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warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Mo Mär 28, 2011 16:50
von equilibre
bin erst seit kurzem in therapie und die frage nach moeglichen ursachen meines aktuellen verhaltens und denkens, warum um alles in der welt ich so drauf bin wie ich bin, so viel bloedsinn/ destruktives mach, beschaeftigt mich sehr .. u.a. hab ich vor kurzem folgendes auf einer website (http://web4health.info/de/) gefunden, was mir schon ein bisschen die augen geoffnet hat bzw worin ich mich wiedergefunden hab -
vielleicht ist es auch fuer jemanden von euch hilfreich, findet ihr euch wo wieder ? was meint ihr zu diesen punkten ?



"Es gibt eine ganze Reihe von Einflussfaktoren bei Essstörungen, die häufig in unterschiedlichen Kombinationen eine Rolle spielen.

- Die Fähigkeit zwischen Hunger und Sättigung und verschiedenen Gefühlen zu differenzieren wird in der frühen Kindheit gelernt. Psychische Störungen in der frühen Kindheit, traumatische Erlebnisse oder Vernachlässigung oder besondere Bedingungen im Elternhaus können dies negativ beeinflussen. Die Auswirkungen treten dann häufig erst deutlich später im Leben auf.
- Essstörungen treten häufig auf, wenn eine Person versucht ihr Gewicht unnatürlich zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Schlankheitsideale können daher einen Einfluss auf die Entwicklung einer Essstörung haben.
- Viele Menschen mit einer Essstörung können nicht normale körperliche Wahrnehmungen wie Hunger oder Sättigung spüren. Ihnen fehlt eine natürliche Kontrolle ihres Essverhaltens. Solche Menschen werden leichter in den Sog von Essstörungen gezogen, besonders wenn sie das Essen (oder Hungern) als Methode zum Unterdrücken von belastenden Gefühlen oder fehlenden Problemlösungen anwenden und somit vor einer eigenverantwortlichen konstruktiven Herangehensweise flüchten.
- Sowohl Überessen wie auch Fasten kann das Belohnungs- und Drogenzentrum des Gehirn stimulieren. Essstörungen haben daher die gleiche Wirkung im Gehirn wie Alkoholismus oder Drogenkonsum. Es spielen auch die gleichen Persönlichkeitsmerkmale, die einen Einfluss bei Alkohol-oder Drogensucht haben, eine Rolle.
- Die Persönlichkeitsmerkmale, die zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Essstörungen führen, sind z.T. in Form einer biologischen Veranlagung mit angeboren. Suchtprobleme oder Affektive Störungen (Depressionenetc) finden sich daher gehäuft bei Angehörigen. Dies heisst aber nicht, dass nun zwangsläufig bei einer familiären Belastung eine entsprechende Störung auftritt. Vielmehr ist ein Zusammenwirken von biologischen und psychologischen Faktoren für die Entstehung und Entwicklung verantwortlich.
- Persönlichkeitsmerkmale wie die Tendenz ständig anderen Menschen gefallen zu wollen und eine niedrige Kompetenz eigene Wünsche zu äußern und durchzusetzen; das Bedürfnis unangenehme Gefühle und Anspannungen oder Ängste zu betäuben; Ängste, Depressionen und geringes Selbstwertgefühl; Perfektionismus oder Zwanghaftigkeit oder Störungen der Impulskontrolle.
- Kinder von übergewichtigen Eltern und Eltern mit einem übertriebenem Interesse für Schönheit oder Körper (z.B. Sportler) entwickeln häufiger Essstörungen. Auch Erwartungen der Familie und unsichere Familienumstände (s*x**ll*, emotionale oder körperliche Gewalt) können das Risiko deutlich erhöhen."


"Gibt es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die eher zu Essstörungen führen?

