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wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:02
von Spexx
wenn ich eine antwort auf diese frage wüsste, dann wäre ich wohl nicht mehr bulimisch, hätte mehr freunde, wieder mehr lebensfreude...

denn ich denke, genau das ist die antwort auf meine motivationsprobleme, das vor mir herschieben, nicht rausgehen, menschen ständig verletzen....ich bin eifersüchtig, manchmal böse zu anderen, obwohl ich gar nicht so sein will. ich hasse mich oft dafür, aber ich bin unfähig etwas an meinem verhalten zu ändern, weil ich wohl tief im inneren denke, ich habe es nicht anders verdient.

ich bewundere euch, wie ihr es schafft, so positiv in die zukunft zu blicken und euer leben trotz esstörung so gut auf die reihe kriegt. ich hoffe, ich komme auch bald so weit...ich brauche einfach wieder ein ziel im leben. ich dümple so vor mich hin, komme grade mal so durchs studium (obwohl ich weiß, dass ich es viel besser könnte). die leute um mich rum verstehen mich nicht. sie verstehen nicht, warum ich mich nicht einfach auf meinem arsch setze und einfach das tue, was zu tun ist.

sie sagen: "fang doch einfach zu schreiben an, was hindert dich daran". ja genau das wüsste ich auch gerne...ich habe jegliche perspektive verloren und hänge zu sehr an der vergangenheit. natürlich gibt es tage, an denen die ganze welt rosa scheint. wenn ich am see liege, die sonne genieße, dem vogelgezwitscher lausche...das sind momente, in denen ich einfach abschalten kann und danach holt mich alles wieder ein.

warum kann ich nicht kämpfen? warum bin ich mir so wenig wert? was muss ich tun, um wieder zu mir zu finden?

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:17
von Laona1
Hi Sepxx!

Hm, eine befriedigende Antwort darauf kann Dir hier vielleicht niemand geben.
Ich selber kann auch nur von mir selbst erzählen und wie das war, wie ich gelernt habe zu kämpfen usw.: Ich habe mich verliebt. Unglücklich und im Ende ist nichts daraus geworden. Aber da war auf einmal jemand, der mir das Leben sehr wertvoll erscheinen lies. Jmd., wegen dem ich gut (und gesund) leben wollte.
Aber ich kann nun schlecht sagen 'Ziehe los und verliebe Dich.', weil so einfach ist das ja bekanntlich nicht.

Aber was mir dabei mitunter geholfen hat, das war es, mich mit den Augen eines anderen zu sehen. Mich im Spiegel anschauen: was sieht jemand, der nicht in mir drin ist? Und mich im Spiegel sehen, wenn ich gekotzt (und danach standardgemäßig schluchzend geheult hatte) und regelrecht erschrecken. Erschrecken beim Anblick dieser Verzweiflung und denken: wer ist das? (die Person im Spiegel)

Auch die Therapie und KLinik haben mir geholfen, weil ich dort ganz offen über mein (krankes) Verhalten, meine Emotionen, Gedenken etc. sprechen konnte. Es hatte mir gut getan, dass Leute zu mir sagten: sie sind hier, um sich zu erholen und gesund zu werden. Man würde in der Klinik verwöhnt, mit Bädern, Entspannungsübungen und Co, und da habe ich dann gelernt, dass mein Herz und mein Körper das brauchen, und das ich wieder lernen muss, nett zu mir zu sein und mich zu verwöhnen. Ich konnte das - wie du - auch nicht. Aber man hat es mir in der Klinik gezeigt. Es war einfach, das zu übernehmen, nachdem erstmal andere für mein Wohlbefinden gesorgt hatten (indem auf meinem Klinikstundenplan stand, z.B.: 16 Uhr Bad; 18 Uhr Entspannungstraining; 9 Uhr Gruppensitzung usw.)

Liebe Grüße!

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:34
von Spexx
hallo laona,

ein ganz liebes dankeschön für deine beitrag. genau das ist es, was mir hilft...eure geschichten zu lesen, zu sehen, dass es menschen gibt, die mit kleinen schritten vorwärts gehen, den mut haben aus dem teufelskreis auszubrechen und nach vorne blicken. die rückschläge akzeptieren lernen, wieder lernen zu leben!

