mein Versagertum und ich
Verfasst: Mo Mär 15, 2010 14:12
Hallo liebe Leute.
Ich hab ein merkwürdiges Problem, das ist mir vor ein paar Tagen bewusst geworden.
Ich weiß noch nicht ganz genau was ich mir vom veröffentlichen folgenden Textes erhoffe, vielleicht will ich das nurmal in Sätze bringen... und hier ist die Wahrscheinlichkeit garnicht mal soooo gering, dass mich irgendeiner ansatzweise versteht. hoffe ich, glaube ich...
Nunja, also wo fange ich an?
Ich war Jahre lang eine (zumindest tendenziell eher) Außenseiterin. Mir fiel es schon im Kindergarten etwas schwer wirklich Anschluss zu finden. Ich hatte hier und da mal vereinzelt Freunde, aber ich hab nie wirklich mal einer Gruppe oder Clique oder so angehört. Meine Klasse(n) fand ich auch immer total blöd. Irgendsoein Gemeinschaftsgefühl á la "unsere Klasse ist die coolste" war mir absolut fremd und ging mir auch immer total auf die Nerven.
In der Grundschule kamen mir meine Mitschüler richtig fremd vor, als kämen die von einem anderen Planeten. Ich war irgendwie auch sehr paranoid, also vermutete immer böse Absichten in jedem Blick, in jedem Wort und war dementsprechend auch ständig angespannt und angriffsbereit.
In der Oberschule hat mich dann sone Art Psychofolter und Mobbing nochmal ziemlich hart getroffen und meine Jugend lang war ich extrem einzelgängerisch. Ich hatte garkeine Freunde mehr, wollte auch keine haben, weil ich niemandem vertrauen konnte. Ich lebte halt so in meinen Tagträumen und Nachmittags war ich mit der Bulimie beschäftigt und mit manchen Themen, die mich zu der Zeit noch interessiert haben. Da hatte ich noch sone Art Hoffnung oder Vermutung, dass ich irgendwann ein "besserer Mensch" in einer "besseren Welt" werden würde
.
Naja, ich hab dann jedenfalls nach der 10.Klasse, als die eine Horror-Psychoterror-Schule dem Ende zuging, das totale Burnout-Syndrom und Depressionen entwickelt. Ein Jahr Schule schaffte ich dann noch und dann war ich entgültig platt.
Ich verlor jegliches Interesse an meiner Umwelt und jegliche Hoffnung in die Zukunft. Wie man Freunde macht/findet, wusste ich eh schon lange nicht mehr. "Freunde" kommen einem so nah und wollen wissen was man so gemacht hat in den letzten Jahren.
Egal, ich werde mal konkreter:
2008 zog ich spontan nach Bayern, weeeit weg von Zuhause, zu meinem Freund.
Seit dem hab ich nichts auf die Kette gekriegt.
Ich hab erstmal ein Jahr garnichts geschafft, war nur am fressen und kotzen, Sport machen, hungern. Ich hatte nichts anderes im Kopf, den ganzen Tag lang, Monate lang, das ganze Jahr durch.
Dazu hatte/hab ich soziale Ängste. Ich fühle mich wie ein minderwertiger Mensch 3.Klasse.
Und das wird durch meinen Lebenslauf eben sehr verstärkt.
Ende 2008 hab ich mich um ein paar Ausbildungsstellen beworben, aber das glückte nicht, nur Absagen, nichtmal ein Bewerbungsgespräch.
Anfang 2009 war ich mal in der Klinik. Da wurde ich dann die Bulimie los. zum Glück...
2009 durch über kam ich immernoch nicht klar, hab wieder nur vor mich hinvegitiert. Unter meiner Bettdecke fühle ich mich am wohlsten.
Einmal hab ich versucht nen Job in der Bäckerei zu bekommen, dann bekam ich jedoch Angst, dass ich das alleine nicht schaffe und hab die Sache sausen lassen.
ALLE (die ich kenne) regen sich tierisch drüber auf... aber ich konnte irgendwie einfach nicht.
Ich verbrachte/verbinge meine Zeit mit lesen, schlafen, fernsehen, spazieren gehen, bisschen Sport... aber mit nichts "sinnvollem". Also es war 2009 nichts dabei was mich irgendwie auf meinem Weg weitergebracht hätte.
Auf die Idee kam ich nicht, denn ich hatte unbewusst Angst etwas nicht zu schaffen und wieder zu scheitern, wie damals in der Schule, als ich so starke Depressionen hatte, dass ich nichts mehr in meinen Kopf gekriegt hab.
Ich lehnte jeden Gedanken ab. Ich war richtig passiv-aggressiv: "nein, das kann ich nicht machen, weil ... , ach das? das hab ich vergessen, oooops, n anderes mal vielleicht ... , ach bei dem hab ich irgendwie nichts gefunden, ich weiß auch nicht, kann ich ja noch morgen machen..." usw. usf.
Natürlich kam nie was zustande und ich suchte immer weiter nach Ausreden, garnichtmals ganz bewusst! Ich spürte zwar, dass es mich immer unheimlich erleichterte wenn ich wieder eine Ausrede gefunden hab, aber ich bildete mir wirklich ein, dass es diese Gründe gibt nichts produktives anzufangen.
Jeden 3. Tag dachte ich aber mal darüber nach, dass ich doch irgendwie mal was machen müsse, ein Praktikum, einen Nebenjob. Aber der Gedanke ängstigte mich immer, ganz unterschwellig. Bewusst spürte ich nur ein genervt sein. Denn dann müsste ich mich ja Leuten zeigen, die mich dann mit Fragen durchbohren würden, z.B. was ich bisher gemacht habe, ob ich schon Freunde in der Stadt gefunden habe, was ich in meiner Freizeit mache und dergleichen...
Horror.
Ich komme mir dabei vor als würde ich aus einem dunklen Keller herausgekrochen kommen, mit zerfetzter, schmutziger Kleidung, jahrelang kein Tageslicht gesehen. Ich würde unverständliche Laute von mir geben, weil ich in den Jahren in meinem Kerker die Sprache meiner Mitmenschen verlernt habe.
Ja, ich habe ein paar wenige Leute gefunden. Einer ist darunter, der mich auch ständig zurechtweist und schimpft, dass ich doch eeeendlich mal was machen soll. Ich schäme mich unheimlich.
Er kommt sozusagen aus "gutem Hause", hat einen perfekten Lebenslauf, mit Auslandspraktika und allem drum und dran, er hat prima Kontakt zu seinen Eltern, eine schöne, eigene Wohnung in super Lage und überhaupt ist bei ihm eigentlich alles ganz rosig und in Butter.
In seiner Gegenwart komm ich mir vor wie die letzte Idiotin, aber irgendwie hab ichs ja geschafft, dass er mich als Freundin so halbwegs ernst nimmt.
Er kritisiert mich immer unheimlich, bzw. ist der Verständnisloseste von allen.
Ende 2009 habe ich mich auf sehr viele Stellen für einen Ausbildungsplatz beworben. In der Zeit, bis jetzt vor ner Woche hatte ich auch einige Vorstellungsgespräche, fast 15. Das klingt erstmal wenig, aber das ist schon ganz gut. 3 mal (!!) kam ich auch sogar schon in die engere Auswahl, 2 mal stand ich sozusagen im Finale wo man zwischen mir und jemand anderem entscheiden wollte. Naja, beide male hats nicht geklappt.
Es hat garnichts geklappt bisher.
Mein Lebenslauf ist krum, weil ich damals die Schule einfach abbgebrochen habe und seit 2008 nichts bedeutendes passiert ist, weder ein Praktikum, noch ein Nebenjob noch sonst irgendwas wichtiges. Ich hatte die ganze Zeit nur Depressionen und wollte mich immer nur in ein Loch verziehen und nicht gesehen werden. Jeder Gedanke daran etwas anzupacken ängstige mich unheimlich. Ich denke echt, dass ich es einfach nicht schaffen kann.
In den Bewerbungsgesprächen hab ich manchmal (recht glaubwürdig) behauptet, ich hätte Babysitting und für alte Leute in der Nachbarschaft Erledigungen gemacht, oder Nachhilfe gegeben, .. und ich hab mir irgendwelche Hobbies ausgedacht. Alles recht ausgeklügelt, sodass es auch meist geglaubt wurde, außer einmal
, aber reden wir nicht drüber.
Die Bewerbungsgespräche fand ich jedenfalls immer alle sehr erniedrigend, weil ich mich jedesmal mit meiner Minderwertigkeit und meinem Versagertum konfrontiert sah, auch wenn ich souverän rüberkam.
Jedenfalls, dieser eine Freund aus der besseren Welt kann ÜBERHAUPT nicht verstehen wieso ich nicht aus dem Arsch komme und immernur am Aufschieben und Grübeln bin und jedesmal Gründe finde etwas eben nicht zutun. Am meisten hasst er Sätze wie "das kann ich nicht. das schaffe ich nicht. ach, die nehmen mich sowieso nicht. dafür bin ich eh viel zu doof." u.ä.
Einmal hat er mich regelrecht angebrüllt und gesagt: "Das NEEERVT!!!!"
Aber ich kann nicht anders. Das ist einfach meine tiefe Überzeugung. Positives Denken gelingt mir nicht. Natürlich wendet er sich von mir ab...
Er versteht auch nicht warum ich einfach die Schule abgebrochen habe damals, obwohl meine Noten noch ganz ok waren. Ich habe halt kapituliert und nicht wirklich nicht-bestanden. Aber das kann ich nachträglich auch nicht mehr ändern. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen wirklich zu scheitern, in aller Echtheit und Realität.
Ich habe totale Schulangst und extreme Versagensängste!
Er fragt sich auch was ich die Jahre denn gemacht habe ("du warst die ganze Zeit nur mit dir selbst beschäftigt? wie? du warst n halbes jahr einfach zuhause?! , was hast du denn gemacht?! du musst doch irgendwas gemacht haben?!")
Ich bin dann immernur den Tränen nahe und kann nur mit den Schultern zucken und den Kopf schütteln
.
Jetzt hab ich mich für 2 VHS-Kurse angemeldet (für die ich 110€ geblecht habe!!!!!!!!), ein Excel-Grundkurs und ein Schnellkurs in Maschineschreiben. Beide bräuchte ich eigentlich nicht, aber ich denke, dass ich die schriftlichen Bestätigungen dann in die Bewerbung packen kann um meinen Willen zu zeigen unbedingt eine Ausbildung anfangen zu wollen, auch wenn ich damals die Schule nicht zuende gemacht habe.
Jetzt will ich nach Praktikumsplätzen schauen. Aber ich kann mich so schlecht aufraffen
Das ist echt Wahnsinn.
Meine einzige Motivation ist die Angst mich in Grund und Boden schämen zu müssen und angebrüllt zu werden "es NNNERRRVT!!!" - "was hast du gemacht die Jahre?!" - "was machst du denn den ganzen Tag? auf der Couch sitzen und Chips fressen?"
Aber da kommt mir eine andere Lösungsstrategie schon wieder angenehmer vor: einfach die Kontakte absägen und wieder allein durch die Welt gehen, das bin ich eh gewohnt. Dieser erniedrigende Versuch sowas wie "Freunde" zu haben macht mich echt fertig, obwohl ich es mir so wünsche. Ich habe mir jetzt fest vorgenommen garnicht mehr mit meinen beiden "Freunden" über meine beruflichen Geschichten zu reden, ich hab solche Angst die ganze Zeit mit meinem Versagertum konfrontiert zu werden. Ich will mittlerweile garniemanden mehr teilhaben lassen.
Ja, ich schäme mich echt.
Meine Hobbies und Interessen sind auch verblasst. Ich traue mich nichts anzufangen, traue mir nichts zu, hab den Elan verloren, die Begeisterungsfähigkeit.
Ich schäme mich unheimlich. Jedesmal wenn ich neue Leute kennenlernen will, muss ich ja von mir erzählen. Von meinen Hobbies, von meinen Interessen, von dem was "ich so mache". Und da muss ich mir oft irgendwas ausdenken. Eigentlich traue ich mich garnicht mit anderen zu reden, weil immer die frage nach MIR kommt und meinem beschissenen Leben.
Ach... ich weiß auch nicht wieso ich das überhaupt schreibe. Vielleicht um mir noch mehr Kopfschütteln und Unverständnis einzuholen?
Ich hoffe nicht.

