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sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Sa Aug 30, 2008 21:09
von virginia_woolf
liebe freunde!

nachdem ich schon gebeutelt bin vor angst wg meinem bevorstehenden entug v bestimmten substanzen, habe ich mich gefragt, warum das eigentlich so ist. ich denke ich spreche da vielleicht im namen einiger bulimiker(innen)?

warum haben wir solche probleme, unsere sucht "zu verlieren"?

bei mir ist es so, dass ich mich schon seit jahren nicht mehr anders kenne, als suchtabhängig. sei es, MS, substanzensucht oder sonstiges destruktives verhalten...

ich weiß nicht mehr, wer hinter dieser ganzen "SUCHTKONSTRUIERTEN persönlichkeit steckt. ich habe angst davor, dass ich ohne diese sucht überhaupt nichts mehr verkörpere!!! ich verliere meine jetzt (als süchtige) noch erkennbare persönlichkeit! durch sucht habe ich mich zu etwas definiert. sonst wäre ich wie ein leerer sack, der in sich zusammenfällt.

was kommt nach der sucht? eine völlig langweilige persönlichkeit ohne irgendetwas besonderem? ohne diesem gewissen etwas? (das bei mir ja scheinbar eine sucht ist)
wer bin ich dann überhaupt noch? ein platzhalter in der gesellschaft. völlig uninteressant, mittelmäßig und ignoriert?

ich habe das gefühl, durch den entzug würde mir mein lebensinhalt genommen werden. was soll ich dann noch tun/sein?

ich habe angst, "inhaltslos" zu werden!

lg marissa

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Sa Aug 30, 2008 23:22
von rainbow
Meine liebe Marissa
Deine Bedenken kann ich sehr gut nachvollziehen, aber ich denke es ist einfach die Angst vor etwas Neuem, vor Veränderung die diese Gedanken hervorruft!
Du wirst auch ohne Drogen etwas ganz Besonderes sein!! Du wirst stärker, gesünder, selbstsicherer sein und vor allem Herr deiner Selbst!! Mit den Drogen oder anderen Süchten machst du dich doch eigentlich nur zu einem Sklaven der brav gehorcht und Befehle ausführt :wink:
Du hast so viele Talente und Begabungen - ein langweiliger Mensch wirst du nie sein!!!! Lass dich einfach mal drauf ein und schau was passiert, ich bin sicher du wirst positiv überrascht sein! :lol: :lol:

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: So Aug 31, 2008 6:53
von gargamel
hallo marissa

deine angst ist nachvollziehbar, etwas herzugeben , von dem man fälschlicherweise meint, es hilft und stärkt , ein rettungsanker ,....... ! doch meine liebe, all das ist es nciht !!! die sucht vernichtet dich , deinen geist, deine seele, deinen körper ! viele deiner probleme basieren auf dieser sucht ! du bist absolut kein - leerer sack - wenn du dieses zeugs nciht mehr nimmst , im gegenteil ! ich durfte ein wenig hinter die fassade blicken und was ich das gesehen habe , ist eine sehr feinfühlige junge frau und glaub mir marissa , dein leben wird weitaus befreiter sein , als du dir das jetzt vorstellen kannst ! nicht mehr abhängig sein , bedeutet wirklich - frei - zu sein und zwar von allem ! was gibt dir die sucht - nichts !! nichts was wirklcih wäre , nichts was dir helfen könnte, nichts wofür es sich lohnen würde diese weiter auszuleben ! denn all das , was es dir vorspiegelt ,ist nicht echt ! Hab den mut und auch das vertrauen , lass dir helfen , dich von dieser sucht zu lösen !
es wird nciht einfach werden , das mag sein , gerade die erste phase des entzuges , aber das ist es wert ! überleg mal, wie lange du diesen mist schon nimmst, wie sehr es dich einschränkt , denn wenn du ohne nicht kannst , bist du eine ( wie rainbow schon sagte ) eine sklavin deiner sucht ! lass diese abhängikeit nciht über dein leben bestimmen , das hast du lange genug getan , jetzt ist es an der zeit stop zu sagen und das mit aller kraft, die dir zu verfügung steht !
ich glaube an dich marissa , du schaffst das !!!!!!

