Seite 1 von 1

Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 11:12
von CiGi
Das Gehirn erforschen und das
Lernen lernen

Repräsentation der Welt im
Gehirn
Wer lernt, ändert sich. In biologischen
Systemen ist Lernen gar nicht anders
möglich. Lernen hinterlässt Spuren in
uns. Man spricht von
Repräsentationen der Außenwelt.
Diese Repräsentationen entstehen und
ändern sich - und diese Vorgänge
bezeichnet man als Lernen. Gehirne
und deren Bauteile, die Nervenzellen
(Neuronen), sind darauf spezialisiert,
Repräsentationen in Abhängigkeit von
der Umgebung auszubilden und zu
verändern.

Letztlich sind es die Nervenzellen
(Neurone), die für bestimmte
Aspekte der Umwelt stehen, etwa so,
wie ein Wort für etwas stehen kann,
nämlich für seine Bedeutung.
Nervenzellen stehen für Ecken und
Kanten, Gerüche und Klänge, für die
Mutter und den Vater, für Gesichter
und vertraute Plätze, für Wörter und
Bedeutungen, für Pläne, Wünsche
und Werte.

Ob eine Verbindung
bestehen bleibt oder nicht,
hängt davon ab, wie oft sie
benutzt wird.

Zahlreiche Experimente zur Repräsentation von Einzelheiten im
Hippokampus haben gezeigt, dass ganz normale Lernvorgänge nur dann
ablaufen können, wenn neue Nervenzellen im Hippokampus gebildet
werden. Dies lässt darauf schließen, dass der Hippokampus in
Abhängigkeit von der Erfahrung wächst und damit umso besser
funktioniert, je mehr er beansprucht wird. Wann immer wir etwas Neues
lernen, ist der Hippokampus beteiligt. Er wird daher auch als
Neuigkeitsdetektor bezeichnet. Er identifiziert Neuigkeiten als solche,
weil er ja bekannte Ereignisse gespeichert hat und daher die jeweils bei
ihm eintreffenden Erfahrungen rasch danach beurteilen kann, ob er mit
ihnen vertraut ist oder nicht

Hat der Hippokampus eine Sache als neu und interessant bewertet,
dann macht er sich an ihre Speicherung, d. h. er bildet eine neuronale
Repräsentation von ihr aus.
Aber damit diese Repräsentation im Speicher gut verankert wird, muss
sie, wie bereits oben erwähnt, vernetzt werden. Schließlich geht es
beim Lernen nicht nur um Neuigkeiten und einzelne Fakten.
Einzelheiten machen nur im Zusammenhang Sinn - und nur dieser
Sinn macht die Einzelheiten interessant.
Fakten werden also am besten im Netz sinnvoller
Zusammenhänge gespeichert.


Bei Aplysia und beim Menschen ist das
Lanzeitgedächtnis auf wiederholte Übung angewiesen.
Reizt man die Aplysia, zieht sie die Kieme in den Mantel
zurück. Reizt man sie 40 mal hintereinander, kommt es
zur Habituation, d.h., sie reagiert nicht mehr – weil sie
gelernt hat, dass außer dem Reiz nichts gefährliches
geschieht. – Aber: Am nächsten Tag hat sie alles wieder
vergessen.
Nach 10 Reizen pro Tag an 4 Tagen erinnerte sie sich 4
Wochen lang, dass der Reiz nicht gefährlich ist (d.h.
wenn sie nach 4 Wochen wieder gereizt wurde, zog sie
die Kieme nicht zurück).
Legte man zwischen den täglichen 10 „Übungen“ längere
Pausen ein, konnte ihre Gedächtnisleistung weiter erhöht
werden.

Lernen durch Langzeitpotenzierung
Über die weit verzweigten Dendriten
empfängt die Nervenzelle Signale von
anderen Zellen. Über das Axon leitet die
Nervenzelle Signale an die Dendriten
andere Nervenzellen weiter. An den Enden
der Axonen liegen die Synapsen. In ihnen
befinden sich kleine Bläschen, die
Botenstoffe enthalten. Wird die Zelle
erregt, gelangen die Botenstoffe in den
Zwischenraum von Sender und
Empfängerzelle. An der Empfängerzelle
aktivieren Sie Kanäle durch die geladene
Ionen in die Empfängerzelle gelangen.
Diese Ionen verändern die
Spannungsverhältnisse an der
Empfängerzelle. Nun ist auch diese Zelle
aktiviert.