danke fürs lesen.
Ich hab ein merkwürdiges Problem, das ist mir vor ein paar Tagen bewusst geworden.
Ich weiß noch nicht ganz genau was ich mir vom veröffentlichen folgenden Textes erhoffe, vielleicht will ich das nurmal in Sätze bringen... und hier ist die Wahrscheinlichkeit garnicht mal soooo gering, dass mich irgendeiner ansatzweise versteht. hoffe ich, glaube ich...
Nunja, also wo fange ich an?
Ich war Jahre lang eine (zumindest tendenziell eher) Außenseiterin. Mir fiel es schon im Kindergarten etwas schwer wirklich Anschluss zu finden. Ich hatte hier und da mal vereinzelt Freunde, aber ich hab nie wirklich mal einer Gruppe oder Clique oder so angehört. Meine Klasse(n) fand ich auch immer total blöd. Irgendsoein Gemeinschaftsgefühl á la "unsere Klasse ist die coolste" war mir absolut fremd und ging mir auch immer total auf die Nerven.
In der Grundschule kamen mir meine Mitschüler richtig fremd vor, als kämen die von einem anderen Planeten. Ich war irgendwie auch sehr paranoid, also vermutete immer böse Absichten in jedem Blick, in jedem Wort und war dementsprechend auch ständig angespannt und angriffsbereit.
In der Oberschule hat mich dann sone Art Psychofolter und Mobbing nochmal ziemlich hart getroffen und meine Jugend lang war ich extrem einzelgängerisch. Ich hatte garkeine Freunde mehr, wollte auch keine haben, weil ich niemandem vertrauen konnte. Ich lebte halt so in meinen Tagträumen und Nachmittags war ich mit der Bulimie beschäftigt und mit manchen Themen, die mich zu der Zeit noch interessiert haben. Da hatte ich noch sone Art Hoffnung oder Vermutung, dass ich irgendwann ein "besserer Mensch" in einer "besseren Welt" werden würde

