bulimie.at - das Forum

Hallo,

ich bin neu hier und brauchen drigend eure Hilfe und hoffe, dass euch mein langer Text nicht abschreckt.

Ich bin seit gut drei Jahren an Bulimie erkrankt. Nachdem ich Anfang 2009 in Therapie gegangen bin und ein halbes Jahr eine Selbsthilfegruppe in Berlin besucht habe (leider war es mit Beginn meines Studiums nicht mehr möglich) ging es mir Anfang diesen Jahres schon viel besser. Ich hatte gemeinsam mit meiner Therapeutin entschieden, dass wir die Therapie nicht vorsetzen müssten, da ich keine ES mehr hatte und einigermaßen ordentlich gegessen habe. Meine letzte Sitzung hatte ich im März.

Seit Juni hatte ich dann wieder kleine -wirklich nur- ES. Es war kaum der Rede wert, da ich es mit dem Stress in der Uni in Zusammenhang brachte. Ich besuche eine Privatuni, wo an Ende jedes Semester an die 13 Prüfungen anstehen innerhalb von nur drei Wochen. Ich hab das hingekriegt. Aber es zehrt total an den Nerven. Wenn man eine Prüfung schreibt, danach nach Hause kommt, um für die Prüfung am nächsten Tag zu büffeln. Zusätzlich hat mich belastet, dass ich das Studium nicht mehr weiter machen möchte. Die Fachrichtung ist schon die, welche ich beibehalten möchte. Nur möchte ich nicht mehr an der privaten Uni studieren, da sie meiner Meinung nach nur nach dem Geld aus sind. Man bezahlt praktisch, damit innerhalb von drei Jahren seinen Bachelor hat mit Auslandsemester und zwei Auslandpraktikas. Ferien habe ich kaum. In den großes Sommersemesterferien müssen wir das Praktikum unterbringen....und da liegt jetzt auch mein Problem.

Ich bin bereits seit 6 Wochen in Mittelamerika für mein Praktikum. Leider fühle ich mich hier etwas einsam und vermisse meine Familie und Freunde schrecklich. Im Praktikum habe ich auch nicht all zu viel zu tun und so sitze ich meistens nur in der Wohnung. Ich würde gerne raus. KLar man könnte meinen, es kann ja nicht so schwer sein bei der Sonne raus zu gehen. Tja, leider ist hier gerade Regenzeit und es regnet fast jeden Tag am Nachmittag. Meistens nutze ich den Vormittag um raus zu kommen und fahre dann ein bisschen umher. Aber ich fühle mich nicht ganz wohl dabei. Zwar fall ich hier nicht so als Ausländer auf, da ich nicht blond bin, sondern eher ein dunkler Typ, aber die Männer hier sind sehr...mh, wie soll ich sagen...temperamentvoll und immer auf Frauenschau. Sie gaffen -wirklich extrem, auch wenn man nicht unbedingt im kurzen Minirock durch die Straßen läuft- sie hupen, sie machen Kussgeräusche. Ich weiß, es ist hier normal und so ist nun mal die Kultur. Aber ich hasse. Ich fühle mich wirklich sehr unwohl und leider bleibt mir gerade nicht anderes übrig als alleine draußen rumzulaufen. Erst in einer Woche kommt noch eine andere Praktikantin mit der man vielleicht einiges machen kann und ich dann nicht mehr so alleine bin.

Nun aber zu meinem eigentlichen Problem. Seit ich hier bin geht es mit meinen Essgewohnheiten rapide Bergab und alles, was ich bis jetzt schon geschafft habe, schient wieder einzustürzen. Ich habe wirklich schlimme Essanfälle und ich schaffe es wirklich nicht, es nciht zu tun. Nur erbechen tue ich danach nicht. Aber ich esse so viel, bis mir schlecht ist und ich mich noch trauriger fühle.

