Das Gefühl, nicht krank genug zu sein
Verfasst: Sa Mai 29, 2010 9:51
Ihr kennt sicher alle das Gefühl, das ihr glaubt, ihr hättet keinen Anspruch auf einen ambulanten Therapieplatz, eine therapeutische Wohngruppe oder sogar einen stationären Aufenthalt, weil ihr einfach nicht krank genug seid.
Ich habe mittlerweile eingesehen, dass es nur mein niedriges Selbstwertgefühl ist, dass mich diesen Gedanken denken lässt, aber es hilft mir überhaupt nicht, um den Gedanken loszulassen.
Am Anfang meiner ambulanten Therapie habe ich schon zu meinem Therapeuten gesagt, dass es so viele Menschen gibt, die kränker sind als ich und ich den Platz eigentlich nicht hätte bekommen dürfen.
Da meinte er zu mir: „Nehmen Sie sich doch einfach mal selber wichtiger! Sie sind es wert, dass sie behandelt werden.“
So weit so gut. Nur bin ich am Anfang auch noch mit einem Gewicht reingekommen, dass mein Thera jetzt im Nachhinein als knapp anorektisch bezeichnet, obwohl ich da bereits schon zugenommen habe.
Und jetzt sind nun mal 2 Jahre vergangen und meine Sucht hat sich immer weiter in den „Fress-“ anstelle des „Hungerbereichs“ verschoben und da habe ich nun mal auch zugenommen. Jetzt bin ich im oberen Normalgewicht und kein Mensch, der mich nicht näher kennt, könnte sich vorstellen, dass ich eine Essstörung habe.
Und jetzt geht es wieder los mit den Gedanken:
Eigentlich müsste ich mich ja freuen, dass ich langsam wieder Episoden zeige, in denen ich „normal“ essen kann. Das habe ich mir eigentlich ja immer gewünscht.
Doch jetzt meinte mein Therapeut gestern:
„Ihre Mutter muss ja auch gute Seiten haben, denn wenn Sie von Geburt an unter Liebesentzug gelitten hätten, wären sie viel kränker.Die Fälle habe ich hier nämlich auch sitzen.“
So ne bescheuerte objekive Aussage nehme ich dann natürlich wieder war, wie :
„Naja, Sie sollen mal den Mund nicht so voll nehmen. Sie halten sich für so wichtig, doch so schlimm geht es Ihnen gar nicht. Eigentlich gibt es viel kränkere Menschen, die jetzt eigentlich anstelle von Ihnen vor mir sitzen müssten. Sie sind es gar nicht wert, dass ich mit ihnen arbeite, weil Sie nur so tun, als wären sie krank!“
Und dann kam noch die Aussage:
„Also Sie sind ja jetzt seit ca. 2 Wochen clean. Aber dann müssen Sie sich bei der Wohngruppe mit einem normalen Essverhalten vorstellen…“
Was ist denn nur los mit mir?!
Warum kann ich mich nicht einfach darüber freuen, clean zu sein? Im Gegenteil: Je öfter ich sowas höre, desto eher habe ich den Wunsch, doch mal richtig in die Anorexie zu rutschen, damit man mich mal wichtiger nimmt.
Und das ist es eben: Ich will doch mal wieder nur die „Erlaubnis“ haben, anders zu sein als andere. Und wenn ich clean bin, habe ich das Gefühl in mir, ich würde keine Ausnahme in der Gesellschaft mehr sein und müsste dementsprechende Leistungen erbringen.
Die Sucht hat mich in meinen Augen zu etwas besonderem gemacht, so bescheuert es klingt und wie dämlich der Gedanke auch ist, weil er einfach dermaßen unreflektiert ist.
Und „natürlich“ habe ich dann gestern wieder einen FA geschoben. So viel zum Thema „seit 2 Wochen clean“…und dann kommt noch der dumme Gedanke: „Tja, dein FA war jetzt zwar symptomatisch, aber du hast ja nur gefressen und hast noch nicht gehungert. Binge Eating ist von der Gesellschaft verpöhnt und deshalb kriegst du auch keine Aufmerksamkeit, sondern nur Verachtung. Binge- Eating ist keine ernstzunahmende Störung. Also nimm dich nicht so wichtig!
Dumme negative Stimme!! Ich krieg sie nicht aus meinem Kopf und es macht mich rasend. Kann ich nicht einfach mal anfangen, ein stabiles selbstwertgefühl zu entwickeln und nicht nach der Aufmerksamkeit anderer Menschen streben zu wollen? Oder ihnen gefallen zu wollen?
