bulimie.at - das Forum

die Mods haben uns gebeten nicht auf Three weiter rumzuhacken und deswegen will ich es auch lassen, es war nie meine Intention.

Aber trotzdem wirft es etwas in mir auf - wie eine steile Welle.
Wieso schaffen es manche Leute immer wieder Ritter zu finden, die sich für sie aufs Pferd schwingen und eine Schlacht für sie fechten? Wieso fühlt sich das so unfair an, dass ich schon fast niederträchtigen Neid in mir fühle?

DIES IST NICHT GEGEN THREE, es ist etwas ÜBER MICH ... wieso kann ich nicht gut damit umgehen, wenn etwas, dass für mich nach aufmerksamkeit heischen aussieht, solche reaktionen anzieht. Wieso fühle ich mich damit zurückgesetzt? Bin ich in Wahrheit die mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom?

Es erinnert mich an das schwache, blasse Mädchen in der Schule das so deutlich Esstörungen hat und auch absichtlich hier und das auch offen zeigt und soviel Mitleid und Fürsorge erregt und mich dickes, hässliches und scheinbar SEHR ROBUSTES Mädchen daneben das prinzipiell und TATSÄCHLICH die Dinge "in sich reinfrisst" und nie laut sagt "mir geht es schlecht, ich brauche auch hilfe"

Bin ich nur neidisch? Bin ich soooooo armseelig das ich anderen nichtmal ihre Aufmerksamkeit gönne? Ich meine ich sage ja jetzt auch laut das es mir schlecht geht, ich kriege auch viele Reaktionen, das ist nicht auf die Gegenwart bezogen alles, aber mehr auf einen bitteren Geschmack der Vergangenheit.

Liebe Fussel,

genau die gleichen Gedanken habe ich mir vergangene Nacht auch gemacht.
Warum ärgert mich, warum betrifft mich das ganze so sehr? Warum fühle ich mich verletzt und nicht ernstgenommen, nur weil auf meinen Hilfeversuch nicht eingegangen wurde?
Ich werde mir wohl noch einige Zeit darüber Gedanken machen, warum und was das in mir ausgelöst hat.
Vielleicht kann ich daraus dann zumindest etwas positives für mich selbst ziehen.

Liebe Grüße an Dich und alle, denen es gerade irgendwie genauso geht.

traumsternchen

es tut so gut nicht alleine damit zu sein.
ich fühlte mich schäbig als ich das gepostet habe und habe mich auch geschämt und es ein bißchen bereut.

nein, liebe Fussel, es war meiner Meinung nach ganz okay, was Du geschrieben hast.
Denn und das kann ich zumindest von mir sagen. Ich kenne inzwischen einige Gründe, warum ich manchmal vielleicht überreagiere und vieles vielleicht zu persönlich nehme. Und die liegen - und da will ich jetzt absolut nicht jammern oder so - in meiner Kindheit, die einfach die reinste Hölle war. Ich kann es nicht anders bezeichnen. Und deshalb versuche ich lieber, auch diese Gedanken zuzulassen und vielleicht für mich selbst meine persönlichen Hintergründe zu entdecken, um in einer späteren Situation vielleicht gelassener damit umgehen zu können, oder wenn das nicht geht, mir auch das eingestehen zu können. Denn auch unser Verhalten kommt nicht von ungefähr. Es hat in der Regel schwerwiegende Ursachen.

Glg
traumsternchen

dann haben wir schon zwei gemeinsamkeiten, meine kindheit war auch ... etwas das der hölle vielleicht nicht unähnlich ist wenn man sie im christlichen sinne als nicht aufhören wollende quälerei ohne ausweg betrachtet. fühl dich gedrückt, danke für deine worte.

Liebe Fussel,

dein Thread ist der Oberhammer.
Nicht im Traum hatte ich daran gedacht, dass man sich durch so eine Geschichte minderwertiger fühlen kann. Dass man sich hintergangen oder gar m*ssb**ch* fühlt. Ja.
Ich sitze hier und versuche mich so oft wie nur möglich in die User hineinzuversetzen. Und mich ärgern so viele Dinge, wenn jemand rücksichtslos Dinge postet, die einem anderen schaden oder wehtun könnten. Ich leide zeitweise mit Usern mit, wenn sie das dann auch kundtun. Und dann tut es mir noch mehr weh, wieder einmal was nicht verhindert haben zu können.
Nun das hier.
Und da du nicht die Einzige bist, die so auf diese Sache reagiert hat, sondern ich auch per pn genauso darauf angesprochen wurde, habe ich mir jetzt natürlich darüber Gedanken gemacht.
Kann man sich zurückgesetzt fühlen, wenn jemand Anderes mehr Aufmerksamkeit bekommt, als man selbst?
Na klar. Selber nicht nur einmal gespürt.
Dann kommt auch noch Eifersucht dazu. Eifersucht auf etwas, was man nicht einmal dem ärgsten Feind wünscht. So ein ich-will-dass-es-mir-auch-so-scheiße-geht-Gefühl. Nur um noch mehr beachtet zu werden.

