ich befinde mich zur Zeit in einer extremen Abwärtsspirale und weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.
Ich kann mich zu nichts mehr aufraffen, morgens, wenn ich aufwache, fängt es bereits an, da würde ich am liebsten einfach liegen bleiben und weiterschlafen, weil ich keine Kraft habe aufzustehen. Zu duschen, mich zu schminken oder einfach nur mit jemandem zu reden, ist ungeheuer anstrengend.
Nachts kann ich nicht schlafen und liege oft bis 5,6 manchmal auch bis 7 Uhr morgens wach im Bett, weil die Gedanken einfach nicht aufhören.
Seit Oktober/November letzten Jahres befinde ich mich in ’Therapie’, jedenfalls, wenn man es so nennen kann. Anfangs sollte ich wöchentlich kommen, doch jetzt meint die Therapeutin, dass es vollkommen ausreichend wäre, wenn ich nur noch alle 2 Wochen käme. An sich ist es so, dass ich in der Stunde selbst ganz gut reden kann, es fällt mir nicht leicht, aber dadurch, dass die Therapeutin einen sehr sympathischen Eindruck macht, geht es meistens doch ganz gut, also so sehe ich das zumindest, wie sie das sieht, weiß ich nicht.
Auf die Stunden ’freue’ ich mich meistens, weil ich ansonsten mit niemandem über meine Probleme reden kann, die Freude ist allerdings immer getrübt von dem Gedanken, dass die Frau ja auch schließlich dafür bezahlt wird mir zuzuhören ….

Zu Beginn der Therapie, war mir das noch nicht so bewusst, aber letztens meinte mein Vater zu mir, dass die Therapeutin nur so nett zu mir ist, damit ich wiederkomme und die Therapie nicht abbreche …. das Blöde daran ist, dass er irgendwie sogar Recht hat. Nicht dass ich denke, sie wäre eine Heuchlerin, aber im Grunde genommen wird sie dafür bezahlt, dass sie mir zuhört und mir Hilfe zur Selbsthilfe leistet, da ist der Gedanke meines Vaters gar nicht so abwegig, wie ich es gerne hätte.
In der Therapie selbst, reden wir immer nur über meine ’Zukunft’ – super, v.a da ich ja auch so große Wünsche an sie richte -.-
Ich sehe in meinem Leben keinen Sinn, schon seit 2 Jahren nicht mehr, was soll ich ihr da bitte erzählen, wenn sie mich nach meinen Zukunftszielen fragt?!
- „Dass ich nicht mehr allzu lange lebe!“
?
Mir scheint einfach alles sinnlos, wie soll ich denn da auf solche Fragen antworten?
Sie lenkt alles, was ich sage, auf die Zukunft – alles.
Klar, eigentlich sollte ich mich ja auch auf die Zukunft konzentrieren, aber mich belastet die Vergangenheit viel zu sehr, als dass ich sie jetzt einfach aus- und die Zukunft einblenden könnte.
Die Bulimie ist in den Stunden eher ein Tabuthema, ich bin mir zwar durchaus darüber im Klaren, dass sie nur ein Symptom ist, aber dessen Ursache liegt ja in meiner Vergangenheit, die wiederum genauso wenig wie die Bulimie angesprochen wird.
Ich hab schon so oft versucht, das Gespräch auf die Vergangenheit oder die Bulimie zu lenken, aber nicht einmal ging die Therapeutin näher darauf ein.
Was mich in der letzten Stunde unheimlich aufgeregt hat war, dass, als ich mit den Nerven mal wieder vollkommen fertig war, sie meinte, ich wäre eine hübsche, intelligente junge Frau …. ich selbst finde mich total hässlich, da kam es fast schon ironisch rüber und ich habe mich gefragt, ob sie das jetzt nur wieder sagt, um mich als ’Kunden’ nicht zu verlieren, oder welchen Sinn es ansonsten gehabt haben sollte ….
Ich kann nicht einmal genau sagen, wann es angefangen hat, wahrscheinlich hab ich es anfangs auch noch gar nicht so richtig bewusst als "unnormal" empfunden, aber in letzter Zeit wird es immer extremer. Ich kann mich selbst nicht mehr ertragen, weder mein Aussehen, noch meine Persönlichkeit, wirklich gar nichts mag ich an mir.
Ich bin der festen Überzeugung total hässlich zu sein, es kam schon vor, dass andere Leute mir gesagt haben, dass ich ein hübsches Mädchen sei (ohne dass ich vorher irgendwelche Andeutungen oder so gemacht hätte, dass ich mich hässlich finde), aber anstatt mich darüber zu freuen, werde ich innerlich total aggressiv und denk mir, dass die Leute das nur aus Mitleid zu mir gesagt haben und es eh nicht ernst meinen. Mir geht es wirklich nicht darum Komplimente zu erhaschen, ich glaube ja sowieso niemanden, dass er es ernst meint, nur weiß ich so langsam nicht mehr was ich tun soll .....