Es gibt einige recht typische Persönlichkeitsmerkmale bei Patientinnen mit Essstörungen, man kann dies jedoch sicher nicht verallgemeinern. Aber einige dieser Aspekte werden als sogenannte individuelle Vulnerabilitätsfaktoren von Experten angesehen. Das bedeutet, dass bei Vorhandensein solcher Faktoren ein gegenüber anderen Menschen erhöhtes Risiko für die Entwicklung und schwereren Verlauf einer Essstörung besteht.
Wenn ein Mensch mit solchen Persönlichkeitseigenschaften in einer entsprechenden sozialen und kulturellen Umgebung aufwächst, in der Schlankheit bzw. Diäten eine besondere Rolle spielen, wird es wahrscheinlicher sein, dass sie (oder er) sich in Diäten oder gestörtes Essverhalten flüchtet, wenn existientielle Schwierigkeiten oder besondere Belastungsfaktoren im Leben hinzukommen. Dies kann dann zu einem Abgleiten in eine Essstörung beitragen.
Man kann daher sagen, dass eine Person ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Essstörung hat, wenn:

- er/ sie ein geringes Selbstbewustsein hat
- er/sie keine Identitätsgefühl oder Selbstwertgefühl hat
- er/sie kein Vertrauen in sich selbst oder anderen Menschen hat
- er/ sie kein Gespür oder Wahrnehmung von Gefühlen hat
- er/sie perfektionistische Wesenszüge oder Ansprüche hat
- er/sie zu Extremen neigt (alles ist weiss oder schwarz / gut oder böse)
- er/sie keine Kompromisse oder Zwischenlösungen kennt
- er/sie hat impulsive oder zwanghafte Verhaltensprobleme, versucht Monotonie zu vermeiden
- er/sie neigt dazu, zuviel Wert auf Gewicht oder körperliche Fittness und Aussehen zu legen

Wenn ein Mensch drei oder mehr von diesen Persönlichkeitseigenschaften aufweist und mit radikalen Diäten beginnt, geht sie oder er ein erhöhtes Risiko ein, eine Essstörung zu entwickeln. Auch wenn zunächst vielleicht Selbstachtung und Willen kurzfristig verbessert erscheinen, da man sein Gewicht "unter Kontrolle" zu haben scheint, so wird doch langfristig das Scheitern vorprogrammiert bleiben.
Einige dieser Persönlichkeitsmerkmale erhöhen leider auch das Risiko für die sogenannten Suchterkrankungen, wie Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit - aber auch andere exzessive (nicht stoffgebundene) Süchte und Verhaltensextreme."

Re: warum bloß ? suche nach ursachen

Verfasst: Mo Mär 28, 2011 17:10
von joliana
wenn ich das so lese, kommt es mir sehr bekannt vor... aus büchern, reportagen etc. und ich glaube, auf viele menschen mit essstörungen treffen diese merkmale tatsächlich zu.

bei mir ist das immer so eine sache. ich habe keine richtige tiefenpsychologische ursache für meine bulimie, und ich bin eigentlich ein glücklicher mensch. ich wurde als kind eine zeit lang gemobbt und war als jugendliche übergewichtig, das sind die einzigen negativen erlebnisse, die ich da irgendwie damit verbinden könnte... diese dinge waren belastend für mich, aber ich habe sie schon lange überwunden, und ich meine, wer wurde als kind nicht gemobbt?

bei mir trifft zu:
- unnatürliche gewichtsreduktion (in form von diäten, bei denen ich relativ wenig gegessen habe oder es versucht habe)
- überessen = stimulation... das regelrechte "fressen" hat bei mir in der pubertät begonnen, das war denke ich eine kombination aus schilddrüsenüberfunktion und hormonschub. und seitdem esse ich eigentlich nicht mehr normal.

und das mit dem selbstbewusstsein, naja. ich habe mich nie minderwertig gefühlt. natürlich war ich in meinem körper unglücklich und fühlte mich zu dick, aber ein geringes selbstbewusstsein wird mir niemand bestätigen...

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 7:45
von mary jane
ich finde man kann in so einem forum auch sehr gut herauslesen, dass vieles einfach sehr zutreffend ist!!
ich erkenne mich sehr sehr in dem wieder!
Wenn ein Mensch drei oder mehr von diesen Persönlichkeitseigenschaften aufweist und mit radikalen Diäten beginnt, geht sie oder er ein erhöhtes Risiko ein, eine Essstörung zu entwickeln.
:shock: so gut wie alles!

wenn alle stricke reissen... wenn da niemand ist, der einen auffaengt, dann schlaegt die ES zu wuerde ich sagen.

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 7:55
von kleinerStern
Ich kenne mich auch sehr in dem wieder... eig. trifft sogar fast alles zu...

