Seite 1 von 1

Treppe abwärts - keine Kontrolle mehr...

Verfasst: Do Sep 11, 2008 20:34
von lotte
Hallo...
Bis auf eine kurze (oder auch zu etwas zu lang geratene :wink: ) Vorstellung habe ich mich hier so gut wie nicht zu Wort gemeldet - es ist leichter, die Gedanken und Wege Anderer zu lesen, als sich selbst in Worte fassen zu müssen.
Der Grund, warum es nun trotzdem zumindest versuche...
Die Ereignisse der letzten Wochen verdichten sich; neben dieser regelmäßigen Schei..ko**ei verhalte ích mich mittlerweile in manchen Situationen immer wieder so, daß weder meine engeren Freunde noch ich mich selbst wieder erkenne. Daß das tatsächlich so ist, ist mir eigentlich erst heut aufgegangen, als mich in gegenseitigen Einvernehmen eine sehr gute Freundin und Bezugsperson zu meiner Therapiesitzung begleitete, weil selber den Eindruck habe, ich kann gar nicht mehr ganz reflektieren, was ich in der letzten Zeit tue und was passiert ist. Sie hat ein von ihren Eindrücken erzählt - ich habe mich gelinde gesagt erschrocken über den Menschen, von dem sie sprach.
Okay, etwas genauer: Es gab in kürzeren Abständen einige "Totalausfälle", welche zwar zum größten Teil unter Einfluss von, aber meiner Meinung nach nicht ausschließlich bedingt durch Alkohol ergaben. (Sowas ist mir früher im schlimmsten "Zustand" nicht passiert!) Plötzlich auftretendes stundenlanges Heulen bis hin zur Unansprechbarkeit, ohne sich beruhigen zu können, wechselnd mit Apathie; ein hysterischer Anfall mit panischer Herumschreierei nachts mitten auf der Straße. Nächtliche Anrufe bei besagter Freundin, damit sie mich von zu Hause abhole (ich wohne allein), weil ich das Gefühl hatte, die Kontrolle über mich zu verlieren (SSV...) und mir "ausversehen" die Pulsadern aufzuschneiden oder was weiß ich.
Ich hab immer öfter das Gefühl, mir gleitet ab einem bestimmten Punkt jegliche Kontrolle und Reflektionsfähigkeit über das eigene Verhalten aus den Händen. Wie im Wahn. Und wenn man wieder zu sich kommt, gestaltet sich die Erinnerung nur bruchstückhaft und seeehr subjektiv gefiltert. Und irgendwie steht man wie neben sich, kopfschüttelnd, und fragt sich, wie das alles passieren konnte.
Ich habe erwähnt, daß Alkoholeinfluss eine Rolle spielt. Ich betrinke mich zwar nicht ständig, dennoch verfestigt sich die Angewohnheit, mich auch allein zu Haus mit einer guten halben Flasche Wein praktisch "stillzulegen". Daß Alkohol kein geeignetes Mittel ist, endlich den Kopf auszuschalten und schlafen zu können, weiß ich theoretisch selber. -Es hilft aber... :oops:
Wenn ich mal abends mit Menschen unterwegs bin und es etwas mehr gibt (hab das Gefühl, ich kann es nicht mehr so ab, was auch mit Antidepressiva und so Zeug zu tun haben kann), kommt es mittlerweile nicht nur einmalig zu Eskalationen der Art, wie ich sie beschrieben habe.
Ich meine, Abende, an denen wir über die Stränge geschlagen haben, gab es früher auch, aber Kontrollverlust hat sich auf die Körperfunktionen bezogen und nicht SO!
Ich mache mir mittlerweile selber Angst.
In der Therapiesitzung kam heut zum wiederholten Male das Thema Klinik (und zwar akut) auf den Tisch.
Ich wehre mich seit langem standhaft dagegen, hab nen tierischen Horror vor Krankenhäusern, Kliniken, Ärzten usw. Aber langsam weiß ich nicht mehr weiter.
Ich klammere mich immer noch an die Hoffnung, mich einfach mal wieder eine zeitlang zusammenreißen zu können... Eine Frage der Selbstdisziplin?
Aber irgendwie kann ich langsam nicht mehr.
Ich war so fassungslos, als ich das heut so real von mir selber gehört habe; glsube, ich musste das einfach mal loswerden...
Puuhh, ein Mammuttext ists geworden -
aber danke an jeden, der sich trotzdem bis hierhin durchgekämpft hat...