Wenn ich Bilder von mir sehe, auf denen ich mal in Ordnung aussehe (in meinen Augen), denk ich mir dabei trotzdem, dass es nur ein Bild ist, eine Momentaufnahme und dass ich in Wirklichkeit gar nicht so aussehe wie auf dem Bild, sondern viel hässlicher .... Manchmal da gibt es Tage, in denen ich mein Gesicht mag, wenn ich in den Spiegel gucke, aber anstatt mich damit zufrieden zu geben, rede ich mir ein, dass es nur an den Lichtverhältnissen oder anderen Faktoren liegt und ich in Wirklichkeit viel schlimmer aussehe, als mein Spiegelbild, das ich sehe ....
Mittlerweile geht es sogar schon so weit, dass ich wie im Wahn nach irgendwelchen Makeln suche, damit ich mich wieder hässlich fühlen/finden kann.
Ich kann nicht einmal mehr richtig offen lachen, weil ich mich selbst dafür schäme, dabei sind meine Zähne vollkommen in Ordnung, aber in Momenten, in denen man dann eigentlich lachen würde, bin ich total gehemmt ....
Mir ist bewusst, dass sich das hier alles ziemlich gestört und bescheuert anhört und die Meisten sich denken werden "arbeite an deinem Selbstbewusstsein", " Jammer nicht so rum" usw. , aber damit ist mir ja nicht geholfen.
Es gab in der Vergangenheit nicht einmal einen Auslöser, früher als Kind hab ich mir da noch nie solche Gedanken zu gemacht und wenn ich mir Bilder von damals ansehe, find ich mich komischerweise nicht hässlich, aber gleichzeitig kommt dann wieder der Gedanke " das war früher, guck dich doch mal jetzt an, guck dir an wie Du aussiehst, wie hässlich Du bist".
Seit einiger Zeit denke ich immer wieder, dass ich früher, als Kind, vielleicht (s*x**ll*) m*ssb**ch* worden bin.
Ich kann mich nicht an sehr viel erinnern, aber es gab so "Schlüsselszenen", die mir noch heute im Kopf rumschwirren.
Vielleicht bin ich auch einfach nur total irre und bilde mir alles ein, ich weiß es wirklich nicht
Als ich noch sehr klein war (3,4,5? ich kann mich echt nicht mehr erinnern, wie alt ich damals war) musste oder habe ich des Öfteren mit meinem Vater zusammen gebadet, ich weiß nur noch, dass er immer mit dem Rücken zur Wand saß und ich ihm frontal gegenüber also quasi am Ende der Badewanne und da verlässt mich die Erinnerung auch schon wieder .... All die Jahre konnte ich mich nie daran erinnern, zusammen mit ihm gebadtet zu haben, aber als ich dann zufällig ein altes Fotoalbum gefunden habe und darin Bilder von mir als Kleinkind sah, kam die Erinnerung zurück .... in Bruchstücken.
An was ich mich auch noch sehr gut erinnern kann ist, dass ich früher immer oft bei meinen Eltern im Bett geschlafen habe und morgens als meine Mutter schon aufgestanden war, hat mein Vater mich so am Rücken gestreichelt (unter dem Schlafanzug) und wollte mit der Hand auch immer weiter nach vorne, aber da habe ich mich so komisch gewindet und dann hat er es gelassen. Das ist total häufig vorgekommen, aber wie gesagt, ich kann mich nicht mehr gut erinnern und die Erinnerungen sind so bruchstückhaft ....
Dann gab es einmal eine Situation (glaub da war ich schon etwas älter, so 6 oder 7) ,als ich gerade aus der Dusche kam und mich im Badezimmer abgetrocknet habe. Da kam er und meinte ich solle das Handtuch mal weglegen, aber ich wollte nicht, aber irgendwann hab ich es dann doch getan (warum weiß ich nicht, da fehlt die Erinnerung wieder) und dann ist er gegangen ....
Ich weiß nicht, inwiefern man eine Verbindung zu diesen Erinnerungen herstellen kann, aber meine Mutter war seit jeher darauf bedacht, dass ich mich in Gegenwart meines Vaters nicht zu "aufreizend" kleide (sollte nicht "leichtbekleidet" (in Unterwäsche oder Nachthemd) im Haus rumlaufen , also ansonsten war es nie ein Problem, nur halt wenn mein Vater auch anwesend war.
Das Verhältnis zu meiner Mutter ist eigentlich schon immer, seit ich denken kann, ziemlich gespannt gewesen.
Damals, als ich ihr von der Bulimie erzählte, hat es mich unheimlich viel Überwindung gekostet, aber ihr war bzw. ist anscheinend gar nicht wirklich bewusst, was das für ein Vertrauensbeweis meinerseits war, denn seitdem sie davon weiß, häufen sich die Situationen, in denen sie mich mit diesem Wissen erpresst.
