bulimie.at - das Forum

Hallo zusammen,

lange, lange ists her, dass ich mich hier in diesem Forum habe blicken lassen...ich weiß gar nicht, ob noch Mitglieder von "damals" hier sind, habe mit Erschrecken nämlich festgestellt, dass mein erster Beitrag hier vor über 3 1/2 Jahren war...das ist lange her.
Und krank bin ich immer noch - weil ich anscheinend von dieser scheiss Krankheit nicht loslassen will... Kurz zu meiner Person: ich bin 28 und habe "meine" Essstörung schon ewig, war schon alles mit dabei, Esssucht, fast Magersucht und schließlich Bulimie seit nunmehr ca. 9 Jahren. Ich habe jahrelang ambulant Therapie gemacht (leider auf falsche Art und Weise), dann einen Klinikaufenthalt im Klinikum Harlaching vor einem Jahr und nun eine wirklich, wirklich gute ambulante Therapeutin, bei der ich zwei Mal die Woche zur Psychoanalyse gehe. Diese Therapeutin scheint die erste zu sein, die mich "durchschaut". Mein Problem ist, dass ich mit nichts ernst mache, extreme Probleme habe, mich auf Dinge (Menschen, Studium, Beziehungen jeder Art) einzulassen, im Sinne von "ernst zu machen". Ich verhalte mich naiv, als hätte nichts KOnsquenzen bzw. ich bin irgendwie nicht bereit die Konsequenzen meines Handelns auch zu tragen und schiebe die Verantwortung für mich und mein Leben immer auf andere. Und nun sitze ich hier und müsste eigentlich Mathe lernen für eine schwierige Klausur am Montag...Ich habe im Oktober ein Bachelor Biologie-Studium begonnen, nicht leicht mit 28 Jahren... aber ich wollte das Studium - habe so viel dafür auf mich genommen, eine finanzielle Extremkrise, extreme Einschränkungen im Privatleben, etc. Und nun?
Nun bin ich WIEDER auf dem besten Weg, mir das Studium durch meine destruktive Art zu vergeigen, um mir mein eigenes SCheitern zu "beweisen"... Meine Therapeutin sagt mir selbst immer, ich sei eine "Wackel-Kandidatin", sie könne nicht sagen, ob ich es packe, ich stünde sozusagen auf der Kippe zwischen dem weiteren schrittweisen Selbstmord auf Raten durch die Bulimie oder dem Schritt in Richtung "endlich gesund werden wollen."
Falls ihr noch nicht gelangweilt seid vom Lesen, daher meine Frage: kennst das noch jemand von euch? Diese extreme Unfähigkeit, sich auf irgendetwas einzulassen wie lernen, menschliche Beziehungen, einen neuen Job oder eben ein Studium, das man EIGENTLICH immer wollte, aber aufgrund der eigenen selbstzerstörerischen Art inszeniert man immer wieder sein eigenes SCheitern. Kennt ihr das auch?
Ich will doch nicht mein Leben über der Kloschüssel führen... Aber scheinbar will es ein Teil in mir doch...

Courage

hi du,

also erstmal muss ich dir mal sagen,dass ich meinen hut vor dir ziehe,dass du trotz der vergangenen therapien immer wieder aufstehst und einen neuen angriff wagst. ich denke, in dem punkt nimmst du etwas ernst und zwar deine krankheit!
hmm...ich glaube,ich kann nachvollziehen,was du mit deiner destruktiven Weise meinst. Ich denke auf eine Art und Weise haben wahrscheinlich viele von uns solche Züge. Bei mir ist es eher so,dass ich mir im Studium viel zu viel aufhalse, nicht mehr aufhöre zu lerne und das immer weiter steigere, um mir dann nach meinem kollaps zu sagen "Du hast es mal wieder nicht geschafft,du versagerin"! bei dir scheint ein ähnlicher Gedanke dahinter zu stecken, aber kann es nicht auch sein,dass du vielleicht insgeheim einfach angst hast zu scheitern und dir sehalb von vornherein sagst,dass es nicht ernst oder wichtig ist,obwohl es dir insgeheim sehr sehr wichtig ist. weisst du,ich glaube nicht,dass man mit 28 ein biologie-studium (Meine schwester studiert das auch und es ist definitiv nicht so einfach)beginnt und dafür strapazen auf sich nimmt,wenn man es nicht von herzen möchte.
hmm...wenn ich deine zeilen lese, wirkt es auf mich ein wenig so,als wenn du in der luft hängst und nicht ganz weisst wo du hingehörst oder hingehören willst, du fängst einfach mal was an,du gehst einfach mal los,aber behälst nicht dein ziel vor augen.
Was genau ist es,was deine motivation zeitweise so lahmlegt?
ist es manchmal dein magelnder wille (nicht bös gemeint,kenn ich ja auch) oder fehlt dir die kraft? Oder hast du angst,vor dem was kommen könnte?
Ich kann dir leider nicht wirklich weiterhelfen,aber ich möchte dir einmal auf die schulter klopfen,dafür dass die jetzt diese therapie machst und hoffe,dass du an dich glaubst und es durchziehst!!!
Machs gut...alles liebe
emilia

