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mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 14:12
von Kara
Hallo liebe Leute.

Ich hab ein merkwürdiges Problem, das ist mir vor ein paar Tagen bewusst geworden.


Ich weiß noch nicht ganz genau was ich mir vom veröffentlichen folgenden Textes erhoffe, vielleicht will ich das nurmal in Sätze bringen... und hier ist die Wahrscheinlichkeit garnicht mal soooo gering, dass mich irgendeiner ansatzweise versteht. hoffe ich, glaube ich...


Nunja, also wo fange ich an?


Ich war Jahre lang eine (zumindest tendenziell eher) Außenseiterin. Mir fiel es schon im Kindergarten etwas schwer wirklich Anschluss zu finden. Ich hatte hier und da mal vereinzelt Freunde, aber ich hab nie wirklich mal einer Gruppe oder Clique oder so angehört. Meine Klasse(n) fand ich auch immer total blöd. Irgendsoein Gemeinschaftsgefühl á la "unsere Klasse ist die coolste" war mir absolut fremd und ging mir auch immer total auf die Nerven.

In der Grundschule kamen mir meine Mitschüler richtig fremd vor, als kämen die von einem anderen Planeten. Ich war irgendwie auch sehr paranoid, also vermutete immer böse Absichten in jedem Blick, in jedem Wort und war dementsprechend auch ständig angespannt und angriffsbereit.

In der Oberschule hat mich dann sone Art Psychofolter und Mobbing nochmal ziemlich hart getroffen und meine Jugend lang war ich extrem einzelgängerisch. Ich hatte garkeine Freunde mehr, wollte auch keine haben, weil ich niemandem vertrauen konnte. Ich lebte halt so in meinen Tagträumen und Nachmittags war ich mit der Bulimie beschäftigt und mit manchen Themen, die mich zu der Zeit noch interessiert haben. Da hatte ich noch sone Art Hoffnung oder Vermutung, dass ich irgendwann ein "besserer Mensch" in einer "besseren Welt" werden würde :roll: .


Naja, ich hab dann jedenfalls nach der 10.Klasse, als die eine Horror-Psychoterror-Schule dem Ende zuging, das totale Burnout-Syndrom und Depressionen entwickelt. Ein Jahr Schule schaffte ich dann noch und dann war ich entgültig platt.
Ich verlor jegliches Interesse an meiner Umwelt und jegliche Hoffnung in die Zukunft. Wie man Freunde macht/findet, wusste ich eh schon lange nicht mehr. "Freunde" kommen einem so nah und wollen wissen was man so gemacht hat in den letzten Jahren.


Egal, ich werde mal konkreter:

2008 zog ich spontan nach Bayern, weeeit weg von Zuhause, zu meinem Freund.
Seit dem hab ich nichts auf die Kette gekriegt.
Ich hab erstmal ein Jahr garnichts geschafft, war nur am fressen und kotzen, Sport machen, hungern. Ich hatte nichts anderes im Kopf, den ganzen Tag lang, Monate lang, das ganze Jahr durch.

Dazu hatte/hab ich soziale Ängste. Ich fühle mich wie ein minderwertiger Mensch 3.Klasse.
Und das wird durch meinen Lebenslauf eben sehr verstärkt.

Ende 2008 hab ich mich um ein paar Ausbildungsstellen beworben, aber das glückte nicht, nur Absagen, nichtmal ein Bewerbungsgespräch.


Anfang 2009 war ich mal in der Klinik. Da wurde ich dann die Bulimie los. zum Glück...


2009 durch über kam ich immernoch nicht klar, hab wieder nur vor mich hinvegitiert. Unter meiner Bettdecke fühle ich mich am wohlsten.
Einmal hab ich versucht nen Job in der Bäckerei zu bekommen, dann bekam ich jedoch Angst, dass ich das alleine nicht schaffe und hab die Sache sausen lassen. :oops: :roll:
ALLE (die ich kenne) regen sich tierisch drüber auf... aber ich konnte irgendwie einfach nicht.


Ich verbrachte/verbinge meine Zeit mit lesen, schlafen, fernsehen, spazieren gehen, bisschen Sport... aber mit nichts "sinnvollem". Also es war 2009 nichts dabei was mich irgendwie auf meinem Weg weitergebracht hätte.
Auf die Idee kam ich nicht, denn ich hatte unbewusst Angst etwas nicht zu schaffen und wieder zu scheitern, wie damals in der Schule, als ich so starke Depressionen hatte, dass ich nichts mehr in meinen Kopf gekriegt hab.