Vor allem das mit der normalen Wahrnehmung von Hunger und Sättigung... ich glaub das war dann DER Auslöser für die ES bzw. es hat sich schon immer abgezeichnet, dass ich einfach nicht normal essen kann...
Und das mit wenig Selbstbewusstsein und Perfektionismus auch.. aber ich denke das haben fast alle Personen mit ES...

Irgendwie erstaunlich ich bin wie aus dem Bilderbuch für ESPrädestinierte :shock:

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 8:26
von mary jane
kleinerStern hat geschrieben: Irgendwie erstaunlich ich bin wie aus dem Bilderbuch für ESPrädestinierte :shock:
ja ich auch! :wink:
aber es hat ja auch gruende warum man so wird... ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich persoenlichkeitseigenschaften sind... oder besser gesagt, diese wurden durch die art und weise wie man aufwuchs und durch die erfahrungen ja verstaerkt.
[x] er/ sie ein geringes Selbstbewustsein hat
[x] er/sie keine Identitätsgefühl oder Selbstwertgefühl hat
[x] er/sie kein Vertrauen in sich selbst oder anderen Menschen hat
man wird doch nicht so geboren bzw normalerweise entwickelt man selbstwertgefuehl und vertrauen in der kindheit...

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 13:28
von equilibre
joliana hat geschrieben:ich habe keine richtige tiefenpsychologische ursache für meine bulimie, und ich bin eigentlich ein glücklicher mensch. ich wurde als kind eine zeit lang gemobbt und war als jugendliche übergewichtig, das sind die einzigen negativen erlebnisse, die ich da irgendwie damit verbinden könnte... diese dinge waren belastend für mich, aber ich habe sie schon lange überwunden, und ich meine, wer wurde als kind nicht gemobbt?

bei mir trifft zu:
- unnatürliche gewichtsreduktion (in form von diäten, bei denen ich relativ wenig gegessen habe oder es versucht habe)
- überessen = stimulation... das regelrechte "fressen" hat bei mir in der pubertät begonnen, das war denke ich eine kombination aus schilddrüsenüberfunktion und hormonschub. und seitdem esse ich eigentlich nicht mehr normal.

find ich toll dass du so klar weißt welche ursachen es bei dir hatte/ hat :) ! ist dir das durch eine therapie bewusst geworden oder/ und anderswo/ auf andere weise ?

ja, wer wurde als kind schon nicht gemobbt bzw hat aehnliche erfahrungen gemacht .. zumindest im ansatz hat das bestimmt jede/r erlebt - nur was es in einem ausloest kann ganz unterschiedlich sein, kommt drauf an wie stark das selbstbewusstsein/ selbstwertempfinden zu der zeit ist, das sonstige (auffang)netz das einen umgibt, erlebnisse in der fruehen kindheit usw. je nachdem ist es fuer die/ den eine/n mehr oder weniger schlimm/ traumatisierend etc ..


mary jane hat geschrieben: wenn alle stricke reissen... wenn da niemand ist, der einen auffaengt, dann schlaegt die ES zu wuerde ich sagen.
womoeglich. aber da frage ich mich auch, warum dreht es sich grad ums essen ? warum ist es nicht der alkohol geworden oder eine andre droge ? und da koennte man bestimmt auch ursachen oder "unguenstige" geschehnisse in der kindheit, der erziehung, dem familiaeren umfeld finden, glaub ich.
mary jane hat geschrieben:man wird doch nicht so geboren bzw normalerweise entwickelt man selbstwertgefuehl und vertrauen in der kindheit...
man wird nicht damit geboren, nein, die entwicklung des selbstwertgefuehls/ "urvertrauens" wird enorm dadurch gepraegt wie die eltern oder erziehenden mit dem kind umgehen, und was es sonst noch erlebt.
auf wikipedia hab ich folgendes dazu gefunden:

"Die Basis für einen sicheren Umgang mit sich und der Umwelt hängt eng mit dem Selbstvertrauen und dem Selbstwertgefühl zusammen. Die Selbstsicherheit bildet sich im Laufe der kindlichen Entwicklung aus:
- über das Erzielen von Wirkungen – insbesondere von jenen, die beim Kind zu angenehmen, positiv erlebten Gefühlen führen;
- das Erhalten von Wertschätzung und Anerkennung (als besondere Form sozialer Wirkung);
- dem Identifizieren mit wichtigen Bezugspersonen, die selbst die nötige Selbstsicherheit haben und auf das Kind positiv reagieren;
- in der späteren Entwicklung durch eine Balance zwischen erlebter Freiheit und der Verbundenheit zu Bezugspersonen.