Ein betrübtes und verzweifeltes
Kätzchen
Ich habe mittlerweile eingesehen, dass es nur mein niedriges Selbstwertgefühl ist, dass mich diesen Gedanken denken lässt, aber es hilft mir überhaupt nicht, um den Gedanken loszulassen.
Am Anfang meiner ambulanten Therapie habe ich schon zu meinem Therapeuten gesagt, dass es so viele Menschen gibt, die kränker sind als ich und ich den Platz eigentlich nicht hätte bekommen dürfen.
Da meinte er zu mir: „Nehmen Sie sich doch einfach mal selber wichtiger! Sie sind es wert, dass sie behandelt werden.“
So weit so gut. Nur bin ich am Anfang auch noch mit einem Gewicht reingekommen, dass mein Thera jetzt im Nachhinein als knapp anorektisch bezeichnet, obwohl ich da bereits schon zugenommen habe.
Und jetzt sind nun mal 2 Jahre vergangen und meine Sucht hat sich immer weiter in den „Fress-“ anstelle des „Hungerbereichs“ verschoben und da habe ich nun mal auch zugenommen. Jetzt bin ich im oberen Normalgewicht und kein Mensch, der mich nicht näher kennt, könnte sich vorstellen, dass ich eine Essstörung habe.
Und jetzt geht es wieder los mit den Gedanken:
Eigentlich müsste ich mich ja freuen, dass ich langsam wieder Episoden zeige, in denen ich „normal“ essen kann. Das habe ich mir eigentlich ja immer gewünscht.
Doch jetzt meinte mein Therapeut gestern:
„Ihre Mutter muss ja auch gute Seiten haben, denn wenn Sie von Geburt an unter Liebesentzug gelitten hätten, wären sie viel kränker.Die Fälle habe ich hier nämlich auch sitzen.“
So ne bescheuerte objekive Aussage nehme ich dann natürlich wieder war, wie :
„Naja, Sie sollen mal den Mund nicht so voll nehmen. Sie halten sich für so wichtig, doch so schlimm geht es Ihnen gar nicht. Eigentlich gibt es viel kränkere Menschen, die jetzt eigentlich anstelle von Ihnen vor mir sitzen müssten. Sie sind es gar nicht wert, dass ich mit ihnen arbeite, weil Sie nur so tun, als wären sie krank!“
Und dann kam noch die Aussage:
„Also Sie sind ja jetzt seit ca. 2 Wochen clean. Aber dann müssen Sie sich bei der Wohngruppe mit einem normalen Essverhalten vorstellen…“
Was ist denn nur los mit mir?!
Warum kann ich mich nicht einfach darüber freuen, clean zu sein? Im Gegenteil: Je öfter ich sowas höre, desto eher habe ich den Wunsch, doch mal richtig in die Anorexie zu rutschen, damit man mich mal wichtiger nimmt.
Und das ist es eben: Ich will doch mal wieder nur die „Erlaubnis“ haben, anders zu sein als andere. Und wenn ich clean bin, habe ich das Gefühl in mir, ich würde keine Ausnahme in der Gesellschaft mehr sein und müsste dementsprechende Leistungen erbringen.
Die Sucht hat mich in meinen Augen zu etwas besonderem gemacht, so bescheuert es klingt und wie dämlich der Gedanke auch ist, weil er einfach dermaßen unreflektiert ist.
Und „natürlich“ habe ich dann gestern wieder einen FA geschoben. So viel zum Thema „seit 2 Wochen clean“…und dann kommt noch der dumme Gedanke: „Tja, dein FA war jetzt zwar symptomatisch, aber du hast ja nur gefressen und hast noch nicht gehungert. Binge Eating ist von der Gesellschaft verpöhnt und deshalb kriegst du auch keine Aufmerksamkeit, sondern nur Verachtung. Binge- Eating ist keine ernstzunahmende Störung. Also nimm dich nicht so wichtig!
Dumme negative Stimme!! Ich krieg sie nicht aus meinem Kopf und es macht mich rasend. Kann ich nicht einfach mal anfangen, ein stabiles selbstwertgefühl zu entwickeln und nicht nach der Aufmerksamkeit anderer Menschen streben zu wollen? Oder ihnen gefallen zu wollen?

Ein betrübtes und verzweifeltes
Kätzchen