Normal? Oder nicht normal?
Also ich denke mal, wenn das Selbstwertgefühl genügend vorhanden ist, dann kann das nicht passieren. Ein angeknackstes Selbstwertgefühl, wird also dadurch noch angesägter und ein schon ziemlich angesägtes Selbstwertgefühl verwandelt sich in ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl.
So stelle ich mir das vor.
Ja und der Selbsthass ist dann wohl auch nicht mehr weit.

Wie könnte ich da jetzt helfen?
Bestimmt nicht mit irgendwelchen g’scheiten Sprüchen.
Aber vielleicht mit Beispielen meiner eigenen Bemühungen, solche Sachen zu verarbeiten.
Wenn der Neid und der Minderwertigkeitskomplex mal wieder zuschlagen.

Erstmal trauern. Ohhhhhhhjaaaaa.
Dann den Zorn einschalten.
Dann den Gegenangriff starten.
Dann verzweifelt feststellen, dass sich nix ändert.
Und zum Schluss einsehen, dass man gar nix gewonnen hat, wenn man sich da als unwürdiges Würschtl fühlt. Nein. Im Gegenteil. Es hat wieder mal unnötige Kraft gekostet.

Also probieren wir’s mal damit:

Ooooooooooooooooooooooooohhhhhhhhhhhhm:
„Ich hab das doch gar nicht nötig“
„Ich stell mich da ganz einfach nicht auf diese Stufe“
„Du bist ein armseliges Würschtl und eigentlich tust du mir leid“

Selbst in unzähligen Situationen praktiziert. Allerdings auch erst als ich ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hatte. Also vorher auch genug Energie unnötig verpulvert.

Dicken Kuss
Hedi

Liebe Fussel,

ich kann jetzt nix dazu schreiben, finde nicht die richtigen Worte, kann dich aber verstehen und du brauchst nichts zu bereuen! Du meinst es sicher nicht böse, es hat eben auch mit persönlichen Erfahrungen zu tun und dass man mal gerne "übersehen" wird, weil man ja so robust ist...

Liebe Grüße

@aschenputtel

dass man mal gerne "übersehen" wird, weil man ja so robust ist...

Das ist ein Satz
Und wie Recht du hast.
Wie oft hat man zu mir schon gesagt: du bist ja sooooooooo stark, das schaffst du schon
Und das wars dann auch.
Bei "Anderen" betüdelt man und meint, die Arme, die schafft das nie.
Und warum?
Weil wir uns das selbst so schaffen. Weil wir nach außen ganz einfach die robusten spielen. Nur keine Schwäche zeigen.
Das gilt für Viele hier , die das im reellen Leben so praktizieren.
Und nun bist du in einem Forum, wo du eine gewisse Anonymität hast und tust dir wesentlich leichter Schwächen zu zeigen.
Nur hilft dir das im Forum nicht so, wie es dir im reellen Leben helfen würde.

Hedi du hast genau das geschrieben im letzten Beitrag wie es mir auch geht. bzw. eigentlich hat aschenputtel es geschrieben und hedi hat sich genau mit den selben gefühlen die ich auch habe darauf bezogen. Jeder sagt mir "du bist so stark, du bist so robust" bla bla bla ... aber du hast recht, in wirklichkeit sind wir das die das in rl nicht zulassen können schwäche zeigen.

vielleicht ist das der einzige neid den ich wirklich habe, das ich nicht auch schwäche nach außen zeigen kann. ich will ja nicht das "ich wünschte mir ginge es auch so scheiße" ding ... gar nicht ... ganz und gar nicht. vielleicht ist es wirklich der neid die fähigkeit für schwäche zeigen zu haben. hedi da hast du mir vielleicht grade ein bißerl die augen geöffnet.

@aschenputtel: du findest nicht die richtigen worte? hoffe mein beitrag hat dich nicht zu geschockt. vielen dank aber trotzdem für deinen zuspruch. *knuddel*

Fussel hat geschrieben:@aschenputtel: du findest nicht die richtigen worte? hoffe mein beitrag hat dich nicht zu geschockt.

Keineswegs! Ich habe nur oft mal was ihm Kopf, was ich aber nicht zu Papier bringen kann weils so ein drucheinander ist.

Ich geb euch da recht! Alle glauben immer man ist so stark, hält alles aus und verkraftet alles. Aber woher wollen die Leute das wissen??? Man läuft ja nicht mit einem Schild auf dem Hirn rum, wo drauf steh "ich bin robust und verkrafte alles". Wieso ist noch keiner drauf gekommen, dass, ich möchte mal sagen oft auch diese "Fasade" wahnsinnig anstrengend ist. Und wie ihr schon gesagt habt, wenn man dann mal sagt "mir gehts schlecht" "ja das wird schon wieder..."

Und die, die so "hilfsbedürftig" (ich glaube das ist nicht ganz das passende Wort, aber mir fällt grad nix anderes ein, ist aber nicht böse gemeint!) sind, so zart rüberkommen, um die wird sich gekümmert, intensievst weil sie so zerbrechlich scheinen und selber steht man dann da und denkt sich "Ja genau das möchte ich auch haben, ich möchte auch Hilfe haben und nicht immer als die Starke abgestempelt werden"

Irgendwie will doch auch mal jeder der so stark ist, auch mal ein bischen Schwäche zeigen!

