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Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Di Jul 13, 2010 23:37
von vogue
Hallo Leute,
war schon lange nicht mehr hier drin... Hatte gehofft, dass ich die Krankheit endlich hinter mir hab, aber da hab ich mich maechtig getaeuscht.
Eigentlich habe ich meine Bulimie gut im Griff. Besuche eine Therapie, kann offen mit meiner Mutter darueber reden und normalerweise Jogge ich anstatt zu k*tzen.
Jetzt habe ich aber ein Problem. Ich mache einen Kurzzeitaustausch ueber 2,5 Monate in Chile. Vor der Abfahrt war mein Zustand ziemlich stabil und ich war der Meinung, dass ich ueberall kotzen kann. Zu Hause oder im Ausland. Das ist an sich nicht das Problem.
Mein Problem ist, dass meine Austauschfamilie darauf angesprochen hat, ob ich mich nach dem Essen uebergebe. Sie haben bemerkt, dass ich entweder nicht essen und wenn dann bin ich danach gleich aufs Klo gegangen. Ich haben ihnen gesagt, dass das Essen hier fuer mich neu ist und es mir deshalb nicht gut ging. Danach haben sie nicht weiter gefragt.
Das ist jetzt 1,5 Wochen her, seitdem habe ich alles Essen in mir drin behalten. Aber damit fuehl ich mich ziemlich unwohl...
Ich weiss nicht was ich machen soll =( Habe ach ziemliches Heimweh. Aber das ist ja eigentlich nicht mehr so lange. Ich bin jetzt noch 8 Wochen hier.
Zu eurer Information: ich bin 16 Jahre alt und ich bin nicht in Frankreich, das heisst ich kann mich nicht schnell in einen Zug setzen und nach Hause fahren. Ich bin in Chile die Reise wuerde ca. 24 Stunden dauern.
Liebe Gruesse
Vogue
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 0:27
von Bumblebee
Hallo vogue,
ich bin mir ehrlich gesagt grade nicht ganz sicher, was du dir jetzt von uns/mir erwartest... (?)
Es ist doch eigentlich schon mal toll, dass du das Essen drin behalten konntest.
Ich denke, dir würden jetzt ganz normal die "Skills" helfen, mit denen du deine Bulimie auch in Deutschland in Schach halten konntest.
Versuch den Aufenthalt etwas mehr zu genießen und das Essen positiv zu bewerten.
Du bist zu Gast in einem fremden Land, wahrscheinlich gibt es dort viele dir neue Speisen.
Sieh es als Glück an, dass du in ihren Genuss kommst.
Vielleicht hilft es dir ja, ganz bewusst zu essen?
Mal ganz genau "hinzuschmecken". Wie riecht das Essen? Was für Gefühle lösen Geruch und Geschmack aus?
Sowas halt.
Nun, und wie du selber sagtest: Du bist eben nicht mal eben in Frankreich und kannst dich in den Zug heim setzen.
Statt die restlichen acht Wochen also missmutig zuzubringen, kannst du sie genauso gut nutzen, um sie intensiv zu erleben.
Die chance, nach Chile zu kommen, wirst du sicher nicht so schnell wieder haben. ^^
lg
Bumble
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 1:07
von vogue
Hallo Bumble,
also ich wollte mir eigentlich nur Rat holen von euch, was ihr in der Situation machen wuerdet. Ich hab naemlich schon ans Heimfahren gedacht, aber ich glaub damit warte ich lieber nochmal...
Was wuerdet ihr der Gastmutter sagen, wenn sie euch nochmal darauf anspricht?
Lg Vogue
PS: Was meinst du mit "Skills"?
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 7:57
von mopsine
Hey du!
Ich glaub, ich kann mich da sehr gut rein fühlen, wie es in dir aussieht. Ich war im letzten Jahr im Sommer in Afrika und hab mich unheimlich schlecht gefühlt, abgeschnitten von der Welt und hab mich damals in schlimme MS geflüchtet. Ich find es gut, dass du das Essen drin behälst. Die fremde Umgebung zehrt an körperlichen und psychischen Kräften wirklich sehr, du brauchst die Energie vom Essen, sonst wirst du evtl. krank.
