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Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Mi Mär 18, 2009 21:09
von Träumelinchen
Hi!
mich beschäftigt in letzter zeit ein großes thema total: trigger-faktoren im sinne von diversen diäten, ernährungs-geschichteln etc., die man im TV, internet, zeitungen etc. präsentiert bekommt.
wie geht ihr mit sowas um?
ich hab festgestellt, dass ich durch sowas total manipulierbar bin. also z.b. wenns im TV heißt "kohleheydrate am abend sind böse und machen dick", dann hab ich ab dem zeitpunkt ein schlechtes gewissen und angst zuzunehmen, sobald ich am abend brot esse...
kämpfe momentan grad mit mir selbst und versuche, meine einstellung jetzt so zu ändern, dass ich mir selbst KHs am abend erlaube, wenn ich darauf lust habe...aber wenn ständig rund um einen herum (auch auf der uni) nur davon geredet wird, dass man nur mit eiweiß am abend gesund leben kann, dann fällts total schwer, sich da "auszuklinken"...
diese ewigen tips und tricks triggern halt doch immer wieder...und komplett auf TV, zeitungen und internet will ich halt auch nicht verzichten...
habt ihr irgendwelche lösungsvorschläge?
alles liebe, euer T.
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Mi Mär 18, 2009 22:17
von Isa
Hallo Träumelinchen,
Trigger bekomm ich eigentlich in letzter Zeit von der Person, der man sie am wenigsten zuschreiben sollte- sie kommen von meiner Thera.
Auch meine Therapeutin hat mir mal was gesagt, von wegen nach 18 Uhr essen macht dicker

Schwachsinn, widerlegt etc
Jedenfalls triggert mich eine Person aus einem Kurs von mir, weil sie abgenommen hat. Da kann ich nich vermeiden sie zu sehen.
Ich versuche mir also bewusst zu machen, dass ich auch nich ganz gesund aussehe (n soll) und es mir deshalb nich besser geht. Aber das hinkt, und wie.
Lg, Isa
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 9:51
von aymone
Das ist etwas, das mich sehr bewegt.
Zuerst: ich halte unsere Gesellschaft für hochgradig essgestört. Für alle besteht das Ideal, sich irgendwie zu verbessern, toller, hübscher, besser zu sein. Ich kenne fast keine junge Frau, die eine gesunde Einstellung zu Essen und zu sich selbst hat, das heißt, ein gesundes Gewicht und ein nach Hunger gesteuertes Essverhalten. Gerade für Frauen ist es guter Ton, vor dem Essen zu "beichten", was sie doch heute schon alles hatte (oder noch nicht), wenn andere Frauen dabei sind.
Dagegen hilft meines Erachtens eine leicht feministische Grundhaltung und tatsächlich Medienreduktion. Es schadet Dir nicht, vor allem, wenn Du studierst, den Fernseher öfter auszumachen und zu lesen oder zu lernen. Das Fernsehn vermittelt uns viel "lifestyle", der im Grunde nur teuer ist (Coffee to go (wo ist die gute, billige Thermoskanne aus der eigenen Küche?), Mode, etc.). Alles trägt die für Essgestörte zu verlockende Grundbotschaft: damit wird das Leben schlagartig besser.
Ich denke, es hilft auch, wenn Du Dich mit Marketing vertraut machst, damit Du die Trigger siehst. Warum berichtet die eine Frauenzeitschrift so hochlobend und begeistert von der Gewichtsabnahme einer vormals äußerst prallen Dame, die auch danach zwar deutlich schlanker, aber doch noch leicht übergewichtig ist, um dann drei Seiten später mit einem nahezu untergewichtigen Model die neueste Diät anzupreisen oder Mode für Mollige vorzustellen, die an Models hängt, die so dick sind wie die meisten normalgewichtigen Frauen, die man auf der Straße sieht?
Warum liegen Models für Parfüm oft zu leicht bekleidet, wie kleine Mädchen gestylt in devot verführerischen Posten?
Es geht darum, die niedermachenden Strategie zu sehen, die in den meisten Werbeanzeigen und Zeitschriften vorherrschen. Es geht darum, Frauen abhängig zu halten. Sie sollen glauben ,dass sie so und so sein müssten, dieses und jenes kaufen müssen, damit sie attraktiv, verführerisch etc. sind. Und Essgestörte sind dafür besonders anfällig.