Ich lehnte jeden Gedanken ab. Ich war richtig passiv-aggressiv: "nein, das kann ich nicht machen, weil ... , ach das? das hab ich vergessen, oooops, n anderes mal vielleicht ... , ach bei dem hab ich irgendwie nichts gefunden, ich weiß auch nicht, kann ich ja noch morgen machen..." usw. usf.

Natürlich kam nie was zustande und ich suchte immer weiter nach Ausreden, garnichtmals ganz bewusst! Ich spürte zwar, dass es mich immer unheimlich erleichterte wenn ich wieder eine Ausrede gefunden hab, aber ich bildete mir wirklich ein, dass es diese Gründe gibt nichts produktives anzufangen.


Jeden 3. Tag dachte ich aber mal darüber nach, dass ich doch irgendwie mal was machen müsse, ein Praktikum, einen Nebenjob. Aber der Gedanke ängstigte mich immer, ganz unterschwellig. Bewusst spürte ich nur ein genervt sein. Denn dann müsste ich mich ja Leuten zeigen, die mich dann mit Fragen durchbohren würden, z.B. was ich bisher gemacht habe, ob ich schon Freunde in der Stadt gefunden habe, was ich in meiner Freizeit mache und dergleichen... :shock: Horror.

Ich komme mir dabei vor als würde ich aus einem dunklen Keller herausgekrochen kommen, mit zerfetzter, schmutziger Kleidung, jahrelang kein Tageslicht gesehen. Ich würde unverständliche Laute von mir geben, weil ich in den Jahren in meinem Kerker die Sprache meiner Mitmenschen verlernt habe.


Ja, ich habe ein paar wenige Leute gefunden. Einer ist darunter, der mich auch ständig zurechtweist und schimpft, dass ich doch eeeendlich mal was machen soll. Ich schäme mich unheimlich. :oops: :cry:

Er kommt sozusagen aus "gutem Hause", hat einen perfekten Lebenslauf, mit Auslandspraktika und allem drum und dran, er hat prima Kontakt zu seinen Eltern, eine schöne, eigene Wohnung in super Lage und überhaupt ist bei ihm eigentlich alles ganz rosig und in Butter.
In seiner Gegenwart komm ich mir vor wie die letzte Idiotin, aber irgendwie hab ichs ja geschafft, dass er mich als Freundin so halbwegs ernst nimmt.
Er kritisiert mich immer unheimlich, bzw. ist der Verständnisloseste von allen.


Ende 2009 habe ich mich auf sehr viele Stellen für einen Ausbildungsplatz beworben. In der Zeit, bis jetzt vor ner Woche hatte ich auch einige Vorstellungsgespräche, fast 15. Das klingt erstmal wenig, aber das ist schon ganz gut. 3 mal (!!) kam ich auch sogar schon in die engere Auswahl, 2 mal stand ich sozusagen im Finale wo man zwischen mir und jemand anderem entscheiden wollte. Naja, beide male hats nicht geklappt. :(

Es hat garnichts geklappt bisher.

Mein Lebenslauf ist krum, weil ich damals die Schule einfach abbgebrochen habe und seit 2008 nichts bedeutendes passiert ist, weder ein Praktikum, noch ein Nebenjob noch sonst irgendwas wichtiges. Ich hatte die ganze Zeit nur Depressionen und wollte mich immer nur in ein Loch verziehen und nicht gesehen werden. Jeder Gedanke daran etwas anzupacken ängstige mich unheimlich. Ich denke echt, dass ich es einfach nicht schaffen kann.

In den Bewerbungsgesprächen hab ich manchmal (recht glaubwürdig) behauptet, ich hätte Babysitting und für alte Leute in der Nachbarschaft Erledigungen gemacht, oder Nachhilfe gegeben, .. und ich hab mir irgendwelche Hobbies ausgedacht. Alles recht ausgeklügelt, sodass es auch meist geglaubt wurde, außer einmal :oops: , aber reden wir nicht drüber.

Die Bewerbungsgespräche fand ich jedenfalls immer alle sehr erniedrigend, weil ich mich jedesmal mit meiner Minderwertigkeit und meinem Versagertum konfrontiert sah, auch wenn ich souverän rüberkam.


Jedenfalls, dieser eine Freund aus der besseren Welt kann ÜBERHAUPT nicht verstehen wieso ich nicht aus dem Arsch komme und immernur am Aufschieben und Grübeln bin und jedesmal Gründe finde etwas eben nicht zutun. Am meisten hasst er Sätze wie "das kann ich nicht. das schaffe ich nicht. ach, die nehmen mich sowieso nicht. dafür bin ich eh viel zu doof." u.ä.

