Verhaltensmuster

#1
Hallo Mädels, nachdem ich jetzt seit einiger Zeit Tagebuch führe, ist mir aufgefallen, dass sich ganz gewisse Muster immer wiederfinden in meinem Tagesablauf: zB ich stehe sehr müde auf, Gedanke an einen Essanfall am ABend, um den Tag zu überstehen; ich ärgere mich über den Chef, die Kollegen, den Fleck auf meiner Bluse - Entschluss für einen Essanfall am Abend, um über die Situation "hinwegzukommen" oder ich weiß nicht, was ich alleine am Abend machen könnte - Entschluss zum Essanfall, da mir mein Leben sonst öde und leer und schrecklich vorkommt. Ich weiß nur leider nicht, wo ich jetzt ansetzen soll; anscheinend helfen mir die Essanfälle einfach alle unguten Situationen im Leben zu überwinden, aber das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein; habt Ihr "umgelernt" oder wie hat ein Umdenken/andere Handlungsalternativen bei Euch begonnen? wäre sehr froh, ein paar Tips zu bekommen, liebe Grüße

Re: Verhaltensmuster

#2
Liebe Wasserfee..Ich kenne das auch zu gut von früher...Ich habe auch alles übers Essen und brechen geregelt..Es gibt kein Patentrezept ich habe dann alles aufgeschrieben was ich anders machen würde und dann wenn es losging bin ich raus spazieren gegangen hab mich hingesetzt und aufgeschrieben warum ich das jetzt tun möchte was es ist was mich bedrückt und vor allem wie es mir geht wenn es passiert..eben das ich dann müde binund traurig und erschöpft und vor allem das sich trotzdem an dem Problem an sich nichts verändert hat es ist nach wie vor da.. Das einzige was sich verändert ist das man immer schwächer wird für die Lösung und dann hab ich gemerkt wenn ich es nicht getan hab wie gut es mir ging und eben auch das ich dann besser an die Sorgen und Problemne rangehen konnte eben weil meine Energie nicht für einen FA draufgegangen ist. MAn muss seine Eigene Strategie entwickeln und vor allem auch wollen denn es einfach passieren zu lassen ist immer einfacher als dagegen abnzukämpfen es ist und bleibt eine verdammt starke Sucht

Re: Verhaltensmuster

#3
Liebe Jeanny, danke für Deine Antwort! warst Du damals in Therapie? was hast Du an Deinem Leben geändert bzw bist Du dann die Probleme wirklich angegangen? kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich einen Abend zB alleine daheim aushalte, ohne Essen und ohne Gesellschaft, mein Leben fühlt sich so leer und öde an, aber ich habe die Essanfälle schon recht lange, da steht alles andere hinten an...lg

Re: Verhaltensmuster

#4
Meine Liebe Wasserfee..ja ich war in Thera 2 Jahre lang..aber ich muss sagen das mir diese nicht wirklich geholfen haben immer wenn ich entlassen wurde war es wieder da..bis ich unheilbar Darmkrank geworden bin durch die ABfm..und meine Zähne verloren habe ..das war mein Lebenswandel..also kurz gesagt viel zu spät...die Folgeschäden haben mich fast das Leben gekostet..Ich konnte mir ein Leben ohne ES auch nicht vorstellen heute kann ich mir eins mit nicht mehr vorstellen..aber ich habe auch schon bevor die folgen kamen angefangen mir immer wieder neue Wege zu suchen um rauszukommen und wenn es auch nur einen Tag ging war ich stolz denn an dem Tag hab ich gemerkt wie schön das Leben sein kann..klar am nächsten war alles wieder scheiße ...aber ich hab mich dann mehr und mehr an den guten festgehalten hab die Anfälle analysiert ..warum passieren sie..in welchen Momenten passiert es...welche Lücke ..zb allein sein ..will ich damit füllen..usw..hab dann alternativn gesucht..malen ..basteln...schreiben...Gitarre spielen..spazieren gehen..und es hat immer öfters geklappt..und dann kamen die Folgen und haben bis heute mein Leben verändert..ich kann nicht mehr arbeiten ...werde immer wieder operiert und habe am 7.6. einen künstlichen Darmausgang gelegt bekommen..wie es mit mir mal wieter geht weiß ich nicht..aber das war es nicht wert ..trotzdem halte ich mich am Leben fest und mach immer weiter..