Lernen durch Langzeitpotenzierung
Über die weit verzweigten Dendriten empfängt die Nervenzelle Signale von
anderen Zellen. Über das Axon leitet die Nervenzelle Signale an die Dendriten
andere Nervenzellen weiter. An den Enden der Axonen liegen die Synapsen. In
ihnen befinden sich kleine Bläschen, die Botenstoffe enthalten. Wird die Zelle
erregt, gelangen die Botenstoffe in den Zwischenraum von Sender und
Empfängerzelle. An der Empfängerzelle aktivieren Sie Kanäle durch die geladene
Ionen in die Empfängerzelle gelangen. Diese Ionen verändern die
Spannungsverhältnisse an der Empfängerzelle. Nun ist auch diese Zelle aktiviert.
Wenn ein und dieselbe Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen wiederholt
aktiviert wird, dann kommt es zu einem Prozess, den man Langzeitpotenzierung
nennt. Dabei reagiert die Empfängerzelle nach einiger Zeit immer heftiger und
bleibt länger aktiviert. Die Zellen verändern sich: die Synapse setzt mehr
Botenstoffe frei und die gesamte Kontaktfläche vergrößert sich. Es fließen mehr
Ionen durch zusätzliche Kanäle.

Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungstiefe
Das Arbeitsgedächtnis hat eine sehr begrenzte Kapazität von etwa sieben
bis neun Gehalten wie z. B. Ziffern und es hält nur für ein paar Sekunden
vor. Mit diesem Gedächtnis können wir einige wenige Inhalte für kurze
Zeit handhaben, z.B. Telefonnummern, die wir lesen oder hören und kurz
darauf eintippen. Wenn wir diese Ziffernfolge rückwärts nennen sollen,
oder wenn wir einen Satz sprechen oder lesen sollen, der besonders lang
ist und vielleicht noch dazu vom Thema abweicht, wie dies ja gelegentlich
bei Politikern aller Parteien vorkommt, nicht nur im Wahlkampf, sondern
vor allem dann, wenn sie sich ihrer Sache nicht sicher sind, dann kann es
durchaus vorkommen, wie zum Beispiel bei diesem Satz, dass wir, und
damit komme ich zurück zum Thema, schnell an die Grenzen des
Arbeitsgedächtnisses stoßen.

Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungstiefe
Das Arbeitsgedächtnis hat eine sehr begrenzte Kapazität von etwa
sieben bis neun Gehalten wie z. B. Ziffern - und es hält nur für ein
paar Sekunden vor.
Die Verarbeitungstiefe
Je intensiver wir uns mit Inhalten beschäftigen, desto eher
hinterlassen sie Spuren im Gedächtnis.
Wenn wir Inhalte behalten wollen, dann müssen sie im Kopf
bearbeitet werden. Mit Inhalten muss geistig hantiert werden, sie
müssen mit anderen Inhalten interaktiv vernetzt werden. Je mehr, je
öfter, je tiefer, desto besser für die Verankerung im Gedächtnis.

Hierzu ein Experiment:
3 Listen mit mehreren Wörtern.
Jedes dieser Wörter wird für eine Sekunde gezeigt. Anschließend soll
angegeben werden für
Liste 1: Schreibweise Kleinbuchstaben o. Großbuchstaben?
Liste 2: Verb oder ein Substantiv?
Liste 3 . Ist die genannte Sache belebt oder unbelebt?
Nach einer längeren Pause fragt man die Probanden welche Wörter sie
erinnern können.
Dabei hat sich immer wieder gezeigt, dass diejenigen Wörter, am besten
memoriert wurden, bei denen man entscheiden musste, ob es sich um
belebte oder unbelebte Dinge handelt,.

Der Grund dafür ist, dass die Entscheidung Groß- oder
Kleinschreibung und Verb oder Substantiv eine wesentlich
geringere Bearbeitungstiefe erfordert als die Entscheidung „belebt
oder unbelebt“, da man bei letzterem nicht nur lesen sondern auch
nachdenken und verstehen muss. Genau dieses Nachdenken
bewirkt, dass der Inhalt besser im Gedächtnis bleibt.
Also merken Sie sich: je „tiefer“ ein Inhalt
verarbeitet wird, desto besser bleibt er im
Gedächtnis haften.