Ich hatte damals über Wochen überlegt, ob ich abbreche, aber ich wollte die Erfahrung machen, dass ich es schaffen kann. Ich bin froh, durchgehalten zu haben. Natürlich möchte ich dir nicht raten, auf Biegen und Brechen dort zu bleiben, wenn es dir sehr schlecht geht. Aber das ständige Überlegen ob dort bleiben oder heim fahren belastet auch. Kannst du versuchen, für dich eine Entscheidung zu treffen? Das habe ich damals getan und mich damit besser gefühlt. Ich hab mich dann versucht, abzulenken... Hab Bücher gelesen, hab geplant, was ich dann zu tun habe, wenn ich wieder daheim bin... Und vor allem hab ich nur von einem Tag zum Anderen gedacht und nie die ganze Zeit betrachtet, die ich noch dort bleiben musste, das hätte mir sonst Angst gemacht.
Wie sieht dein Alltag denn aus dort? Hast du Bezugspersonen, oder fühlst du dich oft allein??
Ich drücke dir die Daumen, dass du eine gute Entscheidung für dich treffen kannst!!!!!
mopsi
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 14:36
von CoCoRiCo
Hallo
ich bin nicht in Frankreich, das heisst ich kann mich nicht schnell in einen Zug setzen und nach Hause fahren. Ich bin in Chile die Reise wuerde ca. 24 Stunden dauern.
Ich würde an Deiner Stelle nicht den Austausch abbrechen, nur weil Dich die Gasteltern "ertappt" haben... Ist doch klar, dass sie sich Sorgen machen.
Würde nichts bringen... wieder nach Hause zu fliegen, nur damit man weiterkotzen kann
Auch wenn es für Dich Horror ist, dass Du jetzt das Essen in Dir behältst - es ist eine Chance, gesund zu werden. Nutze sie.
Oder willst Du für immer kotzen, daran sterben? - Wenn Du jemals gesund werden willst, musst Du so oder so das Essen in Dir behalten... Da gibts kein drum herum. Du bist erst 16, also unter Umständen nicht lange bulimiekrank... Du hast echt die BESTEN Chancen, wieder aufzuhören als jemand, der seit Jahren krank ist.
Wünsche Dir viel Kraft

und einen schönen Aufenthalt!
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 16:37
von aire
vogue hat geschrieben:war schon lange nicht mehr hier drin... Hatte gehofft, dass ich die Krankheit endlich hinter mir hab, aber da hab ich mich maechtig getaeuscht.
Eigentlich habe ich meine Bulimie gut im Griff. [...] normalerweise Jogge ich anstatt zu k*tzen.
hallo vogue,
und das nennst du "gut im Griff"? entschuldigung, aber das ist noch genauso krank wie vorher.
lg
aire
Re: Bulimie in Suedamerika
Verfasst: Mi Jul 14, 2010 22:05
von No Sugar
Hallo Vogue,
ich hoffe es geht dir gerade einigermaßen gut. Ich möchte dir etwas sagen.
Ich war letztes Jahr in einer vergleichbaren Situation wie du. Nach einer abgebrochenen Ausbildng stand ich planlos da und habe überlegt, wie ich die Zeit bis zum Studienbeginn sinnvoll verbringen kann. Also plante ich mit meiner Mitbewohnerin für ein halbes Jahr nach Australien zu gehen. Allerdings war ich von Anfang an skeptisch und wollte das ganze irgendwie nicht - gerade lief alles so gut und ich befürchtete eine harte Belastungsprobe für meine Beziehung mit meinem Partner. Aber ich ging doch, denn ich sah es als Chance gesund zu werden. Einen Cut zu machen.
Hier unterscheiden wir uns. Für mich hat das rein gar nichts mit "im Griff haben" zutun, wenn du sagst "ich kann woanders genau so kotzen wie zu Haus". Ich habe mir gedacht "Ich lasse die Kotzerei in Deutschland zrück, ohnehin werde ich das in einer Gastfamilie nicht machen können"
Zumal die Familie gut befreundet war mit meinem Freund ! Ich hätte also riskiert, das es bald wohlmöglich alle zu Haus erfahren würden ! Und ich dachte das wäre Grund geng es zu lassen und mir die Kotzerei in 4-6 Monaten Australien ganz abzgewöhnen.
Leider kam es ganz anders.
Ich habe mich derart unwohl dort gefühlt, genau wie du beschreibst. SO allein, abgeschnitten von der Welt und wenn ich nicht arbeitete ( Au Pair, machte mir absolut gar keinen Spaß! Hölle!) dann saß ich da und heulte. Wusste einfach nichts mit mit anzufangen, frass, kotzte, frass, kotzte ... Ich habe mich nie in meinem Leben so verzweifelt gefühlt.
Ich brach die Sache dann ab.