Ich bin hier im Forum um zu warnen was alles passieren kann..ich dachte auch immer ..mir passiert das nicht..und jetzt hab ich die ganze Palette an Folgeschäden mitgenommen ..aber rumheulen bringt mir auch nichts ..ich habe mich fürs Leben entschieden...und wenn du das auch tust dann wirst du aufstehen und kämpfen..auch allein lässt es sich gut leben man braucht nicht immer tausend freunde oder bekannte..man brauch t nur sich selber. Und Jede Menge ideen etwas gutes aus einem Tag zu machen.

Re: Verhaltensmuster

#5
Liebe Jeanny,

bin sehr berührt von Deiner Geschichte und vor allem von Deinem Lebensmut!!! Finde es ganz toll, dass Du Dich nicht entmutigen lässt und ja zum Leben sagst; Deine Geschichte hat mich sehr nachdenklich gemacht natürlich und trotzdem ist da so ein dummer Gedanke in mir, der sagt, dass das Leben ohne ES einfach zu mühsam und nicht zu ertragen ist…dass der Job zu mühsam und ohne Karrieremöglichkeit, der Freund zu lieblos, die Hobbies nicht vorhanden etc etc etc, ich hasse mich für diese Gedanken…
lg

Re: Verhaltensmuster

#6
@Wasserfee: danke für deine Gedanken und die Frage nach Alternativen.

Ich habe mich ja erst heute richtig entschlossen was gegen meine ES zu machen und das führen eines Ernährungsprotokolles und eines Tagebuches um sein Verhalten zu analysieren scheint mir ein nützliches Instrument zu sein.. (bin bis jetzt alleine noch nicht darauf gekommen; liegt wohl daran, dass ich es sowieso nicht wahr haben wollte, was mit mir los ist...).
Allerdings fehlt mir momentan auch der Plan nach "Alternativen", wenn mein unbändiger "Hunger" los geht.. Ich habe es ansatzweise schon probiert: shoppen gehen, mit dem Hund in den Wald, ab zum Pferd (drei Dinge die immer helfen), telefonieren (ich kann aber niemandem sagen warum ich jetzt reden "muss") usw. usw..

Umlernen, umdenken.. das ist es, was ich machen muss...

@Jeany: auch ich habe größen Respekt vor deinem Lebensmut und deiner Kraft. Danke, dass du hier bist und aufzählst, was passieren kann. ich schätze, ich hatte bis jetzt einfach nur unheimliches Glück von all diesen Dingen die dir passiert sind, verschont geblieben zu sein.. Aber ich sehe dein posting als "Warnung" an meinen Körper.. Danke!
JUST DO IT!

Re: Verhaltensmuster

#7
O Jeany! Mir kamen beim Lesen die Tränen. Einerseits aus Angst, dass es mir auch passiert, aber vorwiegend dass es dir passiert ist und du trotz allem so stark bist. Das finde ich toll!
Ich habe mir gar nicht so bewusst gemacht, was ich meinem Magen antue. Hast du so viele AbfM genommen? Ich hoffe, die Frage ist dir nicht unangenehm.
Mir geht es allerdings wie Wasserfee, ich kann mich der ES noch nicht entziehen. Ich sehe in vielem das Negative. Oftmals interpretiere ich gut gemeinte Ratschläge als Kritik.:(
Wasserfee, darf ich fragen, als was du arbeitest?

Re: Verhaltensmuster

#8
Ja das habe ich ich habe damit m*ssbr**ch betrieben und deswegen geht es mir auch heute so..Aber wie gesagt ich bin selber Schuld daran und ich allein entscheide über mein Leben..Trotzdem verstehe ich euch alle nur zu gut denn 13 Jahre war mein Altag genau wie eurer...Ich wünschte ich hätte was im Gepäck das alles HIlft aber leider gibt es das nicht und jeder findet auch einen anderen weg raus..wasdem einen hiloft kann dem anderen gar nicht gut tun..und deshalb ist es immer schwierig Tips zu geben..

Außer die Hoffnung nicht zu verlieren..immer neues zu versuchen..malen ..basteln..rausgehen usw...und vor allem an sich zu glauben..

Wenn man sich immer wieder einredet man schafft es nicht man ist ein Versager ..usw..dann ist es auch so...ich weiß das die Welt immer schlimmer wird mit allem was dazu gehört aber wir machen es noch schlimmer indem wir uns weh tun und alles schlecht machen...das können wir nur allein ändern unsere Gedanken usw..

