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Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 9:25
von be-happy-mona
Ich werde als egoistisch abgestempelt,
obwohl ich den ganzen Mist doch nur angefangen habe, um allen anderen immer alles recht zu machen. (und mich somit selbst zu bestrafen)
Ich werde als unzuverlässig abgestempelt,
da ich öfters Termine absagen muss.
Wieso? Weil ich dank dem ganzen Erbrechen oft zu schwach bin um etwas zu unternehmen.
Ich werde abgestempelt als eine, die nur Aufmerksamkeit will, da ich mir nicht professionell Hilfe holen möchte.
Ich bin nicht egoistisch, ich bin nicht unzuverlässig!
Und ich will alles andere als aufmerksamkeit! Im Gegenteil, ich wünschte mir, KEINER würde von meiner Krankheit wissen!
Mir reicht es! Ich will nicht, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben, SO über mich denken! Das macht mich mehr kaputt als die eigentliche Krankheit.
Ich habe nun eine Frage an euch:
Ich habe ein paar sehr sehr gute Bücher gefunden, die die Essstörung beschreiben. Vor allem den GRUND der ES und vor allem auch, wie sich Betroffene wirklich fühlen.
Soll ich das Buch meiner Cousine schicken? Ich streite ständig mit ihr, sie gibt mir sogar Vorwürfe für die Krankheit.
Ich weiß nicht mehr weiter.
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 11:01
von Kittycat82
Hi Mona!
Es ist verständlich, dass du sauer bist! Mir scheint wirklich, dass dein soziales Umfeld mit der Thematik "Essstörung" überhaupt nicht vertraut ist und die deswegen solche Dinge von dir sagen!
Die Idee mit dem Buch finde ich ganz gut, so kann dich deine Cousine vielleicht etwas besser verstehen und weiß, wie schlecht es dir mit dem ganzen Mist geht! Bei mir war es immer so, dass die Menschen, die mir wichtig waren, sich dann irgendwann auch über das Thema ES informiert haben oder ich ihnen es erklärt habe.
Wieso magst du dir denn keine professionelle Hilfe holen, hast du Angst davor, einem fremden Menschen, deine Gefühle zu erzählen, oder schämst du dich, oder meinst du, du müsstest es selber schaffen, aus dem Mist wieder heraus zu kommen.
Ich dachte jahrelang, dass ich mich selber aus der ES befreien müsste, aber weisst du was, erst in der Therapie konnte ich langsam alle Zusammenhänge und Ursachen für die ES herausfinden.
Eine Therapie ist eine wunderbare Sache und kann dir wirklich helfen.
Sich Hilfe zu suchen ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern ein Zeichen für Stärke!
Lieben Gruss
Kitty
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 11:34
von be-happy-mona
Liebe Kittycat82,
danke für deine Antwort
Ja, ich suche mir aus allen Gründen die du aufgezählt hast keine Hilfe. Vor allem aber deswegen, weil ich Angst habe.
Die Sache ist doch so. Sie (meine Cousine) wirft mir vor, ich will doch nur Aufmerksamkeit. Sie sagt, sonst hätte ich mir doch schon längst Hilfe geholt und würde nicht nur immer jammern.
Da wären wir schon beim eigentlichen Thema. Ich rede nie über meine ES.... Im Gengeteil, ich versuche immer über schöne themen zu reden. SIE fängt immer wieder damit an.
Einerseits könnte man sagen das tut sie, da sie sich solche Sorgen macht.
Aber dann passt es einfach nicht , wenn sie sowas wie ich oben beschrieben habe, sagt bzw. mir an den Kopf wirft.
Wenn ich mir jetzt prof. Hilfe hole habe ich Angst, dass das die Sache noch sehr viel verschlimmert. Ich meine damit, dass die Menschen dann denken: "Ohwei, jetzt ist es schon SOOO schlimm dass sie da alleine nicht mehr raus kommt". Dass sich dann alle noch MEHR Sorgen machen und meine Cousine noch mehr ausflippt.
Ich versteh die welt nicht mehr.... Ich versuche mich von jedem zu distanzieren, nur damit keiner merkt wie schlecht es mir wirklich geht. Und dabei bekomme ich vorwürfe, ich würde "mich in der Opferrolle wohlfühlen" und "will Aufmerksamkeit".
Das macht mich vielleicht auch sauer, aber vor allem traurig.... da genau das Gegenteil wollte.
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 11:42
von Kittycat82
Hi Mona!
