Angst vor dem Erbrechen & Bulimie?Psychosomatisches Problem?

#1
Hallo liebe Mitglieder!

Seit einigen Tagen geht es mir sehr viel besser. Ich fühle mich wieder wohler mit mir und meinem Körper und erbreche sehr viel seltener als sonst. Ich habe auch noch andere einige große Fortschritte gemacht im Kampf gegen die ES, jedoch ist mir seit gestern häufig übel. Ich habe verschiedene Vermutungen und wollte euch dazu befragen ;-)
Also erstmal: Ich war gestern in einem Freizeitpark und weil ich weiß, dass mir von den Attraktionen schnell schwummrig wird, bin ich nur auf sehr wenige "Harmlose" gegangen. Dennoch war mir ab und zu schwindlig. Auf der Rückfahrt hatte ich dann höllische Angst mich übergeben zu müssen und das irgendwer das mitbekommt. Nachdem ich abends etwas gegessen hatte wurde es besser. Als ich jedoch später rückfällig wurde und eine Fressattacke mit anschließendem Kotzen geschoben habe war mir wieder so schlecht wie vorher, wenn nicht noch mehr!
Seit dem habe ich ständig Angst davor, dass mir wieder übel werden könnte, wodurch das Gefühl bereits heraufkommt. Außerdem wird mir in stressigen Situationen oder bei belastenden Gedanken sofort schlecht. Insbesondere wenn ich mich (mit mir) überfordert fühle. Ich muss dazu sagen, dass ich zu somatischem Verhalten sehr neige. Ich musste vor einem Jahr wegen Magenkrämpfen ins Krankenhaus und es konnte nichts festgestellt werden. Es war der Stress, der zu der Zeit auch massig vorhanden war. Letztes Jahr im September begannen außerdem stressbedingte Atemschwierigkeiten (andauerndes gaaanz tiefes Luftholen).

Ernährungsbedingte Ursachen kann ich auf jeden Fall ausschließen, denn in Phasen wo es schlimm ist mit der Bulimie (auch über Wochen & Monate) habe ich diese Übelkeit nicht. Und heute habe ich bspw drei große, sehr gesunde Mahlzeiten in nicht allzu großen Abständen zu mir genommen und leide trotzdem unter Übelkeit.

Ich habe außerdem gelesen, dass die Angst vor der Übelkeit (Emetophobie) häufig durch traumatisierende Erlebnisse im Zusammenhang mit Erbrechen ausgelöst wird. Könnte das die Bulimie sein? Ich leide/litt relativ heftig darunter und mir ist nun schon sehr intensiv bewusst geworden, dass ich meine Probleme, Ängste und einfach alles, was mich irgendwie anspannt nicht an meinem Körper abreagieren möchte und kann. In der Hinsicht ist diese Angst vor der Übelkeit/Übergeben schon auch hilfreich um gegen die Bulimie zu kämpfen..

Nun meine vielen Fragen
1) Kann es einfach nur am Freizeitpark liegen?
2) Ist man eher "somatisch" geneigt, wenn es Traumatisierungen in der Kindheit gab. So nach dem Schema: Grund- angst, unsicherheit gegeben die sich bei aktuellen Auslösern in Form von diesen Symptomen zeigt?
4) Leidet jemand auch von euch unter sowas? Eigentlich kann man es ja positiv nutzen, denn der Körper zeigt einem an, wann es zu viel wird..
5) Ist es es vielleicht sogar die Angst vor der Bulimie?
6) Was hilft dagegen, wie kann ich anders meine seelischen Spannungen abbauen?
Ich schaue in den Himmel:
die Nacht ist sternenklar,
im Mondlicht singt die Wahrheit
es ist so wunderbar

Re: Angst vor dem Erbrechen & Bulimie?Psychosomatisches Prob

#2
Guten Morgen Flieder,

Ich kann dir jetzt nur schreiben, was mir für Gedanken beim Lesen gekommen sind.

Zuerst: du kannst sehr stolz auf dich sein, wenn du dein schädigendes Verhalten deutlich reduzieren konntest. Herzlichen Glückwunsch.