Deshalb wäre es meines Erachtens wichtig, dass Du lernst, richtig hinzugucken, um das unrealistische zu sehen, das erniedrigende und demütigende und so die Trigger mit Verstand ausschalten kannst. Gleichzeitig kannst Du Dich in Deiner Umwelt mehr umsehen, findest Du Frauen wirklich wegen ihrer dünnen Figur toll oder weil sie schöne Haare haben, ein tolles Gesicht, einen tollen Po aber krumme Schultern?
Essgestörte neigen dazu, zu selektieren. Sie sehen nur den tollen Po und machen sich daran runter, als ob eine komplette Schönheitsgöttin vor ihnen steht. Oder sie lassen nur zu, dass sie jemanden hübsch finden, weil er dünn ist. Dabei sind ganz andere Dinge an diesem Menschen attraktiv.
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 10:21
von *Tine*
Hallo,
ich denke, man kann damit klarkommen indem man sich gründlichst über die Ernährung informiert. Dann kann man sich diese diversene Weisheiten nebeneinander anschauen, und mit den Basisinfos abgleichen, und sich ein Bild darüber machen, ob es so sinnvoll ist, oder nicht, und auch ob man der Typ für so etwas ist oder nicht. Am Ende hat man eine Meinung. An dieser Meinung kann man sich dann orientieren, wenn man im Tv, Zeitschriften, etc etwas hört, was angeblich DIE Wahrheit sein soll. Man kann dann entweder eben bei seiner Meinung bleiben und somit andere Sachen ablehnen,(wenn man eine eigene Meinung hat dann haben solche 'Trigger'-Sätze eh einen niedrigeren Stellenwert als ohne eigener Meinung), oder aber man ergänzt seine eigene Meinung um Kleinigkeiten. Je nach dem.(so habe ich es gemacht, und so mache ich es immer noch. Auch,was Fotos von Models betrifft oder so)
Außerdem , was Kollegen betrifft, denkt mal daran, dass jemand z.Bsp. eine Rose sehr schön findet, aber jemand anderer mag Fresien viel lieber, noch jemand anderer mag Tulpen lieber, ..so ist es ,so ähnlich zumindest, auch mit diäten oder so. Ihr denkt ja auch nicht: oh die sagt, Tulpen sind das allerbeste, allerschönste...alle anderen Blumen sind Mist...ich darf keine anderen Blumen toll finden! Nee, ihr sagt doch sicher auch; oh die findet die Tulpen toll, tja, ich finde aber Rosen toll und werde mir jetzt eine in die Vase stellen.
So könnt ihr auch, was das Essen betrifft, eure Meinungen haben (naja, auf gesunde Meinungen bezogen)
Tine
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 10:56
von Little_Puma
Alles trägt die für Essgestörte zu verlockende Grundbotschaft: damit wird das Leben schlagartig besser.
Dem kann ich leider zustimmen
Mode für Mollige vorzustellen, die an Models hängt, die so dick sind wie die meisten normalgewichtigen Frauen, die man auf der Straße sieht?
Warum liegen Models für Parfüm oft zu leicht bekleidet, wie kleine Mädchen gestylt in devot verführerischen Posten?
Es geht darum, die niedermachenden Strategie zu sehen, die in den meisten Werbeanzeigen und Zeitschriften vorherrschen. Es geht darum, Frauen abhängig zu halten. Sie sollen glauben ,dass sie so und so sein müssten, dieses und jenes kaufen müssen, damit sie attraktiv, verführerisch etc. sind. Und Essgestörte sind dafür besonders anfällig.
WOW ! Alles in allem ein super Beitrag! Bitte mehr davon!
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 14:02
von mortl
und zum Thema Diäten/ richtiges Essverhalten
Die meisten dieser Studien, werden ja von bestimmten Lebensmittelfirmen gesponsert und die erwarten ein entsprechendes Ergebnis! Und als Resultat kommen dann irgendwelche neuen Lebensmittel auf den Markt, die eigentlich so was von überflüssig sind...
Nur, um uns das Vertrauen zu nehmen, auf unseren Körper zu hören, denn das würde ja keine Profit einbringen. Aber unser Körper weiß selbst, wann er was essen will, nur können die meisten diese Stimme nicht mehr hören.
