Achtung, ist vielleicht nicht leicht zu lesen, auf eigene Gefahr, könnte triggern.
Ich sitze gerade frierend in meinem Wohnzimmer, mit einer Tasse heißen Kamillentee. Mir ists elend zumute. Gerade hatte ich den 7. Rückfall in 96 Tagen.
Ich dachte den ganzen Tag wieder nur ans Essen und hielt es nicht mehr aus. Teilweise ist es so quälend, dass ich eder nur noch sterben möchte.
Mir fehlt es ganz extrem Geborgenheit zu spüren.
Als ich ein Kind war gab es schon Körperkontakt mit meiner Mutter. Mein Vater mochte es nicht so sehr.
Ich kann mich noch erinnern bei meiner Mutter Geborgenheit empfunden zu haben. Doch sie holte sich was sie brauchte, auch wenn ich nicht wollte. Sie zog mich an den Haaren und riss mich gewaltsam an sich ode knallte mir ein paar. Ich lernte meinen Körper auszublenden und es geschehen zu lassen. Viel Geborgenheit blieb nicht mehr übrig.
Meine Schwester war ihr Liebling. Sie war kaum kleiner oder dünner als ich. Ein bisschen. Wir sind gleich alt. Ich war immer die, die zurückstecken musste.
Mir kam erst vor ein paar Tagen die Erinnerung, dass meine Mutter mich links liegen ließ, weil meine Schwester auf sie zukam und sie sie lieber umarmen wollte. Ich war einfach abgeschrieben, nur zweite Wahl...
Ich bekam oft Ärger mit ihr und sie prügelte mich, unterstellte mir, ich würde meine Schwester dauernd piesacken und fertig machen. Meine Schwester durfte mich beschimpfen, anschreien - sie war ja die liebe Kleine, die immer im Recht war. Wenn ich schrie bekam ich Ärger, weil ich so mit ihr umging. Wenn ich ein Schmipfwort sagte wurde mir eine geknallt. Ich war dauernd der Sündenbock.
Sie unterstellte mir selbst dann, wenn ich gar nichts machte, dass ich meine Schwester ärgern würde. Allein schon wenn wir nur spielten. Sie wollte meine Schwester dauernd vor mir beschützen.
Eines Tages fiel meine Schwester hin und schlug sich den Kopf auf. Ich hatte grauenhafte Angst, dass ich beschuldigt werde, ich hätte die geschubst.
Sie schmuste viel meh mit ihr und ich fühlte mich außen vor, nicht zugehörig, alleine. Eines Tages knallte sie mir an den Kopf, ich könne mich anstrengen wie ich wolle, sie würde immer zu meiner Schwester halten, das würde sich niemals ändern, sie würde mich nie so lieben wie sie.
Ich sagte darauf, dass ich dann ja eh gleich gehn könne, dass es gemein sei und dass sie mich nicht lieb hat. Sie schaute mich böse an und drohte mir mich zu verprügeln, wenn ich jemals wieder sowas sage. Vielleicht hat sies irgendwann auch....
Das alles spielte sich vor der Grundschule ab, ich denke ich ar noch keine 8 Jahre alt....
Als ich klein war hatte ich immer wieder einen Film in meinem Kopf laufen. Ich lag da, festgeschnallt mit gespreizten Beinen und mir wurde was unten reingerammt, irgendwas Spitzes.... Es war ein abstrakter Tagtraum, den ich da hatte.
Es tat furchtbar weh und ich weinte in diesem Traum.
Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich das so schreibe

Irgendwann dichtete ich am Ende dazu, dass jemand da ist und mich tröstet, mich in den Armen hält und ich mich geborgen fühle.
Ich weiß nicht, wie ich auf diesen Inhalt kam, aber es deutet vieles auf s*x**ll* MB hin....
Ich war damals schon so verdammt allein, in einer Familie, die total gestörtwar. Mit einer totalitären und autoritären Mutter, bei der man sehr vorsichtig sein musste was man sagte und tat, sonst gabs Prügel. Sie fühlte sich so schnell in ihrer patriarchalischen Stellung angegriffen. Ich weiß nicht, wieviel Prügel ich in meiner Kindheit kassierte, doch es muss sehr viel gewesen sein.
Ich hatte zu funktionieren... Die Puppe, die man rausholt und knuddelt, die dazubleiben hat, ob sie will oder nicht, deren Willen man brechen muss, die man niedlich anziehen kann.... Die einfach zu funktionieren hat, deren eigenen Willen man sonst rausprügelt.
Obendrein wurde ich in der Schule für meine Andersartigkeit nur gemobbt, ich war immer Außenseiter.
Jahrelang lebte ich in Angst und ohne Geborgenheit. Ich fing an zu essen und flüchtete mich in meine Tagträume, in denen ich Gewalt erlebte und im Nachhinein von einer beliebigen Person Geborgenheit erfuhr... Es kommt mir so krank vor und ich schäme mich total dafür

Ich hab nie drüber geredet, weil ich mich zu sehr schäme.
Die Einsamkeit ist bis heute geblieben. Noch immer kann ich nur wenig Geborgenheit empfinden, wenn mich jemand in den Arm nimmt. Oft ist es Anspannung oder gar nichts.
Nur das Essen ist mir geblieben als Ersatz.
Vor einem Jahr landete ich mit einem besoffenen Kollegen nach der Disco im Bett... Zuerst genoß ich es nur, dass er mich in den Arm nahm, die Geborgenheit eben. Später wurde aber mehr draus, ich wollte das nicht und ließ meine Grenzen einrennen. Dass ich weg wollte nahm er nicht ernst. Er hielt mich fest und lag auf mir drauf.
Ich hab solche Angst, dass mir sowas wieder passiert und halte mich fern von Männern.
Doch ich sehe täglich Paare, die Händchenhalten, ich umarmen und küssen. Mir fehlt so furchtbar viel, doch die Angst lässt mich weiter einsam bleiben.
Dann kommen wieder die Wut, der Schmerz, die Verzeiflung und wieder bleibt nur das Essen.
Weinen kann ich schon lange nicht mehr.
Es ist das einzige was ich mir wünsche: Im Arm gehalten zu werden, mal richtig weinen zu können und mich geborgen zu fühlen.
Dafür schäme ich mich aber auch schon wieder.
Und dann bleibt nur das Essen, die Einsamkeit und stark bleiben...
Sorry, das alles musste mal raus
