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meine neue hypothese
Verfasst: Mo Nov 10, 2008 9:24
von nowaytoolong
hallo an alle!
hmm ich hab jetzt gerade eine ziemlich starke idee gehabt. mir ist eine hypothese gekommen, wieso ich die ES entwickelt haben könnte.
es is bei mir ja so, dass die letzten tage meine depressive verstimmung, die unfähigkeit, schwäche und unlust irgendwas zu tun, und die selbstabwertung und resignation im vordergrund steht.
ich merke, dass ich wirklich in einer ziemlich ausgewachsenen depression drinnen stecke.
das hab ich bis vor kurzem noch nicht so realisiert gehabt. mir gehts immer ein paar tage sehr gut und ein paar tage sehr schlecht. ich zeichne das alles auf - beispiel: 5 tage gut, 8 schlecht, 8 gut, 4 schlecht, 3 gut, 1/2 schlecht, 3 gut, 3 schlecht, 4 gut, 2 schlecht, 6 gut, 6 schlecht....... etc.
an schlechten tagen kommt dann auch immer die ES - ich esse nur mehr ungesundes - sogar, wenn ich gerade keine FAs habe.
sooooo nun zu meiner hypothese:
ich habe mich immer gefragt, was tritt bei mir beim beginn schlechter phasen zuerst ein: die ES oder die depression?!?
nun wage ich zu behaupten, dass meine depression im juni 07 kurz vor dem ausbruch stand, sie nur noch auf einen günstigen "Auslöser" gewartet hat. der war dann wohl mein ortswechsel - zurück in die heimat nach einem jahr leben im ausland. und da ist dann die depression ausgebrochen --- doch geschickt, wie die psyche ist, versucht sie, diesen ausbruch durch alles mögliche zurückzudrängen und zu überdecken. deshalb hab ich hand in hand mit der depression damals - juli 07 - die essstörung entwickelt. das essen sollte mir halt geben, etwas sein, das mein wohlbefinden, zuneigung und sicherheit immer noch aufrecht erhält. ein verzweifelter versuch, die leere auszufüllen - mich weiterhin bei laune zu halten - mich mit etwas zu beschäftigen - mich zu spüren - meine aktivität aufrecht zu - mich nicht fallen zu lassen - mir etwas gutes zu tun..... das alles, um die depression in schach zu halten.
und jetzt gerade glaube ich zu merken, was ich da tue...
die depression ist da, das weiß ich. und sie belastet mich. die ES ist das symptom, das versucht, die depression zu verleugnen.
was haltet ihr davon? ich würde gerne ein bisschen drüber diskutieren...
wie ist das noch einmal genau mit depressionen - die "warten" ja manchmal im busch auf einen auslöser, bin ich da richtig?!
lg noway
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mo Nov 10, 2008 9:30
von nowaytoolong
kann sich jemand von euch evtl damit identifizieren?
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mo Nov 10, 2008 10:36
von Para
nowaytoolong hat geschrieben:die ES ist das symptom, das versucht, die depression zu verleugnen.
Ja, so ist es ja auch.
Ich halte deine Hypothese für nicht abwegig.
Die ES ist ja im Grunde eine falsche Art mit "schlechten Gefühlen" (im allerweitesten Sinne) umzugehen. Du stopftst die negativen Empfindungen mit Essen weg. Betäubung, Reizüberflutung die ablenkt und verleugnet.
Die ES kompensiert ja irgendwas. Und bei vielen ist es auch eine Depression die darunter versteckt liegt. oder nicht?
Ich persönlich suche ja auch nur Ablenkung, Reizüberflutung, "Action"... einfach um irgendwas zu vergessen was ich sowieso nie so richtig bewusst zu spüren kriege, weil ich eben ständig damit beschäftigt bin möglichst alles totzumachen. Hauptsache nicht bewusst werden darüber... das löst nur wieder Depression aus und damit den Wunsch garnicht mehr leben zu wollen.
