Es gab nicht wirklich einen Schlüsselmoment. Mich begleitet die ES jetzt seit ca. 3 1/2 Jahren und von Anfang an hab ich immer versucht, dagegen anzukommen und es auch schon zwei mal 3-4 Monate geschafft... Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass ich auch da nicht auf dem richtigen Weg war!
Beim ersten Mal habe ich zu wenig gegessen und immer mehr abgenommen, dafür haufenweise Lightgetränke in mich reingeschüttet, um die FAs zu unterdrücken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Rückfall gekommen ist.
Beim zweiten Mal habe ich zwar besser gegessen, allerdings die FAs auch die ganze Zeit unterdrücken müssen, bis ich dem Druck einfach nicht mehr stand halten konnte. Zudem hab ich mich gezwungen, 3 mal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen und meinen Plan dort durchzuziehen, auch wenn mich das nur noch mehr unter Druck gesetzt hat!
Anfang des Jahres ist die ES dann so extrem geworden wie noch nie, ich habe echt den ganzen Tag an nichts anderes gedacht und leider auch nichts anderes gemacht.

Ich konnte auch nicht auf Arbeit (war wochenlang krank geschrieben) und wenn ich dort war, habe ich Kopfschmerzen oder ähnliches vorgespielt, um wieder zu gehen, und zwar direkt zum nächsten Supermarkt...
Natürlich habe ich mir jedes Mal fest vorgenommen, es ist das letzte Mal, aber meist schon am nächsten Morgen wurde daraus nichts.

In finanzielle Not bin ich dann auch gekommen, weil mich so ein Tag locker mal über 50 Euro gekostet hat...
Ich habe dann nach einer ambulanten Therapie gesucht und seit April auch einen Platz gefunden! Ich glaube aber nicht, dass diese jetzt ausschlaggebend war. Zwar hab ich viele Denkanstöße bekommen und es tut auf jeden Fall gut, aber auch das war nicht der springende Punkt. Wobei ich echt froh bin, einen Platz bekommen zu haben und die nächsten Wochen/Monate hoffentlich einiges aufarbeiten kann!
Im Mai habe ich es wieder mal 2 Wochen geschafft, aber dieser Drang war einfach immer da... Und schließlich habe ich ihm auch wieder nachgegeben... Wieder zwei Wochen Horror, von morgens bis abends.

Aber irgendwie habe ich gemerkt, dass es mir nicht mehr wirklich etwas gibt! Vielleicht für einen kleinen Moment... Alles Andere ist reine Sucht, die keine Zukunft hat!
Ich würde sagen, es war der KOMPLETTE PROZESS, der vielleicht auch genau so ablaufen musste, damit ich wieder auf die richtige Bahn komme! Es war nicht EIN bestimmtes Erlebnis oder EIN bestimmter Moment... Es sind die ganzen letzten 3 1/2 Jahre, die mich da hin geführt haben, wo ich jetzt stehe!
Und wisst ihr was? Ich kann OHNE DEN DRUCK, den ZWANG leben. Ich muss nicht die ganze Zeit dagegen ankämpfen! Und ich glaube, das ist der springende Punkt! Ich unterdrücke nicht, ich LEBE! Es staut sich nichts an, es geht auch ohne die ES!! Und das ist eine sehr wichtige Erkenntnis!
Ich habe zwar immernoch Angst, dass es in irgend einer Situation zu einem Rückfall kommen kann, aber dieses Gefühl, frei zu sein und nicht die ganze Zeit ans Essen denken zu müssen, ist so unendlich viel wert, dass alles andere zweitrangig ist!
Ich wünsche euch wirklich allen, dass ihr auch zu diesem Gefühl zurückfindet!