Nun zu dem Rest:
Es erscheint mir etwas befremdlich, dass ausgerechnet ein Bulimiker panische Angst vor dem Erbrechen haben soll. Bist du dir sicher, dass das bei dir eine richtige Angst- und Panikstörung ist? Weil das wiederum ist begleitet von körperlichen Symptomen, von denen du aber gar nichts erwähnt hast.
Mir z.B. wird von Hause aus recht selten übel. Aber wenn da zufällig wer dabei ist, dann hatte ich, als die B. mein größtes Geheimnis war, eher die Sorge und etwas Angst, dass er durch etwaiges Übergeben sofort den Rückschluss zieht, ich hab wohl Bulimie und konfrontiert mich damit. Also war das eher die Angst vor dem Entdecktwerden und das auch noch zu einem Zeitpunkt, ich dem ich nix dazu tue zu erbreche. Naja. Reden wir mal nicht darüber, dass ich es nicht schön finden würde (schon gar nicht als Bulimiker) vor anderen zu erbrechen. Weil, dass hatte ich doch eher im Verborgen gemacht - ganz heimlich.

Ich finde, du gibst dieser Übelkeit sehr viel "falsche" Aufmerksamkeit. Kümmere dich doch lieb um dich, gönne dir Ruhe, einen schönen Tee, ganz leichte Kost, ein entspannendes, wäremendes Bad als dich in gedankliche Analysen zu stürzen und verwirrende Rückschlüsse zu ziehen. Vielleicht ist deinem Körper übel, weil du ihm zu wenig richtige Aufmerksamkeit schenkst? Und wenn er dann ein Symptom entwickelt, dann stürzt du dich in Gedanken. Und das vergrößert die Psychosymptomatik. Ich finde ein Tag Übelkeit keinen Grund sich so dermaßen zu sorgen und gleich an traumatische Erlebnisse zu denken oder sich eine Angst- und Panikstörung selbst zu diagnostizieren. Dahinter kann so viel stehen, was viel banaler ist.
Was meinst du mit "Ich habe außerdem gelesen, dass die Angst vor der Übelkeit (Emetophobie) häufig durch traumatisierende Erlebnisse im Zusammenhang mit Erbrechen ausgelöst wird. Könnte das die Bulimie sein?" Bulimie ist kein Trauma, sondern ein Symptom. Ich muss dir sagen, ich glaube nach deiner Schilderung nicht, dass du eine Angst - und Panikstörung hast. Und vor allem nicht, wenn du versucht hast, das "Problem" ausgerechnet durch Erbrechen zu lösen. Emetophobie ist nicht die Angst vor der Übelkeit, sondern die panische Angst vor dem Erbrechen. Und diesem Erbrechen wird vorgebeugt (z.B. krankhaft Anti-Brech-Medikamente eingenommen) und vor ihr weggerannt, nicht der Übelkeit. Die Übelkeit ist dann gedanklich erzeugt. Ich gehe davon aus, dass mit traumatisierenden Erlebnissen in der Kindheit solche Sachen gemeint sind, dass die betreffende Person sehr ungerecht bestraft wurde, als sie sich als Kind mal übergeben hat, gezwungen wurde Dinge zu essen, die sie absolut nicht gemocht und sie sich daraufhin übergeben hatte.
Und freilich ist die Übelkeit noch da. Schließlich kann auch was "normales". körperliches dahinter stecken. Magen-Darm-Geschiche oder dass dein Körper eben mit irgendwas nicht ganz so zufrieden war - und sei es die Fahrtgeschäfte. Aber ich gehe davon aus, dass du gedanklich momentan alles zu sehr aufplusterst. Also, aus dem eigentlich mückenhaften Ursprungs"problem" einen riesen Elefanten machst.

Wie gesagt, sorge dich doch lieber mehr um deinen Körper als die Übelkeit durch so viele Gedanken zu behandeln. Die stürzen dich in einen Stresskreislauf und an dessen Ende steht das Erbechen zum "Lösen" (selbserfüllende Prophezeihung). Und das willst du doch eigentlich vermeiden.
Übe dich doch in Entspannungsmethdoden zum Stressregulieren, die du dann gezielt einsetzen kannst, wenn du in Anspannung bist. So was wie z.B. Atemregulation, Progressive Muskelanspannung, Yoga, die 5 Tibeter oder sogar Sport, körperliche Betätigung. Bist du in Therapie? Dann kannst du auf jeden Fall deine Therapeutin mal um Übungen fragen und mit ihr einüben. Und wenn du nicht in Therapie bist, dann nutze die Zeit im Internet doch mal um danach zu suchen. Also beschäftige dich damit, wie du gesünder wirst und nicht damit, dich vielleicht noch kränker zu machen.