Bevor ich hierher kam war ich beim Gyn. Da ich nachdem ich die Pille angesetzt habe meine Tage nicht mehr bekommen habe. Er stellte PCO fest. Er wollte mich auch noch auf Insulinresistenz testen, aber dazu war keine Zeit mehr, da ich fliegen musste. Nun muss ich warten auf, bis ich wieder zu Hause bin. Ich denke irgendiwe, dass eine Insulinresistenz sehr wahrscheinlich bei mir ist. Aber es gibt da einige Indikatoren, obwohl es ja bei IR keine wirklichen Symptome gibt.
Wenn ich nun aber wirklich eine IR habe, machen meine ES es nur noch schlimmer. Aber allein der Wille es nicht mehr zu tun, obwohl ich weiß, was das für meinen Körper und meine Gesundheit bedeutet, reicht nicht aus.
Ich möchte das Praktikum auch nicht vorzeitig abbrechen. Ich muss noch 5 Wochen durchhalten. Meine Wochenende sind schon verplannt und ich werde auf Reisen gehen, da es wriklcih viel zu erkundigen gibt und ich es nicht alleine machen muss.

Vielleicht habt ihr ein paar Tips, wie ich es irgendwie hin bekommen kann, dass ich keine großartigen ES mehr bekomme oder es wenigstens ein wenig besser wird?!?
Klar, dass Hauptgegenmittel wird Ablenkung sein und einfach nichts kaufen, was dem Zugute kommen würde. Aber vielleicht habt ihr ja noch andere Ratschläge parat.

Vielen Dank schon mal,

viele warme Grüße

Hey!

Schön, dass du da bist!
Ich muss sagen, dass sich dein Leben ja sehr interessant (aber auch anstrengend?) anhört, wie sieht es aus, wie sehr setzt du dich selbst unter Druck?

Was du jetzt konkret machen kannst? Hm, Skills anwenden? Dir eine Liste mit Tätigkeiten, Ablenkungen (die alle Sinne ansprechen, hören, riechen, fühlen, tasten, Bewegung und auch schmecken...) machst, die dir eventuell dabei helfen können die Anspannung vor einem FA zu reduzieren, sodass es nicht dazu kommen muss. Mir ist klar, dass das nicht immer hilft, aber manchmal vielleicht.
Was das alles sein könnte, das musst du selbst für dich herausfinden. Bei mir ist und wäre das zum Beispiel Tee trinken, mich ein bisschen ruhig hinsetzen, Spazieren gehen, etwas Schönes backen/kochen (mir hilft diese Handarbeit sehr), und so weiter. Man kann aber auch auf eine Chilischote beißen.

Ansonsten ist natürlich eine ausreichende Ernährung wichtig, sodass du keine FAs bekommst, weil du einfach *nur* Hunger hast.
Schaffst du das? Wie läuft das bei dir?

Viel Spaß in Mittelamerika!

Alles Liebe, deine Colour

Hi liebe BlueBerry!

Na, da ist dein Leben momentan aber ganz schön auf den Kopf gestellt worden, hmm?

Ich muss erstmal sagen, dass ich deinen Mut, so einen Schritt zu machen, wirklich bewundere!

Da gehört wirklich einiges an Mumm zu, mit seiner "Krankheit" im Gepäck, so ein Abenteuer zu beginnen.

Ich wünschte, ich wäre auch so mutig!

Was die Ablenkung angeht, hat meine Vorrednerin ja schon die richtigen Anregungen gegeben!

Aber wegen deiner Insulinresistenz! Ich hatte vor Jahren auch eine beginnende Insulinresistenz, auch ausgelöst durch zu unregelmäßiges, zu kohlehydratlastiges Essen.
Ich weiß noch, dass es sehr wichtig ist, regelmäßig und einigermaßen "gesund" zu essen.

Lebensmittel, die den Insulinspiegel zu schnell ansteigen lassen, sind nicht gut für deinen Organismus, also so Sachen wie Kuchen, Kekse, Weißbrot und prinzipiell alles, was raffinierten Zucker enthällt. Am besten wirkt sich eine Mischkost aus gesundem Eiweiß (Hühnchen, Pute, Fisch, Tofu, Hüttenkäse), Vollkornprodukten und Gemüse aus! Das stabilisiert deinen Insulinspiegel und es kommt nicht so schnell zu Futterattacken! Am besten alle drei-oder fünf Stunden etwas "Gutes" essen!