Das dumme ist: je länger ich das so mache, desto schlimmer werden die depressiven Phasen. Denn in jeder denke ich, dass ich es schon lange hätte beenden sollen und dass ich mich noch mehr schämen sollte dafür, dass ich
immernoch in dieser Welt umherstresse.
Das widerrum führt dazu, dass ich erst recht alles dran setze um davon abgelenkt zu werden. Hauptsache ich muss mich nicht mit meinem wahren Selbst konfrontieren - was ja in meinen Augen das armseligeste, lächerlichste, bescheuertste Häufchen Scheiße ist.
Und DAS versucht die ES zu kaschieren... zu verleugnen. Also... die Depression und das schlechte Bild von sich selbst.
Aber das ist doch nichts neues! ?!??
Ein Symptom bedingt ja das andere und wechselt sich ab... Es ist son richtiges Netzwerk. Son Kreislauf...
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mo Nov 10, 2008 20:33
von nowaytoolong
hmm, ja du hast schon recht, dass das sicher nichts neues ist. es hilft mir aber trotzdem sehr, das so aufzuschreiben und durchzudenken, denn jetzt sehe ich langsam WIESO ich das symptom entwickelt habe.
meine thera sagt immer, symptome sind eigentlich "weise" reaktionen, die einem aufzeigen, dass etwas im leben komplett schief läuft. sie sind ein schutzmechanismus im übertragenen sinn vor diesen "neuentdeckten"/"neuaufgekommenen" gefahren, sie "helfen" einem durch eine ausweglose psychische verfassung. sie meint, viele leute wären schon so in der leistungsgesellschaft erdrückt von stress und automatischem handeln, dass sie gar nicht mehr symptome entwickeln können, da sie keine gefühle mehr haben und nur noch unter druck funktionieren. sie meint, also ein symptom zeigt eigentlich nur, dass die psyche gesund ist, und sich wehrt!
naja, jetzt hab ich meine depression durch die ES zu bewältigen versucht und mache das immer noch. habe heute erstmals bei einem psychiater angerufen und der wird mir jetzt medikamentös helfen. gegen die depression. jetzt hoffe ich wirklich, dass ich dadurch meine schlechten phasen verkürzen und vermindern kann. hat jemand erfahrung damit? wenn die depression nicht mehr so stark ist, wird dann auch die ES besser?!
lg noway
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 4:08
von Para
nowaytoolong hat geschrieben:iele leute wären schon so in der leistungsgesellschaft erdrückt von stress und automatischem handeln, dass sie gar nicht mehr symptome entwickeln können, da sie keine gefühle mehr haben und nur noch unter druck funktionieren.
Also das wäre mir neu
Natürlich erzählt sie dir erstmal, dass deine Psyche "gesund" wär. ... Ich glaube eher, dass sie noch halbwegs funktioniert. Naja. "Mach was draus" soll das wohl heißen.
Gegen Depressionen würde ich nicht gleich Tabletten schlucken!!! Geh da erstmal mit dem Verstand ran. Depressionen kann man angeblich gut heilen. Eigene dir positive Grundeinstellungen an, visualisiere "Glück" und son Zeug. Stell dir vor du wärst ne liebenswürdige Person usw. usw. ... so bis du davon innerlich überzeugt bist und dann gehst du so auch durchs Leben. Positive selbsterfüllende Prophezeiung.
Das gibt dir keine scheiß Pille der Welt!
Nur um mal eben die ES abzustellen? Darauf würde ich übrigens auch nicht setzen, dass das wirklich funktioniert. Sprich mal mit deiner Therapeutin darüber!
Die sagt dir bestimmt: "Aber eine "gesunde" Psyche braucht doch keine Anti-Depressiva"
Dass ich nicht lache.
