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Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 07, 2010 0:03
von snow white
Hallo zusammen!
Mmh also in der Krankheit stecke ich nun seit gut zwei Jahren, habe meine im Juni eine neue Therapie angefangen und der Psychiater da hat mir zum ersten Mal richtig bewusst gemacht, wie ich jedes Mal wenn ich einen Essanfall mit anschliessendem Erbrechen habe, Unmengen von Geld verschwende. Seitdem versuche ich jeden Essanfall zu "kompensieren". Also ich rechne mir in etwa aus wieviel Geld ich "verschwendet" habe bei einem Anfall und spare es an einem anderen Ort ein. Sei dies nun bei der nächsten Mahlzeit, dass ich dann gar nichts esse oder versuche bei einer Kolleginn unter zu kommen oder aber auch bei anderen Dingen. So verzichte ich nun öfters auf ein Buch oder Kleidung, welche ich gerne gehabt hätte.
Das schränkt mein Leben total ein, habe keine Freude mehr am Leben, meine Freunde nerven sich ab mir, weil ich immer absage wenn sie etwas Trinken gehen wollen und ich immer sage, ich hätte kein Geld und ich hasse meinen Psychiater deswegen! Was soll ich bloss tun?
glg snow white
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 07, 2010 0:15
von mariella
snow white hat geschrieben:ich hätte kein Geld und ich hasse meinen Psychiater deswegen!
und warum deinen Psychiater??
was kan er denn dafür??
er hat es dir doch nur bewusst gemacht, aber du hättest ja nun auch nicht mehr Geld wenn er es dir nie gesagt hätte...?!
du würdest dir deswegen vielleicht keine Gedanken machen, aber wäre das soviel besser?
das Konto wird ja leider auch durch "Nichtwissen" nicht voller...
warst du denn vorher zufriedener??
Hattest du da mehr Geld??
und was ich nicht ganz verstehe, verzichtest du jetzt nur auf die anderen Dinge weil du meinst du müsstest es oder weil du wirklich musst??
heisst also, hast du eigentlich genug aber gibst es halt nicht aus weil du ein schlechtes Gewissen hast oder musst du es wirklich einsparen um über die Runden zu kommen??
lieben gruss
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 07, 2010 5:50
von Finn
Hallo,
versuch das Ganze doch irgendwie positiv zu nutzen, als Motivation. Zum Beispiel, wenn du es schaffst nicht zu erbrechen und keinen Essanfall hast, dir kann irgendeine Kleinigkeit zu gönnen, wie ein Buch oder mit Freund*innen wegzugehen.
Und ich verstehe auch ehrlichgesagt nicht ganz wieso dein Psychiater daran Schuld ist... vielleicht kannst du die Fragen von Mariella beizeiten noch beantworten. Den Aspekt des Geldes, den dein Psychiater eingebracht hat, ist ja nur eine Folge, die mensch so bei Essanfällen/Bulimie nennt. Und hast du mal mit ihm über dein Gefühl der Einschränkung gesprochen? Hat er dich direkt dazu aufgefordert, wo anders das Geld zu sparen oder war das eher dein eigener Entschluss?
Liebe Grüße,
Finn
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 07, 2010 8:17
von joliana
snow white hat geschrieben:Sei dies nun bei der nächsten Mahlzeit, dass ich dann gar nichts esse
ähm... das ist doch das allerschlimmste, was du überhaupt machen kannst... da ist doch der nächste FA schon vorprogrammiert!!!
ich finde diese taktik total falsch. das hat was von bestrafen. genau eben wie manche leute sich nach einem FA selbst verletzen, eine heftige sport-session einlegen oder eben eine gewisse zeit lang hungern. nach einem FA soll man sich doch nicht bestrafen, man soll sich eher versuchen wieder in 'normale bahnen' zu lenken... also den tagesablauf normal weiterführen, eine gewisse zeit später eine normale mahlzeit zu sich nehmen, etc...
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 0:39
von snow white
Hey Mariella
Danke vielmals für deine Einschätzungen!
Also ich versuche nun deine Fragen zu beantworten:
Meinen Psychiater hasste ich wohl deswegen, weil es mir zuvor nie so bewusst war, wie ich durch all diese Essanfälle Geld verschwendete. Ich komme aus einer oberen Mittelklassfamilie, wo eben alles im Überfluss vorhanden ist, so war es scheinbar nicht schlimm, wenn ich die Vorräte plünderte. Doch es machte mich ziemlich fertig, wie er es mir beibrachte, dass ich total Geld verschwende, während in Afrika Kinder an Hunger sterben würde und ich hier so etwas Dummes machen würde, dies sagte er schon in mehrer Therapiestunden. Es zeigte mir einfach sein Unverständnis der Krankheit gegenüber, er fand wirklich, dass mein Verhalten das hinterletzte sei und ja das finde ich eigentlich auch, doch ist es doch aus therapeutischer Sicht nicht wirklich sinnvoll solches Unverständnis zu zeigen!?