Aber ich weiß, wenn man unter einer ES leidet, kann man das manchmal sehr schwer oder gar nicht durchhalten, ich weiß, wie kompliziert das ist!

Ich schaff's ja selber nicht oft!

Aber für deinen Körper und vor allem auch für deine Seele, die es mehr als alles andere wert ist, wieder "heil" zu werden, kannst du ja vielleicht mal versuchen, wenigstens schon mal die "guten" Lebensmittel einzukaufen, damit du sie da hast.

Ja, ich weiß, dass ist alles furchtbar kompliziert, aber ich glaube daran, dass du stark genug bist, dass durchzustehen, so mutig, wie du dein Leben angehst!

Fühl dich ganz doll gedrückt!
Lieben Gruß
Kitty

Liebe Coulorful & Kitty,

vielen Dank für euren lieben Worte.

Ich werde versuchen eure Ratschläge um zu setzen. Vielleicht klappts mit dem Tee, denn bei mir liegt es wahrscheinlich an der inneren Unruhe und Rastlosigkeit. Ich hatte auch am Anfang des Jahres einen Kurs für Autogenes Training belegt. Nur leider habe ich es seit dem nicht mehr parktiziert und es klappt auch gerade nicht wirklich gut, weil ich innerlich zu unruhig bin und daher extrem ungeduldig. Aber ich versuche trotzdem am Ball zu beleiben und weiter zu üben.
Mit dem Spazieren gehen geht hier leider nicht so gut. Zu Hause würde ich das natürlich auch machen, aber hier regnet es einfach zu viel und das wirklich jeden Tag am NAchmittag bis Abend. Am WE habe ich mir schon eine Erkältung zu gelegt, da wir bei einer Reittour in strömenden Regen gekommen sind. Ich war klatschnass und fror gewaltig.

MIt dem Essen weiß ich genau, was ich beachten sollte. ICh weiß genau, dass ich viel Gemüse und Obst essen sollte, mit reichlich Eiweiß und etwas vollwertigen Kohlehydraten. Nur gibt s hier wenig Vollkornprodukte, dafür nur Weißbrot. Wenn hier etwas Vollkorn heißt, ist es meistens solch ein Brot, wie wir es unter Vollkorntoastbrot kennen und das ist nun wirklich kein Vollkorn.
Ich versuch schon fast kein Brot mehr zu kaufen, auch Nudeln esse ich so gut wie gar nicht, da ich fest gestellt habe, dass ich danach extremen Heißhunger habe. Deswegen schlussfolgere ich daraus, dass diese Produkte meinen Blutzuckerspiegel extrem ansteigen lassen.
Ich muss mein Blutzuckerspiegel allgemein erstmal wieder auf "Normal" bringen. Denn bis jetzt ist fast kein Tag vergangen, an dem ich nicht einen FA hatte. Leider! Gerade ist es wie ein Teufelskreis und obwohl ich weiß, was für mich und meinen Körper das beste wäre, schaffe ich es nicht den Kreislauf zu durchbrechen. Meine Willenskraft und Diziplin reicht gerade nicht dafür aus, weil meine Seele sich so einsam und rastlos fühlt. Und ehrlich gesagt ist sie auch wirklich sehr kaputt und in den letzten Jahren noch nicht wieder verheilt. Ich bin innerlich sehr zerrissen von Traurigkeit, ohne dass ich großartig depressiv wäre. Der Druck, dass nun alles hinter mir zu lassen ist einfach zu groß. Und leider hab ich den Dreh noch nicht raus, mir selber den Druck zu nehmen.

Ich werde in den -nun noch- knapp vier Wochen mein bestes geben und versuchen aus dem kleinem Loch wieder raus zukommen. Die nächstens vier Wochenende sind verplannt. Ich habe etwas vor und somit kleine Zwischenziele, die ich erreichen kann, bis es endgültig nach Hause geht. Aber ich habe wirklich das Gefühl, dass ich im Kampf gegen die Bulimie einen riesen Rückschritt gemacht habe. Aber man sollte wohl lieber nach vorne schauen!!

Herzlichen Gruß,

Blue_berry