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Gedanken vorm Essen

Verfasst: Sa Jun 12, 2010 16:59
von Rachel
Hey ihr Lieben!

Ich versuche im Moment sehr darauf zu achten, welche Gedanken ich habe, bevor ich zum essen greife.
Die schreib ich alle auf + jeweilige Situation - und ich muss sagen das ist echt interessant!

Ein Prof von uns erzählt immer, dass es wichtig ist, *neugierig* auf sich selber zu bleiben.
Mit diesem Gedanken-Buch verstehe ich zum erstenmal ein bisschen, was er damit meint.

Habe schon rausgefunden, dass bei mir die situation immer dann kritisch zu beurteilen sind, wenn ich JETZT, unbedingt sofort was essen will. Dann steckt bei mir häufig was emotionales dahinter und es kommt zum FA.
Wenn ich nur meinen Hunger stillen will und sonst nichts, ist das Verlangen nie so heftig, dann kann ich mir auch zeit lassen, was schönes zuzubereiten und sowas. (Bei Hunger + emotionaler Erregung schaff ich das nicht, sondern schlinge eher)
Früher war ich so oft verzweifelt, weil ich das gefühl hatte, dass meine FA einfach irgendwie entstehen, ohne dass ich davon was mitkriege.
Ich habe angefangen "mit guter Absicht" zu essen (wirklich weil ich Hunger hatte) und konnte dann irgendwann nicht mehr aufhören bis ins Unermessliche.

Jetzt, wo ich so sehr auf meine Gedanken achte, kann ich ganz gut unterscheiden, warum ich eigentlich essen bzw. weiteressen will.

Ist alles so abstrakt, ich sag euch mal 2 Beispiele von heute:
Heute morgen musste ich sehr früh aufstehen und ich war total müde und schlecht gelaunt. Dann hat der Radiomann gerade irgendwas von "gemütlich abhängen" oder sowas gesagt (ging glaub ich um Fußball) und GENAU bei diesem Wort "gemütlich" bin ich voll drauf angesprungen und hatte die Idee, dass ich JETZT unbedingt frühstücken muss.
Versteht mich nicht falsch, ich frühstücke morgens immer, aber wenn ich anfange, so erregt zu essen, dann schaff ich es nicht aufzuhören.
Also bin ich erstmal duschen gegangen.
Früher hätte ich dann auch sofort gefrühstückt, weil ich mir gedacht hätte "Hey, es ist ja angemessen jetzt zu essen".

Dann mittags war ich in einer Drogerie, bin mit der Rolltreppe gefahren und hab im spiegel meine Beine gesehen. Da hab ich gedacht "Oh Gott, deine Oma hat recht, wenn sie mir sagt wie straffe waden ich habe. Sind echte Frußballerbeine, aber nie im Leben Frauenbeine" und schwuups.. kaum war ich aus der Drogerie raus, wollte ich unbedingt sofort zu Mittagessen.
Stattdessen hab ich erstmal abgewartet (weil ich den auslösenden Gedanken identifiziert hatte) und erst später gegessen, als ich innerlich wieder ruhig war.

Das hört sich so simpel an.. aber
für mich sind das alles gerade großartige Erfahrungen!
Ich hab jetzt das Gefühl, ein stück Kontrolle wiederbekommen zu haben und bin den FA gegenüber nicht mehr so hilflos.
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das ein wichtiger Schritt für mich ist in Richtung bulimiefreies Leben.
Denn regelmäßig zu essen und sowas, das versuche und mache ich eigentlich schon recht lange, aber trotzdem blieben die FA nicht aus.

Bin sehr glücklich. 8)

Leute, bin gerade sehr zuversichtlich, dass wir es eines Tages schaffen können, das "System Bulimie" zu verstehen, die immer wiederkehrenden Muster zu erkennen und da auszusteigen statt weiter Teil des Systems zu sein.