drück dich
manu

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: So Aug 31, 2008 10:11
von Kleene
Liebe Marissa,

ich kann deine Ängste ebenfalls nachvollziehen. Ich war zwar nie abhängig von Substanzen, aber diese Angst die Sucht aufzugeben (Bulimie ist ja auch eine Sucht) hat mir auch schon immer angst gemacht. Und nun bin ich schon 3,5Wochen clean. Einerseits bin ich sehr stolz auf mich, andererseits habe ich da wirklich eine Leere. Ich kenne mein Leben ja nicht (mehr) anders als das ich meine Freizeit mit Fressen und kotzen verbracht habe. Deshalb habe ich in dieser Zeit bemerkt, dass ich irgendwie kaum Hobbys habe oder sie schon laaaange nicht mehr betrieben habe. Das ist doch echt verrückt. Ich habe mich richtig isoliert und nur noch für diese dumme Sucht gelebt. Klar ich bin immer noch stark gefährdet, zähle noch kcal, aber das kann man ja auch nicht schwubdiwubs einfach ablegen.

Was ich dir eigentlich sagen wollte. Es ist furchtbar wichtig, dass du dir Hobbys suchst. Irgendwas was die Freizeit füllen kann. Jeder Mensch freut sich über Freizeit, aber wir haben angst davor, weil man so leicht in die gewohnten Strukturen fallen kann. Man muss sie also sinnvoll nutzen, etwas für sich tun, Spaß haben, etc. Ich weiß selbst das das nicht einfach ist. Ich verzweifle auch gerade daran, es fällt mir wahnsinnig schwer etwas nur für mich zu tun. Aber ich gebe mir allergrößte Mühe und hoffe das ich irgendwann mal begreife, dass ich auch ein Anspruch auf Freude habe.

Bleib stark und zieh das durch. Dir wird ja geholfen, sprich deine Ängste frei aus und verstecke sie nicht. Ein Leben ohne jeden Tag vollgedröhnt durch die Gegend zu laufen ist wirklich tausendmal besser als das was du jetzt führst. Dein wahres Ich ist vergraben in dir, du kennst es nicht, weil du es immer wieder abtötest, aber wenn du mal nett zu dir selber bist wird es sich von ganz alleine an die Oberfläche trauen und du wirst sie ganz sicher mögen :)

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: So Aug 31, 2008 21:41
von AllesBanane
einerseits habe ich nicht das gefühl, dass ich etwas besonderes und "erfühltes" bin weil ich meine sucht habe, andererseits verstehe ich marisas bedenken diesbezüglich.

wie passiert es, dass man "geheilt" ist? kommt es, nach jahrelangen thera-aufenthalten zu einem klick oder einer erleuchtung und man gesteht sich ein nieeeeeeeeeee nie nie nie wieder zu kotzen und hält sich sein leben lang diszipliniert daran?
oder sieht man die gefahren der krankheit endlich ein und bekommt angst zu sterben, also hört man mit der essstörung auf?
und sind die ex-bulimiker wahnsinnig diszipliniert und im endeffekt kontrollieren sie sich einfach besser, oder wollen sie einfach lange leben, oder wurden sie tatsächlich geheilt und denken über gegessenes überhaupt nicht mehr nach, bzw, bereuen es nicht.

ich weiß nicht.... was ist, wenn man keine angst hat von der sucht los zu lassen, man tut es auch.... ständig.
aber sie lässt selbst nicht locker.
ich weiß, meine sucht, das bin ich selbst. aber dann muss ein teil meiner selbst ja vernichtet oder irgendwie gestillt werden. bitteschön will ich ja, ich brauche diesen teil gar nicht.... doch es klappt nicht.

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Mo Sep 01, 2008 17:33
von aire
Liebe Marissa,

gute Frage - keine Ahnung. Habe ich mich früher auch oft gefragt, als ich noch keinen Tag ohne Kotzen über die Bühne bringen konnte. Inzwischen bin ich drei Wochen clean, und das Problem hat sich irgendwie in Luft aufgelöst. Ich bin immer noch was. :) Ich merke nicht mal einen Unterschied, ich kotze halt nicht mehr, fertig aus. Vielleicht merken andere einen Unterschied und nicht, weil ich mich jeden Tag ja sehe und erlebe.