ich bin momentan unglücklich verliebt (und zwar in meinen ex ;), nur zieht mich das irgendwie ziemlich runter. verliebt sein ist anders (dann habe ich wie du gesagt hast dieses tolle gefühl im bauch, dass ich für etwas lebe, dass es sinn macht zu leben...). ich weiß noch nicht mal wirklich, ob ich ihn in person vermisse oder die bezugsperson, den menschen zum anlehnen, zum fallen lassen, zum ich selbst sein und so angenommen werden, wie ich bin. ich denke es ist beides! er ist einer der liebsten menschen, die ich kenne...sozial, zuvorkommend, umwerfendes lächeln ;) irgendwie verschwimmen die negativen dinge in unserer beziehung momentan, aber ich weiß, dass es momentan nur so schlimm ist, weil ich seit drei tagen ziemlich depressiv bin...

den tipp mit dem spiegel werde ich versuchen umzusetzen, auch wenn ich mein spiegelbild auch vor der FA nicht wirklich ansprechend finde ;) es gibt viele menschen um mich rum, die mir sagen, dass ich hübsch bin, aber wenn man selbst sich abstoßend und ab und an sogar richtig eklig findet, dann ist es schwer diese komplimente anzunehmen und auch für das gegenüber ist es wie ein stoß vor den kopf zu sagen "ja passt schon". ich habe einfach dadurch, dass ich ein sehr gestörte selbstwahrnehmung habe, keine beziehung zu mir selbst. manchmal mag ich mich aber auch und das sind die ersten schritte in die richtige richtung ;)

ich weiß nur nicht, warum ich nicht das, was ich nicht an mir mag (verhaltenstechnisch) einfach ändere, wenn ich doch weiß, was das problem ist. genauso geht es mir mit meinem gewicht...ich weiß, dass mein oberstes ziel sein sollte, mich so zu akzeptieren wie ich bin (davon bin ich noch weit entfernt), aber ich weiß, dass es mir so viel besser gehen würde, wenn ich ein paar pölsterchen weniger hätte. das würde meine lebensqualität (zumindest tempörär) steigern, aber ich tus nicht...kennst du das?!

in welcher klinik und wie lange warst du denn auf therapie? das mit den entspannungsbädern hört sich ja toll an ;) ich habe mir vorgenommen, ab februar nach roseneck zu gehen. ich weiß nur noch nicht, wie ich das mit meiner arbeit regel soll. ich studiere noch bis ende februar und werde dann wohl eine sichere arbeitsstelle haben. es gäbe dann zwei möglichkeiten: einmal, vertrag unterschreiben und mich krankschreiben lassen (diese möglichkeit kommt für mich eigentlich gar nicht in betracht, weil ich zu viel angst vor der kündigung habe...) und 2. den vertrag später datieren lassen und um eine auzeit bitten (auch das ist keine optimallösung, aber besser als erstere).

ich möchte etwas ändern, aber ich schaffe es alleine nicht. der erste schritt war, sich hier anzumelden und mich mitzuteilen und es tut mir gut. ich bin dankbar, dass es menschen wie dich gibt, die mir so viel geben, auch wenn sie "nur" von ihren erfahrungen berichten.

lieben dank nochmal an dich laona
spexx

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:42
von Laona1
Hi spexx!

Ich war in einer Klinik in St. Blasien. Das ist ein kleines Kurörtchen.

Ich empfehle Dir erst die Klinik zu besuchen, und dann den Vertrag unterschreiben bzw. darauf datieren lassen. Gesundheit geht vor und man muss sich dafür Zeit nehmen. Plus: wenn es bei denen schlecht rüber kommt, wenn du sagst, du brauchst nach dem Studium erstmal ne Auszeit, also dann -
Denk an Dein Leben, denk an Dich, denk an Deine Gesundheit und daran Dich zu verwöhnen; denk nicht - nicht jetzt - für ein Unternehmen.
Man lebt - zumindest dieses aktuelle Leben - nur einmal. Es ist ein Geschenk. Du bist frei oder solltest lernen, Dich frei zu fühlen, Dir Auszeiten nehmen, wenn Du sie brauchts usw. Dazu hat man auch ein recht, wenn scheinbar alles in Ordung ist. Man muss nicht sterbenskrank sein, um das zu können. (sich Entspannung einholen und 'gönnen')

Liebe Grüße!

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:44
von Laona1
Ich sehe das manchmal so:

Das Leben ist eine Bühne, und wer Du auf dieser Bühne bist, das entscheidest Du. Du führst Regie in deinem eigenen Stück, und so lange Du am Leben bist, kannst Du jede "Rolle" ausfüllen, die Du ausfüllen willst.
Aber es ist eine Bühne. Auf der man lachen und tanzen darf, auch mal verrückt sein, sich austoben und die Welt dabei unbeachtet sein lassen.