Einmal hat er mich regelrecht angebrüllt und gesagt: "Das NEEERVT!!!!" :cry: :cry:
Aber ich kann nicht anders. Das ist einfach meine tiefe Überzeugung. Positives Denken gelingt mir nicht. Natürlich wendet er sich von mir ab...

Er versteht auch nicht warum ich einfach die Schule abgebrochen habe damals, obwohl meine Noten noch ganz ok waren. Ich habe halt kapituliert und nicht wirklich nicht-bestanden. Aber das kann ich nachträglich auch nicht mehr ändern. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen wirklich zu scheitern, in aller Echtheit und Realität.

Ich habe totale Schulangst und extreme Versagensängste!

Er fragt sich auch was ich die Jahre denn gemacht habe ("du warst die ganze Zeit nur mit dir selbst beschäftigt? wie? du warst n halbes jahr einfach zuhause?! , was hast du denn gemacht?! du musst doch irgendwas gemacht haben?!")

Ich bin dann immernur den Tränen nahe und kann nur mit den Schultern zucken und den Kopf schütteln :cry: .

Jetzt hab ich mich für 2 VHS-Kurse angemeldet (für die ich 110€ geblecht habe!!!!!!!!), ein Excel-Grundkurs und ein Schnellkurs in Maschineschreiben. Beide bräuchte ich eigentlich nicht, aber ich denke, dass ich die schriftlichen Bestätigungen dann in die Bewerbung packen kann um meinen Willen zu zeigen unbedingt eine Ausbildung anfangen zu wollen, auch wenn ich damals die Schule nicht zuende gemacht habe.

Jetzt will ich nach Praktikumsplätzen schauen. Aber ich kann mich so schlecht aufraffen :( Das ist echt Wahnsinn.

Meine einzige Motivation ist die Angst mich in Grund und Boden schämen zu müssen und angebrüllt zu werden "es NNNERRRVT!!!" - "was hast du gemacht die Jahre?!" - "was machst du denn den ganzen Tag? auf der Couch sitzen und Chips fressen?"

Aber da kommt mir eine andere Lösungsstrategie schon wieder angenehmer vor: einfach die Kontakte absägen und wieder allein durch die Welt gehen, das bin ich eh gewohnt. Dieser erniedrigende Versuch sowas wie "Freunde" zu haben macht mich echt fertig, obwohl ich es mir so wünsche. Ich habe mir jetzt fest vorgenommen garnicht mehr mit meinen beiden "Freunden" über meine beruflichen Geschichten zu reden, ich hab solche Angst die ganze Zeit mit meinem Versagertum konfrontiert zu werden. Ich will mittlerweile garniemanden mehr teilhaben lassen.

:roll:

:cry:



Ja, ich schäme mich echt.
Meine Hobbies und Interessen sind auch verblasst. Ich traue mich nichts anzufangen, traue mir nichts zu, hab den Elan verloren, die Begeisterungsfähigkeit.


Ich schäme mich unheimlich. Jedesmal wenn ich neue Leute kennenlernen will, muss ich ja von mir erzählen. Von meinen Hobbies, von meinen Interessen, von dem was "ich so mache". Und da muss ich mir oft irgendwas ausdenken. Eigentlich traue ich mich garnicht mit anderen zu reden, weil immer die frage nach MIR kommt und meinem beschissenen Leben.


Ach... ich weiß auch nicht wieso ich das überhaupt schreibe. Vielleicht um mir noch mehr Kopfschütteln und Unverständnis einzuholen? :roll: Ich hoffe nicht. :oops: :oops:




:cry: :cry:



danke fürs lesen.

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 14:42
von Unique
Hallo Kara,

