüren und frei zu sein.

Aber wie soll das weiter gehen? Ich riskiere alles mit dieser Krankheit. Mein Freund ist Haubenkoch, ja ich weiß unglaublich aber wahr. Es hat lange gedauert, bis ich verstehen konnte wie er so viel Liebe für etwas haben kann das ich nur rauskotzen möchte. Was er als Kreation versteht, betrachte ich nur dahin gehend ob ich es leicht kotzen könnte. Am Anfang hat er mich nicht verstanden, ich glaub er tut es noch immer nicht. Wie auch? Er kann essen was er will und ist dank seiner Schilddrüsenüberfunktion total dünn. Er kontrolliert was ich esse, er kann es einfach nicht verstehen wie ich essen wieder raus kotzen kann - aber es ist einfach so. Wir arbeiten im gleichen Betrieb. Er ist Küchenchef und ich mache etwas anderes. Jeden Tag macht er mir mein Essen, weil er meint ich brauche etwas gescheites. Andere Menschen wären so dankbar für diese tollen Dinge die er mir so zubereitet und ich bin es ja auch irgendwie, aber trotzdem hab ich das Gefühl er will mich kontrollieren und ich muss immer nur das Essen was er mir vorsetzt. Da könnte ich schon wieder kotzen - alleine schon bei dem Gedanken. Obwohl ich weiß, dass es besser ist das zu essen was er mir gibt. Ich weiß auch, dass ich nicht zunehmen würde würde ich drei mal am Tag das Essen was er mir gibt - aber wieso weigere ich mich so dagegen? Wieso muss ich trotzdem immer kotzen?

Hilfe ich will da endlich raus - wieso kann ich nicht einfach wieder so unbeschwert mit Essen umgehen wie ich es als Kind konnte? Dahingehend war die Kindheit etwas so herrlich unbeschwertes....
Life is a game - play it or you loose....

Re: Der Haubenkoch und die Bulimikerin

#2
ein paar kurze gedanken, die mir zu deinem text einfallen.
ich verstehe, dass esmdir schwer faellt, das essen zu essen, welches dir dein freund anrichtet. ich weiss, er tut es, um dir zu helfen und macht das sichdr liebevoll. aber mir faellt es auch irsinnig schwer, dann zu essen, wenn andere es wuenschen und insbesondere das zu essen, was mir vorlegelgt wird. es waere sicher gesuender so, 3 mal am tag, wie ein normalo zu essen, aber mich bringt das aus meinem rhytmus. ich fressemohnehin in meiner freizeit und bin froh in der zeit, wo ich keinen gedanken an essen verschwende... auch wenn das nun eben die uebliche essenszeit ist. wuerde es funkktionieren, waere das sicher gut so, aber ich denke du musst fuer dich zunaechst einen rhytmus finden, auch wenn der chaotisch ist. sonst verbindest du irgendwelche negativen emotionen mit dem essen. kann das sein?

was deine ganzen versuche angeht, aus der ES herauszukommen... ich finde es gut, dass du dich so intensiv damit befasst und mir tut es auch leid, dass du schon so lange daran zerrst. ich kann dir nur die trostlosen worte sagen, die ES bleibt, solange sie ihren sinn erfuellt. ich hab auch die erfahrung gemacht, keine therapiestunde und kein schamane und kein buch ist so wirkungsvoll, wie selbstarbeit. das ist schwierig aber, sich selber fragen: was ist da los? warum ist das so? so sehr ich die bulimie hasse, bemerke ich bei mir, dass einfach noch nicht die zeit dazu da ist, sie gehem zu lassen... was mach ich sonst? was ist dann da...?


alles gute.

ps: sorry wegen den vielen tippfehlern, ist schwierig vom ipad.
Zuletzt geändert von erdbeere230 am Mi Aug 31, 2011 20:25, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Der Haubenkoch und die Bulimikerin

#4
Pow3r hat geschrieben:Dein Beitrag klingt echt schlimm. Aber du must echt einen super Freund haben :D
Ok, ich werde dir wahrscheinlich genau nicht helfen können, leider. Ab und zu habe ich Dinge gegessen, die konnte man schlicht und einfach nicht rauskotzen, schon mal versucht?
Wie währe es denn wenn du einen Schlussstrich ziehst.

Ich dachte mir, ich antworte lieber nicht, da Deine Lage wirklich schlimm klingt und ich im Moment in echt schlechter Verfassung bin und Dir wahrscheinlich nicht helfen kann, aber das da *sorry* klingt sowas von... naja...

Also Du Süße, erst einmal Hut ab, Du hast ja echt alles gemacht was man machen kann... Vielleicht fängst Du mal an anderer Stelle an zu arbeiten. Wir hatten das Thema vorhin schon einmal in meinem Thread und ich find die Idee echt klasse, trau mich aber nicht...