Re: Treppe abwärts - keine Kontrolle mehr...

Verfasst: Do Sep 11, 2008 21:15
von Colourful
Hey lotte!

Erstmal herzlich Willkommen im Forum und schön, dass du da bist!

Ja, du hast ein Problem, aber das weißt du ja selbst. Und ja, das hört sich alles überhaupt nicht gut an, vor allem, dass du wirklich unter Alkoholeinfluss solche Aussetzer hast. :roll:
Das kannst du nicht mit "Selbstdisziplin" und falscher Disziplin lösen, da brauchst du, nach dem, was ich hier lese, professionelle Hilfe. Auch in einer Klinik, denn so wie es aussieht gefährdest du dich selbst in einem ziemlich hohen Maße...
Tut mir Leid, wenn ich keine positiveren, besseren Worte finde, aber mehr fällt mir dazu nicht ein. Leider.

Alles Liebe, Colourful

Re: Treppe abwärts - keine Kontrolle mehr...

Verfasst: Do Sep 11, 2008 21:25
von lotte
Hallo Colourful,

vielen Dank für Deine Antwort. -Ja, das mittlerweile ein Punkt erreicht ist, mit dem ich nicht mehr einfach so fertig werde, das sehe ich... :(
Mein Therapeut pocht nicht erst seit gestern auf einen Klinikaufenthalt. Aber der Schritt ist so schwer... Und irgendwie hab ich immer die Hoffnung, daß diese Aussetzer eine Phase sind. Es ist viel passiert in der letzten Zeit. Zumindest emotional.
Ich hab das Gefühl, ich will einfach mal nur Ruhe... Vor der Welt, vor allen Anderen und vor mir selbst...

Re: Treppe abwärts - keine Kontrolle mehr...

Verfasst: Fr Sep 12, 2008 7:56
von Cruzader
hallo lotte!

was du beschreibst, kommt mir bekannt vor. wie oft und wieviel trinkst du, wenn ich fragen darf?
diese blackouts im alkoholisierten zustand habe ich bzw. hatte ich bis vor 1 1/2 wochen auch...
äußerst unangenehm, wenn einem die freunde dann am nächsten tag erzählen welchen mist
man wieder gemacht hat :(
bei mir gings soweit, dass ich eines tages im spital wach geworden bin da ich anscheinend
irgendwo bewußtlos zusammengeklappt bin. wow welch schönes erwachen :shock:
ich konnte mich an nichts mehr erinnern. hatte keine ahnung wie ich dahin gekommen bin.
alle meine sachen futsch und ich fühlte mich wie ausgelutscht, mehrere tage lang...

jedenfalls bin ich grad schwer am kämpfen die trinkerei sein zu lassen und es geht mir dadurch
auch in bezug auf das essen schon wesentlich besser. ich habe auch versucht mein kopfkino mit
hilfe des alkohols auszuschalten - hat aber leider wieder andere probleme nach sich gezogen - ertränken
konnte ich keines...
vielleicht versucht du mal den alkohol komplett wegzulassen? ich kann nur sagen, mir hilfts auch wenns
nicht immer leicht ist. ich habe jetzt den ersten schritt getan und mich der betriebspsychologin anvertraut.
es besteht hoffnung - IMMER! und mal ehrlich, es kann nur besser werden oder? es ist keine schande sich hilfe
zu holen, du bist ja schon in therapie. und manchmal bedarf es eben an mehr hilfe auch wenn man angst hat.
aber was hast du zu verlieren, wenn du in eine klinik gehst?
eines ist mir auf jeden fall klar geworden, alleine krieg ichs nicht hin und fast jeder mensch hat mal ne phase
wo einfach nix mehr geht. wichtig ist dann nur, nicht alles in sich reinzufressen (im wahrsten sinne des wortes :evil: )
sondern darüber zu reden um sich auch klar zu werden wohin man will.

meine ganzen süchte haben schon soviel zerstört - MIR REICHTS. ich laß mich nicht mehr unterkriegen und
mein 1. ziel ist, keinen alkohol mehr zu trinken in weiterer folge die esserei in den griff kriegen und dann auch
schlußendlich noch das kiffen im zaum zu halten. jo da steht mir einiges bevor aber alles ist möglich :mrgreen:

lg
cruzy

Re: Treppe abwärts - keine Kontrolle mehr...