Aber ja, ich bin schon froh, dass er es mir gesagt hat, denn sonst hätte ich wahrscheinlich weitergemacht wie zuvor, also ohne schlechtes Gewissen die Essanfälle hinzunehmen wenn es halt wieder mal passierte. Also war ich eigentlich vorher schon zufriedener, doch ich muss auch sagen, dass sich meine Essanfälle verringert haben, was sicher auch daran lag, dass es mich reute des Geldes wegen. Geld habe ich nun viel mehr als vorher, zum einen sicher weil es weniger aufs Essen geht, aber auch da ich mir sonst nichts mehr gönne. Also ich hätte eigentlich das Geld dazu, doch denke ich immer, ich müsse mich bestrafen, wenn ich halt wieder mal einen Essanfall hatte.
Sorry dass es so lang wurde!
glg snow white
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 0:47
von snow white
Hey Finn
Danke auch dir für deinen Tipp, das ist wirklich eine gute idee, welche ich mir zu Herzen nehmen werde. Und ich glaube ich sollte wirklich mal mit meinem Psychiater darüber sprechen, wie ich Mariella geantwortet habe fühle ich mich einfach von ihm nicht verstanden, was ich eigentlich noch nie von jemandem erwartet habe, denn ich weiss wie schwierig es ist diese Krankheit zu verstehen, doch er zeigte mir gegenüber völlige Abneigung, als würde er alle Menschen mit Bulimie am liebsten zur Hölle schicken!
Aber ja es war mein Entschluss möglichst kein Geld auszugeben, ich hatte nach Essanfällen auch immer das Gefühl nichts verdient zu haben, nichts wert zu sein und dieses Gefühl gab mir eben schon mein Psychiater!
glg snow white
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 0:53
von snow white
Hey joliana
Ach jeh, ja ich weiss nur zu gut, dass dies eine schreckliche Taktik ist! Das kann man überall lesen! Aber wie ich Finn schon gesagt habe, erlaubte ich mir dann einfach nichts zu essen, weil ich doch vorher so etwas Schreckliches getan hatte, so viel Geld einfach verschwendet hatte. Ich hatte es dann wie nicht verdient wieder etwas zu essen und somit noch mehr Geld zu brauchen, musste mich für mein Vergehen bestrafen. Hast du eine Idee wie ich nach einem Essanfall meinen Alltag normal weiter leben kann ohne so ein schlechtes Gewissen zu haben?
hehe natürlich ist es mein Ziel gar nicht erst in einen Essanfall zu gelangen und es gelingt mir auch immer besser, doch zwischendurch passiert es eben doch noch, was dann eigentlich noch schlimmer ist, wenn man es so lange ohne geschafft hat )-=
Danke auch dir, für den Tipp!lg snow white
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 7:47
von Finn
snow white hat geschrieben: Es zeigte mir einfach sein Unverständnis der Krankheit gegenüber, er fand wirklich, dass mein Verhalten das hinterletzte sei und ja das finde ich eigentlich auch, doch ist es doch aus therapeutischer Sicht nicht wirklich sinnvoll solches Unverständnis zu zeigen!?
Also, wenn das was dein Psychiater da gesagt wirklich so auf dich wirkt, ist das wirklich nicht gerade gut.. Er mit seinem Punkt an sich zwar Recht, kann dir aber dafür gar keine Vorwurf machen. Nur weil du dir aufeinmal darüber bewusst bist, dass du Geld verschwendest, kannst du ja nicht von einen Tag auf den anderen mit Essanfällen und Erbrechen aufhören. Ich glaube du solltest dir das nicht zu sehr zu Herzen nehmen.. und wie gesagt, wirklich mal mit ihm reden. Vielleicht war das von ihm ja auch gar nicht so gemeint.
Ich finde im Übrigen nicht, dass dein Verhalten "das hinterletzte ist". Es ist vielleicht nicht gut, aus mehreren Gründen. Aber es ist ja in erster Linie für dich nicht gut.. Und ich glaube es bringt nichts, wenn du dich dann noch zusätzlich bestrafst. Damit schwächst du dich doch irgendwie selbst... Versuch lieber deine "Krankheit" zu aktzeptieren und daran zu arbeiten! (Und ja dass ist leichter gesagt als getan, ich weiß....)
Ich würd mich freuen, wenn du von deinem Gespräch mit dem Psychiater, wenn es denn dann stattgefunden hat, berichten würdest...
Liebe Grüße.