Neben der im Laufe der Entwicklung wichtigen Faktoren zu einem gesunden Selbstwertgefühl, nennt der Psychologe Nathaniel Branden für "Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls" folgende Bedingungen:

- Bewußtes Leben
- Selbstannahme
- Eigenverantwortliches Leben
- Selbstsicheres Behaupten der eigenen Person
- Zielgerichtetes Leben
- Persönliche Integrität

Authentische Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl ist nach der Meinung Brandens weitgehend abgekoppelt von der Rückmeldung eines Gegenübers.


Der Einfluss des Selbstwertgefühls auf die übrigen Lebensbereiche sei geringer als allgemein vermutet, legen empirische Studien nahe: Die schulischen Leistungen, das Aussehen, die Beliebtheit bei anderen, die Konfliktfähigkeit und die Selbstbehauptung gegenüber den Gemeinheiten anderer würden nicht mit dem Selbstwertgefühl korrelieren. Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl von 9- bis 13-Jährigen und ihrem späteren Alkoholkonsum im Alter von 15 Jahren festgestellt."




zu selbstbewusstsein folgendes:

"Umgangssprachlich wird Selbstbewusstsein meist als positives Wertgefühl einer Person oder einer Gruppe in einem sozialen Wertkontext verstanden. Hohes Selbstansehen gilt demnach als großes Selbstbewusstsein. Es ist immer auf einen Werthorizont und – in anerkennender oder nicht anerkennender Weise – eine wertende Umgebung bezogen: Im ersten Fall wird das Selbstbewusstsein durch Eigenschaften und Fähigkeiten bestimmt, die den jeweils allgemein geltenden Wertvorstellungen in mehr oder minderer Weise entsprechen; selbstbewusst ist, wer sich im Hinblick auf diese anerkannt fühlt. Selbstbewusst sein meint hier ein für gewöhnlich vorkritisches soziales Selbstwertgefühl, das man hat oder nicht und das durch Aneignen sozial erwünschter Eigenschaften (wie Kollektivbewusstsein, Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit) oder Fähigkeiten gesteigert oder im Fall des Misslingens verringert werden kann. Als in besonderem Maße selbstbewusst gilt aber auch gerade derjenige, der sich als Individuum der wertkonformen Gruppe gegenüberstellt."


selbstbewusstsein ist auch erlern- bzw. steigerbar, durch persoenlichen erfolg zb:

"Persönliche Erfolge und positive Verstärkung können ganz unterschiedlich sein, beispielsweise findet man sie im privaten sozialen Bereich eines Menschen (Erfolg durch Anerkennung in Beziehungen, Partnerschaft etc.) oder im (sozialen) Bereich wie Beruf (eindrucksvolle Schulnoten oder wissenschaftliche Publikationen, Gewinn etc.). Allgemein lässt sich jedenfalls sagen, dass Erfolg mit gleichzeitiger Anerkennung zur Prägung des Selbstbewusstseins führt. Parallel dazu ist außerdem festzustellen, dass mit Erfolg gleichzeitig auch Verantwortung wachsen kann, da es zum Beispiel bei Erfolg zum Wachsen der Erwartungshaltung der Umwelt kommen könnte."



ich hab auf der selben seite (jene meines anfangsbeitrages) einen text gefunden, der auf die frage antwortet, wie man seinen kindern helfen kann, damit die wahrscheinlichkeit dass sie eine essstoerung entwickeln gering bleibt .. folgendes steht dort:

"Eltern können ihren Kindern helfen, ein richtiges Gefühl fuer ihren Hunger zu entwickeln. Sie können dem Kind helfen, seine momentanen Gefühle zu erkennen. Z.B. sollten Sie dem Kind nur etwas zu essen geben, wenn es auch wirklich Hunger hat. Nahrung sollte nie als Belohnung oder Trost irgendeiner Art benutzt werden.
Es ist wichtig, auf das Kind zu hören, um seine Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen, aber das bedeutet nicht, daß das Kind immer genau das erhalten sollte, was es gerade wünscht. Es gehört auch dazu, dass ein Kind mit Frustrationen oder anderen negativen Gefühlen und Spannungen umzugehen lernt. Das Kind sollte immer nur so viel esen, dass es keinen Hunger mehr hat und dann aufhören zu essen.
Zwingen Sie ein Kind nie zu essen. Belohnen Sie Ihr Kind nicht mit Nahrung und bestrafen Sie es auch nicht, indem Sie ihm Nahrung verweigern. Vermeiden Sie es möglichst, dem Essen eine übertrieben grosse Bedeutung beizumessen. Vielmehr sollte Essen der Nahrungsaufnahme bzw. Sättigung des Hungers dienen. Genuss oder Kommunikation innerhalb der Familie sollte anderweitig erfolgen und nicht direkt mit den Mahlzeiten verknüpft werden. Bieten Sie ihrer Familie möglichst ausgewogene Nahrung an, d.h. keine Massen an Süssigkeiten oder Kuchen.
Die Grundlage für eine Essstörung wird häufig während der ersten Lebensjahre des Kindes gelegt, aber die Entwicklung setzt sich weiter fort.
Die Umwelt des Kindes muss während dieser Periode auf die wahren Gefuehle des Kindes regieren. Nur dann kann das Kind lernen, bestimmt Information zu verarbeiten und zu verstehen. Bevor ein Kind das nicht gelernt hat, kann es auch nicht zwischen seinen Beduerfnissen und Impulsen unterscheiden. Wenn Kinder das nicht lernen wachsen sie auf, ohne zwischen biologischen und emotionalen Erfahrungen unterscheiden zu können. Häufig fuehlen sich solche Menschen durch äussere Anlässe kontrolliert.
Wenn die Mutter (oder die Person, die sich um das Kind kuemmert) Essen anbietet, wenn das Kind Hunger verspuert, so lernt es nach und nach, das echte Hunger Gefuehl zu verstehen und es von anderen Gefuehlen abzugrenzen. Wenn die Reaktionen der Mutter hingegen inadäquat sind und sie das Kind vernachlässigt, es uebermässig beschuetzt oder ihm alles erlaubt dann wird das ein grosses Durcheinander werdern. Wenn das Kind grösser wird, wird es nicht fähig sein, zwischen Hunger und Befriedigung (Sättigungsgefuehl) oder zwischen Hunger und anderen unangenehmen Gefuehlen oder Anspannung unterscheiden zu können."

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 19:54
von joliana
equilibre hat geschrieben:find ich toll dass du so klar weißt welche ursachen es bei dir hatte/ hat :) ! ist dir das durch eine therapie bewusst geworden oder/ und anderswo/ auf andere weise ?

ja, wer wurde als kind schon nicht gemobbt bzw hat aehnliche erfahrungen gemacht .. zumindest im ansatz hat das bestimmt jede/r erlebt - nur was es in einem ausloest kann ganz unterschiedlich sein, kommt drauf an wie stark das selbstbewusstsein/ selbstwertempfinden zu der zeit ist, das sonstige (auffang)netz das einen umgibt, erlebnisse in der fruehen kindheit usw. je nachdem ist es fuer die/ den eine/n mehr oder weniger schlimm/ traumatisierend etc ..
hm, nein, eigentlich bin ich gar nicht sicher welche ursachen die ES bei mir hat. aber mir fallen nur diese punkte ein die ich oben genannt habe... erstens dass ich seit der pubertät viel mehr gegessen habe, und dadurch gewöhnt war regelrecht zu "fressen" und auch oft dadurch blöden situationen zu entfliehen... und zweitens dass ich mein abnehmen sehr radikal angegangen bin, meine krassen essenspläne gar nicht einhalten konnte und so über diese wut auf mich selbst und das dünner-werden-wollen zum kotzen gekommen bin...
aber was "tieferes" gibt es da nicht, glaube ich.
deswegen weiß ich nicht ob eine therapie mir viel helfen würde. ich habe ja gar nichts aufzuarbeiten.