"In der Hinsicht ist diese Angst vor der Übelkeit/Übergeben schon auch hilfreich um gegen die Bulimie zu kämpfen." Hmm. Ein weiterer Grund, dass du keine Angst- und Panikstörung hast, die Emetophobie heisst. Weil das ist eher Leiderzeugend und wird absolut nicht als hilfreich empfunden. Und Leid durch Leid zu ersetzen, nun ja, kontraproduktiv. Und wie gesagt, es ist äußerst befremdlich, wenn einer, der unendliche Angst vor dem Erbrechen hat, ausgerechnet Erbrechen zur Spannungsregulation einsetzt.


Wie gesagt, dass sind meine Gedanken zu deiner Schilderung.

Liebe Grüße und Gute Besserung.
Zuletzt geändert von loxonema am Mi Aug 10, 2011 5:58, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Angst vor dem Erbrechen & Bulimie?Psychosomatisches Prob

#3
Vielen Dank für deine Antwort.
Du hast vermutlich Recht damit, dass ich sehr überreagiert habe. Zu meinem Problem (auch was die Builimie betrifft) gehört es leider, dass ich mich nur schwer akzeptieren kann und immerzu an mir "arbeiten" will. So haben bei mir bei der Übelkeit auch die Alarmglocken geschellt und ich habe 1000e Gründe gefunden und analysiert, die damit in Zusammenhang stehen. Letztlich wird es wohl wirklich das Beste sein, wenn ich mich einfach etwas mehr entspanne und weniger an mir arbeite, besonders dann wenn es kein Problem gibt :-D
Also war das eher die Angst vor dem Entdecktwerden und das auch noch zu einem Zeitpunkt, ich dem ich nix dazu tue zu erbreche. Naja. Reden wir mal nicht darüber, dass ich es nicht schön finden würde (schon gar nicht als Bulimiker) vor anderen zu erbrechen. Weil, dass hatte ich doch eher im Verborgen gemacht - ganz heimlich.
So war es bei mir vermutlich auch.
ich glaube nach deiner Schilderung nicht, dass du eine Angst - und Panikstörung hast.
Das habe ich so auch nie behauptet, sondern eher die somatische Neigung betont und ich muss dir sagen - wenn auch ich deinen Beitrag sehr hilfreich finde - dass du ein wenig zu oft schreibst, dass ich
dieser Übelkeit sehr viel "falsche" Aufmerksamkeit
gebe. Obschon ich diesen Aspekt einsehe, fühle ich mich von dir teilweise sehr belehrend und abwertend angesprochen. Verstehe es bitte nicht falsch: das hat nichts mit Kritikfähigkeit zu tun, denn deinen Rat möchte ich mir zu Herzen nehmen und lieber mehr Zeit ins Gesund-werden und mir etwas Gutes tun investieren als Selbstdiagnosen, aber etwas mehr Empathie wäre dennoch schön gewesen. Empathie nicht Mitleid.
Also beschäftige dich damit, wie du gesünder wirst und nicht damit, dich vielleicht noch kränker zu machen.
Das meine ich mit belehrend und abwertend. Es war sicherlich nicht mein Ziel mich kränker zu machen, aber es ist nun mal nicht schön, wenn so häufig körperliche Sympome auftreten - gerade wenn ich versuche gesund zu werden. Nichtsdestotrotz hast du Recht damit, dass es auch gerade dann nichts nützt gegen diese "anzukämpfen", wenn sie bloß durch eine (mentale) Übelastung bedingt sind. Dann macht man sie ja nur schlimmer.
Ich werde mir heute jedenfalls etwas mehr Ruhe, Entspannung und weniger Arbeit an mir gönnen und danke dir nochmal für deine ausführliche Antwort=)
Ich schaue in den Himmel:
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es ist so wunderbar

