bulimie.at - das Forum

hallo,

ich hasse das Wort Disziplin und ich wünschte ich wüsste einen Weg wie man davon loskommt.
Ich dachte, bestimmt geht es vielen von euch ähnlich oder ihr habt einen Ratschlag für mich wie man es schaffen kann diese falsche Disziplin abzulegen,denn es macht mich zur Zeit einfach nur fertig
bei mir läuft immer derselbe Kreislauf ab, ich wünsche mir einfach nur mal wieder einen schönen Abend zu haben, Spaß zu haben und wegzugehen, dann habe ich endlich einmal so einen schönen Abend und am nächsten Tag fühle ich mich unednlich schuldig und denke,dass ich erstmal wieder streng zu mir sein muss um auszugleichen,dass ich mir einen Abend alles erlaubt habe.
mir ist das nie so bewusst gewesen, da ich mir meistens von vornherein alles verboten habe und gar nicht weggegangen bin. Aber in letzter Zeit sehne ich mich nach sozialen Kontakten und Ablenkung und ziehe mich weniger zurück. Nur macht es mich völlig fertig,dass ich nach so schönen Tagen immer in die von mir selbstgeschaufelten Löcher falle und mich richtig schlecht behandle (was sich dann ja auch auf die ES auswirkt).
Klar, weiß ichl,dass jeder Mensch das Recht hat glücklich zu sein, aber trotzdem ist es für mich irgendwie unvorstellbar mir jeden tag Freude und Spaß zu erlauben, mir zu erlauben jeden Tag glücklich zu sein ohne es mir erst "verdient" zu haben oder es durch Bestrafung auszugleichen.ich kánn mir einfach nicht vorstellen jeden Tag genießen zu dürfen ohne sich körperlich zu verausgaben oder etwas zu leisten
irgendwie glaube ich fast,dass ich deshalb auch nicht von dem Erbrechen wegkomme,weil ich mich nach 2 oder 3 Tagen normalem Essen dermaßen hasse und schuldig fühle,dass ich denke, jetzt muss es mir erstmal wieder schlecht gehen um diese guten Tage auszugleichen und fange dann an so lange zu Erbrechen bis es mir richtig dreckig geht und ich mích wieder ausgeglichen fühle.
Das ist total bescheuert erst wünsche ich mir was und wenn ich es habe und für den moment genieße, hasse ich mich am ende wieder dafür.
geht es euch manchmal auch so? wie kommt man nur von dieser falschen Disziplin weg?
danke fürs zuhören!

Emilia

Krass, genau so geht es mir auch. War ich fort und habe was getrunken geht es mir am nächsten Tag super schlecht. ICh schlafe länger, komme aus dem Rythmus, mache dann kein Sport und habe ein super schlechtes Gewissen. Auch sonst kann ich nicht uneingeplant irgendwo zusagen. ICh hatte mir auch vorgenommen zu meinen Eltern zui fahren und zwei Wochen die Uni von mir zu schieben. Die ersten 5 TAge waren super danach ging es nurnoch Berg ab. Ich kann nicht genießen und entspannen, fühle mich sofort faul, unnütz... Aber was macht man dagegen? Wie lernt man sich solche Tage zu erlauben?

hi andalucia,

ja genau so ist es. Es ist als wenn man ein Leben mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung führt, auf der aber bitte die Kosten immer überwiegen
Schöne Tage sind die Ausnahme und wenn muss man sie sich verdienen.
Ruhe darf man sich nur gönnen,wenn man mindestens ne Woche vorher durchgeschuftet hat.
Sich selbst was Gutes tun darf man nur,wenn man ne besondere Leistung erbracht hat.
Weggehen und Spaß haben, einfach mal was trinken, muss einen Anlass haben und muss am nächsten Tag ausgeglichen werden.
ist jetzt etwas direkt geschrieben,aber so tickt es doch manchmal in unseren Köpfen

wie man davon loskommen soll??? Ich denke, dass man sich leiben lernen muss, dass man lernen muss sich zu behandeln wie man jemand anderen behandeln würde, wie man sein inneres Kind behandeln würde.
Aber wie kommt man dahin????
Wie kann man lernen all den Hass den man unbewusst auf sich projeziert abzulegen und sich nicht zu bestrafen,zu geißeln, zu disziplinieren??

