Wie BertaSophie sagte: Es ist eine sehr ungesunde/schädigende Art und Weise mit seinen Problemen umzugehen.
Guck mal in den Thread "Bulimie - eine Suchtkrankheit", da geht es genau um diese Thematik.
Denn - eine Sucht hat immer zwei Seiten:
Sucht = "das Monster, dass einen am Leben hindert, krank macht, zerstört". bzw.
Sucht = "mein ÜBER-Lebenshelfer".
Ein Zwiespalt.
Wenn man den Leidensdruck, die Norm, die Moral und Abnormität einmal zur Seite lässt und es auf schlichtes Aufrechnen begrenzt, kommt man vielleicht auf Ideen, wie:
Die Sucht HILFT mir; denn ich kann damit - Gefühle betäuben, Abstand vom Alltag nehmen, ausgleichen, kompensieren, verdrängen, mich auf eine etwas unglückliche Art so etwas wie zweitweise "entspannen"; Druckabbau!
Fazit: Es ist meine Ausgleichs-Sucht, mein Kompensationsverhalten, meine Art zu ÜBER-leben. Und ob das nun ungesund ist und ob mein Sterbe-Risiko dabei steigt, ob mein Körper mit der Zeit krank wird - ob ich nun am Rauchen sterbe oder am übermäßigen Fressen, zu viel Alkohol, was auch immer -
wen interessiert's ?
Ja, das ist eine Seite, das Ganze zu betrachten - allerdings gibt es zu jeder immer auch ein Gegenstück. Denn am Ende der Pro/Contra-Rechnung, ob die Sucht nun hilft oder nicht, wird immer ein dickes fettes Minus stehen!
Denn die Sucht befreidigt IMMER NUR für den MOMENT! Fressen, Rauchen, Kotzen, Betrunkenheit oder im Rausch - wann hätte das jemals DAUERHAFTE Sicherheit spenden können? Geht es einem HINTERHER damit gut, kann man sagen, dass es einem wirklich geholfen hat, Lösungen zu finden?
Sucht ist Schein-Heiligkeit.
Schein-Sicherheit. Schein-Lösung.
Für einen Moment denkt man, man wäre "dem" entkommen - was nie etwas anderes ist, als "dem Leben". Aber eben nur für den Moment. Und so hilft es vielleicht in der Tat für einen Augenblick beim Über-Leben...
...aber niemals BEIM Leben. Dem "
leben", diesem Verb, das aussagt, dass man nicht nur existiert, sondern sich auch wahrnimmt und auskostet.
Egal, wie man es sich hindreht "och, das bisschen Kotzen wird mich schon nicht umbringen"; es ist und bleibt scheinheilig! Man versteckt sich, verdrängt, rennt weg - nur wer wegläuft, lebt nicht mit allen Sinnen und ist auch nicht "erfüllt" (höchstens ausgefüllt).
Der über-lebt höchstens, existiert, meinetwegen: Funktioniert.
Aber ist das Sinn und Zweck? Bist du ein Roboter?
...das Lebensziel sollte wohl eher "gelebt haben" sein, denn der Weg ist das Ziel.
Was bringt es dir an deinem Todestag, wenn du behaupten kannst, dass du nur immer brav funktioniert hast (eben mit einer passenden Ausgleichssucht, die aber gar nicht so schlimm ist. Sie hat dich beim gefühllosen Funktionieren schließlich immer unterstützt

).
Sucht ist auch immer
Sicherheit. Jede Art von Routine gibt Sicherheit. Allerdings, wie imer: Nur eine Scheinheilige!
Denn eine Routine kann zusammenbrechen. Äußere Umstände ändern sich, der Boden wird dir unter den Füßen weggezogen.
Das Einzige, dass man dir niemals entziehen kann - bist du dir selbst.
Nur für einen Menschen, immer zweifelhaft, grüblerisch, unsicher, schwankend - ist es unheinmlich schwer sich selbst Sicherheit zu geben. Damit hat JEDER Mensch zu kämpfen.
Und mancher denkt dann, er hätte die (Schein-)Lösung gefunden, denn zwanghafte Routine schützt, Sucht gibt Sicherheit. Naja, eben leider keine echte.
Denn die kann sich jeder nur selber geben.
Mal ehrlich - auch ich bin noch lange nicht so genügsam und selbstsicher, als dass ich das von mir behaupten könnte (Stichwort:
Innere Gewissheit),
aber ich habe es (und das sage ich nicht ohne Stolz

) zumindest geschafft die äußere Zwanghaftigkeit abzulegen, mir dessen bewusst zu werden und versuche zu lernen, damit umzugehen.
Denn wider aller Widersetzlichkeiten habe ich immer noch den Traum vom Leben, vom echten Leben, vom Glück und Zufriedenheit und Genügsamkeit. Und all das liegt IN mir, das kann ich nicht irgendwo suchen gehen in äußeren Umständen, diese Stärke muss man "nur" "ausgraben" und den eigenen Zweifel überwinden, immer immer wieder.
Und dabei hilft keine Sucht.
NIEMALS.
Und es geht nicht darum, dass du definierst, ob nun "süchtig bist oder nicht", ob das nun "echte Bulimie" ist oder nicht... es ist nur das Leben, mit dem du zu schaffen ist, jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder kennt diese innere Unsicherheit.
Und die einzige Lösung ist - beschäftige dich genau mit diesem Leben, mit dir selbst.
LASS ES ZU, versteck dich nicht hinter Sucht, lauf nicht weg.
Man könnte auch sagen:
Suche dir keine Strategien, um gut zu funktionieren (sprich: Ausgleichs-Verhalten, sprich: Sucht),
sondern verwende deine Energie darauf, dir selbst näher zu kommen (und nicht, dich vor dir selbst zu verstecken).
Yey, und damit ein Ende diesem Roman^^
Ich hoffe, das alles klingt nicht eingebildet oder überheblich - auch ich habe jeden Tag damit zu schaffen
Es ist nur meine persönliche Version eines Versuches, dieses menschliche Suchtverhalten zu verstehen und dahinter zu kommen
Liebe Grüße!
Wispy