Naja, ich hab dann jedenfalls nach der 10.Klasse, als die eine Horror-Psychoterror-Schule dem Ende zuging, das totale Burnout-Syndrom und Depressionen entwickelt. Ein Jahr Schule schaffte ich dann noch und dann war ich entgültig platt.
Ich verlor jegliches Interesse an meiner Umwelt und jegliche Hoffnung in die Zukunft. Wie man Freunde macht/findet, wusste ich eh schon lange nicht mehr. "Freunde" kommen einem so nah und wollen wissen was man so gemacht hat in den letzten Jahren.
Egal, ich werde mal konkreter:
2008 zog ich spontan nach Bayern, weeeit weg von Zuhause, zu meinem Freund.
Seit dem hab ich nichts auf die Kette gekriegt.
Ich hab erstmal ein Jahr garnichts geschafft, war nur am fressen und kotzen, Sport machen, hungern. Ich hatte nichts anderes im Kopf, den ganzen Tag lang, Monate lang, das ganze Jahr durch.
Dazu hatte/hab ich soziale Ängste. Ich fühle mich wie ein minderwertiger Mensch 3.Klasse.
Und das wird durch meinen Lebenslauf eben sehr verstärkt.
Ende 2008 hab ich mich um ein paar Ausbildungsstellen beworben, aber das glückte nicht, nur Absagen, nichtmal ein Bewerbungsgespräch.
Anfang 2009 war ich mal in der Klinik. Da wurde ich dann die Bulimie los. zum Glück...
2009 durch über kam ich immernoch nicht klar, hab wieder nur vor mich hinvegitiert. Unter meiner Bettdecke fühle ich mich am wohlsten.
Einmal hab ich versucht nen Job in der Bäckerei zu bekommen, dann bekam ich jedoch Angst, dass ich das alleine nicht schaffe und hab die Sache sausen lassen.