Dies ist der Witz von Eselsbrücken: man denkt über den Inhalt
nochmals ganz anders nach, verarbeitet ihn dadurch tiefer und
merkt sich ihn besser. Die besten Eselsbrücken sind diejenigen,
die man sich selber macht: man dreht und wendet den Inhalt und
sucht Brücken zu schlagen zu anderen Begriffen, sucht Aufhänger
in anderen Inhalten und kann so Inhalte vernetzen.

Konsolidierung des Gelernten
Sicher haben Sie selbst schon beobachtet, dass man tagsüber
eine Sache lernen möchte, sie aber trotz größter Anstrengung
einfach nicht richtig fertig bringt. Enttäuscht wendet man sich ab,
um dann erstaunt festzustellen, dass am nächsten Tag alles wie
geschmiert klappt. Ganz offensichtlich spielen sich nach dem
Lernen noch weitere Verarbeitungsschritte ab, die zu einer
Verbesserung der Lernleistung führen. Dies nennt man
Konsolidierung. Seit mehr als 10 Jahren bringt man diesen
Vorgang mit dem Schlaf in Verbindung, da Schlafentzug nach
dem Lernen das Behalten beeinträchtigt.

Lernen im Schlaf
Zwischen dem Hippokampus und der Gehirnsrinde bestehen vielfältige
Verbindungen. Während des Tiefschlafs kann man im Hippokampus und im Kortex
synchronisierte Aktivität in den Neuronen feststellen. Offenbar werden dabei die
gerade gelernten Inhalte im Hippokampus erneut aktiviert und dem Kortex
zugeleitet. Dies dient dazu, die Inhalte vom kleinen und flüchtigen Speicher
Hippokampus in den großen und sicheren Speicher Kortex zu übertragen. Im
Tiefschlaf findet also die off-line Verarbeitung statt. Diese erneute Aktivierung und
Verarbeitung dient wahrscheinlich dazu, die neu gelernten Inhalte in der Tiefe
unseres Gedächtnisses den bereits gespeicherten Informationen
gegenüberzustellen, um zum Beispiel mögliche kausale Verknüpfungen zu
analysieren. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass Verarbeitungen auch
eine emotionale Dimension haben.

Fazit
Beim Lernen werden Aspekte der Außenwelt durch Reize
(Schallwellen, Photonen, Duftstoffe etc.) aufgenommen und als
"inneres Abbild" im Hippokampus durch neu gebildete
Neuronen repräsentiert. Das Gehirn lernt zwar ständig, auch
ohne dass wir es bemerken – aber wer ganz bestimmte Inhalte
und Zusammenhänge lernen und behalten möchte, muss
bewusst und wiederholt mit den aufgenommenen Inhalten
geistig hantieren. Er muss sie drehen und wenden und sie mit
den bisherigen Erfahrungen und dem bereits vorhandenen
Wissen verknüpfen. Die Tiefe der Verarbeitung bestimmt die
Festigkeit, mit der die Inhalte im Gedächtnis verankert werden.
Wer zu Lernen hat, sollte auf seinen Schlaf achten. Im Schlaf ist
der Hippokampus der Lehrer des Kortex, jetzt nimmt der
prinzipiell sehr langsam lernende Kortex alles Wichtige auf,
was zuvor im Hippokampus gespeichert worden war.

Aufmerksamkeit
Wir müssen zwei Arten von Aufmerksamkeit
unterscheiden:
1. Vigilanz (engl. alerting) ist ein Zustand des
Organismus, der von hellwach bis (im
Extremfall), komatös reicht. Von dieser
allgemeinen Aufmerksamkeit ist zu
unterscheiden
2. die selektive Aufmerksamkeit (engl. orienting)
Die selektive Aufmerksamkeit kann man
vergleichen mit einem Scheinwerfer, der im
"Feld des Bewusstseins" bestimmte Dinge
heller macht.