Wenn ich nicht das tue, was sie möchte, heißt es immer sofort „Dann werde ich mal X und Y erzählen, dass Du jeden Tag kotzt“ und das hat sie mit so einem fiesen Unterton gesagt, dass mir fast schlecht wurde

Wenn ihr danach ist, durchwühlt sie mein ganzes Zimmer, letztens fand sie dabei 2 Kotztüten und als wenn es nicht schon peinlich und demütigend genug gewesen wäre, machte sie dann allen Ernstes auch noch Bilder von den Tüten und drohte mir, die Bilder per MMS an Freunde von mir zu senden ….
Ich habe wirklich gehofft, dass sie mich unterstützen und mir helfen würde, aber genau das Gegenteil ist eingetreten.
Wenn sie einkaufen geht, kauft sie massenweise Süßigkeiten, ich fühl mich oft wie die Made im Speck. Es ist nicht so, dass ich nicht dagegen ankämpfen würde, aber ich meine, wie soll man denn auch reagieren, wenn sie mal wieder 2 volle Tüten mit Süßigkeiten eingekauft hat und einen dann auch noch dazu auffordert, diese in die Schränke einzuräumen?
Ein paar Tage später, haben wir uns gestritten, weil sie mich (wieder mal) angelogen hatte und ich darüber mit ihr sprechen wollte. Blöd nur, dass sie an einem Gespräch absolut 0 Interesse hatte, war aber auch klar, sie gibt nicht etwas zu, oder sieht es ein, wenn sie einen Fehler gemacht hat.
Naja, jedenfalls war sie total außer sich, weshalb ich beschloss in mein Zimmer zu gehen, weil ich keine Lust hatte, dass nachher womöglich noch alles eskalieren würde … Ich ging also zur Treppe, wo mir meine Mutter entgegenkam, es war genug Platz für uns beide um ganz normal weiterzugehen, aber stattdessen rampelte sie mich an (sie mich, nicht umgekehrt!!!!), rastete daraufhin aus und schlug mich.
Ich war in dem Moment so perplex, ich hab wirklich nichts getan, es war genug Platz für uns beide und da ich weiß, wie schnell sie sich aufregt, hatte ich auch nicht vor sie absichtlich zu provozieren. Bin danach schnell auf mein Zimmer gegangen und für den Rest des Abends auch nicht mehr herausgekommen.
Kann sein, dass der Text etwas wirr geschrieben ist, aber ich bin grad echt ein bisschen durcheinander ….
Gestern war im Bad und irgendwie hat meine Mutter es geschafft sich leise hochzuschleichen, ich bekam es nämlich nicht mit. Da sie die Schlüssel zu allen Türen im Haus einkassiert hat, kann ich die Badezimmertüre nicht abschließen, genauso wenig wie meine Schlafzimmertüre, aber das ist hier jetzt nicht so wichtig.
Naja, auf einmal stand sie jedenfalls im Badezimmer, während ich über der Toilette hing – ganz tolles Gefühl, kann ich euch nur sagen …. Sie ist dann wieder total ausgerastet und meinte irgendwas von wegen „ Seit wann steckst Du dir denn den Finger in den Hals? Ich dachte immer, das käme alles von alleine hoch! Du willst doch nur abnehmen!“ und bla bla bla bla.
Wenn ich nicht das tue, was sie will, ignoriert sie mich entweder (die angenehme Variante), oder sie erpresst mich, wie ich es oben schon angesprochen habe.
Sich über Bulimie zu informieren, sieht sie gar nicht ein. Als ich ihr vorschlug, ein Buch für Angehörige zu lesen, speiste sie das mit folgenden Worten hab „ Fräulein, ich bin xx Jahre alt, da muss ich kein Buch über Bulimie zu lesen“ , um Missverständnisse gleich aus dem Weg zu räumen, sie hat absolut keine Ahnung von Essstörungen, der Satz war also nicht so gemeint, von wegen „ Ich weiß was Bulimie ist, da brauch ich kein Buch“ ….
Was die Therapie betrifft, denkt sie z.B, dass ich, indem ich sie mache, gleichzeitig aufhören würde zu kotzen. Da das ja aber bisher nicht der Fall ist, will sie mich nun zum Neurologen oder Psychiater schleppen, damit ich mit Tabletten ruhig gestellt werde. Und NEIN, es geht ihr nicht um mein Wohlergehen, denn dann würde sie sich mal mit mir unterhalten, mir Fragen stellen, sich selbst über Bulimie informieren o.ä , ihr geht es einzig und allein darum, dass die Kotzerei aufhört um nichts anderes.
So, mehr fällt mir gerade nicht ein, wer sich alles durchgelesen hat, bekommt von mir ’nen Keks, ist wirklich lang geworden, aber es ist das erste Mal seit langen, dass ich meine Gedanken mal wieder aufschreibe, habt bitte Verständnis.
Liebe Grüße,
Hermelin