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Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 12:47
von hermelin
Hallo,

nachdem ich schon vergebens alle möglichen Begriffe bei Google eingegeben und dennoch zu keinem Ergebnis gekommen bin, dachte ich mir, ich frag einfach mal hier nach und zwar geht es darum, dass ich mich frage, ob es eine Krankheit gibt, bei der die Betroffenen sich eine oder mehrere Krankheiten aussuchen und deren Symptome aneignen/übernehmen.
Da fällt einem natürlich sofort das Münchhausen-Syndrom ein, aber bei dieser Art von Störung geht es ja in erster Linie um körperliche Beschwerden, die erfunden werden, nicht um psychische.

Gibt es also ein Münchhausen-Syndrom (oder irgendeine Unterform dessen), das das Erfinden/Übernehmen/Aneignen psychischer Krankheiten erklärt? Dass der/die Betroffene sich über die Symptome kundig macht, sich diese aneignet und dann, um Aufmerksamkeit zu bekommen, so tut, als leide er an dieser Störung/Krankheit?

Was gegen das Münchhausen-Syndrom spricht ist, dass
Patienten sofort den Arzt wechseln, sobald die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung angesprochen wird.
wikipedia.org



Würde mich über Antworten und Meinungen von euch freuen. ;)


Liebe Grüße

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 13:02
von MissSunshine
Vielleicht so etwas in diese Richtung?

'' Artifizielle Störung
absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen von körperlichen oder psychischen Symptomen oder Behinderungen.
Bei Fehlen einer gesicherten körperlichen oder psychischen Störung, Krankheit oder Behinderung täuscht der Patient wiederholt und beständig Symptome vor. Dabei kann es auch zu selbstverletzenden Verhaltensweisen in Form von Schnittverletzungen und anderen Selbstbeschädigungen kommen....''

( http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=168)

Ist allerdings mal eine interessante Frage ;)

Lg

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 13:08
von hermelin
Häufige Symptome in der Reihenfolge der Häufigkeit: Unerklärtes Fieber, Wundheilungsstörung, Blutungen (Anämie), Diffuse dramatische Schmerzen, Neurologische Syndrome „Notfall" (z.B. Lähmung), Vorgabe einer schweren Erkrankung (z.B. Karzinom), Verstümmelung (als Unfall kaschiert), Hypoglykämie, Blutdruckkrise, Mydriasis, siehe auch selbstbeschädigendes Verhalten und Münchhausensyndrom .
neuro24.de

Glaube zu der Störung hatte ich auch schonmal was gelesen, aber es stehen halt überall physische Erkrankungen im Vordergrund, finde ich. Mich interessiert ja eher der Aspekt von vorgetäuschten psychischen Krankheiten. :wink:

Meine halt das Aneignen von Symptomen, Eigenschaften etc., um quasi eine Persönlichkeit zu kreieren. Falls jemand versteht, was ich damit meine, ist ein bisschen verwirrend formuliert.


Liebe Grüße

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 13:11
von MissSunshine
hahaha..man sollte immer den ganzen Text lesen :D :D :D

Daaaann.. weiss ich auch nicht... :D

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 13:17
von hermelin
Habe grad was gefunden, was dem Ganzen schon näher kommt:
Münchhausen-Syndrom Subtypen:

300.16 (F 68.1) Vorgetäuschte Störung mit vorwiegend psychischen Zeichen und Symptomen: Vortäuschung psychischer/ psychotischer Störungen, Ziel: Einnehmen der Krankenrolle ;häufig keine Übereinstimmung mit typischem Syndrom der entsprechenden Krankheit; ungewöhnlicher Verlauf; unübliches Ansprechen auf Behandlung oder Verschlechterung der Symptomatik (wenn Person sich beobachtet fühlt); "Symptomdarbietung" erfolgt entsprechend der Vorstellung des Betroffenen von psychischen Störungen (d.h., sie muss nicht mit der diagnostischen Kategorie übereinstimmen); Verhalten des Patienten kann wie folgt gekennzeichnet sein: äußerst suggestibel, Bestätigung vieler Symptome.
neuro24.de