Ich lese mir eigentlich NIE solche langen Texte durch aber bei deinem bin ich total hängen geblieben. Ich sehe (leider) auch viele Parallelen zu mir, nur dass ich vielleicht noch jünger bin als du.
Anhand deines "Lebenslaufes" erkenne ich, dass dein Leben bisher von deinen Ängsten bestimmt wurde. Manchmal habe ich das Gefühl bei mir auch und deshalb gerate ich dann auch in alte schädliche Verhaltensweisen wieder zurück. Aber es gibt einen Weg aus diesem "Dilemma". Nur dir muss klar sein, dass dieser Weg sehr schmerzhaft und hart ist. Dafür wirst du dann aber endlich die Chance haben dein Leben so zu leben, wie du es möchtest. Ich spreche von Selbstannahme- ja sogar Selbstliebe. Ich arbeite schon lange daran, aber auch ich muss immer wieder feststellen, dass ich mich auch mal wieder in alte Ängste hinein versetze und da nicht so schnell mehr rauskomme. Diese Gefühle von Versagen, Minderwertigkeit, Sinnlosigkeit usw. kenne ich zur Genüge! Ich weiß genau, wie sich das anfühlt. Ich bin jetzt 18Jahre alt, habe aber auch wenige Freunde, obwohl ich tief in mir drin ein sehr sozialer Mensch bin, der anderen gerne hilft usw.
Aber weißt du was? Ich falle auch in so tiefe Löcher immer und immer wieder hinein, um dann festzustellen, dass sich was ändern muss. Dann beginne ich wieder an mir zu arbeiten und ich versuche mich selbst nicht aufzugeben, sondern dran zu bleiben.
Du hast mir ein Stück die Augen wieder geöffnet, weil ich gerade auch alles andere, als "glücklich" mit mir bin usw.

Okay genug geschwafelt.

Du schaffst das, wenn du es willst.

Alles Liebe

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 17:11
von Nads
Hey!

Es ist schwer Dir da etwas zu raten. Du bist schon so wahnsinnig eingefahren in Deinen Denkmustern.
Es gibt im Grunde nur 2 Möglichkeiten die Du hast:

1) so weitermachen und im Keller bleiben, unglücklich bleiben, alle Kontakte abschneiden und sich weitere Jahre den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso das alles eigentlich

oder

2) es ändern, an sich arbeiten, ins Wasser springen, auch wenn Du im Moment noch denkst, das wird nix. Sonst entscheidest Du Dich nämlich automatisch für Punkt 1.

Das Ding ist DU musst mit DEINER Entscheidung und DEINEM Leben leben!

Lieben Gruß Nadine

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 17:21
von Kara
Ich fühl mich total ohnmächtig, bedroht und ohne jegliches Selbstwertgefühl.

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 17:33
von Caruso
ohnmächtig und ohne Selbstwertgefühl kann ich verstehen ....

aber wer oder was bedroht Dich ? :shock:

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 18:44
von Wispy
Hallo Liebe Kara,

mich berührt deine Geschichte - wahrscheinlich auch, weil ich sie gut nachvollziehen kann.

Was mir zu Anfang erst einmal einfällt und auch wenn es nicht an mich gerichtet war, aber ich versuche mich trotzdem mal, wenn ich darf?
Caruso hat geschrieben: aber wer oder was bedroht Dich ? :shock:
Für mich war dieses bedrohte Gefühl immer 'die Welt', die mir im Nacken sitzt und 'verlangt', dass ich etwas aus mir mache. Einen Job suche und gefälligst Steuern zahle... so oder so ähnlich.
Menschen um mich rum, für die es so unverständlich ist, dass ich die Schule abgebrochen habe (anfang der zwölften, vor einem halben Jahr). Die mich drängen und kritisieren und schlaue Ratschläge von sich geben "Du musst es halt durchziehen". Freunde, Bekannte und Verwandte, die von einem erwarten, dass man reibungslos funktioniert; dass nach Schule direkt Studium oder Ausbildung folgen und dass man alles daran setzt 'normal' zu sein und sich vor allem normal zu verhalten.


So, das dazu (nochmal tschuldigung, falls ich nich hätte antworten solln....)
und jetzt zu dir Kara :)

Dieses Gefühl des Dahin-vegetierens kenne ich mittlerweile ganz gut - man steht morgens auf und wurschtelt so vor sich hin und bevor der Tag überhaupt begonnen hat, ist er auch schon wieder zuende und irgendwann verlieren Stunden und Minuten ihre Bedeutunt. Man denkt nur noch 'tageweise', in einem größeren Rahmen und die Zeit plätschert so vor sich hin...

...aber gut. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich kann diese Druck und die Tatenlosigkeit nur allzu gut nachvollziehen, weil ich zurzeit in der gleichen Situation stecke:
Schule abgebrochen, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe, aber zumindest Mittlere Reife in der Tasche.
Und die hast du doch auch, nicht?? und wenn: dann jedenfalls den hauptschulabluschluss!
Dann sage ich erstmal
:-X) HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM BESTANDENEN SCHULABSCHLUSS! :-X)
Zumindest DAS hast du geschafft und auch: Keine Bulimie mehr!! (ich übrigens auch nich ;) )

-> und das wären schon mal zwei Dinge, die man nicht unterschätzen oder klein trampeln darf!!