Re: Verhaltensmuster

#9
Liebe Jeanny, aus Deinen Worten spricht so viel Lebensmut und Wille, da kann ich nur den Hut zíehen...auch vor Deiner Ehrlichkeit und den offenen Worten, echt toll. Vielleicht kannst Du mir bei einer anderen Sache auch etwas raten: da ich die Fressanfälle auch sehr, sehr lange betreibe, habe ich jegliches Gefühl für ein normales Essverhalten, für normale Portionen, Regelmäßigkeit total verloren und habe ich niemanden, dem ich "über die Schulter sehen" könnte. Wie hast Du denn wieder gelernt "normal" zu essen? Liebe Grüße und danke!

Re: Verhaltensmuster

#10
Ablenkung hilft mir ganz gut. Ich male sehr gern und versuche mich damit auch irgendwie auszudrücken...Gedanken und Ängste loszuwerden, aber auch Momente/Stimmungen einzufangen, wenn es mir gut geht. Das ist nicht immer ganz einfach und manchmal sind die Emotionen so stark, dass ich weinen muss. Aber ich merke, dass es hilft, besser klar zu kommen.

Re: Verhaltensmuster

#11
Ganz ehrlich Wasserfee..Ich hab angefangen Dinge zu Essen die unheimlich stopfen aber vor denen ich keine ANgst hatte..Ein Beispiel..ist echt eklig aber damals naja.. ALso Salat habe ich mit Harzer Käse überbacken und Quark als Dressing benutzt ..ich habe Auch reis ganz dick gekocht ..eigentlich hab ich alles gegessen was stopft aber eben vor dem ich erst mal keine Panik bekam weil es Fettarm war..dann hab ich alles dringelassen klar..und dann aufgeschrieben wieviel ich gegessen hab und die Menge reduziert..Ich habe immer geschaut wieviel andre von etwas essen und hab so meine Menge daran bemessen ..naja und als es dann soweit gut war hab ich mich an die Normalen Lebensmittel rangemacht...Und mein Essverhalten nach und nach aufgebaut..der Magen muss erst einmal wieder auf eine Normale Menge trainiert werden das geht nicht von heut auf moorgen da er ja gedehnt wird durch die ANfälle..bis heute hab ich kein Sättigungsgefühl aber ich hab gelernt wieviel gut ist...ich drücke mir auch immer in den Magen wenn ich esse natürlich ganz leicht und wenn da ein gegendruck kommt heißt das für mich das er voll ist..naja ichw eiß nicht ob das die Art ist wie es auch andre machen würden kann nur sagen wie ich es gemacht hab ..

Re: Verhaltensmuster

#12
Guten Morgen Jeanny,

ggg, das kenne ich auch mit den ungefährlichen Dingen ;-); bei mir sind es Hüttenkäse und Gemüse oder Reis natur etc, sonst fällt es mir sehr schwer, von "normalen Dingen" zu essen. Bin noch auf der Suche nach einer ungefähren Vorgabe für einen Tagesessensplan, möchte gerne, dass wieder Regelmäßigkeit einkehrt. Falls jemand einen solchen hat, bitte mir zukommen zu lassen. Danke & LG

Re: Verhaltensmuster

#14
Liebe Jeanny, das hört sich sehr gut an ;-); heute war mein Tag nicht so érfolgreich, bin in´s alte Muster gefallen nach 4 guten Tagen: Sonntag und nichts vor, schaffe es einfach nicht, dann etwas zu tun, das mir Spaß macht, immer muss das Essen herhalten als Ersätzlösung ;-(. Ging es Dir auch so? LG

Re: Verhaltensmuster

#15
Ja MAus es ging mir auch so..Und ich war dann auch immer traurig und hätt am liebsten alles hingeschmissen..aber ich hab dann gemerkt desto weniger Wertigkeit ich den Rückschlägen gegeben habe desto besser ging es mir..wenn es passiert ist na dann war es so..abgehackt ändern konnt ichs ja eh nicht mehr..ich hab mir dann immer zum Ziel gesetz beim nächsten mal häng ich noch nen Tag ran ..und vor allem hab ich auch an den Tagen noch versucht was schönes zu machen ..nicht mich zuhause einzuigeln und im Selbstmittleid zu versinken..nein Raus...egal wie mir zumute war und wie verquollen die Augen waren...ich wollte der ES nicht das eben was sie wollte..mich...