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Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Mi Feb 23, 2011 14:35
von erinwentmad
Jeden abend, wenn ich ins Bett gehe nehme ich mir vor, dass morgen alles anderst wird... Jeden morgen hoffe ich, dass ich heute einen Neubeginn schaffe, um es dann wieder nicht zu schaffen..

Ich habe seit fast 10 Jahren eine ES und mittlerweile den Punkt erreicht, wo ich nicht mehr so weiter machen kann, und dennoch nicht weis wie. Bereits vor Jahren habe ich realisiert, dass ich krank bin und erkannt, dass mir diese Krankheit Lebensqualität und Kraft raubt und ich ohne die ES glücklich sein könnte.

Meine Mama ist im Sommer verstorben, seither ist so ziemlich alles aus dem Ruder gelaufen. Die erste Zeit war ich so traurig und verschlossen, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie mir alles über den Kopf wuchs. Noch jetzt kann ich mit dem Tod schwer umgehen und habe noch immer viele Tage an denen ich niemanden sehen will, sondern allein sein und alles ausk***** will. Ich fühle mich so traurig und leer, dass essen zumindest auch eine Ablenkung und ein Zeitfüller ist, auch wenn es mir danach nur schlechter geht.

Generell fällt es mir sehr schwer über die ES zu sprechen, daher weis es auch kaum jemand oder sie ignorieren es einfach. In meinem Studienort ist meine Therapeutin mein einziger Gesprächspartner bezüglich der ES, da ich mich schähme und es Freunden nicht erzählen kann. Ich fühle mich hier sehr einsam und unverstanden, was die Situation natürlich nicht verbessert. Zudem bin ich in meinem letzten Semester und sollte mein Studium im Juni abschließen, was bedeutet dass ich sehr unter Druck stehe. All diese Dinge überfordern mich im moment, doch ich habe das Gefühl ich muss mich durchbeißen, da ich sonst Menschen enttäuschen würde..

Die letzten Monate ist es so schlecht geworden, so dass ich gesundheitliche Probleme habe, mein Konto bis zur Gänze überzogen ist und sehr unglücklich bin.

Ich weis ich muss mein Leben ändern und ich will mein Leben ändern, doch irgendwie weis ich nicht wie und mit welcher Kraft.

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Mi Feb 23, 2011 15:40
von Zitrone
Liebe erin

Es tut mir sehr Leid, diese Dinge zu lesen..!


Ich lebe genau nach dem gleichen Muster: "Alles wird anders, morgen gibt es einen Neuanfang" blabla..aber das wird nie funktionieren..es gibt nicht alles oder nichts..!
Ich glaube, man muss einfach versuchen, in kleinen Schritten zu denken...im Kleinen versuchen, etwas zu verändern..jeden Tag..
Man kann nicht von einem Tag auf den anderen alles verändern!
Aber es ist schwer, das einzusehen..vor allem wenn man jahrelang nach dem selben Muster gelebt hat.

Vielleicht würde es dir helfen, wenn du dir jeden Abend einige Dinge aufschreibst, die dir gut gelungen sind, die dich gefreut haben, seien es noch so kleine Dinge..einfach den Blickwinkel verändern, nicht immer nur das sehen, was schlecht lief, wo du gescheitert bist.

Das mit deiner Mutter tut mir unsagbar Leid!!! :( Vielleicht kann ich dich ein bisschen verstehen..mein Vater ist schwer krank..habe auch häufig das Bedürfnis allein zu sein, in Ruhe gelassen zu werden und kann die Situation einfach nicht fassen...
All diese Dinge überfordern mich im moment, doch ich habe das Gefühl ich muss mich durchbeißen, da ich sonst Menschen enttäuschen würde..
Was glaubst du denn, wen du enttäuschen würdest?? Das Wichtigste ist doch, dass du zu dir selber schaust, für dich selber gut sorgst und tust, was DIR gut tut...(na ja..wieder mal einfacher gesagt als getan...)

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Mi Feb 23, 2011 16:42
von jeany
Hallo meine Liebe

Auch ich bin immer wieder traurig wenn ich solche Einträge lese,da ich mich dann selber wiedererkenne vor ein paar Jahren.
Heute bin ich Ehemalig aber unheilbar Krank durch die Folgeerscheinungen.

Aber das ist ein anderes Thema..Ich geb dir ein paar Anstöße warum du weiterkämpfen solltest..

-Hol dir die Kraft deiner Mama sie gibt sie dir ...du musst sie nur Annehmen.
-Fange wieder an an dich und das was du tust zu glauben
-Lass deine Mama in dir weiterleben
-Fang endlich an zu kämpfen

Ich weiß nicht ob dir das wirklich weiterhilft aber ich weiß das es ein Leben ohne ES gibt und das es einfach wunderschön sein kann..aber es liegt auch allein in deiner Hand was du aus deinem Leben machst..wenn du weiter in deiner Traurigkeit und Einsamkeit versinkst rutschst du immer tiefer..