Ich werde mal schauen, vlt schreibe ich in diesem Thread weiter identifizierte Gedanken von mir auf. Macht ihr mit? :)
Ob RF oder verginderter FA ist ja eigentlich egal, es geht nur um die Gedanken.
Das ist auch noch ein guter Nebeneffekt: ich hab jetzt viel weniger Angst vor RF, weil ich ja immer was draus lernen kann.

Jetzt bin ich sehr neugierig.
Was denkt ihr vor euren FA? Wisst ihr schon, dass das ein FA wird oder entwickelt der sich auch so "schleichend"?
Vielleicht können wir ein paar Situationen hier aufschreiben.

Re: Gedanken vorm Essen

Verfasst: Sa Jun 12, 2010 17:24
von erdbeere230
hey, find das eine sehr gute idee. danke für den beitrag! werde das bei mir in zukunft auch versuchen zu beobachten. LG

Re: Gedanken vorm Essen

Verfasst: Sa Jun 12, 2010 19:34
von aire
Rachel hat geschrieben: "Oh Gott, deine Oma hat recht, wenn sie mir sagt wie straffe waden ich habe. Sind echte Frußballerbeine, aber nie im Leben Frauenbeine" und schwuups.. kaum war ich aus der Drogerie raus, wollte ich unbedingt sofort zu Mittagessen.
Hallo Rachel,

weiß nicht, ob's Dir weiter hilft, aber ich find gut bemuskelte Waden total toll. :D Ich finde meine nach wie vor ziemlich mickrig.... :| Hungere Dir Deine bloß nicht weg.
Machst Du denn irgendwelchen SPorrt in die Richtung?


lg

aire

Re: Gedanken vorm Essen

Verfasst: Sa Jun 12, 2010 19:56
von Dean23
Also ich kann nur sagen, dass bei mir irgendwann der Gedanke oder die Idee zustande kommt zu Essen und ich ihn dann aus Angst zu viel zu Essen diesen Gedanken immer versuche zu verdrängen... doch dann kommt noch der "Scheiß-drauf-Gedanke" hinzu... dann platzt der Knoten...

vor ein paar Wochen hab ich mich doch an einen Arzt gewandt und nun warte ich auf einen Platz in einer Klinik, aber seit dem ich warte, kommt dieser "Scheiß-Drauf-Gedanke" immer öfter, denn irgendwo im Hinterkopf ist ja nun auch noch das Wissen, dass man bald hilfe bekommt...

Re: Gedanken vorm Essen

Verfasst: Sa Jun 12, 2010 23:19
von Rachel
Hey

@aire: Danke, dass ist lieb von dir. So hab ich das noch nie betrachtet.
Ich laufe seit etlichen Jahren, dieses Jahr nochmal Marathon - das ist dann mein 4.
Teilweise kommen die Waden bestimmt vom Sport, bin aber auch sonst recht muskulös, aber dazu halt noch Fett. Also kurzum: ich seh kräftig aus und das mag ich nicht so gern. Meine Oma hat das auch sicher nicht bös gemeint, aber ich finde die dicken Dinger echt total hässlich. Und wenn ich dann mal Strumpfhosen anziehe... irgendwie... ganz schlimm. :roll:

@dean: ja das mit dem Angst vorm zuviel essen kenn ich auch und dann schwupps ist es auf einmal minimal "zu viel", als ob irgendein schalter umgelegt wurde und schon kommt der FA zur Tür spaziert. :shock:
Ich find es gut, diese Gedanken einfach erstmal zu beobachten und immer wenn ein vermeindlich gefährlicher Gedanke kommt ("oh Gott ich hab zu viel zu viel gegessen") schreib ich ihn auf.
Versuche dann möglichst auch ihn durch einen rationaleren zu ersetzen ("Ok ich hab mehr gegessen, als ich geplant hatte, aber ich kann das aushalten")

Und gut soll es auch sein, wenn man sich ein Stoppzeichen ganz bewusst immer dann setzt, sobald die Gedankenmaschine wieder zu rattern bekommen hat.
Das hab ich aber noch nicht so wirklich gemachtr. Macht das jemand von euch?