Sie haben es sicher schon selbst erfahren, dass Sie
mehrere Sätze in einem Buch wiederholt gelesen haben,
aber dennoch nicht wussten, was sie gelesen haben.
Ohne die Hinwendung der Aufmerksamkeit zu den zu
lernenden Reizen geschieht - auch bei massiver
Bombardierung des Gehirns mit diesem Reizen –
nichts. Der Grund hierfür liegt in mangelnder selektiven
Aufmerksamkeit und damit in der geringen Aktivierung
derjenigen Areale im Gehirn, die für das Lernen der
entsprechenden Inhalte zuständig gewesen wären.
Fazit: Das Gehirn einzuschalten reicht also
nicht, unbedingt muss der Scheinwerfer auf
die zu lernende Sache fokussiert werden!


Intrinsische Motivation
(intrinsisch = von innen her, aus eigenem Antrieb)
Für den Organismus ist es wichtig, neue Situationen und
Gefahren wahrzunehmen. Umweltreize werden abgeglichen
auf bekannt oder unbekannt bzw. relevant oder irrelevant.
Bewertet man einen neuen Reiz als bedrohlich - und das ist
Neues immer bis zu einem gewissen Grade - dann erlebt
man Stress. Als Folge werden das adrenerge und das
noradrenerge System angeregt und so die Aufmerksamkeit
nach außen fokusiert und der Organismus aktiviert.
Wenn wir etwas selbst herausfinden oder wenn es gelingt
eine neue Informationen durch eine Lernanstrengungen in
unser Gehirn zu integrieren, dann wird der Lernerfolg
subjektiv mit dem Gefühl der Befriedigung belohnt.
Dies geschieht über das so genannte Belohnungssystem
(Dopamin-System).


Steckbrief der Neurotransmitter
Neurotransmitter wirken über kurze Distanz. Sie stellen die Verbindung
zwischen zwei Nervenzellen her, d.h. sie übertragen den elektrischen
Impuls einer Nervenzellen auf die nächste.
Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin, Adrenalin, Serotonin
Dopamin ist vor allem für die körperliche Motivation wichtig und macht
uns euphorisch. Es wirkt auf das so genannte Belohnungszentrum.
Eine Überdosis kann zu Halluzinationen und Bedeutungsüberschätzung
führen
Noradrenalin: seine Wirkungen ähneln denen bis Dopamins.
Adrenalin wirkt aufputschend, bringt den Körper in Alarmbereitschaft
und stellt Kraftreserven zur Verfügung
Serotonin wird als „Glücksbotenstoff„. Der Mensch hat zirka 10
Milligramm Serotonin im Körper wenn der Spiegel sinkt, kippt unsere
Stimmungslage. Um Serotonin herzustellen, benötigen wir die
Aminosäure Tryptophan, die wir selbst nicht produzieren können. Wir
können sie mit Bananen, Ananas, Erdbeeren, ihm Himbeeren, Sesam
Schokolade und Milchreis aufnehmen.



War ziemlich viel, aber mir hilft es zu verstehen und nicht nur alles mit meinen Gefühlen zu begründen. Was meint ihr dazu?

Lg

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 11:27
von Felidae
auch wenn schon vieles bekannt war - wahnsinnig interessant. danke dafür!

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 11:38
von CiGi
Bitte :-)
So ging es mir au :D

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 17:58
von CiGi
ich find, des macht auch irgenwie hoffnung

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 18:06
von *Larissa*
Wow...das fasziniert mich wahnsinnig!

Herzlichen Dank für diese tolle Formulierung.

Werde diesen Text kopieren und ihn als Dokument speichern, wenn du nichts dagegen hast, CiGi?

Finde das einfach nur TOLL!

Danke.

Liebe Grüsse, Larissa

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 18:58
von Unique
Und was ist jetzt deine Absicht :?:

hab das nicht so mitbekommen :lol:

Re: Heilung- mal faktisch betrachtet

Verfasst: Mi Mär 11, 2009 20:35
von CiGi
Ihr könnt es gern kopieren :-) Der Text ist übrigens naturwissenschaftlich durch Forschung unterlegt und stimmt.
Meine Absicht ist das Verhalten eines Suchtkranken (teilweise) naturwissenschaftlich zu erklären. Also was bei einem FA so vor sich geht...
Also zu zeigen, dass viel aus Gewohnheit und erlerntem Verhalten passiert und das man gegen seine Fas (die auch erlernt sind) vorgehen kann. Im endefekt stehen die Chancen auf Heilung sehr gut, wenn man bereit ist jeden Tag aktiv ein neues Verhalten zu erlernen.

Ist meine Erklärung verständlcih?

lg