Und damit zu einer ganz anderen Frage -
hast du Ziele oder Wünsche?
Irgendwelche Vorstellungen, wo du mal hinmöchtest? Nur im aller Entferntesten eine Idee, was dir Freude bereitet?

Ich freue mich auf deine antwort,
Wispy

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 19:21
von Faraway
Hey Kara!

Du schaffst das! Ich kenne das auch...diesen dunklen Keller, in den man sich gerne zurückzieht und am liebsten die Tür abschließt. Aber schau mal, auch wenn sie dich früher in der Schule mal gemobbt haben (-> diese Idioten siehst du nie wieder :wink: ), das ist jetzt alles nicht mehr so!

Damals bist du weggelaufen, nach Bayern, damit dich auch keiner von deinen alten Bekannten mehr sieht. Dann hast du dich ne Zeit lang zurückgezogen...ABER JETZT hast du ein paar Freunde gefunden, du hast dich 15mal beworben, warst sogar 2mal gaaaaanz knapp dabei! Und, du hast ja immerhin einen SChulabschluss. Und dich für VH Kurse angemeldet. Ich finde, du kommst in letzter Zeit richtig weiter und hast dich gut gefangen. Wirklich super :)

Schmeiß das nicht einfach weg, weil jemand auf dir rumhackt...

Ok, dazu muss ich jetzt einfach noch was sagen, auch wenns vllt bisschen arg fies ist:
Deinen "Freund" solltest du dir sonst wo hin schieben!! :evil: Das ist ja mal ein riiiiiesen Kotzbrocken! Ich sag dir eins, der ist einer von diesen Arschl*, die zwar nen super-perfekten Lebenslauf haben aber dafür nen sch* Charakter! Auf menschlicher Ebene taugt der doch nix! Naja, lass ihn einfach seinen schwachsinn labern oder schick ihn in die Wüste (wo er hoffentlich jämmerlich verdurstet). Übrigens kann er froh sein, dass es dich gibt. Der hätte sonst nämlich keine so treuen Freunde wie dich, weil er wie schon gesagt ein absolutes A* ist!! Soooo, jetzt fühl ich mich besser:)
(sry Nads, aber das war einfach nötig... :roll: Nächstes mal schreib ich nettere sachen :wink: )

Aber um nochmal auf deinen gigantischen Fortschritt zurückzukommen: Du brauchst gar keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben, ich meine, du hast schon etwas erreicht, wenn auch nicht alles was du haben willst. Und das zeigt uns doch nur wie gut du bist. Du kommst bei Bewerbungsgesprächen souverän an!! Wenn ich das mal schaffen würde! Und ich bin nicht diejenige, die sich ne zeitlang zurückgezogen hat und das gefühl hat sich dafür schämen zu müssen. Du überspielsz das einfach und machst denen da mal locker was von deinen Hobbies vor! Weißt du wie ich mein? Das zeigt absolute Stärke.

Lass dich nicht von den Bemerkungen anderer runtermachen...die ham doch keine Ahnung...
und freunde können auch was tolles sein... hast du mal überlegt, ob du nicht vllt auch oberflächliche Kontakte knüpfen willst? denen musst du das alles auch nicht erzählen, die sind nur zum spaß haben da :)
und dann können sie auch nicht kritisieren...:)

UUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUND zu guter letzt: Ich hab nicht den Kopf geschüttelt ;)

gaaaanz liebe Grüße und viel Glück...Faraway

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 20:20
von Kara
Wow, vielen lieben Dank für eure lieben und mutmachenden Worte! :D





@ Wispy:


Ich wünschte du hättest noch mehr geschrieben, mehr Details, denn du scheinst ja in fast der selben Situation zu stecken wie ich die letzten Jahre.