Lieben Gruß

Re: Gedanken vorm Essen

Verfasst: Mo Jun 14, 2010 11:10
von CordaLexis
Rachel hat geschrieben:ja das mit dem Angst vorm zuviel essen kenn ich auch und dann schwupps ist es auf einmal minimal "zu viel", als ob irgendein schalter umgelegt wurde und schon kommt der FA zur Tür spaziert. :shock:
genau, das ist bei mir auch so - vor allem, wenn ich länger nichts gegessen hab, mich selbst bzw meinen körper nicht richtig spüre, gerade kein richtiges hungergefühl hab aber trotzdem weiß ich sollte was essen wg schon langer zeit nichts gegessen u auch merke, dass mein körper was braucht bzw ich grad verwirrt, nicht ganz da oder emotional erregt bin.
dann weiß ich meist auch nicht, wann ich aufhören soll, also spüre mich kaum bzw manchmal gar nicht, und dann, auch wenn ich gar nicht wirklich so viel zu viel gegessen hab, kommt dieses "eh schon wurscht, schieben wir nen FA" bzw wenn ich mich nicht spüre aber dann schon merke, dass mein bauch richtig voll ist und ich anfange mich unwohl zu fühlen.
ich versuch es dann auch auszuhalten und mir zu sagen dass das ok war, dass es, sollt es gar nicht mehr für mich gehen, es noch die möglichkeiten gibt, es zu "kompensieren" - also einsparen am selben oder nächsten tag (kalorienmäßig), bzw es durch ein wenig sport wieder abzubauen, und weiterfressen u brechen gar nicht nötig wäre....
und was mir auch manchmal hilft, es besser zu ertragen, ist, mir zu sagen, wenn ich jetzt weiterfresse und noch einen richtigen FA schiebe, auch wenn ich schnell mache u dann k* gehe, werd ich schlussendlich trotzdem mehr kalorien zu mir genommen haben als wenn ich es jetzt so belasse.
und es hilft zb auch, mir zu sagen, hey, es war nur ein bisschen mehr, kein richtiger FA wo du deinen tagesbedarf gleich nochmal reingeschaufelt hast, das ist überhaupt nicht schlimm...

trotz allem ist das aushalten in der zeit danach trotzdem kaum erträglich, ich muss mich dann echt sehr zusammenreißen bzw mich ablenken, meist am besten wo sein wo ich weder weiterfuttern noch brechen kann etc...

was mir aufgefallen ist, ist, dass, auch wenn ich keinen FA schiebe, ich aber fast einen schiebe, trotzdem alle gefühle, gedanken und psychischen, auch teilweise physischen symptome wie bei einem FA auftauchen. falle in ziemliche negativität und depression, werde total müde und erschöpft, bin unfähig etc und das über mehrere stunden...das einzige, was besser ist, ist die zeit nach der phase: wenn ich wirklich FA/k habe, dann fällt mir das nächste mal "kontrolliert" essen (=versuchen, auf meinen körper zu hören, mich nicht überfressen etc) total schwer und ich bin länger noch erschöpft und negativ.

was mir momentan ganz gut hilft ist, versuchen, nicht so viel nachzudenken, auch über mich selbst, sondern viel zu tun zu haben. also schon auch reflektieren und über mich nachdenken, aber versuchen, es in grenzen zu halten und nicht trotz keinen FAs mich den ganzen tag mit essen und der krankheit zu beschäftigen, sondern anzufangen, andere schwerpunkte in meinem leben zu finden und ein bisschen eine art freiheit für mich selbst im kopf zu bekommen. also immer wieder daziwschen, wenn ich merke, ich könnte gerade konstruktiv über mich selbst nachdenken, versuchen es zu tun, wenn es mir gerade möglich ist, aber wenn ich merke es fängt an mir zu schaden, es zu versuchen zu unterbinden.
notfalls gebe ich mich auch damit zufrieden, einen tag nichts zu machen und nur vor der glotze rumzuhängen, denn ich finde es ist für mich alles besser und konstruktiver als FA/k.