Hi Emilia,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Aber den Hut brauchst du nicht vor mir zu ziehen...denn was haben mir denn all diese bisherigen Therapien gebracht? Klar, ich habe viel über mich gelernt, über die Ursache vieler FAs, aber bin ich deswegen gesund geworden? Leider nein... Meine Therapeutin meint, es gibt einige Menschen, die haben sich dazu entschieden, ein Leben als Patient zu führen und langsam habe ich echt Angst, dass das bei mir auch so ist...
Ich glaube, du könntest in einigen Dingen recht haben, die du geschrieben hast. Ich HABE Riesenschiss davor, dass ich einfach nicht gut genug bin für ein Bio-Studium, zu schlecht in Mathe, Chemie, etc. bin. Und vermutlich sorge ich daher schon von vornherein dafür, dass ich durchfalle, um mir dann - ähnlich wie du - sagen zu können "ich bin eine Versagerin". Nur mit dem Unterschied, dass DU bevor du zusammenklappst, wenigstens noch gute Leistungen erzielst, nehme ich an, oder? Von demher hast du die deutlich "bessere Variante" gewählt...
Und ich habe Einiges auf mich genommen, weil ich dieses Studium wollte und eigentlich will. Aber dieses "Wollen" lässt bei mir einfach so unglaublich schnell nach. Ich schwanke zwischen den Extremen wie wahrscheinlich viele hier... Ich will etwas um jeden Preis und tue anfangs alles dafür und dann gebe ich plötzlich auf und alles wird mir egal...aber das Schlimme ist, ich weiß, dass ich NUR mit diesem Studium glücklich bin, ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich NICHT studiert hätte...ich weiß auch nicht, was ich tun soll... An der mangelden Kraft kanns nicht liegen - immerhin schaffe ich es auch nach einem Abend mit mehreren FAs noch ins Fitnessstudio zu rennen, um mich eine Stunde auf dem Cross Trainer abzustrampeln, um dann am nächsten Morgen nach nur 4 Stunden Schlaf wieder um 6 Uhr aufzustehen... dass ich keine Kraft hätte, kann man nicht sagen... nur setze ich sie falsch ein.

Wie schaffst DU es denn, dich so zum lernen zu motivieren?

LG,
Courage

hi courage,

also ich mache zur zeit auch schon meine vierte therapie und habe mir auch schon sooft vorgeworfen,dass ich immer noch nicht gesund bin,aber wenn man ehrlich ist,ist doch therapie nicht therapie.meine letzte ambulante therapie fand ich immer gut,jetzt mache ich eine wirklich gute und merke erstmal,dass die letzte verschwendung war. also wirf dir nichts vor,im gegenteil,ich finds gut,dass du nicht aufgibst und nochmal nen versuch wagst.am ende zählt soch nur,dass man gesund wird egal ob mit der 40. oder 2. therapie.und selbst,wenn du zweifelst es jemals zu schaffen,versuchen sollte man es doch zumindest und das tust du.
ich würde nicht sagen,dass meine variante soviel besser ist,klar es sieht dann nach aussen immer so aus,als wenn ich soooo perfekt und schlau und blabla bin,aber was habe ich davon gewonnen? Nichts! Ich studiere seit zwei jahren,hab mich ewig auf das studentenleben gefreut und durch mein verhalten erreiche ich,dass ich nach jedem semester denke,dass ich kollabiere und das studileben nicht genieße.
ich denke,wenn du das studoium wirklich willst,dann glaub an dich!!! Und wenn du das (noch) nicht kannst,dann sag dir- riskier es!! ich meine,wenn du aus selbstzweifeln schon vorher dafür sorgst,dass du aufgibst, dann kannst du dir vielleicht ersparen zu sagen,dass du gescheitert bist,aber du lässt auch völlig ausgeblendet,dass es die option gibt,dass du es schaffst!!!!!! Du wirst niemals deine stärken und erfolge kennenlernen,wenn du es nicht ausprobierst. und wenn es dann nicht klappt,dann hatte das seine ursache,aber die welt geht davon nicht unter.
ich denke,das schwierige ist einfach,dass man ins unbekannte muss,dass man sein bekanntes muster verlassen muss und nicht weiss,was passieren wird.aber darin liegt ja die chance.
was genau wäre so schlimm daran,wenn du merkst du bekämst probleme in chemie? Dann nimmst du nachhilfe oder wiederholst die klausur (meine schwester musste auch ein semester wiederholen) Ist doch egal!! Meinst du anderen studenten geht es nicht auch so!!?? Ich glaube jeder student hat selbstzweifelt,nur bei dir sind sie viel zu ausgeprägt,es gibt keinen grund dafür,denn du kannst was,du musst nur an dich glauben!
Was die kraft angeht,so meine ich weniger diese körperliche kraft,die wenn wir ehrlich sind ja auch aus dem drang der krankheit wächst (bei mir zumindest) sondern auch die energiereserven,die du psychisch brauchst.wo ist quasi dein glücksspeicher,den du brauchst,wenn du mal eine niederlage hast oder es dir schlecht geht.ich denke,du solltest dich mehr mit dir auseinandersetzen,mal kritusch hinterfragen,was du denn auch an dir magst und was du kannst,auch wenn es ja leider immer leichter ist sich zu sagen was man nicht kann,das kenne ich auch.
gib dir die chance dich selbst mal richtig kennenzulernen,denn ich denke es ist schwer auf jemanden zu vertrauen,den man nicht kennt:-) Gib dir die chance!!!
LG Emilia