Also, ich oute mich mal XD: Ich lebe vegan.
Ich würde mal sagen, völlig vegan, aber wie schon gesagt wurde gehört außer dem Essen noch ne Menge anderes dazu und da entdeckt man immer wieder neues. Kaum vorstellbar, in wievielen Dingen (sinnlos) tierische Produkte verwertet werden... Also bestimmt gibt es da auch noch ein paar Lücken, auf die mich noch nichts gestoßen hat.
Aber was die Ernährung betrifft achte ich auf alles, was ich weiß. D.h. Fleisch, Fisch, Gelatine, Ei, Milch (in jeder Form, auch Milchzucker, Milchpilver, das oft in Instantprodukten, aber auch in Knäckebrot(!) enthalten ist, hier frage ich mich, wozu??). Auch viele Brote enthalten Milchzucker. Wein und Säfte werden manchmal mit Hilfe von Gelatine geklärt... Honig ist auch nicht vegan. Naja, all solche Sachen.
Das Problem bei der Ovo-Lacto- vegetarischen Ernährung ist, dass sie im Prinzip die für den Menschen unnatürlichere ist als die vegane. Die Kuhmilch ist Muttermilch der Kälber, und keine andere Spezies bedient sich an der Muttermilch an der anderen und hält dies für einen ganz natürlichen, notwendigen Teil der eigenen Ernährung. Daher vertragen Säugline(kleine Babys auch keine Kuhilch und Laktoseintoleranz ist kein Gendefekt, sondern der Normalzustand.
Milch ist bei weitem nicht so gesund wie sie dargestellt wird. Sie ist im Gegenteil häufig (mit) die Ursache für Aterienverkalkung (tierische gesättigte Fette). Außerdem steht ittlerweile fest, dass das so hochgelobte Calcium der Kuhmilch von menschlichen Körper nur zu einem gerinen Prozentsatz sinnvoll genutzt werden kann.
Es ist jedoch nicht abzustreiten, dass tierisches Eiweiß in unsere Ernährung gehört - allerdings in Form von fettarmem Fisch und Fleisch. Die Mengen wären jedoch sehr gerin, zum Vergleich würde ich sagen so 2x die Woche ne Bockwurst (von der Größe her) wären mehr als ausreichend. Jeden Tag Fleisch ist deutlich ZU VIEL und nicht gesund!
Ich selbst vermeide es trotzdem, da ich die Art, wie es grausam produziert und dann im Supermarkt fein verpackt daliegt und heile Welt vorgaukelt, absolut ablehne.
Naja, was euch aber sicherlich mehr interessiert ist die Auswirkung auf meine ES: ich habe eine atypische Bulimie, d.h. keine wirklichen FA's (mehr), aber wenn ich mal "normal" esse, muss das raus. Früher hatte ich die Diagnose Magersucht, nun ist mein BMI aber gerade knapp über der dafür angegebenen Grenze - und das Zunehmen (und weniger Kotzen/FAs) habe ich übrigens nicht trotz, sondern mit Hilfe des Veganismus geschafft!
In der Magersucht wird einem oft vorgehalten, man wäre vegan um Lebensmittel von vornherein auszuschließen... ich kann aber versichern, dass ich dafür rein ethische Gründe habe! Ginge es mir nur ums Abnehmen, könnte ich besser herkömmliche entrahmte Milch trinken und fettfreie Joghurts essen, dowas habe ich nämlich als Sojaalternative noch nie gesehen.
Die veganen Lebensmittel sind aber zum größten Teil sehr sehr wertvoll. Wenn man sie bewusst kauft und isst, lässt sich nicht abstreiten, dass man seinem Körper etwas wirklich gutes tut. Das hat mir sehr geholfen! Die Hemmschwelle, etwas für meinen Körper so gutes und wertvolles zu erbrechen, ist wesentlich höher! Die Gefahr, stark FA-fördernde Lebensmittel wie Kekse, Kuchen, Schokolade zu sich zu nehmen, ist sehr viel geringer. Dafür bekommt man viel Freunde an Obst und Gemüse und entdeckt eine Menge neues! =)
Zudem gewöhnt sich der Körper schon nach wenigen Wochen an die neue Ernährungsform: Der Heißhunger auf solche Dinge verschwindet, der Körper verlangt nach anderen Dingen, wenn ihm etwas fehlt. Bei mir kommt es ab und zu zum Zuviel (für mein Verständnis), weil ich Appetit auf Brot mit Marmelade und Tofu habe XD. Schokolade und Käse lassen mich dafür völlig kalt ^^. Unser Körper nimmt sich das, was er braucht aus dem, was angeboten wird. Er stellt sich darauf ein. Zu viel Zucker in dem ganzen Süßkram verwirrt ihn wie wir wissen eher, fördert FAs, statt sie zu mindern.
Was das "teuer" angeht: Ja, vegane Lebensmittel kosten zum Teil mehr als "herkömmliche". Nur sucht man sie eben bewusster aus! Was man nicht in Fleisch und Süßes steckt, wandert in die vegane Ernährung. Wenn man häufig für FAs einkauft erübrigt sich die Frage ohnehin. Lieber etwas mehr für gute Lebensmittel ausgeben, als Unmengen von Geld praktisch für die Toilette...
Ich habe auch keine Mangelerscheinungen, so die Blutuntersuchung. Die EisenReserven eines Vegetariers/Veganers sind meist geringer, das was gebraucht wird ist jedoch da. B12 ist wirklich das einzige Problem, denn in einer natürlichen Ernährung würden wir dies durch geringe Mengen Fleisch aufnehmen. Wir haben allerdings sehr viel B12 gespeichert, so dass es für Jahre reicht. Man müsste als Veganer also nur hin und wieder geringe Mengen substituieren.
Das ist es (mir) aber unbedingt wert! Auch die Einschränkungen, die man sich definitiv auferlegt... im Alltag mit Freunden ist es tatsächlich manchmal nicht so leicht, wenn es z.B. Eis essen geht oder auch nur mal so Kaffee (Cappucchino, Latte Macchiato...