Verfasst: Fr Sep 12, 2008 23:56
von lotte
Hallo Cruzy...

Danke Dir erstmal für die Preisgabe Deiner Erfahrungen! Du hast da ja einiges vor Dir... schön, daß Du das zumindest so klar für Dich hast definiert können!
-Klar darfst Du fragen - in den letzten Monaten entwickelte sich beim Alleinsein der Trend, nahezu täglich eine halbe Flasche Rotwein im Laufe des (späteren) Abends zu trinken, um einfach irgendwann mal den Schädel abschalten und im Endeffekt in den Schlaf kommen zu können... Wenn ich mit anderen (Vertrauten) bin, fällt das Maß schwerer, leider.
Cruzader hat geschrieben:ich habe auch versucht mein kopfkino mit
hilfe des alkohols auszuschalten - hat aber leider wieder andere probleme nach sich gezogen - ertränken
konnte ich keines...


-was ich herauslese, weißt Du, was ich meine.

Die Sorge, mich eines Tages in einer Klinik wieder zu finden, habe ich durchaus auch... Glücklicherweise hatte ich in der Nacht, in welcher ich schreiend auf der Straße hockte :oops:, sehr "etspannte und kompetente Freunde um mich, und ich bin ihnen sehr dankbar, daß sie mich irgendwie nach Hause und "in Sicherheit" gebracht haben - ohne Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen; weshalb ich mich glücklicherweise zu Hause wiedergefunden habe. -Ich beneide Dich nicht um Deine Erfahrung... :shock:
Aber wo das alles hinführt - wer weiß :(

Objektiv gesehen ist es für mich keine Schande, sich in einer Klinik Hilfe zu holen, aber der Schritt ins offizielle knock out ist so schwer zu akzeptieren... Und es gibt einige wenige Familienmitglieder, wie meinen Vater, welchem ich erklären müßte, wo ich all die Zeit bleibe; hier geht es nicht um Scham, sondern um die Einschätzung, daß er das von seiner mentalen Konsitution emotional nicht verkraftet. -Ich meine, es reicht, wenn es mir bescheiden geht; ich muß das nicht auf das einzige Familienmitglied ausweiten, was mir wirklich nahe steht, oder?
-Den Alkohol mal ganz und gar wegzulassen wäre sicherlich einen Versuch wert, wenn auch keinen leichten. Immerhin bedeutet das, sich ständig allem bewußt zu sein. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob mich das (abgesehen von diesen unangenehmen Aussetzern) der allgemeinen Besserung näher bringt - auch wenn ich Dir darin recht gebe, daß es nur noch besser werden kann.
Auch unabhängig vom Rotwein... Ich weiß einfach langsam nicht mehr, wohin, wie - und ein Stück weit nicht mehr warum...
Cruzader hat geschrieben:meine ganzen süchte haben schon soviel zerstört
-zumindest zu dieser Erkenntnis bin ich mittlerweile gekommen; einen Job, viel Zwischenmenschliches, und (wenn es so weiter geht) ein fast beendetes Studium... Freundschaften stehen auf dem Spiel - und der klägliche Rest von Leben... Auf der einen Seite - ist es das wert?? - auf der anderen - wie?...
Alles in allem klingt das wie ein Leidensbericht eines Alkoholikers :oops: - letztlich sehe ich es aber so, daß ich versuche, diese ganze Schei*** von Essen, Kotzen, Grübeln, Angespanntsein und Zeug wenigstens eine Zeitlang zu vergessen...