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 13:25
von joliana
snow white hat geschrieben:Hast du eine Idee wie ich nach einem Essanfall meinen Alltag normal weiter leben kann ohne so ein schlechtes Gewissen zu haben?
hehe natürlich ist es mein Ziel gar nicht erst in einen Essanfall zu gelangen und es gelingt mir auch immer besser, doch zwischendurch passiert es eben doch noch, was dann eigentlich noch schlimmer ist, wenn man es so lange ohne geschafft hat )-=
naja... ich bin nach einem FA nur ungefähr eine stunde lang schlecht drauf, dann bin ich wieder motiviert... und hungern könnte ich sowieso nicht, da meldet sich mein magen viel zu schnell wieder. deswegen kann ich dir da keinen richtigen tipp geben. vielleicht beschränkst du das hungern auf eine gewisse zeitspanne, zB 3 stunden, und planst dann eine normale mahlzeit ein?
nein, das ist nicht schlimmer! im gegenteil, es ist toll, dass du es davor so lange geschafft hast, und es gibt kein grund sich für den ausrutscher zu bestrafen.
bestrafen muss man sich vielleicht für eine schlechte angewohnheit. du bist krank, da bringt eine strafe überhaupt nichts, im gegenteil. dadurch wirst du dich nur noch wertloser fühlen. es ist viel besser sich zu sagen: das hat jetzt nicht geklappt, aber ich werde es besser machen. zumindest mir hilft das immer.
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 15:52
von snow white
Lieber Finn und Liebe Joliana
Danke, danke tausendmal für eure guten Worte, das motiviert sehr! Ich werde mir alles zu Herzen nehmen und durch euch wurde mir bewusst, dass ich zunächst lernen sollte mich selbst zu mögen und mir selbst Wert geben, dies hat mir zwar mein Psychiater auch schon gesagt, doch verstanden habe ich es erst durch euch, danke und ich weiss jetzt sogar wie ich es anpacken kann, danke danke danke!.....auch der Hass gegen meinen Psychiater ist etwas geschwunden und ich werde euch gerne informieren wenn ich mit ihm alles aufgeklärt habe (-=
glg
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Fr Okt 08, 2010 20:22
von piccola
snow white hat geschrieben: Es zeigte mir einfach sein Unverständnis der Krankheit gegenüber, er fand wirklich, dass mein Verhalten das hinterletzte sei und ja das finde ich eigentlich auch, doch ist es doch aus therapeutischer Sicht nicht wirklich sinnvoll solches Unverständnis zu zeigen!?
nein, ist es nicht, und scheinbar ist der mensch wirklich nicht geeignet, ES zu therapieren, wenn er mit solchem scheiß daherkommt. noch eins auf den selbsthaß, der zum bild gehört leider, draufsetzen? grooooßartiger therapieansatz, echt!
such dir doch einen therapeuten, der als spezialgebiet ES hat, damit fährst du garantiert besser!
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: So Okt 10, 2010 21:40
von snow white
Hey piccola
mmh ja das habe ich mir auch schon überlegt, den Psychiater zu wecheseln.....aber eigentlich ist er schon spezialisiert auf Essstörungen. Ich glaube er hat einfach langsam den Garaus damit, ist auch schon etwas älter und hat wahrscheinlich schon etliche unserer Sorte therapiert. Naja ich red jetz mal Klartext mit ihm, mal guggen! Aber danke vielmals für deine Meinung (-=
glg snow white
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 21, 2010 19:10
von Finn
Und..? Hast du inzwischen mal mit ihm gesprochen?
Liebe Grüße!
Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 21, 2010 20:21
von schmolllippe
das mit der Verschwendung kann einen auch ohne Psychater auffallen...#
Das problem ist eher, dass man MIT DER KRANKHEIT ANDERES VERDRÄNGT, die Augen verschließt, oder es unterberwusst schon merkt, jedoch so in seiner Sucht ist, dass man es nicht wirklich spürt...
Das ist dieser teufelskreis: man fühlt sich irgendwann elend, schuldig, hat aber gelernt, Negatives mit der krankheit zu bewältigen...
Ich bin oft erschrocken, was für ein anderer Mensch ich bin, wenn ich einen Fressanfall habe.
Aber mir hilft es dann Liste zu schreiben, was ich in einer Woche genau ausgeben habeund dann kann man mal im Internet gucken, wieviel diese Summe kindern der dritten Welt geholfen hätte, oder was du dir dafür sonst hättest kaufen können

Re: Essanfälle kompensieren
Verfasst: Do Okt 21, 2010 20:23
von schmolllippe
Ich glaube auch, dass dein Psychater dich provozieren sollte... Allerdings solltest du dich unterstützt und nicht angegriffen fühlen.Nich jeder Spezialist muss der Richtige für dich sein!