Icjh weiß es auch nicht, aber ich glaube,dass man es lernen kann, so wie wir es wahrscheinlich nie gelernt haben. Wenn man wenig wertschätzung erfährt und keinen Raum hat sich zu entwickeln, dann fehlt da ein wichtiges Puzzleteil, das müssen wir wohl jetzt nachholen.

ich will nichts mehr als endlich ein freies Leben führen und trotzdem legen wir uns selbst immer Fesseln an

Ja, eine sehr interessante Diskussion; ich kenne das auch, und ich weiß auch, wie schwer das ist, sich selbst einzustehen, dass man die Ferien, die schönen Dinge und die Ruhe auch verdient hat.

Wichtig ist, denke ich, dass man sich selbst zugesteht, dass man es wert ist, dass man sich die Freiheit und die Schönheit nehmen darf, dass es in Ordnung ist, und, dass man immer wieder versucht sich davon zu überzeugen. Ich bin auch gern mal ein Hamster im Laufrad und falle erstmal um, wenn sich das Rad nicht mehr dreht und ich doch tatsächlich mal eine Pause habe.
Fakt ist, dass ich gar nicht weiß, wie man das schaffen und machen kann, mir nur einfällt, dass man an seinem Selbstwertgefühl arbeiten muss und kann, denn meistens steckt ja das Gefühl, dass man nichts oder nur sehr wenig wert ist hinter der Einstellung, dass man immer etwas tun, immer etwas schaffen und erschaffen muss, um etwas wert zu sein.
Wir sind es immer wert, das, was wir tun ist immer gut genug, und manchmal ist es schwierig, sich auch mal eine Pause zu gönnen und auch mal aufzuhören.

Mir fällt das gerade auch sehr schwer, fällt mir auch. Ich sollte/könnte/darf sehr viel lernen, aber ich muss nicht, und ich bin gerade dabei, mich davon zu überzeugen, dass ich nicht muss, dass ich darf und kann. Aber noch nicht muss.

Ist nicht so einfach.

Alles Liebe, eure COlourful

Hi Emilia,

anscheinend scheine ich das selbe/ähnliche Problem zu haben wie du. Ich habe mich das ganze Jahr durch die Schule GEQUÄLT ... es war einfach nur Horror und das nur, weil ich unbedingt dieses blöde Abi haben wollte. Dass ich dabei kaputt gehe, war mir auch egal
Außerdem hab ich das Essen ja als Ausgleich gebraucht, weil ich mir auch zu wenig Erholung gegönnt habe- das Ergebnis ist, dass ich nahe am Burn Out bin Naja ich habe jetzt gottseidank die Notbremse gezogen. Jedenfalls würde ich auch sagen, dass es wichtig ist, sich so anzunehmen wie man ist und sich selbst wie einen Freund zu sehen. Würde man einen Freund keinen Spaß oder Erholung gönnen? NEIN .. und deshalb hast du es als dein eigener Freund auch verdient dir was zu gönnen!!! DU brauchst dich nicht vor dir selbst rechtfertigen, das zeigt nur, dass du nichts von dir hälst.

Uni

liebe colour, liebe unique
danke für eure Antworten. Hmm,es scheint so wie ich gedacht habe,dass wir wohl so ziemlich alle mit diesem Problem zu kämpfen haben und ich denke, dass du da Recht hast colour-das hat wohl einzig und allein was mit Selbstwertgefühl zu tun,was man bisher im Leben nicht aufbauen konnte

mir nur einfällt, dass man an seinem Selbstwertgefühl arbeiten muss und kann, denn meistens steckt ja das Gefühl, dass man nichts oder nur sehr wenig wert ist hinter der Einstellung, dass man immer etwas tun, immer etwas schaffen und erschaffen muss, um etwas wert zu sein.

ja das trifft es, man muss erst etwas leisten,weil man selbst, als mensch an sich, eben nichts wert ist.

In einem Buch habe ich letztens gelesen, dass man das "mehr-desselben" nennt und es ein typisches Muster ist.
Man denkt "Wenn ich viel leiste- bekomme ich auch viel Anerkennung und Liebe,dann habe ich einen Wert"
Also muss ich mich nur noch mehr anstrengen, noch mehr leisten, noch mehr zurückstecken,wenn ich mehr Freude und Anerkennung haben will.
aber eigentlich müsste man doch nicht sich selbst hinterfragen sondern diese Argumentation oder nicht? Ich meine, entweder man wird geliebt so wie man ist oder nicht,man kann sich das doch nicht durch überanpassen und zurückstecken und Selbstbestrafung erkaufen oder?

Es ist echt so scxhwierig,wenn man es nicht anders kennt und es fängt ja wirklich bschon bei Dingen wie lernen an (Colour-mach nur was,wenn du Lust zu hast!!!!!!!!)weil es eben wirklich eine Grundeinstellung ist.