Es geht darum sich selbst mit seiner ES auseinander zu setzen. Mit ihr zu "sprechen"...
Dein Freund scheint echt ein gaaaaanz besonders lieber Mensch zu sein, ich denke nur, dass er gar nicht weiß, dass Du Dich unter Druck gesetzt fühlst, wenn er Dir Dein essen vorsetzt. Ich könnte das auch nicht... Als meine ES noch in den Kinderschuhen steckte hat meine Mutter mich auch immer zum essen gezwungen, ich bin dann allein aus Trotz kotzen gegangen ^^
Wäre es nicht besser wenn DU SELBST entscheidest was Du wann essen möchtest und was nicht?
Hab Deinen Text gerad nicht ganz im Kopf, aber soweit ich mich erinnere weiß Dein Freund doch von der Situation. Er möchte Dir ganz bestimmt nur helfen mit seinen Köstlichkeiten und weiß gar nicht, was das in Dir auslöst... Ich denke Du solltest mit ihm sprechen, allein wegen der "vorgesetzten" Mahlzeiten...

Dass man nicht einfach so einen Schlussstrich ziehen kann ist uns beiden wohl klar...
Schonmal gar nicht, wenn man schon so viele Wege gegangen ist wie Du...

*denk*denk*denk*

Da Du ja nun so viele Dinge ausprobiert hast bin ich was das betrifft auch etwas ratlos... (Lieber ehrlich als Müll labern ;) )

WILLST DU denn überhaupt nochmal in Therapie? Also, dass Du davon loskommen willst ist klar, aber welchen Weg würdest Du bevorzugen?
"Im Leben sind Probleme doch nur markierte Möglichkeiten"

Re: Der Haubenkoch und die Bulimikerin

#6
Liebe Boerntschi, zu später Stunde...als LangzeitESlerin kann ich dich ein ziemliches Stück weit verstehen, der "Kick" und ein kurzer Augenblick von Freiheitsrausch sind alles wert, sie bleiben es wert trotz aller verzweifelten und scheinbar bis zum äußersten entschlossenen Versuche, "es" abzustellen. "Scheinbar", weil dir die Bulimie natürlich nach wie vor einen dringenden, überlebenswichtig scheinenden Nutzen bringt, sie lässt dich etwas spüren und erlaubt dir auszubrechen ... weil du ohne ES komplett gar nichts mehr fühlst..? Weil dir die (so lieb gemeinte!) Kontrolle deines Freundes unerträglich ist und dich schier rasend macht? Deine Bemerkung von der Gefühllosigkeit erinnert mich an meinen Bruder, der vor 2 Jahren aus "schier heiterem Himmel" in eine schwerste klinische Depression stürzte (buchstäblich auf dem Weg zur U-Bahn) und heute sagt, es sei die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen - dieses GAR nichts mehr fühlen. Keine Freude, keine Trauer. Bloß dieses grauenhafte NICHTS. - ich hab in meinem eigenen Thread unter hallobinneu hier (31 Jahre...) n bisschen was zum Thema Kontrolle und Therapieresistenz geschrieben, es sind auch andere schon lange Zeit "dabei" und "schaffen ES nicht", aber bitte, gerat darüber nicht so in Verzweiflung (ich habe den Drang, dich ein bisschen aufzumuntern - du klangst so schrecklich unglücklich... :-X)) Es gibt Wege, die Kontrolle sachte und beständig (zurück?)zugewinnen, ich hatte bei deinem Thread auch ganz stark das Gefühl: Vielleicht braucht sie jetzt auch einmal eine Atempause von dem endlosen, anstrengenden Kämpfen, ich wurde schon beim Lesen ganz kraftlos und erschöpft.
- Dein Freund scheint ein Superlieber zu sein, der sich total kümmert. Dass du dagegen (unbewusst) rebellierst - glaubst du, ein Grund könnte sein, dass du es nicht wert zu sein glaubst? Ist dir seine Fürsorge zu eng und zu nah? Ich will hier keine Laienpsychologie betreiben, es sind nur manche Dinge, die mir in deinem Hilferuf auffallen.
So weit hier.
Aus der Ferne einen lieben Gruß nach Wien.
die eulin
Gut genug.

Re: Der Haubenkoch und die Bulimikerin

#9
Diese drollige Kombination von Haubenkoch und ES ist mir schon einige Male begegnet.
Anfangs habe ich mich noch darüber gewundert, aber eigentlich macht es Sinn.
Für beide hat Essen einen zentralen Stellenwert. Ich kannte sogar mal eine anorektische Köchin.
Meine Frage mag etwas naiv erscheinen: Aber genießt Du denn das Essen als solches? Die Geschmacksexplosionen auf den Papillen?
Kannst du den Teil annehmen der gut ist?
The secret to life
Is contained in this Haiku:
Oops, ran out of room.

(Dan from Memphis)