Ja, das macht wütend, wenn einem Menschen, solche Dinge vorwerfen! Ich glaube, du möchtest nach Außen hin als stark erscheinen und nimmst deshalb noch keine professionelle Hilfe in Anspruch!
Hmm....aber die Angst, dass es in der Therapie schlimmer wird, ist eigentlich unbegründet. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass einige Symptome schlimmer werden, wenn du an den Ursachen für deine Essstörung arbeitest, also Gefühle hochkommen, die du mit der ES versucht hast unter Kontrolle zu bekommen, aber dieser Weg ist leider unerlässlich um wieder auf die Beine zu kommen.
Du schreibst ja schon, dass du so erschöpft bist, dass du manchmal Termine absagen musst, das ist wirklich schon ein ernster Zustand.
In einer Therapie könntest du in einem behüteten und geschützten Bereich deine Probleme analysieren und sie so auch bearbeiten.
Die Gefühle in dir, die du durch die ES versuchst in den Griff zu bekommen, müssen erst gefühlt werden um sie besser zu machen!!!
Ich kann dir sagen, vor meiner ersten Therapiestunde in der Gruppentherapie hatte ich so eine Angst, dass ich klatschnass geschwitzt war, aber direkt danach habe ich mich so gut, wie seit Jahren nicht mehr gefühlt. So verstanden und so angenommen, das tat SO GUT!!!
Kitty
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 12:04
von 000mary000
Hi Mona,
ich würde ihr das Buch auch schicken, vielleicht versteht sie dich dann ja besser.. (manchmal verstehen Menschen auch aus Angst/Scheu Dinge nicht oder wollen sie verdrängen, vielleicht ist's ja bei deiner Cousine auch so?)
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 13:16
von Hirngespinst
liebe mona,
ich habe auch in deinem anderen thread gelesen.
kann es vielleicht sein, dass deine cousine recht hat und du es einfach nicht hören willst?
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 13:49
von be-happy-mona
das ich was nicht hören möchte?
das mit der aufmerksamkeit? Nein, liebes Hirngespinst.
Klar hab ich da auch schon drüber nachgedacht, hat sie denn recht? will ich aufmerksamkeit?
Nein, hat sie definitiv nicht.
Im Gegenteil, ich hasse mein "rolle" als armes, krankes Ding. Deswegen will ich´s ja verheimlichen, damit ich ganz normal angesehen werde. Glücklich, zufrieden, selbstständig, und stark.
und deswegen entferne ich mich ja auch von all meinen Freunden und Verwandten. Sie würden merken, dass ich krank bin. Das will ich nicht. Also brech ich Kontakte ab.
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 16:49
von Hirngespinst
Klar hab ich da auch schon drüber nachgedacht, hat sie denn recht? will ich aufmerksamkeit?
Nein, hat sie definitiv nicht.
wieso gibt es denn dann überhaupt leute, die von deiner bulimie wissen?
wieso schreibst du dann in einem internet forum über dich und deine probleme?
es ist normal und menschlich, aufmerksamkeit zu wollen und zu brauchen.
Im Gegenteil, ich hasse mein "rolle" als armes, krankes Ding.
aber offenbar nicht genug, um deine situation zu verändern... oder habe ich da was überlesen?
einfach den kontakt abbrechen bedeutet in meinen augen nur, dich deines publikums zu entledigen.
ich würde dir dringend raten, dir mal die karten zu legen und zu überlegen, was du wirklich willst.
Re: Wie Außenstehende die Bulimie/Magersucht verstehen.
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 18:41
von be-happy-mona
Liebes Tagebuch, 29.06.2011
was will ich denn eigentlich? Ich denke, ich hab nun wirklich die Antwort darauf:
Ich will ein schönes Leben!
Ich will als lebensfroh und hilfsbereit angesehen werden.
Ich will lachen, Spaß mit Freunden haben!
Ich will mein Leben lieben! etwas erleben!
Wie kann ich das, wenn ich krank bin?
Ja klar, ich könnte gesund werden.
Aber das ist so schwer…. Und mir scheint das (fast) unmöglich.
Also REDE ich mich halt gesund!
Ich will gesund sein, nicht krank sein!
So einfach ist das!
Das hat nichts mit „ich will Aufmerksamkeit“ zu tun.
Ich will keine prof. Hilfe! Denn ich will keine Hilfe brauchen! Will nicht krank sein, nicht arm oder armseelig oder bemittleidenswert!
Kranke menschen brauchen hilfe…. Ich aber nicht!!