und zum thema mobbing: ja, das denke ich auch, dass es darauf ankommt, wie man "aufgefangen" wird. ich hatte eben probleme mit zwei oder drei leuten, die mich immer geärgert haben. aber ich hatte auch freunde und schon immer eine tolle familie. natürlich hat mich das damals belastet, aber ich glaube nicht, dass es bleibende schäden hinterlassen hat. (vor allem weil mir schon bald klar wurde, wie arm meine damaligen peiniger doch eigentlich sind und wie viel mehr ich im gegensatz zu ihnen habe)

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Di Mär 29, 2011 20:54
von Pustekuchen
joliana hat geschrieben:aber was "tieferes" gibt es da nicht, glaube ich.
deswegen weiß ich nicht ob eine therapie mir viel helfen würde. ich habe ja gar nichts aufzuarbeiten.
Also ich weiß nicht, ob du dich da nicht ein bisschen anschwindelst? Nicht böse gemeint, aber ohne Grund entwickelt niemand eine Essstörung! Es sind zwar bei allen ganz verschiedene Gründe, und manch einer reagiert eben sehr sensibel auf Sachen, die in der Kindheit passieren. Da kann es auf den ersten Blick wohl schon so aussehen, als wäre die Kindheit "ganz normal" verlaufen. Aber niemand mit gesunder Psyche versucht so radikal abzunehmen (wie du schreibst) und ist dann, weil er strenge Essenspläne nicht einhält, so wütend auf sich, dass er kotzen anfängt!

Ich verstehe natürlich, dass es seeehr viel Überwindung kostet, in Therapie zu gehen, aber ich würde dir das wirklich empfehlen. Anfangs dachte ich auch, dass ich essgestört geworden wäre, weil ich einen Sport betrieben habe, bei dem es auch sehr viel ums Aussehen und die Figur ging, und mich die Trainer das ein oder andere Mal angesprochen haben, ich sollte doch abnehmen.
Aber nach 2 Therapeutinnen und 2,5 Jahren Therapie weiß ich jetzt, dass so viel mehr dahintersteckt.

Liebe Grüße

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Mi Mär 30, 2011 8:51
von ballerina_00
@ joliana

Ich habe zuerst auch versucht (bzw.versuche es noch immer) krankhaft abzunehmen!
Am Anfang hab ich einfach weniger gegessen hab versucht mir einen eigenen Essens-Plan zurecht zulegen - und dann hat die kotzerei angefangen... Dachte mir wahrscheinlich das es somit "schneller" zum Gewichtsverlust kommt...
Hab auch zwischendurch Erfolg damit gehabt, nur jetzt zipfen mich diese FA´s so extrem an !
Ich will noch immer abnehmen (nicht sehr viel aber dennoch...), aber jetzt ist irgendwas in meinem Kopf das mich eben zwingt alles zu essen worauf ich gerade Lust habe (obwohl ich eig.keinen Hunger habe) und dann stopfe ich das alles in mich rein und MUSS erbrechen...
Täglich schon ... will das nicht , aber kann zurzeit irgendwie nichts dagegen unternehmen.

Dabei möchte ich doch nur ein *kg´s weniger haben.. aber ohne BULIMIE!!
Wie ist es bei dir so ?
Hast du täglich bzw. wie oft hast du FA´s ?

LG

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Mi Mär 30, 2011 15:55
von joliana
@Pustekuchen:

ich weiß das alles. aber ich finde bei mir keinen grund. ich habe schon immer eine glückliche familie, keine in der nur die fassade aufrechterhalten wird, sondern eine wirklich glückliche. ich habe einige gute freunde und viele, nennen wir sie mal "freunde und bekannte". ich führe eine tolle beziehung. im studium läuft es gut, ich stresse mich manchmal zu sehr rein, aber meistens ist es eine gute atmosphäre. geld-, existenz-, sonstige ängste habe ich auch nicht.
und wie gesagt, das einzig schlimme, was ich so erlebt habe, war gemobbt zu werden.

wenn ich fresse, dann entweder, weil mich die langeweile erdrückt. oder weil ich irgendeiner situation entfliehen kann - zB streit mit meinem freund, keine lust auf lernen... aber es ist nie etwas, das mich quasi von innen her auffrisst.