) und Kuchen. ich halte es so, dass ich trotzdem immer dabei bin und mir dann eben etwas veganes suche: Kaffee, Tee, Salate, Ofenkartoffeln, Sorbets etc. Das ist wirklich keine so große Sache. Meine Freunde akzeptieren es, sind nur von Überzeugungsversuchen gernervt. So ein extrem nerviges veganes Wesen will ich abe auch gar nicht sein XD. Ich antworte gern auf ernsthafte Fragen und diskutiere auch mit Menschen, die wirklich Interesse haben, aber ich zwinge niemandem meine Ansicht auf, der sie nicht hören will (auch wenn ich mir meinen Teil dazu denke

). Viele finden es aber sogar gut und bewundernswert. Es ist leichter, auch unter neuen Bekannten mal zu sagen "Nein danke, ich ernähre mich vegan." als " Nein, ich möchte keinen Kuchen, es könnte nämlich sein, dass ich ihn mir dann noch einmal durch den Kopf gehen lassen muss..."
In Restaurants etc muss man es sich auch nicht schwer machen: "Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin lactoseintolerant. Würden Sie in der Küche nochmal nachfragen, ob das Dressing Milchzucker enthält?" oder "Ich mag Eier nicht so gern, könnten Sie das Spiegelei bitte weglassen und mir dafür noch etwas Gemüse auf den Teller legen?" Das war eigentlich noch nie ein Problem. Zudem gibt es ja gerade so einen "Bio-Boom" (so nenn ich das

). Für Veganer total super, denn es werden immer mehr entsprechende Gerichte angeboten, Fleisch durch Tofu ersetzt, es gibt sogar ganze vegane Restaurants. Und im Starbucks kann man sich mittlerweile aussuchen, mit welcher Art von Milch (Vollmiclh, entrahmt, laktosefrei, Soja) man seinen Chai latte gere hätte, das ist super!
Was mir allerdings am wichtigsten ist, ist die folgende Überzeugung, die ich habe:
Es ist keine Rechtfertigung zu sagen, dass man auf Milch etc. nicht verzichten will, weil man es so gerne mag. ich kann das verstehen, ich mochte es auch gern. Es ist aber Tatsache, auch wenn sich das nach der üblichen extrem veganen Leier anhört, dass der gute Geschmack niemals das unglaubliche Leid rechtfertigen kann, unter dem die Produkte gewonnen werden! Wenn man sich nur ein paar Minuten näher damit befasst wird einem das glasklar. Es ist nicht nur unschön, es ist wirklich wirklich grausam und unmenschlich! Die meisten Menschen blenden das aus... wollen es nicht wissen und hören... und ich belasse es dabei, weil es nichts bringt, irgendwen zu überreden, der nicht hinsehen will... trotzdem ist es Tatsache, dass Babys ihren Mütern weggenommen werden, damit wir unseren Appetit befriedigen können, dass besonders die männlichen Kälber dabei als "Abfall" übrig bleiben (80% des Fleisches auf dem Markt sind bloß "Abfall" der Milchindustrie, daher stimmt es, das Vegetarismus - wie jemand bereits gesagt hat - nichts halbes und nichts ganzes ist), dass die Kühe statt üblichen 20 Jahren höchstens 5 werden, weil sie mangelernährt und ausgelaugt werden und dass männliche Küken vergast werden wie zu NS-Zeiten.... usw.
Und auch diese Einsicht ist hilfreich beim Thema Bulimie: Der Momentane FA-Druck steht plötzlich in keinem Verhältnis mehr zu den gewonnenen Erkenntnissen und daraus resultierenden moralischen Ansichten. Wenn schon nicht für den eigenen Körper, dann zur Vermeidung des Leides anderer den FA bekämpfen. Es hilft, wirklich.
Naja, nun hab ich viel erzählt... wie gesagt ich wollte mich outen. Ich hoffe es fühlt sich niemand angegriffen, das war nämlich auf keinen Fall meine Absicht. Ich hatte nur das Gefühl, dass es hier ein Interesse am Veganismus gibt und ich stelle mich dann hiermit für Fragen zur Verfügung!

Für Anfeindungen allerdings nicht

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Liebe Grüße!