ALLE (die ich kenne) regen sich tierisch drüber auf... aber ich konnte irgendwie einfach nicht.
Ich verbrachte/verbinge meine Zeit mit lesen, schlafen, fernsehen, spazieren gehen, bisschen Sport... aber mit nichts "sinnvollem". Also es war 2009 nichts dabei was mich irgendwie auf meinem Weg weitergebracht hätte.
Auf die Idee kam ich nicht, denn ich hatte unbewusst Angst etwas nicht zu schaffen und wieder zu scheitern, wie damals in der Schule, als ich so starke Depressionen hatte, dass ich nichts mehr in meinen Kopf gekriegt hab.
Ich lehnte jeden Gedanken ab. Ich war richtig passiv-aggressiv: "nein, das kann ich nicht machen, weil ... , ach das? das hab ich vergessen, oooops, n anderes mal vielleicht ... , ach bei dem hab ich irgendwie nichts gefunden, ich weiß auch nicht, kann ich ja noch morgen machen..." usw. usf.
Natürlich kam nie was zustande und ich suchte immer weiter nach Ausreden, garnichtmals ganz bewusst! Ich spürte zwar, dass es mich immer unheimlich erleichterte wenn ich wieder eine Ausrede gefunden hab, aber ich bildete mir wirklich ein, dass es diese Gründe gibt nichts produktives anzufangen.
Jeden 3. Tag dachte ich aber mal darüber nach, dass ich doch irgendwie mal was machen müsse, ein Praktikum, einen Nebenjob. Aber der Gedanke ängstigte mich immer, ganz unterschwellig. Bewusst spürte ich nur ein genervt sein. Denn dann müsste ich mich ja Leuten zeigen, die mich dann mit Fragen durchbohren würden, z.B. was ich bisher gemacht habe, ob ich schon Freunde in der Stadt gefunden habe, was ich in meiner Freizeit mache und dergleichen...