Vor deiner Sucht hattest du ja auch eine Persönlichkeit, also, warum sollte die in der post-Sucht Zeit weg sein? :wink:

lg

aire

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Mo Sep 01, 2008 21:18
von virginia_woolf
AllesBanane hat geschrieben:ich weiß nicht.... was ist, wenn man keine angst hat von der sucht los zu lassen, man tut es auch.... ständig.
angst habe ich bereits gewaltige, denn sonst wäre ich denk ich nie auf die idee gekommen, einen entzug zu machen. ich sehe, wie mein körper verfällt, ich will nicht aussehen, wie keith richards :roll:
und von der körperlichen abhängigkeit zu schweigen, wenn ich mal zwei tage meinen tabs nicht bekomme, bin ich eine furie :oops:
aire hat geschrieben:gute Frage - keine Ahnung. Habe ich mich früher auch oft gefragt, als ich noch keinen Tag ohne Kotzen über die Bühne bringen konnte. Inzwischen bin ich drei Wochen clean, und das Problem hat sich irgendwie in Luft aufgelöst. Ich bin immer noch was. Ich merke nicht mal einen Unterschied, ich kotze halt nicht mehr, fertig aus. Vielleicht merken andere einen Unterschied und nicht, weil ich mich jeden Tag ja sehe und erlebe.
wahnsinn, das ist ja toll!!! gratuliere! ja, so spricht jemand, der schon gaaaaanz weit ist. der weiß, dass er jemand ist.
aber wie kann ich das herausfinden? ich habe mich bis jetzt nur durch süchte definiert? ich weiß gar nicht, wer ich bin, ob ich dann völlig kalt bin und ohne persönlichkeit?

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Di Sep 02, 2008 8:28
von anna.sophie
ich weiß gar nicht, wer ich bin, ob ich dann völlig kalt bin und ohne persönlichkeit?
Ich denke, dann wirst du endlich gelegenheit haben, den wunderbaren menschen kennenzulernen, der sich hinter all dem verbirgt. Es wird toll werden, DICH selbst kennenzulernen! :wink:

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Di Sep 02, 2008 18:07
von virginia_woolf
ich habe keine lust, mich von süchten vera****en zu lassen!
RIP schnee und tabs
egal, was danach kommt. es kann nur besser werden!!!!!!
ich werde mich wohl wirklich mal mit mir auseinandersetzen müssen, nicht so feige sein und mich zuzudröhnen... :roll:

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Di Sep 02, 2008 21:08
von aire
virginia_woolf hat geschrieben: aber wie kann ich das herausfinden? ich habe mich bis jetzt nur durch süchte definiert? ich weiß gar nicht, wer ich bin, ob ich dann völlig kalt bin und ohne persönlichkeit?
Wenn überhaupt wird man ohne Sucht sensibler. :wink: Weil man ja nicht mehr seine Gefühle ins Klo spült. Oder sonst wie verfälscht. Danke für das Lob, hat mich sehr gefreut!!

lg
aire

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Di Sep 02, 2008 22:55
von virginia_woolf
ich denke, ich werde es nun ernst versuchen... wie man es auch immer macht, es verändert einen sehr in eine fast immer nicht-erwünschte richtung. die erwartungen sind da anfangs wahrscheinlich anders, als es dann kommt... ob es jetzt B, Ms, substanzen oder anderes ist... sucht ist meistens ein versuch, sich selbst zu helfen, aber er schlägt gewaltig schief...
Danke für das Lob, hat mich sehr gefreut
lob ist in diesem fall angebracht...

virginia w.

Re: sucht-entzug= persönlichkeitsverlust?

Verfasst: Mi Sep 03, 2008 16:10
von aire
Bei Substanzentzug kenne ich mich nicht wirklich aus, aber was die Bulimie betrifft, finde ich es sehr hilfreich, in kleinen schritten zu gehen. Also nicht sagen: "ab jetzt kotze ich nie mehr, esse normal und gesund" das ist ein viel zu großer Anspruch, dem ich nicht gerecht werden konnte, alles auf ein mal.

Ich habe mir dann gesagt, ich versuche jetzt einen Tag ohne kotzen. Egal, was kommt. In einem Tag kann ich nicht fett werde und wenn es mir so schlecht geht ohne Bulimie, kann ich dahin jederzeit zurück kehren. aber ich gebe dem Versuch, clean zu werden, mal eine Chance.

lg

aire