Bestes Mittel gegen Triggerfakroren: Information und diese Strukturen hinterfragen!
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 21:11
von Träumelinchen
Wow...danke für die vielen tollen antworten
ja, das mit der informations-selektierung und hinterfragung hab ich mir eh gedacht...ich hab nur festgestellt, dass das für jd mit ES schwerer ist als für einen ohne ES...vlt weil wir einfach f solche dinge empfänglicher sind aufgrund unseres geringen selbstbewusstseins?! so nach dem motto "so unwichtig wie ich bin, kann meine meinung doch nur falsch sein...die anderen haben da sicher eher recht als ich"...noch dazu kommt bei mir immer noch dazu die angst vor gewichtszunahme (wobei ich genau weiß, dass ich von einem weckerl und obst als abendessen nicht gleich zunehme...aber das muss erst noch vom kopf in den rest übertragen werden)
wie auch immer: wahrscheinl ist das auch alles nur gewohnheit und umstellung...wahrscheinl muss man auch da nur mehr selbstbewusstsein entwickeln und auch ernährungstechnisch "seinen weg" gehn...wie auch immer: ich bleib dran an der sache und werde auch dem weg "essen wie es mir selbst gut tut" bleiben
alles liebe, T.
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Do Mär 19, 2009 23:18
von floraflora
Ich wollte eigentlich erst einen eigenen thread eröffnen, aber das passt hier gut dazu....
....also eigentlich hab ich auch eine feministische grundhaltung. und mir ist das alles auch kalr (also werbestrategie, etc.) und ich ärger mich auch selbst drüber dass ich, wenn es ums dünn sein geht da einfach gefangen bin.... ich will das (körperlich) schwache weibchen anscheinend doch sein... hab zwar hin und wieder anwandlungen dass ich gerne total trainiert und fit sein möchte, aber irgendwie will irgendwas in mir doch immer dünn und zerbrechlich sein :/
das schlimmste aber, vor ein paar tagen hab ich eine doku über essgestörte gesehen (magersüchtige) und war total auf diese mädchen neidig.... und ich hab zurück gedacht an die zeit in der ich magersüchtig war, und war total traurig das dass vorbei ist... aber was ich da überhaupt nicht verstehe, zu dieser zeit war ich total depremiert, hab mich total schlecht gefühlt und eigentlich nur geheult.... also verstehe ich garnicht wie dieses sehnsüchtige gefühl nach dieser zeit aufkommen konnte.... es ergibt ja nichtmal für mich selber einen sinn... ich weiss ja eigentlich eh dass es eine total schlechte zeit für mich war, und trotzdem, wie ich das so gesehen habe und mich zurück erinnert habe hab ich dieser "schönen" zeit nachgetrauert.... kennt das jemand? wie kommt das?
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Fr Mär 20, 2009 1:13
von Isa
Oh flora, das kenn ich. (Und wie)
Nich so sehr, dass ich auf Magersüchtige neidisch oä reagiere, sondern eher, dass ich da selber wieder hin. Gleichzeitig schwankt bei mir aber auch ne immense Angst mit. Eigentlich bin ich auch in letzter Zeit nich mehr so sehr davon entfernt gewesen bis mich meine Thera gesehen hat; und deren Reaktion hat mich so geängstig und wach gerüttelt, dass ich eigentlich erkenne wie wertlos das is.
Ja, soweit dazu, vielleicht schreib ich nochmal mehr dazu, mal sehen.
Liebe Grüße
Re: Umgang mit trigger-faktoren
Verfasst: Fr Mär 20, 2009 7:15
von kleines Ich-bin-ich
@ Triggerfaktoren:
Ich hab einen derartigen Hass auf solche zeitschriften entwickelt, dass die mich null triggern. War aber irgendwie von Anfang an so, hab auch nie eine richtige Diät gemacht, sondern einfach immer nur wenig gegessen. Vielleicht kannst du das auch? Überleg dir wieviele Frauen diese Diätvorschläge unglücklich gemacht habe und sei deshalb wütend auf sie. Vielleicht hilft das, denn von etwas, worauf man wütend ist / was man hasst, wird man sich wohl kaum beeinflussen lassen. Bei mir ist das von ganz alleine gekommen, aber vielleicht kannst du's ja "anzüchten"?!
gglg, Hörnchen