Für mich war dieses bedrohte Gefühl immer 'die Welt', die mir im Nacken sitzt und 'verlangt', dass ich etwas aus mir mache. Einen Job suche und gefälligst Steuern zahle... so oder so ähnlich.
Ja, genau das meine ich! Ich fühle mich auch von allen Seiten "bedrängt" und überfordert. :roll: Ich denke oft, dass ich das Leben einfach nicht schaffe und nicht aushalten kann, dass ich es irgendwie nicht ertrage und am liebsten unsichtbar sein möchte. :(

Menschen um mich rum, für die es so unverständlich ist, dass ich die Schule abgebrochen habe (anfang der zwölften, vor einem halben Jahr). Die mich drängen und kritisieren und schlaue Ratschläge von sich geben "Du musst es halt durchziehen". Freunde, Bekannte und Verwandte, die von einem erwarten, dass man reibungslos funktioniert; dass nach Schule direkt Studium oder Ausbildung folgen und dass man alles daran setzt 'normal' zu sein und sich vor allem normal zu verhalten.
Ach, auch Anfang der Zwölften? Wilkommen im Club :roll: :wink: .
Haargenauso geht es mir auch. Ich hab es auch einfach nicht mehr ertragen und keiner konnte das verstehen, weil meine Noten in der 11. garnicht sooooo mega-übel waren und ich ja immerhin in die 12 versetzt wurde... trotzdem, es wusste ja niemand wie es hinter den guten Noten aussah. Ich hielt ich dem nicht mehr stand.

Meine Mittlere Reife hab ich auch in der Tasche, eine ganz gute sogar, ich glaub Schnitt irgendwas zwischen 2,5 und 2,8 oder so...

Dieses Gefühl des Dahin-vegetierens kenne ich mittlerweile ganz gut - man steht morgens auf und wurschtelt so vor sich hin und bevor der Tag überhaupt begonnen hat, ist er auch schon wieder zuende und irgendwann verlieren Stunden und Minuten ihre Bedeutunt. Man denkt nur noch 'tageweise', in einem größeren Rahmen und die Zeit plätschert so vor sich hin...
ja... schlimm. also ich meine, am Anfang fand ich es auch mal ganz angenehm und man gewöhnt sich dran.
Aber mittlerweile bin ich schon 20 :shock: (!!!!) Die Schule hab ich Ende 2007 hinter mir gelassen, da war ich noch 17 und wurde bald darauf 18. Ich zog mit frisch 18 dann weg und seit dem ist nichts bedeutendes mehr passiert was irgendein Arbeitgeber für wichtig erachten würde.

Also ziemlich exakt ZWEI Jahre sind jetzt "tatenlos" ins Land gegangen. :oops:
Mittlerweile weiß ich nicht mehr was ich einem Arbeitgeber im Gespräch erzählen soll.


Ich bin jetzt seit gut einem Jahr clean, krass dass echt schon SO viel Zeit seit dem vergangen ist. Langsam krieg ich Angst.

Und damit zu einer ganz anderen Frage -
hast du Ziele oder Wünsche?
Irgendwelche Vorstellungen, wo du mal hinmöchtest? Nur im aller Entferntesten eine Idee, was dir Freude bereitet?
Also beworben habe ich mich total unspektakulär auf das sinnvollste was mir einfiel (und meinen Fähigkeiten noch mit am meisten entspricht):
Kauffrau für Bürokommunikation.

Ja, nicht so spannend, aber immerhin gibts immer gute Chancen auf Arbeit und ich könnte gut in ein interessantes Unternehmen einsteigen (wenn ich mal eine Ausbildung gemacht habe)

Meine Wunschvorstellung ist es natürlich in einem interessanten Unternehmen (am besten was mit neuen Erfindungen und Entdeckungen) zu arbeiten, mit einem angenehmen, freundlichen Team, idealerweise in einem hellen, gemütlichen Büro, in einem netten Stadtviertel gelegen :wink:

Tja...



Was hast du jetzt eigentlich vor?

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@ Faraway




Hey, danke für deine aufbauenden Worte!

Aber schau mal, auch wenn sie dich früher in der Schule mal gemobbt haben (-> diese Idioten siehst du nie wieder :wink: ), das ist jetzt alles nicht mehr so!
Ja, die sehe ich nicht wieder, auch wenn ich das Bedürfnis hätte, denen ins Gesicht zu sagen wie sehr die mir das Leben zur Hölle gemacht haben und dass ich noch sehr lange unter den Folgen leiden werde. :evil: :cry:

Es ist vorbei, aber dieser jahrelange Lernprozess "du bist unwürdig, dich muss man auslachen, du hast es so verdient, niemand will mit dir befreundet sein, denn du bist eine Person 3.Klasse" hat sich mir sehr stark eingebrannt und es fällt mir nach wie vor extrem schwer andere Denkweisen zu integrieren.


Ich hab mich nicht nur 15 mal beworben, sondern fast 80 mal, davon sind diese 15 - 20 Einladungen rausgesprungen. Eigentlich ne gute Ausbeute, ja.
Mein Abschluss ist so gut, dass man mir schon ein paar mal in den Gesprächen vorab gesagt hat, er wäre "beeindruckend gut" oder meine Bewerbung wäre "die beste" gewesen, auch von den Noten usw. ... hm.