Ich komme mir dabei vor als würde ich aus einem dunklen Keller herausgekrochen kommen, mit zerfetzter, schmutziger Kleidung, jahrelang kein Tageslicht gesehen. Ich würde unverständliche Laute von mir geben, weil ich in den Jahren in meinem Kerker die Sprache meiner Mitmenschen verlernt habe.
Ja, ich habe ein paar wenige Leute gefunden. Einer ist darunter, der mich auch ständig zurechtweist und schimpft, dass ich doch eeeendlich mal was machen soll. Ich schäme mich unheimlich.


Er kommt sozusagen aus "gutem Hause", hat einen perfekten Lebenslauf, mit Auslandspraktika und allem drum und dran, er hat prima Kontakt zu seinen Eltern, eine schöne, eigene Wohnung in super Lage und überhaupt ist bei ihm eigentlich alles ganz rosig und in Butter.
In seiner Gegenwart komm ich mir vor wie die letzte Idiotin, aber irgendwie hab ichs ja geschafft, dass er mich als Freundin so halbwegs ernst nimmt.
Er kritisiert mich immer unheimlich, bzw. ist der Verständnisloseste von allen.
Ende 2009 habe ich mich auf sehr viele Stellen für einen Ausbildungsplatz beworben. In der Zeit, bis jetzt vor ner Woche hatte ich auch einige Vorstellungsgespräche, fast 15. Das klingt erstmal wenig, aber das ist schon ganz gut. 3 mal (!!) kam ich auch sogar schon in die engere Auswahl, 2 mal stand ich sozusagen im Finale wo man zwischen mir und jemand anderem entscheiden wollte. Naja, beide male hats nicht geklappt.

Es hat garnichts geklappt bisher.
Mein Lebenslauf ist krum, weil ich damals die Schule einfach abbgebrochen habe und seit 2008 nichts bedeutendes passiert ist, weder ein Praktikum, noch ein Nebenjob noch sonst irgendwas wichtiges. Ich hatte die ganze Zeit nur Depressionen und wollte mich immer nur in ein Loch verziehen und nicht gesehen werden. Jeder Gedanke daran etwas anzupacken ängstige mich unheimlich. Ich denke echt, dass ich es einfach nicht schaffen kann.
In den Bewerbungsgesprächen hab ich manchmal (recht glaubwürdig) behauptet, ich hätte Babysitting und für alte Leute in der Nachbarschaft Erledigungen gemacht, oder Nachhilfe gegeben, .. und ich hab mir irgendwelche Hobbies ausgedacht. Alles recht ausgeklügelt, sodass es auch meist geglaubt wurde, außer einmal