Ich hoffe es kommt jetzt nich falsch rüber (es ist keinesfalls böse gemeint!), kanns eben nicht besser zum Ausdruck bringen!

Jetzt mal im Erst.

Was würdest du tun, wenn da plötzlich jemand kommt, dich in den Arm nimmt und sagt: "Ach du Arme, lass dich mal trösten. Hast ja wirklich ein schweres Leben....und bla, bla, bla..."

Jetzt ehrlich, wie würdest du reagieren

nein Aschenputtel du drückst es perfekt aus. Es war schwierig für mich auch mal diese abgründige Seite von mir offen zu beschreiben, aber es fühlt sich so herrlich an das nicht nur ich das selbe Problem habe. Wir "robusten" sind also nicht alleine ... und oft komme ich mir dann alleine und unverstanden vor und muss mich bemühen das Leid anderer anzuerkennen, auch wenn es nicht so gewaltig ist wie mein eigenes, so sind es ja doch auch Probleme die ich ernst nehme.

@hedi: wir haben das problem weil wir eben nähe auch nicht immer zulassen können glaub ich. vielleicht wäre ich mal steif wie ein brett geworden und hätte die person von mir weggeschoben aber ich bin mir nicht 100% sicher ob ich heute noch so bin, oder ob es nicht toll wäre mal in den arm genommen zu werden.

hedi hat geschrieben:Jetzt mal im Erst.

Was würdest du tun, wenn da plötzlich jemand kommt, dich in den Arm nimmt und sagt: "Ach du Arme, lass dich mal trösten. Hast ja wirklich ein schweres Leben....und bla, bla, bla..."

Jetzt ehrlich, wie würdest du reagieren

Ehrlich. Gut. Ich würde hochrot anlaufen, würde sagen "ja passt scho, so schlimm ists auch wieder nicht". Würde mich aus den "Fängen" der Umarmung befreien. Warum? Weil es mir peinlich wäre, weil ich ja Schwäche zeige, nicht jammern darf und im nächsten Momemt würd ich mir dann wieder denken, du doofe Kuh, warum kannst du nicht EINMAL deinen Gefühlen freien Lauf lassen AUCH wenn sie dir peinlich sind.

Aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Menschen irgendwie beneide, die das können.

Ja ich glaube so würde ich reagieren. Mir ist ja schon immer furchtbar peinlich wenn ich wieder mal über die Aktionen meiner Mutter erzähle und mein Freund dann sagt "du tust mir Leid", aber ich finde gut, dass er mich versteht!

Fussel hat geschrieben:@hedi: wir haben das problem weil wir eben nähe auch nicht immer zulassen können glaub ich.

Das stimmt auch!

Ein typisches Zeichen dieser Krankheit ist es, nach aussen hin eine Fassade aufzubauen. Diese Fassade ist das umgekehrte Spiegelbild der eigenen Person. Man selber weiss, dass man schwach sein könnte, sich nach Zuwendung sehnt, auch mal in den Arm genommen möchte. Nach aussen hin herrscht aber ein Perfektionismus, der genau das Gegenteil transportiert.

Es existiert ja schon eine Schwäche, man versteckt sie voller Scham hinter der "ich bin gross"-Fassade.

Es ist extrem schwer für einen Aussenstehenden diese Stärke als Fassade zu erkennen und einzuordnen. Das beginnt bei den Eltern, geht weiter über den eigenen Freund bis hin zu Bekanntschaften. Sie sehen es wirklich nicht, weil dieser Perfektionismus, eine Stärke simulieren zu müssen, sehr sehr schwer durchschaubar ist.

Ein Mensch, der im realen Leben mal seine Mauern fallen lässt, weckt den Beschützer- und Trösterinstinkt, das ist richtig. Macht er es zu oft, gilt er als schwach. Auch hier ist es schwer das Maß festzulegen, ab wann es zuviel wird.

In einem erste Hilfe-Kurs wurde vom Ausbilder mal der Satz geprägt: Nicht zuerst um die Kümmern, die noch Reden und Rufen können, sondern erst mal um die, die gar nix mehr sagen. Nur, da kann ich es sehen. In meinem Umfeld ist diese Identifikation sehr viel schwieriger zu treffen.

Es ist, wie so oft, eine Frage der Kommunikation. Der Wunsch nach Nähe, Anerkennung und Akzeptanz kann auch eingefordert werden. "Kannst Du mir mal bitte zuhören, ich möchte Dir etwas sagen .....". Das ist besser als ein "mir geht es schlecht". Bei der ersten Formulierung ist Neugier geweckt, bei der zweiten die Furcht, etwas noch verkehrter zu machen.

Manchmal sind Dinge im Leben auch ein winziges bischen "Holschulden", nicht "Bringschulden".

lieber Gruss
Caruso