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 14:24
von Hirngespinst
also, ich würde simulant dazu sagen... :roll:

ich kannte mal ein mädchen, diagnostizierte borderlinerin, die sich ausgiebig daneben benommen hat und jedesmal wenn irgendwer versucht hat, sie zur rechenschaft zu ziehn lauthauls verkündet hat, das wäre ihr krankheitsbild und sie könne nichts dafür.
damit will ich weder sagen dass, ein solches verhalten borderline-typisch ist (das weiß ich einfach nicht) noch, dass sie keine borderline störung hat, aber sie hat diese diagnose eindeutig ausgenutzt um sich vor verantwortung zu drücken.

darf man fragen, wieso du dich dafür interessieerst?

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 14:30
von equilibre
Hirngespinst hat geschrieben: ich kannte mal ein mädchen, diagnostizierte borderlinerin, die sich ausgiebig daneben benommen hat und jedesmal wenn irgendwer versucht hat, sie zur rechenschaft zu ziehn lauthauls verkündet hat, das wäre ihr krankheitsbild und sie könne nichts dafür.
damit will ich weder sagen dass, ein solches verhalten borderline-typisch ist (das weiß ich einfach nicht) noch, dass sie keine borderline störung hat, aber sie hat diese diagnose eindeutig ausgenutzt um sich vor verantwortung zu drücken.
hmmm das passiert mir aber auch ab und zu, mit meinen depressionen :oops: .. ich versuche sehr wohl an mir zu arbeiten, aber manchmal weiß ich nicht weiter und kann mir bestimmtes nicht erklaeren, so dass ich manchmal sage, das sei die depression die aus mir spricht, nicht wirklich ich selbst .. ich weiß mittlerweile nicht mehr, was bei mir ich bin und was die "krankheit" ist ..

ist das etwa "sich aus der verantwortung ziehen ? das waere mir nicht bewusst gewesen :shock: :oops: , sollte ich etwa nicht mehr so denken/ sowas sagen ?

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 14:53
von light-up
Hirngespinst hat geschrieben:
darf man fragen, wieso du dich dafür interessieerst?
würde ich auch gerne wissen :roll:

Mir fallen nur paar Schlagwörter dazu ein:

psychotische Störung
Schizophrenie
Hypochondrie
Simulant
p*** (wenn man nicht wirklich ms ist, aber eben der p*** nacheifert)

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:09
von kleines Ich-bin-ich
Hermelin, das kann schon auch Mb. Münchhausen sein. Es ist zwar selten, dass die Betroffenen sich psych Kranheiten aussuchen, da sie dann ja an der richtigen Stelle wären und "entdeckt" würden, aber nicht ausgeschlossen. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Betroffenen das nicht aus Jux und Tollerei machen, sondern, dass auch das eine Krankheit ist, die aus der Lebensgeschichte der Patienten erwächst - so wie wir nicht aus Jux und Tollerei k* gehen.

Und auch ich frage mich, warum dich das interessiert?

gglg, Kibi

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:21
von light-up
Ich finde das sehr interessant!

Man kann sich zb. ein Bein selbst brechen und den anderen erzählen, man wurde von einem LKW erfasst. Dann bemitleiden ihn die anderen und er bekommt die Aufmerksamkeit und Anteilnahme der anderen, die ihm sonst immer fehlte und er jetzt endlich bekommt.

Wenn er zb. jetzt meint, Borunout zu haben, um zb. nicht mehr arbeiten gehen zu müssen, ist er Simulant.