Re: Angst vor dem Erbrechen & Bulimie?Psychosomatisches Prob

#4
Hey liebes Fliederchen,

Ich mache es jetzt erst mal kurz, wiel ich gleich wieder weg muss. Schön, dass du rückgemeldet hast, dass es dir stellenweise nicht so angenehm war meine Antwort zu lesen. Ich habe den etwas empatischeren Teil zugunsten der Lösungsorientierung weg gelassen. Ich konnte viele Sachen die du geschrieben hast gut nachvollziehen und hab versucht mich in dich hineinzuversetzten, auch wenn ich weniger somatisch reagiere. Aber dieses ewige analysieren kenne ich auch zur genüge. Mir fallen zu einem Sachverhalt/Problem/usw auch unendlich viele Möglichkeiten der Interpretation, Sichtweisen ein, die irgendwie alle ihre Berechtigung haben und zutreffend sein könnten. Aber ich zum Beispiel verknote und verstricke mich darin ganz oft und weiss manchmal gar nicht mehr wo oben und unten ist, was ich will und was nun für mich richtig und zutreffend ist oder für was ich mich entscheiden sollte. Ich will mich auch ständig verbessern und perfektionieren. Ich versuche aber schon kleinere Brötchen zu backen.
Wenn ich so lösungsorientiert schreibe, wirkt das manchmal sehr rational und aus deiner Sicht belehrend. Aber ich wollte dich weder kritisieren, noch belehren. Und abwerten schon gar nicht. Wie komme ich dazu? Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund dazu. Ich habe dein Leid und deine Sorgen damit wahrgenommen. Ich habe eigentlich nur Gedanken mitgeteilt und mögliche Wege.
Wenn du bei mir auf einen Tee vorbeikommst und wir uns darüber unterhalten, dann sieht das völlig anderes aus.

Bist du eigentlich grad in Therapie?

Und was macht dein Magen heute?

Bevor ich vielleicht noch was zu deiner Antwort schreibe, mache ich mich erst mal vom Acker.
Liebe Grüße.

Re: Angst vor dem Erbrechen & Bulimie?Psychosomatisches Prob

#5
Danke für deine liebe Rückmeldung.
Mir fällt es sehr schwer Gefühle zuzulassen und entsprechend zu artikulieren und daher hat es mich etwas Überwindung gekostet zu schreiben, dass ich mich abgewertet fühle. Umso mehr freue ich mich nun wie du reagierst =)
Und du hast es perfekt auf den Punkt gebracht:
Aber ich zum Beispiel verknote und verstricke mich darin ganz oft und weiss manchmal gar nicht mehr wo oben und unten ist, was ich will und was nun für mich richtig und zutreffend ist oder für was ich mich entscheiden sollte. Ich will mich auch ständig verbessern und perfektionieren.
Genauso geht es mir auch! Ich habe mir heute morgen vorgestellt, dass da zwei Extreme reinspielen: einmal das krank-sein (=Bulimie) und sich ausgeliefert und hilflos fühlen und das Unkontrollierte als Ohnmacht erleben. Und dann ziehe ich den Rückschluss, dass ich dieses Unkontrollierte (=mich) bekämpfen muss, versuche grundsätzlich jedes Auffallende Zeichen zu analysieren (=Übelkeit) und doktor ewig an mir rum und weiß irgendwann nicht mehr wo oben und unten ist. Natürlich ist es immer noch besser rumzudoktern und nicht bulimisch zu sein, aber noch besser - und mit viel weniger Aufwand! - wäre es gesund zu sein und einfach intuitiv zu handeln; "kleinere Brötchen zu backen". Für mich ist das noch ein langer Weg, weil ich mir selber oft noch nicht über den Weg traue und Angst habe was alles plötzlich und ungeplant geschehen könnte, aber ich merke, dass ich auch da Fortschritte mache :-) Es ist zum Beispiel richtig schön, dass ich seit einigen Tagen wieder viel stärker auf mein Hunger- und Sättigungsgefühl hören kann. Und es ist klasse, dass ich langsam auch merke, wann es mir zu viel wird mit dem Reflektieren. Deine Ratschläge mit den Entspannungsübungen werde ich bald sicherlich auch umsetzen um noch stärker diese "seelischen Spannungen" abzubauen, denn man kann sie oft nicht durch Erkenntnis/Analyse lösen :-D
Bist du eigentlich grad in Therapie?
Ja, in ambulanter Thera, aber sie ist seit zwei Wochen im Urlaub und in sechs Tagen geht es für mich in eine auf Ess-Störungen spezialsierte Klinik *meeega Vorfreude*
Und was macht dein Magen heute?
Besser:) Dein Beitrag hat auch geholfen mich zu beruhigen. Wenn meine Gedanken wieder rasen und ich mich mit mir selber überfordert fühle, wird mir noch immer leicht schwindlig, aber das lasse ich dann einfach zu und fahre etwas runter statt zu überlegen warum, wieso und was dagegen tun! ;-)
Ich schaue in den Himmel:
die Nacht ist sternenklar,
im Mondlicht singt die Wahrheit
es ist so wunderbar