mir fehlt nichts, und das ist das große problem, weil ich mir das so nicht erklären kann. ich wollte unbedingt abnehmen, habe mich da irgendwie zu sehr hineingesteigert, habe angefangen "ab und zu" zu kotzen, und dann auf einmal war es eine sucht.

eine ausgeglichene und ruhige person bin ich weder äußerlich noch innerlich. ich bin sehr emotional und fühle mich oft von unsinnigen dingen persönlich angegriffen - wie zB wenn eine freundin mir freundlich sagt, dass sie findet, dass mein friseur seine sache nicht so gut gemacht hat. oder wenn ich eine aufgabe nicht lösen kann. aber das liegt in meiner persönlichkeit, und ich könnte mir nichts vorstellen, das mich dazu gemacht hat... ich war schon von kind auf so - besserwisserisch, große klappe, empfindlich und habe mich schnell in dinge reingesteigert. ein bisschen verzogen bin ich wohl. aber das lässt sich ja wohl nicht "wegtherapieren".


@ballerina:
naja, wenn du schreibst, du willst "noch ein bisschen" abnehmen, dann ist das schon mal der erste punkt, wo ich nachhaken würde. ich will da wirklich nichts sagen, ich weiß, wie schwer es ist, sich so zu akzeptieren wie man ist. bei mir ging das auch erst schritt für schritt: von "ich will dünn sein" zu "ich will noch ein *kg abnehmen" zu "mein bauch muss weg" zu "ich mag mich so, wie ich bin". es ist ein langer weg... aber ich glaube, so lange man abnehmen will, kann man die bulimie nicht richtig loslassen. denn meiner meinung nach ist einer der wichtigsten punkte, um gesund zu werden, ein geregeltes und gesundes essverhalten. und das ist nun mal nicht so gegeben, wenn man abnehmen und somit nie seinen tagesverbrauch essen darf.
ich habe in den fast 4 jahren bulimie die ersten 3 1/2 jahre ungefähr 2x pro woche einen FA gehabt, manchmal mehr (selten weniger). seit ein paar monaten habe ich angefangen, wriklich gegen die krankheit zu kämpfen... dh, ich esse genug und geregelt, und ich versuche auch nach FAs nicht zu kotzen (das ist um einiges schwerer als das erste ;)). auf die weise war ich mal 2 monate komplett "clean", und zur zeit habe ich ungefähr alle 3 wochen einen FA. das soll natürlich auch noch weniger werden...

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Mi Mär 30, 2011 16:32
von equilibre
joliana hat geschrieben:
denn meiner meinung nach ist einer der wichtigsten punkte, um gesund zu werden, ein geregeltes und gesundes essverhalten. und das ist nun mal nicht so gegeben, wenn man abnehmen und somit nie seinen tagesverbrauch essen darf.
hoffe es verstoeßt nicht gegen irgendeine regel, was ich das jz schreibe, aber wo hast du das her dass man nie seinen tagesverbrauch essen "darf" wenn man abnehmen will ? ..
denn gesunde abnehm-methoden basieren darauf dass man seinen tagesverbrauch (tagesumsatz) auf jeden fall essen soll, also ein bisschen ueber dem persoenlichen "grundumsatz", sowie auf jeden fall regelmaeßig, und das taegliche kaloriendefizit durch sport verstoffwechseln sollte. so nimmt man auf die gesuendeste weise ab, ruiniert sich nicht den stoffwechsel und baut mehr koerperfett als muskelmasse ab. in der theorie eigentlich recht einfach .. wenn man das konsequent durchzieht kann man nach 1 monat schon veraenderungen bemerken (am besten messung mit koerperfettwaagen) ..

Re: warum ? suche nach ursachen

Verfasst: Mi Mär 30, 2011 17:54
von joliana
ok, das ist mir neu. ich kenne es eben nur so, dass man nicht seinen tagesverbrauch isst. und sport zusätzlich zur fettverbrennung.

trotzdem ist es natürlich blöd, wenn man gleichzeitig abnehmen und die bulimie hinter sich lassen will. denn ein symptom der bulimie ist ja die fixierung auf das gewicht bzw eigentlich auf die waage. und das ist ja eigentlich immer mit dem abnehmen verbunden - außer man ist stark ÜG und muss aus gesundheitlichen gründen abnehmen, dann dürfte man es von selbst merken...