Ich kenne jemanden, der ist Schizophren und jede Woche ist er eine andere Person. In der einen Woche ist er Maurer, da zieht er eben diese Arbeitssachen an und tut so, als würde er jetzt zur Arbeit gehen und kann dann am Ende des Tages alles erzählen, wie sein Beruf ist usw. In der nächsten Wochen ist er Student. Da nimmt er ´nen Rucksack und verbringt dort den ganzen Tag auf der Uni, nach der Woche erzählt er jeden, er habe Vorlesungen geschafft und an den Klausuren teilgenommen (natürlich nur ausgedacht!)
Alle spielen da mit, sogar die Mutter. Sie meint, das gehört eben zur Krankheit und ihm jetzt unbedingt einzureden, dass er sich das nur einbildet wäre völlig sinnlos. Deshalb machen da alle mit. Er hat schon viele Berufe durch: Manager, Büroangestellter, Student, Maurer, Maler, Künstler, Sänger (er kann sogar einen Tourplan vorweisen - natürlich alles nur ausgedacht)

Traurig, wenn ich jetzt so nachdenke..

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:28
von kleines Ich-bin-ich
Ääähm, light-up, bist du dir sicher, dass dieser Mensch schizophren ist? Das ist nämlich NICHT Persönlichkeitsspaltung und "ich bin mal der und mal der". Google doch mal...

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:39
von light-up
kleines Ich-bin-ich hat geschrieben:Ääähm, light-up, bist du dir sicher, dass dieser Mensch schizophren ist? Das ist nämlich NICHT Persönlichkeitsspaltung und "ich bin mal der und mal der". Google doch mal...
Er ist schizophren :| doch, doch, bei ihm ist das so

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:40
von light-up
kleines Ich-bin-ich hat geschrieben:Ääähm, light-up, bist du dir sicher, dass dieser Mensch schizophren ist? Das ist nämlich NICHT Persönlichkeitsspaltung und "ich bin mal der und mal der". Google doch mal...
Gegenfrage: was ist es dann?
Wenn du weisst, dass es nicht das ist, dann sag´mir was du weisst.
Nur zu sagen, dass das nicht stimmt, reicht mir nicht aus ;)

Außerdem warten wir schon gespannt auf hermelins Antwort....

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 15:52
von Hirngespinst
@equilibre:
ich denke, dass ist wie mit einem bandscheibenvorfall, er hindert einen menschen vielleicht daran, schwere sachen zu heben aber deswegen braucht man sich noch lange nicht in den rollstuhl zu setzen!

Re: Das Aneignen psychischer Krankheiten - Bezeichnung?

Verfasst: So Mai 29, 2011 17:07
von hermelin
Was hat die Frage mit meinem Interesse daran zu tun? Ist doch egal, warum ich mich dafür interessiere!?!
Bin jedenfalls nicht selbst betroffen und es ist auch niemand aus dem Forum gemeint, falls sich jetzt schon wieder jemand angegriffen gefühlt haben sollte. :wink:

Dass solche Leute tatsächlich krank sind, steht wohl außer Frage, würde so ein Verhalten auch nie und nimmer als Spinnerei abtun, ich finde es nur anmaßend, dass sie dabei die Frechheit besitzen, zu denken, man würde ihnen das alles abkaufen.

Bin halt schon auf folgende Begriffe, die hier ja u.a auch schon genannt wurden, gestoßen:

Hypochonder
Münchhausen-Syndrom (und das was ich meine, scheint eine Abwandlung :arrow: ein Subtyp dessen zu sein)
Simulant
Copycat


Bei der Person, die ich damit meine, merkt man einfach, dass sie sich das alles nur zusammenlügt, alles total theoretisch, ja es wirkt immer so, als sei es aus irgendeinem Handbuch für psychische Krankheiten auswendig gelernt worden. Normalerweise sind solche Gespräche ja von einer gewissen Tiefe gekennzeichnet, die der Person jedoch völlig fehlt.
Mag sein, dass ihr das nicht nachvollziehen könnt, wie man sich über sowas aufregen kann, aber ihr kennt die Person nicht persönlich, ich versichere euch aber, würdet ihr ihr gegenüber sitzen, würdet ihr auch an ihrem ganzen Verhalten erkennen, dass sie lügt. Es gibt ja so unbewusste Zeichen (Gestik), ob jemand lügt und die weist sie komischerweise alle auf. Okay, nicht alle, aber äußerst viele. :roll:


Liebe Grüße