In den Gesprächen bin ich mich mittlerweile auch schon etwas geübt, ja.
Ich durfte auch schon 2 mal Probearbeiten und wurde als "sehr kompetent und intelligent" betitelt :mrgreen: . Oder: "soeine patente junge Dame wie sie trifft man ja nicht alle Tage" :oops: 8) :mrgreen:

Ja, das sind so meine kleinen Erfolge, aber irgendwie hats bisher noch nicht zu nem Ausbildungsplatz gereicht :(


Dieser Freund ist echt ein bisschen verständislos, aber ich kann es ihm auch nicht sooo sehr verübeln. Ganze ZWEI Jahre mit nichts-tun ins Land streichen zu lassen ist schon etwas peinlich und verursacht bestimmt nicht nur bei ihm Kopfschütteln. :oops: :oops: :roll:


Dieser Freund macht mir richtig Minderwertigkeiskomplexe, eben weil er so erfolgreich ist.
Er ist in einem Wohlhabenden-Viertel aufgewachsen und war auf einer Privatschule. Er war ein paar mal im Ausland und kann 3 Sprachen fließend. Er hat nur sehr gute Noten in der Uni und promoviert gerade. Er macht NIEMALS auch nur einen Rechtschreibfehler und ist insgesamt total intelligent. Sein etwas jüngerer Bruder hat "Japanologie" (?) studiert und jetzt fängt er mit Medizin an. Die Eltern haben ein Haus am Tegernsee! :shock:

Daneben kann ich ja nur total bescheuert aussehen. Ich mit meiner Alkoholiker-Familie, meiner Unterschichtler-Herkunft und meinem halben Dreiviertel-Wissen und meinem verwirrten Daherkommen :oops:

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 20:37
von Colourful
Kara, bei solchen Leuten kriege ich auch leicht Minderwertigkeitskomplexe, aber die sind ja nun auch nicht unbedingt schlauer, da verfügen die Eltern nur über ein größeres Investitionsvolumen, das dann gewinnbringend in die Bildung der Kinder angelegt wird. Zwei Studiengänge, so toll ich das auch finden würde, kann ich mir nämlich auch nicht leisten. Und ein Haus am Tegernsee, wie super.
Ich kenne ja auch solche Leute, Leute, die ein schlechtes Abi gemacht haben und dann in Ungarn Medizin studieren können, weil Mami und Papi ja die 30.000 Euro für die zwei Jahren bis zum ersten Staatsexamen aus der Portokasse bezahlen können. Alle anderen warten dann sechs Jahre auf ihren Studienplatz...
:twisted:

Von solchen Leuten, die im Übrigen keine schlechten Menschen sind, sondern nur viel privilegierter aufwachsen als Lieschen Müller und gerade deswegen auch oft andere Ansichten vertreten können, würde ich mir gar nichts sagen lassen. Wirklich nicht. Klar, du hast zwei Jahre ins Land ziehen lassen. Und? Hast du nichts geleistet? Du hast eine Essstörung besiegt. Das ist natürlich gar nichts.

Man sollte sowieso grundsätzlich erstmal ein paar Meilen in den Schuhen des Anderen laufen, bevor man solche Urteile fällt.

Ich halte dich für einen wahnsinnig scharfsinnigen Menschen, Kara.
Du bist schlau, du bist gut und du hast schon sehr viel in deinem Leben geleistet, auch, wenn du es vor deinem potentiellen Arbeitgeber nicht nachweisen, nicht belegen, kannst. Gibt ja schließlich keinen Abschluss in; 101 Wege aus der Essstörung - Ich gehe meinen Weg. Und ich bin gut genug.

Schade, dass es so ein Zertifikat nicht gibt.

Alles Liebe, Colourful, das Arbeiterkind.

P.S. Und promovieren und drei Sprachen sprechen ist nicht toll, das kann ja sogar ich. :P

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 20:55
von Unique
Colourful hat geschrieben: Gibt ja schließlich keinen Abschluss in; 101 Wege aus der Essstörung - Ich gehe meinen Weg. Und ich bin gut genug.

Schade, dass es so ein Zertifikat nicht gibt.
JA! Solche Leistungen werden nicht anerkannt, weils ja selbstverständlich ist, dass man gesund und fit ist :evil:

Nee ehrlich... was hier viele geschafft haben, ist einfach nur der WAHNSINN! Wir können stolz auf uns sein, denn das kann uns dann auch niemand nehmen!