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 8:05
von summer-dream
@nowaytoolong: Erstmal finde ich es super,dass du hier deine Gedanken aufschreibst! Und dass du so tapfer am kämpfen bist!
ich hab nur eine frage, die mich interessieren würde
du schreibst doch, dass du eine Thera hast, dass du aber bald zu einem psychiater gehst. Wo ist denn da der Unterschied? Ich dachte immer Therapeuten, haben Psychologie studiert`?
Ich würde auch erstmal versuchen die Depression ohne Medikamente zu überwinden und wenn das scheitern sollte, kann man doch immer noch mit Psychopharmaka nachhelfen?
Du kannst ja einfach mal schauen, was der Psychologe zu dir sagt und dir rät und dann weitersehen

Ich wünsche dir ganz viel Erfolg
lg
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 8:33
von nowaytoolong
hallo summer-dream:
DANKE für deine Antwort.
ich bin in psychotherapie, ja, und versuche jetzt wirklich schon eine weile aus meiner depression raus zu kommen - und das ohne medikamente.
ein psychiater ist ja kein psychologe sondern halt ein arzt. er hat also andere aufgaben, und zwar die der medikamentösen unterstützung. das kann meine thera nicht, da sie ja kein arzt ist.
meine thera hat mir vorgeschlagen einmal zu ihm zu gehn (weiß ja auch noch nicht, wie genau das abläuft..), da sie mit ihm zusammenarbeitet wenn es "nötig" ist. sie hat gemeint, dass es mir jetzt auf einmal so schlecht geht, dass das wohl besser so wäre.
ich fühl mich wirklich ziemlich am boden und bin eher verwirrt, dass ich jetzt so tief unten bin und gerade keine kraft finde, wieder aufzustehen.
am montag hab ich meinen termin bei ihm.
lg noway
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 8:51
von Felidae
liebe noway,
deine thera wird schon wissen, was sie tut.
wenn medikamentöse behandlung hilfreich ist, dann solltest du das machen. lass dir helfen, damit du aus dem loch rauskommst - ins laufen kommts dann wohl wieder von alleine.
was besseres, als dass die zwei kooperieren und zusammenarbeiten, kann dir ja wohl nicht passieren.
lass dir alles ganz genau erklären von ihm, ich finds wichtig dass du weißt WAS du kriegst und vielleicht auch ein wörtchen mitzureden hast!
alles liebe für deinen termin!
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 9:00
von nowaytoolong
liebe chili,
vielen dank für deine Antwort!

das gibt mir mut für den schritt und ich bewerte ihn auch nicht als "überzogen" und übertrieben.... ehrlich gesagt muss ich sagen, ich bin schon sehr gespannt auf eine medikamentöse therapie-unterstützung. habe ja drüber gelesen, dass die depressiven phasen dann sehr bald besser werden sollen... *insgeheimhoff*
ja, ich werds mir so gut es geht erklären lassen. kann mir ja davor schon einmal ein paar fragen überlegen.
glg noway
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 9:10
von Felidae
schön, das war meine absicht.

es ist keine schande, sich helfen zu lassen!
klar hat medikamentöse behandlung nicht unbedingt den besten ruf - aber wenn jemand antibiotika braucht, dann nimmt er sie auch, wenn auch vielleicht ungern. weils einfach nötig ist, um gesund zu werden - und sobald der körper von alleine zurechtkommt, soll er das auch alleine machen.
überzogen ist das sicher nicht! warum sollst du länger am grund von dem schwarzen see rumdümpeln, als nötig?
wenn ein bergsteiger in eine gletscherspalte fällt, dann wird er wohl auch sämtliche geräte zu hilfe nehmen, die er dabeihat - auch wenn er den berg eigentlich ohne besteigen wollte.
hui, so viele vergleiche ... *g*
alles liebe!!
Re: meine neue hypothese
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 9:18
von nowaytoolong

DANKE das sind schöne parallelen.
ja ich finde auch, dass psychisches leiden im vergleich zu körperlichem noch immer eher verpönt und tabu ist.... wenn das nicht so wäre würden sich sicher viel mehr leute viel früher hilfe holen.