#6
von AnnaJuliAnna
ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Bela.
Anfangs habe ich nur meine wirklich enge Freundin eingeweiht.
Als ich gesehen habe, dass sie versucht mich zu verstehen, dass sie sich zwar dafür interessiert, aber mich nicht verurteil, habe ich nach einiger Zeit den Mut gehabt auch weitere Freunde ein zu weihen.
Langsam weitet sich der Kreis von Menschen die Bescheid wissen.
Klar, jeder reagiert anders darauf.
Es gibt Leute, die sind echt geschockt und erst mal sprachlos und versuchen mir das irgendwie auszureden, sagen mir, dass ich sie immer anrufen kann, wenn etwas ist. Aber die Panik legt sich nach einiger Zeit, und sie lernen damit zu leben, so wie ich es tue. Mit dem Unterschied, dass sie mich immer wieder darauf aufmerksam machen, dass ich aufhören muss und helfen mir in der Hinsicht, dass ich immer wieder dran erinnert werde, dass es eben nicht normal ist damit zu leben.
Andere ignorieren die "Sache" und behandeln mich so, als gäbe es diese "Krankheit" nicht.
Was auch gut ist, denn ich sage bei der "Offenbarung" immer dazu, dass sie mich bitte nicht wie eine Aussätzige behandeln sollen, jetzt, da sie bescheid wissen, oder mich irgendwie mit Samthandschuhen behandeln sollen.
Das schlimmste war bei meiner Mutter.... und sie kann, obwohl sie es jetzt schon seit Jahren weiss, immer noch nicht wirklich damit umgehen, und immer, wenn ich versuche mit ihr darüber zu sprechen, komme ich mir vor, als wäre ich eine Fremde. Sie vermittelt mir das Gefühl absoluter Unsicherheit und gleichzeitigen Kontrollzwangs, was die Sache alles andere als leichter macht.
Ich habe immer den Drang sie einzuweihen, wenn es mir schlecht geht und ich einen Rückfall habe, und jedes mal bereue ich es danach. Was dazu geführt hat, dass ich jetzt, wenn es mir schlecht geht und ich zuhause sitze, alleine, und weine, und durch meine Telefonbuch klicke, weil ich das Bedürfnis habe mit jemanden darüber zu reden, einfach nur zu erzählen wie es mir geht, ohne Verurteilt zu werden, oder einer Bewertung der Momentanen Situation, dass ich meine Mutter immer überblättere und lieber alleine zuhause sitze, anstatt sie anzurufen.
Ich habe für mich entschieden, dass ich die Menschen um mich herum lieber zu früh als zu spät einweihe, da sie dann eher nachvollziehen können warum ich wie handle oder auch nicht. Und wer sich deswegen von mir abwendet, der ist es eh nicht Wert in meinem Leben zu sein.
Denn ob ich will oder nicht, ist es - zumindest im Moment - leider ein Teil meines Lebens.
Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern
Mut ist die Erkenntnis, dass es etwas Wichtigeres gibt als Angst.