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 20:58
von Colourful
Finde ich auch, Uni. ;)

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 20:59
von Kara
Ja... der Typ versteht echt überhaupt nichts von mir.

Wenn ich zu ihm sage, dass ich keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter will, dann guckt er mich mit großen Augen an und hält mich für nen echt herzlosen Menschen. :roll:
Wenn ich sag, dass sie mir voll viel angetan hat, denkt er es gehe dabei um kleine pubertäts-bedingte Konfliktchen :roll:
Aber Details will ich ihm auch nicht erzählen, sonst hält der mich noch für die "die aus der gewalttätigen Alkoholikerfamilie kommt und bis sie 16 war nicht wusste wie man "kultiviert" miteinander umgeht und es auch teilweise immernoch nicht so ganz rallt". :roll:

Der kann rein garnichts von mir und meiner Erlebniswelt nachvollziehen.
Aber um genau das beneide ich ihn so. Darum himmle ich ihn so an. :oops:
Ja, das ist echt bescheuert. Ich halte mich wegen meiner Herkunft nunmal wirklich oft für einen minderwertigeren Menschen.

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Mo Mär 15, 2010 21:07
von Colourful
Was reizt dich denn an dem? Das Fremde? Das absolut Andersartige? Ich finde auch, dass eine komplett andere Perspektive manchmal sehr reizvoll ist, nur hoffe ich, dass er auch noch lernt (trotz seiner Intelligenz), dass man Dinge, die man nicht im Entferntesten nachvollziehen kann, auch nicht beurteilen kann.
Kara hat geschrieben:Ich halte mich wegen meiner Herkunft nunmal wirklich oft für einen minderwertigeren Menschen.
Das kann ich sehr gut verstehen, ich weiß aber auch noch nicht, wie man das ändern kann. Das geht nicht mal durch eigene Leistungen, eher dadurch, dass man sich klar macht, dass es kein Besser oder Schlechter gibt, dass jeder Erfahrungen machen muss und auch, dass wir alle gleichwertig sind.
Das ist in einer Welt, in der es für meinen Geschmack viel zu oft darum geht, wer die teuersten Schuhe anhat, nur leider oftmals richtig schwierig.

(Ich bin übrigens seit ich zehn bin fast ausschließlich von sozial Bessergestellten umgeben, mein Vater ist *nur* Einzelhandelskaufmann und kein Professor. ;) )

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Di Mär 16, 2010 0:13
von Lupus
+

Re: mein Versagertum und ich

Verfasst: Di Mär 16, 2010 0:25
von Nads
Ich weiß jetzt ja nicht, ob er damit angibt...also mit seiner Herkunft, dass er eben reicher aufgewachsen ist, intelligent ist usw. und Du Dich deshalb "schlecht hingestellt" siehst. Wenn er das nicht zum Thema macht und Dich dabei arrogant abkanzelt kann man ihm das alles ja nun auch nicht zum Nachteil reichen. Wenn einer eben intelligent ist und wohlhabend aufgewachsen und wenn derjenige dies oder das studiert, ist das auch nix, wessen er sich schämen müsste. Für seine Herkunft z.B. kann nämlich weder das Arbeiterkind was, noch das Kind aus dem Waisenhaus, das aus dem reichen Elternhaus, das aus dem Irrenhaus oder aus sonst was für einem Haus. Du musst jetzt auch gar nicht anfangen Dich mit anderen Personen zu messen. Es wird immer wen geben, der schlauer, reicher, schöner oder sowas ist, der mehr Glück hatte, genauso wie es immer Leute geben wird, denen es schlechter geht, die dümmer sind, ärmer oder was weiß ich nicht noch alles.
Wichtig ist, dass DU ALLEIN hinter dem stehst, was Du machst oder eben nicht machst. Das DU DEINEN Weg findest und gehst und Dich nicht von anderen beeinflussen oder einschüchtern lässt. Es ist doch Dein Leben. Also machst Du das draus, was Du daraus machen willst! Und nicht das, was andere aus ihrem Leben machen. Die müssen ihres leben, nicht Deins. Durch Deins musst nur Du allein!

Ich halte Dich auch weiß Gott für intelligent genug, Deinen Weg zu finden und den auch zu gehen. Dir fehlt es wirklich nicht an Intelligenz oder so. Dir fehlt höchstens Mut und Selbstvertrauen. Beides nix, was man sich nicht aufbauen könnte!!

LG Nadine