Die Bewerbungsgespräche fand ich jedenfalls immer alle sehr erniedrigend, weil ich mich jedesmal mit meiner Minderwertigkeit und meinem Versagertum konfrontiert sah, auch wenn ich souverän rüberkam.
Jedenfalls, dieser eine Freund aus der besseren Welt kann ÜBERHAUPT nicht verstehen wieso ich nicht aus dem Arsch komme und immernur am Aufschieben und Grübeln bin und jedesmal Gründe finde etwas eben nicht zutun. Am meisten hasst er Sätze wie "das kann ich nicht. das schaffe ich nicht. ach, die nehmen mich sowieso nicht. dafür bin ich eh viel zu doof." u.ä.
Einmal hat er mich regelrecht angebrüllt und gesagt: "Das NEEERVT!!!!"


Aber ich kann nicht anders. Das ist einfach meine tiefe Überzeugung. Positives Denken gelingt mir nicht. Natürlich wendet er sich von mir ab...
Er versteht auch nicht warum ich einfach die Schule abgebrochen habe damals, obwohl meine Noten noch ganz ok waren. Ich habe halt kapituliert und nicht wirklich nicht-bestanden. Aber das kann ich nachträglich auch nicht mehr ändern. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen wirklich zu scheitern, in aller Echtheit und Realität.
Ich habe totale Schulangst und extreme Versagensängste!
Er fragt sich auch was ich die Jahre denn gemacht habe ("du warst die ganze Zeit nur mit dir selbst beschäftigt? wie? du warst n halbes jahr einfach zuhause?! , was hast du denn gemacht?! du musst doch irgendwas gemacht haben?!")
Ich bin dann immernur den Tränen nahe und kann nur mit den Schultern zucken und den Kopf schütteln

Jetzt hab ich mich für 2 VHS-Kurse angemeldet (für die ich 110€ geblecht habe!!!!!!!!), ein Excel-Grundkurs und ein Schnellkurs in Maschineschreiben. Beide bräuchte ich eigentlich nicht, aber ich denke, dass ich die schriftlichen Bestätigungen dann in die Bewerbung packen kann um meinen Willen zu zeigen unbedingt eine Ausbildung anfangen zu wollen, auch wenn ich damals die Schule nicht zuende gemacht habe.
Jetzt will ich nach Praktikumsplätzen schauen. Aber ich kann mich so schlecht aufraffen

Meine einzige Motivation ist die Angst mich in Grund und Boden schämen zu müssen und angebrüllt zu werden "es NNNERRRVT!!!" - "was hast du gemacht die Jahre?!" - "was machst du denn den ganzen Tag? auf der Couch sitzen und Chips fressen?"
Aber da kommt mir eine andere Lösungsstrategie schon wieder angenehmer vor: einfach die Kontakte absägen und wieder allein durch die Welt gehen, das bin ich eh gewohnt. Dieser erniedrigende Versuch sowas wie "Freunde" zu haben macht mich echt fertig, obwohl ich es mir so wünsche. Ich habe mir jetzt fest vorgenommen garnicht mehr mit meinen beiden "Freunden" über meine beruflichen Geschichten zu reden, ich hab solche Angst die ganze Zeit mit meinem Versagertum konfrontiert zu werden. Ich will mittlerweile garniemanden mehr teilhaben lassen.


Ja, ich schäme mich echt.
Meine Hobbies und Interessen sind auch verblasst. Ich traue mich nichts anzufangen, traue mir nichts zu, hab den Elan verloren, die Begeisterungsfähigkeit.
Ich schäme mich unheimlich. Jedesmal wenn ich neue Leute kennenlernen will, muss ich ja von mir erzählen. Von meinen Hobbies, von meinen Interessen, von dem was "ich so mache". Und da muss ich mir oft irgendwas ausdenken. Eigentlich traue ich mich garnicht mit anderen zu reden, weil immer die frage nach MIR kommt und meinem beschissenen Leben.
Ach... ich weiß auch nicht wieso ich das überhaupt schreibe. Vielleicht um mir noch mehr Kopfschütteln und Unverständnis einzuholen?





danke fürs lesen.