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Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: So Jul 04, 2010 17:34
von aire
Hallo ihr Leute,

ich habe mir gerade das Gehirn zerbrochen über Körperschemastörung. Ich habe mich nämlich gerade gemeldet für einen Versuch, wo Bulimikerinnen bzw. Magersüchtige gesucht werden. Und entscheidend für die Teilnahme war eben auch das (bei Bulimie und Magersucht) charakteristische Vorhandensein einer Körperschemastörung. Und da fiel mir auf, dass ich die nicht habe. Irgendwie auch nie hatte, glaube ich. Jedenfalls hatte ich nie so eine verzerrte Sicht auf mich, dass ich mich für dick gehalten hätte, obwohl ich NG war. Die Begründung der Frau am Telefon war, dass man ja u.a. kotzt, weil man sich für zu fett hält. Und das tue ich eigentlich nicht. Ich weiß, dass ich nicht übergewichtig bin, sondern nur am Rande zum ÜG. Und wenn ich derzeit in den Spiegel sehe, kann ich sehen, dass mein Bauch nicht mehr gaaaanz so dick ist. Und wenn ich Kleidung einkaufen gehe, brauche ich sie meistens nur hoch zu halten um zu sehen, ob sie passt oder nicht.

Also kann man anscheinend auch eine Essstörung haben, obwohl man keine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers hat? Ich irre mich nämlich höchstens in Detailbereich. Heute Morgen dachte ich z.B. nach dem FA gestern habe ich bestimmt zugelegt und fühlte mich fett. Dem war dann aber doch nicht so. Geht das noch jemandem so? ES ohne Körperschemastörung?

Ich lache mich kaputt, wenn ich am Ende weder den Versuch für psychisch gesunde noch den für essgestörte Menschen mitmachen kann, weil ich beide Kriterien nicht erfülle.

lg

aire

Re: Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: So Jul 04, 2010 18:52
von *Tine*
Hallo Aire,
bin wegen einer Pn ausnahmsweise (schon wieder) hier..
Es gibt ja auch atypische Essstörungen, und somit gibts das vielleicht wirklich, dass jemand keine (ausgeprägte) Körperschemastörung hat. Fällt mir jetzt grade spontan so ein.
Ist blöd, wenn man hier und da und dort durchfällt, aber trotzdem gehts einem nicht so gut bzw. man hat Schwierigkeiten. Ging mir teils auch so, und eine Beraterin wusste, als sie es festgestellt hat, dann nicht mehr was mit mir tun. Somit war Ende. Prima.
Stellen sie dir am Telefon nicht eh erstmal Fragen, um abzuklären, ob du passt? Was erhoffst du dir von der Teilnahme an einer Studie? Quasi unabhängig von einer Therapie Hilfe? Das hatte ich letztes Jahr gehofft, aber leider war es mir dann doch zu heftig, daher habe ich nicht zugesagt.
Viele Grüße
Tine

Re: Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: So Jul 04, 2010 19:30
von weirdFairy
Hi aire,

ich finde mich auch in der klassischen Beschreibung der Körperschemastörung nicht wieder. Wenn ich zu viel esse und erbreche, dann nur, um Druck zu kompensieren, mit vertrakten Situationen umzugehen. Dürrsein war nie meine Absicht und ist mir irgendwann auch eher nur als Nebenwirkung passiert.
Die Sache mit den Kleidergrößen kenne ich auch. :wink: Weiß, wo ich anfange und wo ich aufhöre. (Hm, wenn ich das nur manchmal im Seelischen wüsste... :roll: Dann würden mir etliche Probleme erspart bleiben.)

Sollten wir aber wohl eher froh sein, dass wir das nicht haben, oder? :wink: Ist zwar blöd, die "nicht-wirklich-zugehörig"-Karte gezeigt zu bekommen, aber in gewisser Weise ist es auch ein Kompliment. :) Du bist nicht (mehr) so tief drin, reflektierter, deinerselbst bewusster. :) Das ist doch ein schöner Weg. :) Sch*** auf irgendwelche Wissenschaftler, die in ihrer Studie vielleicht gerade verzweifelt zu zeigen versuchen, um welchen Prozentsatz Essgestörte sich zu dick einschätzen! Die bangen nur um Fördergelder! Ein Leben ist nix dagegen! :mrgreen:

Mit sonnigem Gruße,
die Fee

Re: Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: So Jul 04, 2010 19:38
von aire
Hallo Weird Fairy,

nicht ganz. So wie ich das verstanden hae, kriegen die Versuchspersonen Bilder von Gesichtern gezeigt. Und dann das gleiche Gesicht noch mal, aber dann "dicekr" oder "dünner". Und dann soll man, glaube ich, das Gewicht schätzen oder so. Was ich im doppelten Sinne eigentlich unmöglich finde, denn erstens zeigt sich Gewichtsveränderung im Gesicht wol als allerletztes. Gerade wenn man Kotzbacken hat. Zweitens gibt es durchaus Leute, die vorstehende Wangenknochen haben und herausstehende Schlüsselbeine, aber eigentlich oberes NG. Und drittens bezieht sich dei Körperschemastörung ja auch nur auf den eigenen Körper. Aer ich glaube, das ist genau der Punkt. Die wollen herausfinden, ob Leute mit einer Körperschemastörung andere auch anders einschätzen als gesunde Leute.

Jedenfalls schön, dass ich nicht die einzige bin, die nicht ins Bilder-, äh ins Diagnosebuch passt. :roll:

Und Tine, schön Dich mal wieder zu lesen! :D

lg

aire

Re: Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: So Jul 04, 2010 21:24
von Andalucia
Was für ein Blödsinn! Denken die denn in der Welt der Essgestörten rennen nur Dicke rum.
Naja, ich glaube ja eh, dass viele von uns durchaus wissen wie dick oder dünn wir sind und wo unsere Problemzonen liegen. Das eigentliches Problem ist, dass viele "perfekt" sein wollen und sich eben viel mehr Gedanken über ihre Speckrolle machen als gesunde Menschen. Da in unserer Gesellschaft "perfekt" im Moment eben XXS mit Muskeln ist, streben das eben viele an, nicht aber weil sie sich im Spiegel völlig anders sehen.

Re: Bulimie/Magersucht - ohne Körperschemastörung?

Verfasst: Mo Jul 05, 2010 8:17
von Colourful
Ja, ich stimme Andalucia auch vollkommen zu. Ich sehe eine Körperschemastörung nicht als notwendiges Kriterium für eine ES und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass viele hier auch einfach wissen, dass sie eine normale, schöne Figur haben, aber dass uns eben auch andauernd suggeriert wird, dass Normalgewicht dick ist.

Mir ist bewusst, dass ich das vielleicht nicht so schreiben sollte, weil es offensichtlich falsch ist, dass da eben so eine Parallelwelt geschaffen wird, aber ich persönlich finde es auch nicht immer einfach mich da abzugrenzen, wenn z.B. in den Medien darüber abgelästert wird, dass z.B. Britney mopsig ist, sie aber normal schlank und sportlich aussieht.
(Und wenn dann im beruflichen Umfeld auch alle noch *** mit Muskeln sind, dann ist das eben nicht so einfach.)

Wenn ich mir jedoch so ansehe, was ich eigentlich schön finde, welche Frauen ich großartig finde, dann sind das mit Sicherheit nicht die, die total dünn sind. Da habe ich hundertmal lieber meine wunderhübsche und normalgewichte Schwester.

Vielleicht sollten wir uns mal wieder in Erinnerung rufen, dass dieses vermeintliche Ideal, das Bild von homosexuellen Männern ist, die teilweise ihre knabenhaften Ideale auf uns Frauen projizieren. Normalen Männern ist das auch egal, die wollen eine Frau und alles in einem bestimmten Rahmen, in denen glücklicherweise auch so gut wie alle Frauen passen. (Nur mein bester Freund steht auf skinnyskinny --> Idiot :roll: )

Ist jetzt ein bisschen OT, aber wie sieht das bei euch mit den Männern aus? Ich kann da jetzt nur von mir sprechen, aber mir ist das so etwas von egal, was für eine "Figur" mein Partner hat, klar, es wäre schön, wenn ich ihm beim Laufen nicht abhängen würde, aber dafür muss man nicht in ein bestimmtes Schema passen und wenn vieles andere gut ist, dann ist mir das auch wirklich egal, dann gehe ich eben allein laufen. :P

Alles Liebe, Colour