Würde man einen Freund keinen Spaß oder Erholung gönnen? NEIN .. und deshalb hast du es als dein eigener Freund auch verdient dir was zu gönnen!!!

Ja genau das meine ich, man muss versuchen das innere Kind zu sehen und nicht sich selbst, denn mich selbst würd ich nicht zum Freund nehmen, zumindest jetzt noch nicht...

lg

hmm ich hab grad das gleiche problem, aber von einer anderen seite aus...
durch meine deüressiven verstimmungen und handfesten depris schaffe ich manche sachen einfach nicht, ich kann sie einfach nicht tun! jedenfalls nicht wann ich will.
jetzt wo ich nicht studiere weil ich auf die klinik warte und keinen job hab fühle ich mich absolut faul, nutzlos, überflüssig!
es fällt mir auch superschwer zu begreifen, dass ich nicht nichts tue weil ich nicht will, sondern weil ich einfach nicht dazu in der lage bin.
meine thera meinte dazu ich sollte mal drüber nachdenken was meine daseinsberechtigung ist. ich hab dann drüber nachgedacht und sie hat dann gesagt, dass kein lebewesen eine daseinsberechtigung braucht, dass es reicht das sie da sind. denn es hat mich ja niemand gefragt ob ich da sein will, also brauch ich auch keine berechtigung.
da musst ich viel drüber nachdenken in den letzten tagen, aber es ist noch nicht bei mir angekommen....
aber ein sehr interessanter gedanke, vorallem wenn man ihn mal so durchspielt mit einem tier, einem hasen vielleicht, einem baby, einem kind das man sieht, irgendeiner person, und am ende mit sich selbst...schwierig.

hi rainbowbrite,

ich glaube die Frage nach der Daseinsberechtigung hat wirklich viel mit der Frage nach dem Selbstwert zu tun, denn unsere Daseinsberechtigung sind ja wie deine Thera sagt wir selbst, einfach,dass wir da sind. Wir müssen nichts Besonderes leisten um ein Recht zu haben zu existieren und genauso wenig sollten wir uns geliebt zu werden erst erarbeiten müssen.
ich kann gut verstehen wie du dich grad fühlst, ich habe mich auch so gefühlt, als ich letztes Jahr mein Semester abgebrochen habe und wusste alle gehen jetzt zur uni und man selbst hat einfach nicht die Kraft dazu
Aber versuch das doch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen,indem du vielleicht auch mal die Seite betrachtest, die Mitleid mit dir hat,denn man kann ja auch sagen "Andere können zur Uni gehen, während du eine schwere zeit durchmachen musst für die du nichts kannst"
du musst dich weder faul noch unnütz fühlen, frag doch mal all die Kommilitonen ob sie mit dir tauschen würden, ich denke nicht
mit der klinik wird eine harte zeit auf dich zukommen und sehr viel arbeit, mehr als ein semester oder eine klausur,das kann man gar nicht vergleichen.du wirst deine kraft brauchen.
alles Gute
Emilia

danke für die lieben worte emilia

wollte aber eigtnlich gar nicht so das thema an mich reißen sondern nur mal diesen gedankenansatz anbringen. ist es nicht seltsam, was wir manchmal für einen aufriss machen um vor anderen und uns als fleißig/sportlich/ehrgeizig was auch immer dar zu stehen?
und wenn wir dann mal sagen wir eine ganze lange woche nichts machen, würde es wahrscheinlich gar keinem auffallen!
....nur uns selbst

hey rainbowbrite,

hast du doch gar nicht, es passte doch einfach dazu

weißt du,ich glaube wir legen deshalb so einen wert auf unser Erscheinen nach aussen,weil wir uns selbst gar nicht richtig kennen und daher auch nicht stolz auf uns sein können.
ich denke, jeder strebt nach anerkennung und voielleicht ist das die verzweifelte suche....ich weiß es nicht

ich wünschte man könnte einfach mal so sein wie man wirklich ist, egal was andere denken...einfach mal ICH sein

lg

Emilia hat geschrieben:ich wünschte man könnte einfach mal so sein wie man wirklich ist, egal was andere denken...einfach mal ICH sein

und um das Thema von Blueberry auch hierhin zu transportieren: Wer/Wie bist DU?

ich kenne nur die Emilia, die die Krankheit bewirkt hat,die Emilia wie sie Andere gerne hätten und mögen.wie und wer ich wirklich bin versuch ich in der therapie herauszufinden.ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht....ich hab aber auch Angst mich kennenzulernen, weil ich befürchte,dass mir dieser mensch nicht gefallen wird.
hmm...ist ne wichtige Frage,aber ich weiß für mich noch keine antwort