Mutmachthread
Verfasst: Di Mär 02, 2010 21:32
Hallo ihr
Ich war vor Jahren hier schon mal angemeldet, aber ich weiß meinen Nick gar nicht mehr.
Jedenfalls wollte ich euch Mut machen, indem ich euch erzähle, wie es mir ergangen ist:
Ich glaube, ich war mein ganzes Leben lang essgestört, immer extrem untergewichtig, schon als Kleinkind und als ich älter wurde habe ich die Nahrungsaufnahme häufig verweigert. Ich kann mich an endlose Gespräche mit meiner Mutter erinnern, die mir erklärte, warum es wichtig sei, dass ich esse.
Als ich 15 Jahre alt war bekam ich Bulimie. Bekommt man Bulimie? Ich glaube, ich habe mich dafür entschieden. Ja, das war nichts von außen, das habe ich mir selber angetan. Ich habe damit meine Seele betäubt. Die Esstörung hat mich so beschäftigt, dass ich von meinen Ängsten abgelenkt war und sie nicht mehr spürte - aber gleichzeitig warf sie mich eigentlich nur noch viel tiefer in ein dunkles Loch. Menschen wollte ich gar nicht mehr begegnen, weil ich das Gefühl hatte, jeder müsse mir ansehen, wie abscheulich und eklig ich bin. Ich habe mich so furchtbar geschämt für alles. Außerdem fehlte mir die Kraft mein Leben zu leben. Jahre vergingen, und ich fragte mich, ob es nun immer so bleiben würde. Ich wollte aufhören, und ich wollte es nicht. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mir sagte, dass dieses Mal aber ganz bestimmt das letzte Mal sei. Aber irgendwann gab ich auf, ich wusste ja gar nicht mehr ohne zu leben. Doch wie würde meine Zukunft aussehen? Würde ich irgendwann eine Familie haben und immer noch essgestört sein? Würde ich irgendwann alt sein und mich trotzdem noch damit quälen? Das kam mir einerseits unmöglich vor, und andererseits sah ich keinen anderen Weg für mich.
Als ich fast 22 Jahre alt war - nach fast sieben Jahren Bulimie - gab es plötzlich eine Wende. Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt, mein Studium abgebrochen, in eine anderen Stadt gezogen, das gemacht, was ich wollte, obwohl mir das einige Schwierigkeiten einbrachte. Ich hatte eine Beziehung, die mich glücklich machte, und das alles gab mir plötzlich eine Basis für mein Leben, bei dem ich die Essstörung nicht mehr brauchte. Ich hatte ein paar Rückfälle, ja. Aber während ich mich vorher mehrmals täglich übergab, geschah es nun nur noch alle paar Wochen oder Monate.
Irgendwann zerbrach die Beziehung und die Bulimie schlich sich ganz langsam wieder ein, aber inzwischen habe ich es wieder in den Griff bekommen. Ich bin, was das Essen betrifft, immernoch unsicher. Allerdings frage ich mich, wer das in unserer heutigen Zeit überhaupt noch ist.
Bulimie und keine Bulimie, das ist wie Tag und Nacht.
Ich hielt mich für einen hoffnungslosen Fall, und so wird es sicherlich einigen unter euch gehen, aber selbst ich habe es geschafft davon loszukommen - nach sieben Jahren!
Vielleicht schafft ihr es nicht heute und nicht morgen, aber das heißt nicht, dass es immer so bleiben muss. Manchmal ergeben sich plötzlich neue Wege und Möglichkeiten, die einem die Kraft geben, die Bulimie hinter sich zu lassen.
Ich wünsche euch alles Gute

Ich war vor Jahren hier schon mal angemeldet, aber ich weiß meinen Nick gar nicht mehr.
Jedenfalls wollte ich euch Mut machen, indem ich euch erzähle, wie es mir ergangen ist:
Ich glaube, ich war mein ganzes Leben lang essgestört, immer extrem untergewichtig, schon als Kleinkind und als ich älter wurde habe ich die Nahrungsaufnahme häufig verweigert. Ich kann mich an endlose Gespräche mit meiner Mutter erinnern, die mir erklärte, warum es wichtig sei, dass ich esse.
Als ich 15 Jahre alt war bekam ich Bulimie. Bekommt man Bulimie? Ich glaube, ich habe mich dafür entschieden. Ja, das war nichts von außen, das habe ich mir selber angetan. Ich habe damit meine Seele betäubt. Die Esstörung hat mich so beschäftigt, dass ich von meinen Ängsten abgelenkt war und sie nicht mehr spürte - aber gleichzeitig warf sie mich eigentlich nur noch viel tiefer in ein dunkles Loch. Menschen wollte ich gar nicht mehr begegnen, weil ich das Gefühl hatte, jeder müsse mir ansehen, wie abscheulich und eklig ich bin. Ich habe mich so furchtbar geschämt für alles. Außerdem fehlte mir die Kraft mein Leben zu leben. Jahre vergingen, und ich fragte mich, ob es nun immer so bleiben würde. Ich wollte aufhören, und ich wollte es nicht. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mir sagte, dass dieses Mal aber ganz bestimmt das letzte Mal sei. Aber irgendwann gab ich auf, ich wusste ja gar nicht mehr ohne zu leben. Doch wie würde meine Zukunft aussehen? Würde ich irgendwann eine Familie haben und immer noch essgestört sein? Würde ich irgendwann alt sein und mich trotzdem noch damit quälen? Das kam mir einerseits unmöglich vor, und andererseits sah ich keinen anderen Weg für mich.
Als ich fast 22 Jahre alt war - nach fast sieben Jahren Bulimie - gab es plötzlich eine Wende. Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt, mein Studium abgebrochen, in eine anderen Stadt gezogen, das gemacht, was ich wollte, obwohl mir das einige Schwierigkeiten einbrachte. Ich hatte eine Beziehung, die mich glücklich machte, und das alles gab mir plötzlich eine Basis für mein Leben, bei dem ich die Essstörung nicht mehr brauchte. Ich hatte ein paar Rückfälle, ja. Aber während ich mich vorher mehrmals täglich übergab, geschah es nun nur noch alle paar Wochen oder Monate.
Irgendwann zerbrach die Beziehung und die Bulimie schlich sich ganz langsam wieder ein, aber inzwischen habe ich es wieder in den Griff bekommen. Ich bin, was das Essen betrifft, immernoch unsicher. Allerdings frage ich mich, wer das in unserer heutigen Zeit überhaupt noch ist.
Bulimie und keine Bulimie, das ist wie Tag und Nacht.
Ich hielt mich für einen hoffnungslosen Fall, und so wird es sicherlich einigen unter euch gehen, aber selbst ich habe es geschafft davon loszukommen - nach sieben Jahren!
Vielleicht schafft ihr es nicht heute und nicht morgen, aber das heißt nicht, dass es immer so bleiben muss. Manchmal ergeben sich plötzlich neue Wege und Möglichkeiten, die einem die Kraft geben, die Bulimie hinter sich zu lassen.
Ich wünsche euch alles Gute
