@para
Wenn Dir Deine Therapien nichts bringen, dann solltest Du wechseln, ganz ehrlich. Es ist normal, etwas länger zu suchen. Wenn Du herausgefordert werden willst, wenn Du vielleicht auch jemanden willst, der Dir ganz deutlich sagt, was jetzt Symptome Deiner Krankheit sind, solltest Du Dir wirklich jemanden neues suchen. Oder die Anzahl von Selbsthilfebüchern erhöhen...Bist Du Dir aber sicher, dass Du nicht nur Deinen Selbsthass weiterpflegst und hart angepackt werden möchtest, weil Du meinst, nur wenn jemand unfreundlich und gemein zu Dir ist, sei das richtig? Aber auch dann ist Deine Thera schlecht, weil sie das nicht zu merken scheint und Dir da bisher nicht rausgeholfen hat.
Zur Ursachenforschung - ich glaube, das ist ein bisschen der falsche Ansatz, wenn man raus will. Versteh mich nicht falsch, ich bin absoluter Fan von Psychoanalyse. Du musst wissen, was Dich krank gemacht hat und wie das auf Dich wirkt. Hat Mama z. B. immer gesagt, dass Männer nur hübsche Mädchen wollen und dass Du ein fettes Trampeltier bist und hat Dich so einerseits runtergeputzt und Dir andererseits direkt beigebracht, dass Du eh nur als bessere Hälfte im Leben was wert bist?
Dann wirst Du wahrscheinlich als Erwachsene immer darauf bedacht sein, den Männern in Deinem Umfeld zu gefallen, nichts selbst zu tun (Opfer zu sein; Gemeinheiten hilflos gegenüber zu stehen, denn Du lebst ja auf Gnade der Männer!) und Konkurrenzen zu anderen Frauen leben und Dich wertlos fühlen, wenn Du in diesem Wettkampf um den besten Samenspender nicht die Hübscheste bist. Denn andere Qualitäten konntest Du nie entwickeln, entdecken oder als wertvoll erfahren. Du kannst im Kopf die Wurzel aus siebenstelligen Zahlen ziehen? Egal, brauchst Du beim Familienwocheinkauf nicht, schlag Dir diese dumme Idee mit dem Mathematikstudium aus dem Kopf, was hast Du denn nur für Bedürfnisse!? Kämm Dir lieber die Haare und tu was gegen Deinen Hintern, das will kein Mann sehen, wenn er nach Hause kommt.
Das nur als etwas oberflächliches Beispiel. Aber ich glaube, es ist klar, was Ursachenforschung ist und wie einen sowas beeinflusst.
Wenn Du raus willst, ist es aber wichtig, umzulernen; Ich bleibe mal beim Beispiel von oben: das heißt dass Du
Deine Selbstsicht verbessern musst (ich will Matheprofessorin werden, nicht Hausfrau, und habe ein Recht auf diesen Wunsch, das ist nicht abnorm, ich muss mich nicht schämen),
Deine Interpretation sozialer Vorgänge/Beziehungen veränderst (sie nicht mehr nach dem perfektes-Weibchen-Muster wahrnehmen: war ich gut genug? Hab ich die Ansprüche meiner Umwelt erfüllt - die Umwelt denkt aber nur gar nicht so wie Du und Du wirst deshalb nach diesem Maßstab nie gut genug sein)
und nach neuen Mustern handelst (dem tollen Schwiegersohnkandidaten sagen, er soll Dir in die Augen gucken und nicht woanders hin...und Dich danach nicht von Dir oder Deiner Mutter für Dein unfügsames Verhalten fertig machen (lassen)).
Du machst mir gerade den Eindruck, als ob Thera/Ursachenforschung und Alltag bei Dir gar nichts miteinander zu tun haben. Du siehst Deine Probleme noch nicht, kannst sie also auch nicht lösen - oder Dir hat noch niemand gesagt, wie Du sie lösen kannst.
Im Alltag stehst Du vor einer Wand und fühlst nicht mal, was Dich bedrückt. Von Essensauslösern mal ganz abgesehen. Meine Erfahrung ist aber, dass man die ohnehin relativ schwierig merkt. Also ist der Anspruch wohl zu hoch, die Ursachen zu kennen und dann zu merken, wann man essen will und dass dann nicht mehr zu tun. Das ist auch, wie ich erklärt habe, falsch, weil das Problem nicht das akut bulimische Essverhalten ist.

Das ist meine Meinung, keine therapeutische.

Meiner Meinung nach ist es zu spät, wenn der FA einsetzt, die Problemlösung muss vorher anfangen, in der Gestaltung der Selbstsicht und des neuen, gesunden Alltags; was ich oben beschrieben habe.
Eine Form von Bulimie ist ja auch das so genannte "grasen", d.h. man isst den ganzen Tag vor sich hin. Da gibt es dann nicht DEN Auslöser. Ich weiß auch nicht, ob man generell Auslösesituation und FA immer so 1:1 aufrechnen kann oder ob man nicht auch FAs bekommt, weil man einfach gerade jetzt überläuft und dahinter stehen was weiß ich wie viele Situationen.
Für Dich wäre es vielleicht hilfreich, Dein gesamtes Leben dann besser zu gestalten. In dem auch hier unter Literatur aufgezählten Buch "Die Bulimie besiegen" steht als schöner Tipp, man solle eine Liste machen, welche Dinge man am Tag tun will und welche man tun muss. Für viele ist das Ungleichgewicht schon Grund genug, sich vollzustopfen. Der Alltag läuft eben immer doof und man braucht das Essen dann grundsätzlich immer, quasi wie ein Ritual, um zu entspannen, Stress abzubauen, Wut abzubauen. Der erste Weg wäre, eine allgemein bessere Lebensqualität zu erreichen, dafür musst Du natürlich wissen, was Dich warum behindert und das ändern (s. o.).
Danben, den Aspekt wollte ich allgemein mal ansprechen: das tagtägliche Zusammenspiel aller Mahlzeiten. Isst Du genug und regelmäßig und kann Dein Körper theoretisch den wahnsinnigen Energieverlust des Erbrechens ausgleichen? Ansonsten bekommst Du nämlich auch körperliche FAs. Die haben wiederum emotionale Konsequenzen oder erhöhen die Gefahr, in einem emotional angespannten Moment nach dem Kühlschrank zu greifen, statt sich auszuruhen (wie auch, der Körper meint ja, wir haben Hungersnot).