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:46
von Laona1
Kein Opfer sein, sondern leben.

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 10:52
von Spexx
wie wahr, wie wahr...

wenn es nur so einfach wäre. ich habe auch oft das gefühl, dass ich dieses "umsorgen" brauche, auch wenn ich keinen in meiner umwelt mit meinen problemen belasten möchte. meine familie weiß nach sechs jahren immer noch nichts davon. sie wissen zwar von meiner suchtproblematik, aber nichts von meinen anderen problemen.

es ist schwer diese gratwanderung zu vollziehen. auf der einen seite möchte man die menschen im umfeld nicht mit seinen problemen belasten, aber andererseits braucht man helfende hände, die für einen da sind, weil man irgendwie aufgefangen werden will. ich denke das hat bei mir auch viel mit der kindheit zu tun. die fehlende liebe, die mir meine mutter nie geben konnte....

fühle mich oft wie ein opfer und ein jammerlappen. frage mich, warum gerade ich, glaube aber an schicksal und setze das immer in relation zu dem, was ich in meinem leben schon böses getan bzw. wie oft ich menschen verletzt habe. das schlimmste momentan ist eigentlich, dass ich es nicht schaffe, diese dumme arbeit für die uni fertigzumachen. ich kriegs einfach nicht gebacken und das hält mich von allem anderen ab. ich müsste packen, wollte unbedingt auch mal wieder rausgehen...denke nur immer, das geht alles von meiner zeit ab...was total schwachsinnig ist, weil ich eh nichts tue wenn ich hier bin :D

das ist alles so strange...

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 11:01
von Spexx
Laona1 hat geschrieben: Man lebt - zumindest dieses aktuelle Leben - nur einmal. Es ist ein Geschenk. Du bist frei oder solltest lernen, Dich frei zu fühlen, Dir Auszeiten nehmen, wenn Du sie brauchts usw. Dazu hat man auch ein recht, wenn scheinbar alles in Ordung ist. Man muss nicht sterbenskrank sein, um das zu können. (sich Entspannung einholen und 'gönnen')
du gibst mir mit deinen worten sehr viel kraft, danke dafür!!!

ich glaube, ich habe einfach noch nicht realisiert, dass ich nicht nur "funktionieren" muss. in frühester kindheit gab es extremen leistungsdruck, das hat mich sehr geprägt. ich funktioniere ja auch, wenn nur auf sparflamme, schaffe es aber trotzdem irgendwie gute noten zu kriegen...

ich versuche nach vorne zu schauen, das forum hilft mir dabei!
steh jetzt mal auf, geh duschen, fahr einkaufen (immer noch sehr gefährlich...) und geh ein paar dinge erledigen. vielleicht sollte ich auch bisschen um den see laufen (allein komm ich mir da zwar immer etwas blöd vor, aber ich weiß, dass es mir trotzdem gut tut...)

Re: wenn ich nur die antwort auf diese eine frage wüsste

Verfasst: Sa Jun 25, 2011 14:16
von Bibi
Hallo Spexx,

funktionieren ist nicht das Ziel.
Klar ist es super, wenn man es schafft weiter zu funktionieren, egal wie scheiße es einem geht. Dann merkt niemand was, niemand stellt dumme Fragen, die man vielleicht nicht hören möchte... Auch ich funktioniere nach außen IMMER.
Aber ich suche mir auch gezielt und ganz bewusst "Lücken" wo ich nicht funktionieren muss. Sei es mein Partner, eine liebe Freundin, oder einfach nur vor mir selbst. Du brauchst Auszeiten von dem funktionieren müssen! Sonst machts irgendwann PENG und da funktioniert garnichts mehr.

Sei wenigstens du zu dir ehrlich. Such dir eine Freundin, der du dich vielleicht anvertrauen kannst. Oder machst du Thera?
Und tu genau das, was du gerade vor hast. Lauf um den See, auch allein. Das ist kein bisschen albern, dass machen viele und wenn es dir gut tut scheiß doch drauf, was die anderen denken könnten. Tu es für dich!
Ich habe mir letztes Jahr in einer recht depressiven Phase immer kleine Dinge gesucht die ich machen kann. Auch mal Dinge, die ich eigentlich verabscheue, wie zb den lästigen Papierkram auf meinem Schreibtisch ordnen. Es kostet zu anfang Überwindung, aber wenn du es dann geschafft hast kannst du stolz auf dich sein. Vielleicht hilft dir das ja auch.

LG und viel Spaß am See,
Bibi