Das hätte deine Mama nie gewollt sie würde dir jetzt in den PO treten und sagen..Hey Fräulein ich habe dich nicht auf die Welt gebracht damit du dich umbringst...zeig mir wie stark du bist..zeig mir was in dir steckt..zeig mir meine kleine Tochter mit der ich so viel erlebt habe..

Ich bin nicht wirklich weg..ich bin nur nicht mehr zu sehen aber du kannst mich spüren wenn du es zulässt ich werde immer da sein egal wo du auch bist..und wir werden uns wiedersehen wenn die Zeit dafür da ist..nicht jetzt und auch nicht in den nächsten Jahren..denn wenn du dich selber zugrunde richtest dann sehen wir uns nicht wieder..

Das würde sie zu dir sagen..

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Do Feb 24, 2011 0:00
von erinwentmad
Liebe zitrone

ich weis, dass ich nicht alles von heut auf morgen aufhören kann, auch wenn es mein größter wunsch ist.. leider sind kleine erfolge oft so frustrierend, was du bestimmt auch selbst weist..

es geht einen tag gut, und ich bin auf einem höhenflug - doch am nächsten tag braucht es nur eine kleinigkeit, wie ein nicht so gutes prüfungsergebnis, und ich bin schon wieder drin... Ich versuche "Fallen" zu meiden, indem ich auf der Uni und nicht allein zu Hause lerne, ohne Geld in die Stadt gehe, etc, doch auch das funktioniert oft nicht.

ich glaube mein größtes problem ist, dass ich die ES verwende um aufgestaute Gefühle abzubauen...

Jeany, glaubst du nicht, dass ich mir jeden Tag bewusst bin, dass meine Mama sich gewünscht hat, mich gesund zu sehen? Kannst du dir vorstellen, wie belastend dieses schlechte Gewissen und Schuldgefühle sind? Da ist wohl ein "tritt in den Po" nicht angebracht.

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Do Feb 24, 2011 6:03
von jeany
Du musst kein schlechtes Gewissen haben und Schuldgefühle das du krank geworden bist...und JA ICH WEISS WIE ES IST:::
Aber man kann auch eben in diesen Dingen versinken und sich immer weiter in seinem Selbsthass und Anschuldigungen verkriechen..So kommt man nie aus dem Teufelskreis..Es liegt ganz allein an einem selber ...man kann von vielen Seiten unterstützt werden aber die Hauptaufgabe liegt bei uns selber...Keiner kann uns den Kampf und die Last abnehmen..

Das deine Mutti nicht mehr da ist ist schlimm aber es gibt nur zwei Dinge die du tun kannst..daran kaputt gehen oder weiterleben und das beste daraus zu machen..Ich weiß das du jetzt vielleicht die Augen rollst und meinst ich könnte das nicht nachempfinden..aber da liegst du falsch..

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Do Feb 24, 2011 20:22
von erinwentmad
Sei mir nicht bös, aber du stellst es da als ob ich nur dasitz und mich der ES hingebe..

Ich sag, ich habe Tage wo ich nicht mehr kann und mag, aber jeden Tag versuch ich dass es gut geht und ich nicht k****. Ich geh regelmäßig zu meiner Therapeutin und beginne jetzt zu einer betreuten Selbsthilfegruppe zu gehen, das ist nicht nichts. Im gegenteil, es ist anstrengend und mühsam, denn an manchen Tagen will ich nicht reden und muss.

Und trotzdem bin ich immer wieder traurig und verlier meine Motivation, hab das Gefühl dass ich die ES nicht loswerde oder weis nicht wie, aber ich DARF manchmal verzweifeln und ich BRAUCHE es manchmal für mich allein zu sein.

Jeder der kämpft, ist mal erschöpft und hat keine Kraft, jemand der aufgibt beginnt nicht einmal zu kämpfen, doch Druck ist bestimmt nicht der Weg zum Ziel.

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Do Feb 24, 2011 20:32
von jeany
Ich merke das wir total aneinander vorbeireden..ich wollte dich nicht unter Druck setzten oder hinstellen als ob du nichts tust ich wollte eher motivieren aber ich glaube ich klinke mich hier aus weil wir uns nicht verstehen sondern aneinander vorbei reden sorry wollte nur helfen..

Re: Jeder Tag, ist der letzte...

Verfasst: Do Feb 24, 2011 22:25
von erinwentmad
du hast recht, wir reden aneinander vorbei, doch ich wollte dich auch nicht zum ausklinken bringen..

Ich hab einfach eine schei* woche und bin sehr unter druck, da ich momentan wichtige prüfungen schreibe und mich das stresst.. und stress ein auslöser für FA's ist.. helfen würden mir tipps, wie ich mich wieder beruhigen kann in den Momenten, wo ich mir einfach nur alles in den Mund stopfen will... Ich versuche mir manchmal bewusst zu machen, dass wenn ich jetzt esse ich danach auf Klo gehe, doch manchmal geht alles so schnell, dass ich wie mechanisch alles mache und ich nicht einmal nachdenke was ich tue...